Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der ‚St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Weontag, Dienstag, onnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
glatiTnd Sonntags mit Sfeitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koftet vierteljährlich 1.4 40 2 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 146 60 H, einschließlich 
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M 38. 
Politische Uebersicht. ! 
Deutsches Reich. 
München, 19. April. Vom Reichsrath 
. Neuffer wird als Referent über den Etat des 
ustizministeriums, mit Ausnahme des ablehnenden 
Jeschlusses zum Ministerial⸗Dispositionsfonds, die 
ustimmung zu allen ziffermäßigen Beschlüssen der 
bgeordnetenkammer beantragt. Was den Vorbe⸗ 
alt der Staatsregierung, aus etwaigen Erübrig⸗ 
ingen die geschäftsleitenden Oberamtsrichter an 
lmisgerichten mit 4 bis 5 Richtern zu Ober—⸗ 
mdesgerichtsräthen und ältere Amtsrichter in grö⸗ 
eren Städten unter Belassung in ihrer Geschäfts— 
zarte zu Oberamtsrichtern zu befördern, anlangt, 
o ist Referent mit der Ablehnung dieses Vorbehalts 
nicht einverstanden, erörtert vielmehr die Gründe, 
velche die Zustimmung zu diesem Vorbehalt als 
athsam erscheinen lassen. Den Antrag der Abge— 
rdnetenkammer auf Verminderung der Zahl der 
Oberlandesgerichte und Landgerichte kann Reichsrath 
„ Neuffer nicht zur Annahme empfehlen, führt 
zielmehr aus, daß es noch nicht an der Zeit sei, 
m der im Einvernehmen mit beiden Kammern 
urchgeführten Gerichtsorganisation vom Jahr 1879 
chhon jetzt wieder Aenderungen vorzunehmen. 
Zu der Sitzung der bayerischen Kammer 
er Reichsräthe, in welcher der Antrag bezüglich 
er Tegernseeer Erklärung Gegenstand der 
herathung war, hatte sich anuch Prinz Luitpold, 
— 
Nünchen zurückkehren wollte, eingefunden, indem er 
peziell aus diesem Grund seinen Wiener Aufent⸗ 
zalt abkürzte. Derselbe stimmte bekanntlich gegen 
en Antrag der Abg.⸗Kammer. 
München, 19. April. Herzog Adolph von 
dassau traf heute Morgens von Wien hier ein 
ind setzte nach kurzem Aufenthalte die Reise nach 
yohenburg fort. 
München, 20. April. (Abgeordnetenkammer.) 
3 ist ein Nachtragspostulat von 38,000 Mt. für 
»en Ausbau des Winterhafens in Ludwigshafen 
ingegangen. — Die Kammer nahm den Antrag 
on Biehl, welcher Revision der Reichsgewerbeord⸗ 
ung und Einführung von Zwangs-Innungen will, 
ach längerer Debatte, worin Luthardt (cons.) und 
duppert (ultram.) dafür, Krämer, Fischer und 
ẽchauß (liberal) dagegen sprachen, mit 80 gegen 
»9 Stimmen an. Der Minister des Inneren er⸗ 
lärte, den Antrag nicht berücksichtigen zu können, 
deil zunächst die Wirkungen der Novelle zur Ge⸗ 
berbeordnung vom Jahr 1881 und des jüngsi 
ublizirten Normal⸗Innungsstatuts abzuwarten seien; 
die Regierung vermöge in Zwangsinnungen keines— 
pegs das Heil des Handwerkes zu erblicken. 
Die bayerische Abgeordnetenkammer hat den 
gesetzentwurf über die Vicinaleisenbahnen 
instimmig angenommen. Es handelie sich dabei 
aerster Linie darum, jenen Gemeinden, welche 
ach dem bisherigen Geseß den Bau von Vicinal— 
isenbahnen unternommen hatten, einen Theil der 
MWurch ihnen aufgebürdeten Last abzunehmen. Die 
dinzelheiten der Debatte werden unsere Leser nicht 
iteressiren. 
(Bayerischer Landtag.) In seinem 
keferate über den Kullusetat empfiehlt Hr. Reichs— 
ath von Neuffer die Zustimmung zu dem Antrage 
r Abgeordnetenkammer auf Aufhebung des Speyerer 
ealgymnasiums nur bedingungsweise; nämlich die 
uhebung solle nur daun bewwertstelligt werden, wenn 
allqemeinen Interessen Dies wirklich zulassen. 
Samstag, 22. April 1882. 
17. Jahrg. 
Nüäürnberg, 19. April. Sozialdemokratisch. 
die hiesige „Presse“ meldet: Am Sonntag Nach— 
nittag 4 Uhr wollten im Reichswalde im Revier 
derrenhütte, die Reichstagsabgeordneten Grillen⸗ 
erger, Bebel und Löwenstein eine Versammlung 
don wenigstens 300 Personen abhalten, wurden 
aber trotz ausgestellter Vorposten von dem Gen⸗ 
darmeriewachtmeister Dennhoefer überrascht und 
erhindert. 
Berlin, 20. April. Die Ausschüsse des 
gundesraths beriethen gestern 5 Stunden lang das 
Tabakmonopol, und es verlautet daß der 
ẽntwurf erhebliche Abänderungen nicht erfahren 
verde. Die Entschädigungsfrage betreffend, ist jetzt, 
entprechend den Vorschlägen des Volkswirthschafts⸗ 
'aths, festgesetzt, daß der Durchschnittsertrag der 
Jahre 1876 bis 1881 mit Ausschluß des besten 
ind schlechtesten Jahres zu Grunde gelegt werde. 
hdente zweifelt Niemand mehr, daß der Bundesrath 
»as Monopol mit erheblicher Majorität acceptiren 
vird, obschon Sachsen heftig opponirt und von den 
Hansestädten darin unterstützt wird. 
Dem über 8 Tage zusammentretenden Reichs⸗ 
age wird das Monopol sofort zugehen; ferner 
»ie Novelle zur Gewerbeordnung und die Vorlage 
zetreffend die Arbeiter⸗Krankenkasse. Längere Zeit 
ürfte die Berathung des Unfallgesetzes im Bundes⸗ 
rathe in Anspruch nehmen, da einige besonders be⸗ 
nerkenswerthe Rechtsfragen zu eingehenden Erörter⸗ 
ingen führen dürften. 
Dresden, 19. April. Der König ist aus 
Italien hierher zurückgekehrt. 
Ausland. 
Paris, 19. April. Der Kriegsminister tritt 
im nächsten Montag die Inspektionsreise nach den 
zefestigungswerkten an der Ostgrenze an und 
jeht zunächst nach Belfort, dann nach Verdun, 
Toul und Nancy. 
Aus Paris. Der offizielle Ausweis der 
Staatseinnahmen im ersten Quartal zeigt 
inen Ueberschuß von 9 Millionen gegen 1881 und 
von 33 Millionen gegen den Voranschlag der auf 
die Einnahmen von 1880 gegründet ist. 1881 
atte letzterer Ueberschuß 53 Millionen betragen. 
zn diesem Ausfall von 20 Millionen sieht man die 
rolgen der Börsenkrise. 
Aus Rom meldet dem Tagebl. ein Privat⸗ 
elegramm: Der Cardinal Hohenlohe hat am Diens⸗ 
ag in seiner Villa Este zu Tivoli zu Ehren des 
Prinzen Heinrich von Preußen ein Bankett gegeben; 
»er Cardinal brachte bei demselben einen Toasi 
iuf Kaiser Wilhelm aus. Prinz Heinrich erwiderte 
enselben mit einem Toast auf den Papst. Zu⸗ 
segen war auch der Bischof von Tivoli, der erste 
Hotschaftsrath der deutschen Botschaft Herr von 
Derenthal, in Vertretung des abwesenden Botschafters 
Herrn v. Keudell, und der neuernannte preußische 
Hesandte beim päpstlichen Stuhle, Herr v. Schlözer. 
Lrinz Heinrich besuchte nachher den Bischof von 
Tivoli. 
London, 19. April. Der Attentäter Maclean 
wurde, als irrsinnig, freigesprochen. 
(Die Nihilisten an den Czaren.) 
Dem „Verl. Tageblatt'“ wird Folgendes migetheilt: 
In den Ostertagen fand der Kaiser Alexander III. 
n Gatschina auf seinem Arbeitstische ein Schreiben 
des revolutionären Exekutivkomitees vor, in dessen 
rinleitung die Revolutionäre in höflichster Form 
em Kaiser für die Begnadigung der neun im letzten 
Irozefse zum Tode Verurtheilten danken, dann abe 
wie der oder die Verfasser des Briefes sich aus⸗ 
drücken) sofort zu dem eigentlichen Beweggrunde 
übergehen, welcher sie zu dem Schreiben veranlaßte. 
Als solchen bezeichnen sie das ebenso unerklärliche 
wie gefährliche Zaudern des Kaisers betreffs der 
von ihnen wiederholt für Rußland geforderten Frei⸗ 
heiten. Die Krönung, heißt es dann weiter, sei 
jur den Monat August angesetzt gewesen; neuer— 
dings höre jedoch das Exekutivkomitre, sie solle, der 
aihilistischen Vorbereitungen wegen, verschoben werden. 
Das aber sei überflüssig, denn das Komitee ver— 
ängere hiermit die dem Kaiser zur Einführung der 
Reformen im vorigen Jahre bewilligte Frist bis 
zur Krönung im August. Bis dahin würde der 
taiser vor jedem Attentate sicher sein. Sollten 
edoch auch am Krönungstage Rußland nicht endlich 
diejenigen Freiheiten gegeben werden, die es mit 
Recht beanspruchen könne, und die das Komitee be⸗ 
reits vor einem Jahre dem Kaiser in einer beson⸗ 
deren Proklamation unterbreitet, so sei laut Beschluß 
des Komitees der Kaiser dem Tode verfallen, 
und welche Maßregeln auch immer zu seiner Sicher⸗ 
jeit er dana anwenden möge, keine einzige würde 
hn schützen können. Daß es sich bei dieser letzten 
Behandlung nicht etwa nur um eine leere Drohung 
jandle, davon könne sich der Kaiser sehr leicht und 
ofort selbst überzeugen. Derselbe brauche nur in 
einem Arbeits- und ebenso in seinem Schlafzimmer 
an der und der Stelle nachsehen zu lassen und 
nan würde Sprenggeschosse vorfinden, die diesmal 
illerdings nicht geladen, da sie nur als Beweis— 
nittel für die weitreichende Macht der Revolutions⸗ 
jartei dienen sollten. Unter Anwendung der größten 
Lorsichtsmaßregeln wurde sofort an den bezeichneten 
Stellen nachgesehen und, wie das Gerücht behauptet, 
daselbst auch wirklich in Bücheratrappen verborgen 
wei ungeladene Höllenmaschinen mit aufgezogenem 
Uhrwerk vorgefunden. Unser Gewährsmann setzte 
noch hinzu, daß man in Petersburg das eben Er—⸗ 
zählte durchaus nicht für unmöglich halte. Gleich— 
jeitig geht uns von anderer sehr beachtenswerther 
Seite eine Nachricht zu, die im ersten Moment der 
obigen in gewisser Beziehung zu widersprechen 
cheint, trotzdem aber mit ihr in Vereinbarung zu 
hringen ist, wenn man bedenkt, daß sich die nach— 
iolgend geschilderten Vorfälle bereits vor Wochen 
in Petersburg abgespielt haben. Man berichtet 
uns nämlich: Es mag circa 3 oder 4 Wochen 
her sein, da erhielt ein hervorragender Chemiker der 
russischen Residenz verschiedene Stücke aus der Leib⸗ 
wäsche des Kaisers mit dem Ersuchen zugestellt, zu 
tonstatiren, ob dieselben nicht etwa mit irgend einer 
ziftigen Substanz präparirt seien. Die sorgfältigste 
Antersuchung vermochte jedoch auch nicht das Ge— 
ringste in dieser Beziehung zu entdecken. Es ver—⸗ 
zingen einige Tage, als ebenderselbe Chemiker nach 
Gatschina berufen wurde, um an Ort und Stelle 
die gesammte kaiserliche Leib⸗ und Bettwäsche nach— 
zusehen. Diese Untersuchung, die erste wie die 
ehßtere, waren in Folge einer Warnung der Ber—⸗ 
liner Geheimpolizei angeordnet, welcher wiederum 
aus Genf erst eine allgemein, dann eine spezieller 
lautende Meldung zugegangen. Während in der 
ersten Meldung nur von einem geplanten Attentat 
vermittelst vergifteter Leibwäsche die Rede gewesen, 
hieß es in der zweiten, man wolle versuchen, feine 
mit „Curare“ vergiftete Nadeln in den Falten der 
Leib⸗ und Beitwäsche zu befestigen. Teuflisch genuͤg 
war dieser Anschlag ausgedacht, denn die geringste 
zufällige Verletzung der Haut durch eine dieser 
Nadeln mußte den Tod bringen, da die Verletzung 
zei ihrer äußerlichen Unbedeutendheit kaum recht⸗