In der nach dem Gottesdienste unter dem Vorsitze
des kgl. Dekans Herrn Henn stattgehabten Ver⸗
iammlung der Vertreter der einzelnen Gemeinden
wurden als Abgeordnete zum diesjährigen
hauptfeste in Ludwigshafen gewählt die Herren:
dekan Henn-Homburg, Pfarrer Ferckel⸗St.
Ingbert, Pfarrer Jumg Waldmohr, Apotheker
Wenz⸗Waldmohr, Oekonom Franz Klein⸗Brei⸗
tenbergerhof bei Ensheim und Wirth Georg Hus⸗
songe Reuhäusel. Als E rsatzleute wurden ge⸗
wählt die Herren: Pfarrer D'Alleux⸗Landstuhl,
Viktar Schmitt-Ensheim, Vikar Lipps-Mittel-
hexbach, Bürgermeister Blum-⸗Waldmohr, Kauf⸗
nann Orth Ensheim und Rentner Fr. Hus⸗
song⸗ Neuhäusel. Als Festort für das nächste Jahr
vurde Mittelbrunn bestimmt.
— (Pfälzisches Schwurgericht.) Am
17. kamen 2 Meineidsverbrechen zur Aburtheilung.
In der Vormittagssitzung wurde der 22 Jahre alte
Tagner Valentin Maecler von Nußdorf, wegen
eines solchen zu 1 Jahre Zuchthaus verurtheilt,
hingegen der 20 Jahre alte Ackerer Reinhard Fücks,
benfalls von Nußdorf, angeklagt der Anstiftung
zum Meineid, freigesprochen. — In der Nachmit⸗
agssitzung wurde der Makler Joseph Hofmann
bon Ramsen, 59 J. a., des fahrlässigen Meineids
tür schuldig befunden und zu einer Gefängißstrafe
don 83 Monaten verurtheilt.
— Das Verzeichniß der Preisrichter der
Bayerischen Landesausstellung in Nürnberg
ist soeben veröffentlicht. J. Präsident derselben ist
Hr. Gustav v. Schlör, Exc., Staatsrath i. a. D.,
Hcünchen. N. Ptäsident: Hr. Karl Krämer,
Privatmann und Landtagsabgeordneter in Nürnberg.
zjlus der Menge der Preisrichter heben wir die An⸗
gehörigen der Pfalz mit Namen hervor. Es
ind dies für Gruppe J, Gewerbliche Cosumtions⸗
produkte für Leben und Haushalt: Hr. Dr. Armand
Buhl, Reichstagsabgeordneter und Guätsbesitzer in
Deidesheim, Vorsitzender; Hr. Jakob Louis, Guts⸗
zesitzer in Neustadt a. H.; Hr. Clemens August
Reichard, Cigarrenfabrikant in Kaiserslautern.
— Für Gruppe II, Arbeiten aus vegetabilischen
und animalischen Fasern: Hr. Jean Helter,
Fabrikbesitzet in Kaiserslautern, Hr. Heinrich
Simon, Plüschfabrikant in Zweibrücken. — Für
Grupp IV, Arbeiten aus Fellen, Häuten, Leder,
Hunapercha und Gummi: Hr. F. Coblitz Schäfte⸗
fabrikant in Kirchheimbolanden, Hr. Albert Schne i⸗
der, Schuhwaagrenfabrikant in Pirmasens. — Für
Bruppe VI, Arbeiten aus Glas: Hr. Heuser,
igl. Fabrikinspektor in Speyer (auch in Gruppe XV).
Für Gruppe VIII, Arbeiten aus Stein, Cement,
Hips: Hr. Ferdinand Bernatz, Baumeister in
Speyer. — Für Gruppe IX, Arbeiten aus Metall:
Dr. Gustav Krämer, Hüttenwerlsbesitzer in St.
Ingbert, Kommerzienrath und Reichsrath, Vorsitzen⸗
der. Schon in vor. Nr. mitgetheilt.) — Für
Bruppe X, Arbeiten aus Holz: Hr. Karl v.
Zramer, Architikt in Kanserslautern (auch in
Bruppe XI). — Für Gruppe XI. Zimmer⸗Ein⸗
richtungen mit decorirter Malerei und größere
Besammtleistungen des Kunstgewerbes: Karl v.
Zramer, Architekt in Kaiserslautern (auch in Gruppe
). — Für Gruppe XIV, Verkehrswesen: Hr.
Westhoben, Direktionsrath der pfalzischen Bahnen
n Ludwigshafen a. Rh. — Für Gruppe XV,
Krafte und Arbeitsmaschinen: Hr. Eduard Cha⸗
teau, Ingenieur in Kaiserslautern; Hr. Dr. August
Flemm, Kommerzienrath und Fabrikdirektor in
dudwigshafen a. Rh.; Hr. Heuser, igl. Fabrik⸗
nspektor in Speyer (auch in Gruppe VI).
Aus Zweibrückeen, 16. Juni, wird
dem Frankih. Tgbl. berichtet: Gestern Nachmittag
ʒesertirte ein Soldat des hier garnisonirenden 2.
Kataillons 18. Infanterie⸗Regiments namens Zeis-
ner. Derselbe, ein verwahrlostes Individuum und
rotziger Bursche zugleich, welcher schon mit einer
ziemlichen Anzahl Polizeistrafen vergangenen Herbst
dahier eingestellt wurde, brachte es schon im Rer⸗
lauf von zwei Monaten zu 28 Tage strengen Ar—⸗
rest und zwar wegen Diebstahls von 1M. 20Ppf.
und wurde deshalb in die zweite Klasse des Sol⸗
datenstandes versetzt. Nach einigen andern Dieb⸗
qählen, die jedoch erst nach der Desertion des
Schuldigen an's Tageslicht kamen, versuchte er bei
Herrn Backermeister Brünisholz etliche Laib Brod
mitzunehmen, wurde aber auf der That ertappt.
Aus Furcht vor der Strafe, die in Anbetracht sei⸗
ner Vorstrafen nicht allzu gelinde ausgefallen wäre.
suchte der Dieb das Weile und lonnte bis jetzt
Joch nicht entdeckt werden
— In dem Jahresberichte des landwirthschaft⸗
ichen Vereins der Pfalz wird erwähnt, daß man
ich in Zweibrücken mit dem Gedanken der
xrrichtung einer landwirthschaftlichen Winterschule
rage.
— Das Schöffengericht zu Edenkoben ver⸗
irtheilte in seiner letzten Sitzung einen 14jährigen
Burschen von da, der eine vom Verschönerungs⸗
yerein aufgestellte Ruhebank durch Schlagen und
Werfen mit Sieinen muthwillig beschädigt hatte,
u 8 Tagen Gefängniß. Zur allgemeinen War—⸗
uung verlas der Herr Vorsitzende den betreffenden
Ztrafparagraphen; derselbe lautet: Wer vorsäßlich
ind rechtswidrig Gegenstände, welche zum öffent⸗
lichen Nutzen oder zur Verschönerung öffentlicher
Blätze oder Anlagen dienen, beschädigt oder zerstört,
vird mit Gefängniß bis zu 3 Jahren oder mit
Heldstrafe bis zu 1500 M. bestraft. Neben der
hefängnißstrafe kann auf Verlust der bürgerlichen
ẽhrenrechte erkannt werden.
— Landau, 17. Juni. Vor der Strafkam⸗
ner des kgl. Landgerichts dahier wurde vor Kurzem
ein Colporteur Namens Friedr. Ad. Ed. v. Gordon
zuus Wittenberg wegen verschiedener in der Gegend
»on Bergzabern veruübter Betrügereien zu 2 Jahren
gefängniß verurtheilt. Wie wir nun in dem „Fr.
ägbl.“ lesen, hat derselbe Schwindler auch einmal
ie Gegend von Zweibrücken unsicher gemacht
ind namentlich gute Kundschaft an den Landleuten
jefunden, deren Leichtgläubigkeit er benutzte, sie auf
ine nicht besonders feine, jedoch originelle Weise
u beschwindeln. Der hoffnungsvolle Jüngling war
iämlich Colporteur eines jener berühmten, bezw.
erüchtigten Schmierrromane — die schöne Spanierin
— mit denen vorzugsweise geradezu die Landbe—
ölkerung überschwemmt wird. Er suchte eifrig,
einen Roman unter die Leute zu bringen, unter
velchen in diesem Falle nur Dorfbewohner zu ver⸗
tehen sind, handelte aber dabei nicht selbstthätig,
ondern hielt sich verschiedene Unteragenten. Die
Ubnehmer der Wochenhefte erhielten außerdem je
in Loos der neuen Kölner Dombaulotterie, wie die
Agenten ausposaunten. Die Käufer waren erfreut,
iber ihren günstigen Handel und hatten keine
Ihnung von dem Betrug, welcher hinter dem ganzen
geschäfie steckte und dessen Opfer sie geworden.
ẽtliche Wochen später, nachdem die auf nächste Zeit
ingesagte Ziehung der Lotterie immer noch nicht
ju Stande gekommen war, schöpften einige der
zlücklichen Loosebesitzer Verdacht und befragten sich
iber die Beschaffenheit der Lotterie. Jetzt erfuhren
zie mit den Schmutzheften beglückten Landbewohner
u ihrem nicht geringen Schrecken, daß die Loose
ängst gezogen wären, demnach nicht den geringsten
Werth besaäßen. Natürlich machten die Geprellten
Anzeige von dem Betrug. Wie groß die Anzahl
er auf diese Weise Beschwindelten ist, beweist die
Zahl der Zeugen allein aus dem kleinen Dorfe
Nittelbach, welche sich auf 80 beläuft.
— Nach dem Ergebniß der Berufszählung be—
rug die Einwohnerzahl von Landau Gnkl.
Nilitär), am 4. Juni ds. Is.: 9162. Bei der
bolkszählung im Dezember 1880 waren es 8749
rinwohner; es ergibt sich also für den Zeitraum
von 114 Jahren eine Bevölkerungszunahme von
414 Seelen.
Vermischtes.
4 Nach einem vom statistischen Bureau ver⸗
iffentlichten Gemeindeverzeichniß auf Grund der
holkszählung vom 1. Dezbr. 1880 hat Bayern
urzeit 8028 Gemeinden, davon haben: 74 100
Seclen und darunter, 4974 101 bis 500, 2111
3501 bis 1000, 815 1001 bis 5000, 29 5001
is 10,000 und 25 über 10,000 Einwohner. Das
zrößte Wachsthum in den letzten 40 Jahren weist
wie bereits mitgetheilt) Ludwigshafen am Rhein
iuf mit 165,80 pCEt., das geringste Ansbach mit
8,9 pCt., die Stadt München steht an 4. Stelle
nit 145,9 pCt.
Frammersbach, 16. Juni. Beim
PBildern erschossen. Der k. Waldaufseher Lorenz
Wagner von Frammersbach hat den Bäcker Kunkel
zus Wiersthal im Staatswalddistrikt Sailhöhe beim
Wildern ertappt und, da er sich zur Gegenwehr
etzen wollte, einen Schuß auf ihn abgefeuert, der
en Tod zur Folge hatte. (N. Pr.)
Nürnberg. (Eine Thatsache vom Aus—
kellungsplätze.) Ein hiesiger Polizeibeamter in
zivil und ohne jedes Dienstabzeichen näherte sich
ergaangenen Sonntaq einem im Ausstellungsvark
m Gedränge promenirenden auswärtigen Baue
ehepaare, von welchem die zarte weibliche cn
eine goldene Erbsenkette um den Hajs geschlun s
krägt, und redete dieselbe an: „Sie, Frau, —*
Sie in diesem Gedränge Ihre Kette in Obacht
könnte Ihnen sonst Unliebes passiren.“ „Su 95—
der treue Gatte der Angeredeten: „Sans viun
ju aner? Probiren Sie's amal“ und setzte —9—
Stock in Bereitschaft. ĩ
Augsburg 16. Juni. Der Streik j
der Augsburger Buntweberei hat, wied
Postzeitung“ berichtet, heute früh sein Ende —
Zämmtlicht streikende Weber, mit Ausnahme de
ogen. Führer, haben die Arbeit wieder aufte ·
nommen, nachdem ihnen von der Direktion die Va
icherung gegeben wurde, daß bei einigen Arhtilen
inige Pfenige Zuschlag gewährt und die Arbeitsʒei
geregelt werden soll. Bezüglich der Führer soll umen
ucht werden, wer zur Wiederaufuahme würdig it
Von einem brennenden Bach wird qußz
üttenbach in Oberfranken berichtet. Bei den
taufmann Isner daselbst war in dessen Kellen.
äumen ein Faß Petroleum defekt geworden, infolge
essen sich der Inhalt entleerte und seinen Auswe
zus dem Keller in den Bach fand. In leich—
inniger Weise wurde das auf der Oberfläche de
Vassers fließende Petroleum angezündet und in
inem Nu ftand der ganze Bach in Flammen, die
Jaushoch in die Höhe schlugen und leicht sehr ge—
ährlich für den ganzen Ort hätten werden können.
da Petroleum nicht mit Wasser gelöscht werden
ann, so fiel man auf den Gedanken, Mist in den
rennenden Bach zu werfen, was auch mit Erfol⸗
elohnt wurde. Ein Schaden ist nicht zu verzeichnen
zie Einwohner kamen mit dem bloßen Schrecken da⸗
von. Den bodenlos leichtsinnigen Brandstifter aber
vird man wohl exemplarisch züchtigen!
p Brebach, 18. Juni. Die heutige Ein—
veihungsfeier der durch die Mumificenz des
Herrn Geheimerath Stumm neuerbauten Kirche
zerlief, in ihrem Haupttheile von sonnig-warmer
wWitterung begünstigt, in schönster Weise. Die
Spitzen der staatlichen und kirchlichen Behörde von
Zrovinz und Regierungsbezirk waren erschienen, um
nit dem hochverehrten Bauherrn und der Gemeinde
Zrebach diesen Tag zu feiern. Den Weiheakt voll
og Herr Generalsuperintendent Dr. Nieden von
doblenz, die Festpredigt hielt der Ortspfarrer, Hert
Zuperintendent Zillessen. Nach vollzogener
Beihefeier fand in der Wohnung des Erbauers ein
olennes Festmahl von ca. 30 Gedecken statt.
(S.⸗ u. Bl.⸗Ztg.)
Elversberg, 18. Juni. Am Dienstag
Vormittag fiel das dreijährige Töchterchen des Verg
nannes Johann Thräm hierselbst in eine auf dem
zußboden inmitten des Jimmers stehende, mit heißem
Vasser gefüllte Holzbütte, infolge dessen das Kind
rorgestern Nacht gestorben ist. (S.“ u. Bl.3.)
An dem Bau des zweiten Geleises der
—hein-⸗Nahebahn wird rüstig weiter gearbeitel
Nan hofft, das zweite Geleise bis zum Herbst fertig⸗
lellen ju können. Zum Theil schwierige Arbeiten
ilden die Erweiterung der Felseinschnitte und der
Sberbau der Brücken, von denen bei den meisen
zie Fundamente s. Z. allerdings schon für zwei
geleise berechnet angelegt wurden.
7 Vor, dem Schwurgericht zu Franb
urb a. M. begann am Freitag, wie bereits geme
et, die Verhandlung gegen den Bankier Albert
—A betrůgerischen Bankerotts und groß—
irtiger Unterschlagungen. Unsere Leser entsinnen
ic daß im Via dez Jahres 1880 in Franun
zie Besiher eines Bankgeschäftes durchbrannten. —
»urch Reklame und geschickte Manipulationen in
irger Zeu einen groben und vertrauensselign
dundentteis erworben hatte. Eine große Zahl ben
zläubigern sah den verschwundenen Betrügetn nach
pblohüch lauchie aus Chile die Nachricht auf, dah
nan die beiden Patrone dort aufgefunden und ver⸗
aftet habe. Da ein Auslieferungsvertrag zwischen
shue und Deusschland nicht bestand, zogen fich de
Berhandlungen wegen der Verabfolgung der Ban·
leroiteure an die zuständigen Deuischen Behoͤrden
in die Länge und während dieser Zeit gelang e
em am meisten kompromittierten gemplten Wih
jelm Sachs aus dem Gefaängniß zu entrinnen un
zas Weite aufzusuchen. Man hat bis zur Stunde
soch keine Spuͤr von ihm gefunden. Sein Brude
Albert aber wurde unter sicherer Hut nach diun
urt fransportirt und hat sich jetzt wegen der oben
senannten Verbrechen zu verantworten. Sachs, de