zt. Ingherter Aizeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
xer St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich füunfmal: Am Montag, Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonutag; 2mal wöochentlich mit Unterhaltungs⸗
zlatt und Sonutags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1I46 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 75 —, einschließliq
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M 00. Donnerstag, 10. Mai 1883.
18. Jahrg.
Politische Uebersicht.
Ueber das Besinden des Fürften Bismarck
lauten die Nachrichten heute ziemlich ungünstig.
Zur Behandlung des Fürsten ist wiederum Geheim⸗
ath Frerichs hinzugezogen worden. Die nervösen
Hesichtsschmerzen haben den Kranken ungemein an⸗
Jegriffen, und die Aerzte rathen dringend Schonung
ind Vermeidung von Anstrengungen an. Unter
solchen Umständen ist es nicht anzunehmen, daß
der Reichskanzler sich in diesen Tagen noch an den
parlamentarischen Arbeiten betheiligt.
Die „Nordd. Allgem. Ztg.“ veröffentlicht eine
Note des deuntschen Gesandten in Madrid
»om 6. Mai an den spanischen Minister des Aus⸗
värtigen, worin wiederholt der Antrag Spaniens
vegen Ermäßigung des deutschen Zolles für Wein
n Fässern abgelehnt wird, da eine jede Spanien
ewährte Begünstigung vermöge des aus den be—
iehenden Verträgen sich ergebenden Rechtsverhält⸗
nisses Frankreich, Oefterreich- Ungarn und Italien
u Gute kommen würde und für Deutschland mit
jroßen finanziellen und wirthschaftlichen Opfern
serbunden ware, ohne der spanischen Weineinfuhr
inen entsprechenden Vortheil zu schaffen. Die
ote schließt: Die deutsche Regierung erneuere ihren
borschlag auf der Basis, worüber eine Ueberein⸗
timmung beider Theile erreicht war, und hofft,
»aß die Antwort des Ministers, welche die Re—
zierung als eine die Verhandlung abschließende
ansieht, eine zustimmende und den freundschaftlichen
Beziehungen beider Nationen entsprechende sein werde
Ausland.
Paris, 8. Mai. Der Kaiser von Brasilien
Dom Pedro U. wird bis zum 15. Juni hier
erwartet. Wie früher, beabsichtigt er auch diesmal,
mehrere europäische Höfe, darunter jene von Berlin
und Wien, zu besuchen.
Das frauzösische Kriegsbudget für 1884
erreicht die Höhe von 605 Millionen, 20 Milli⸗
men mehr, als dasjenige von 1888. Diese letztere
Summe ist für den Unterhalt des Occupationscorps
in Tunesien bestimmt, welcher fortan im ordent—
lichen Budget seinen Platz haben wird.
Calcutta, 6. Mai. Ein birmanischer Prinz,
der zwei Mitglieder seines Gefolges in Kemendine
getödtet hatte, wurde von dem Strafgericht in Ran—
jun des Mordes schuldig befunden und zum Tode
erurtheilt. Der Angeklagte behauptete, daß er ein
ouveraner Fürst sei und demnach der Jurisdiction
ines britischen Gerichtshofes nicht unterliege.
Unter Vorantritt der Musik setzte sich alsdann der⸗
selbe nach dem im nahen Walde gelegenen Fest⸗
platze zu in Bewegung. Hier angekommen platierten
sich die Vereine an dazuhergerichteten Tischen,
während die Bergkapelle Sulzbach, welche die Fest⸗
nusik übernommen hatte und dieselbe nunterLeitungihres
Diregenien Herrn Lindner in trefflicher Weise
zur Geltung brachte, von der Bühne herab den
Festmarsch spielte, worauf Herr Zeige die übliche
Festrede hielt. Auf das am Schlusse derselben
ausgebrachte Hoch auf den deutschen Kaiser als
»bersten Kriegsherrn intonierte die Kapelle die
Nationalhymne, in welche die Anwesenden begeistert
einstimmten. Eine große Menschenmenge hatte
sich aus den umliegenden Ortschaften eingefunden,
und da eine Anzahl Wirthe, Kuchen⸗ und Zucker⸗
bäcker sich auf das eifrigste angelegen sein ließen,
für das leibliche Wohl der Durstenden und Hun—
gernden zu sorgen, auch die verschiedenen Musik⸗
kapellen abwechselnd bemüht waren, durch den Vor⸗
rrag schöner Musikpiecen den geistigen Bedürfnissen
Genüge zu leisten, so fühlten sich alle Festtheil⸗
nehmer wohlbefriedigt. Manchem derselben wird
das Fest eine angenehme Erinnerung bleiben.
— Zweibrücken, 8. Mai. Heute Vor—⸗
mittag wurde eine hiesige Beamtenfamilie von
einem erschütternden Schicksalsschlag getroffen.
Nachdem Herr Landgerichtsrath Phatz, ein ausgangs
der Vierziger stehender Mann, seit einiger Zeit,
wohl mit infolge anstrengender Berufsthätigkeit,
geklagt hatte, stellten sich heute Vormittag Symptome
von Geistesstörung ein; in diesem Zustand suchte
er Hand an sich zu legen und verwundete sich in
der That etwas am Halse. Heute Mittag wurde
er in die Heilanstalt Klingenmünster verbracht, wo
hoffentlich in Bälde die Heilung des liebenswürdigen
Mannes, tüchtigen Beamten und musterhaften Gatten
und Vaters gelingen wird. GOPf. K.)
— Zweibrücken, 8. Mai. Am Pfingst⸗
montag wird dahier unter der Leitung des Bezirks
turnwartes Frit Schneider ein Bezirks—
turnen nach der neuen Eintheilung des pfälzischen
Turnerbundes abgehalten, und haben demselben
anzuwohnen die Turnwarte der zum J. Turnbe—
irke Pirmasens-Zweibrücken gehörigen Vereine
Jirmasens M.⸗T.«V., Pirmasens T.V., Rodalben,
Zdomburg, Hornbach, St. Ingbert, Waldmohr
und Zweibrücken. Wenn schon die Vornahme der
Wahl von 2 Gruppen⸗-Turnwarten als Hauptgegen⸗
tand dieses Bezirksturnens bezeichnet werden muß,
so liegt andererseits auch die Nothwendigkeit des
Durchturnens verschiedener beim Kreisfeste vor—⸗
kommenden Uebungen und einer Besprechung über
die für das letztere ausgegebenen turnerischen An—
ordungen vor. (3w. 3.)
— Werein Kreditreform Zwei—
brücken.) Geschäftsbericht. Zahl der Mitglieder
am 21. April: 97. Mit 21. d. sind angefordert
191 Posten mit Mk. 11,530.39; hievon ab die⸗
jenigen Posten, deren Mahnfristen noch nicht ab⸗
gjelaufen, 155 Posten mit Mk. 4,765. 92, bleiben
336 Posten mit Mk. 6,584. 47; hievon sind erledigt
durch Zahlung, Befristung, Rücknahme ꝛc. 157
Personen mit Mk. 2,802. 11, oder 47 80 der
Posten ist 48 80 der Beträge. Die Erledigungen
ergeben bei Liste 1837 900 der Posten ist 32 046
der Beträge, also Besserung 10 80 der Posten ist
11 980 der Beträge. Wir zweifeln nicht an rasch
fortschreitender Besserung, die, wie Eingangs erwähnt,
»on Einigkeit und Energie der Mitglieder, im festen
zusammenhalten und steten Wirken im Vereins—
Deutsches Reich.
München, 8. Mai. Se. Maj. der König
aben von der umfassenden, aufopfernden und er⸗
prießlichen Thätigkeit, welche Staats- und Ge⸗
neindebehörden, Hilfscomites, Corporationen und
gereine, die Presse, sowie Privatpersonen aus An⸗
aß der jüngsten verheerenden Ueberschwemmungen
mder hochherzigsten Weise entfaltet haben, mit
roßer Befriedigung Kenntniß zu nehmen und
isllerhöchst anzuordnen geruht, daß den Betheiligten
ierfür die Allerhöchste besondere Zufriedenheit und
er Königliche Dank öffentlich zum Ausdruck ge—
racht werde.
München, 8. Mai. Wie in militärischen
kreisen verlautet, soll der Chef des Gendarmerie⸗
ÿorps, General-Major Murrmann, beabsichtigen,
n den Ruhestand zu treten; als dessen Nachfolger
oird Oberst v. Mailinger, z. Z. Comman⸗
eur des 1. Infanterie-⸗Regiments genannt.
Trier, 8. Mai. Die „Landeszeitung“ bringt
me Depesche aus Rom, welche meldet, daß die
Antwort der preußischen Regierung auf die Note
jacobinis am Samstag durch den preußischen Ge⸗
indten v. Schlözer überreicht worden sei. Die
Antwort verspreche Straffreiheit für das Spenden
er Sacramente und das Messelesen, wenn der Papst
as Einspruchsrecht bei Anstellung der Geistlichen
estattet. Die Depesche will ferner wissen, der
batican gehe nicht darauf ein, wenn nicht eine
rganische Revision der Maigesetze zugestanden werde.
Berlin, 8. Mai. Der Reichstag genehmigte
zefinitid die Handelsverträge mit Serbien und
Nexiko und begann sodann die zweite Berathung
er Holzzölle. Abg. Dirichlet Gortschritt)
pricht für die vollständige Ablehnung der Holzzölle
ind stellt den Nothstand der Waldwirthschaft in
Abrede. Er protestirt gegen die neue Theorie,
eben das Recht des Arbeiters auf Krankenver⸗
cherung und Unfallversicherung das Recht des
Valdbesitzers auf Rente zu stellen. Abg. v. Tep⸗
er-Laski (frei⸗kons.) rechtfertigt die Beschlüsse
er Kommission. Abg. Graf v. Holstein spricht
jamens der Minderheit der konservativen Partei
zegen die Holzzollvorlage, Abg. Frhr. v. Pfetten⸗
lrnbach für die Beschlüsse der Kommission, die
Ibg. Oechelhäuser und Goldschmidt gegen
sie ganze Vorlage. Bundeskommissär Dankel—⸗
nann weist statistisch nach, Deutschland könne
einen Holzbedarf selbst decken und durch einen
naͤßigen Schutzzoll die Konkurrenz des Auslandes
ernhalten. Minister Lucias und Abg. Frege
efürworten noch die Vorlage, während Abg.
dasenclever sich dagegen ausspricht. Nach
Schluß der Besprechung konstatirt der Abg.
Nagdzinski, daß die Polen gegen die Vorlage
timmen werden. Das ganze Haus lehnte in
amentlicher Abstimmung die ganze Vorlage
uit 177 gegen 150 St. ab.
Berlin, 8. Mai. Die Unfallversicherungs⸗
kommission ftellte zu Paragraph 6 (Leistungen im
jalle der Tödtung) das Mindestmaß des Sterbe—
geldes nach dem Antrag Hertling auf 60 Mk— fest,
ss Mindestmaß der Renten für Wittwen und Wai—
n nach Antrag Lieber auf 60 (statt 50) Prozent
7 Arbeitsverdienstes und nahm in provisorischer
bstimmung den ganzen Paragraphen' imt diefen
lbänderungen an.
Berlin, 9. Mai. Der Reichstagwird
ons 22. d. M. vertagt werden.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 10. Mai. Seit einigen
Tagen wird aus dem hiesigen Hüttenwerke der
transport der Kohlen, des Coaks und Roheisens
von der neuen zur alten Schmelz durch Lokomotiven⸗
zetrieb vermittelt. — Wie der Zw. Z. von hier
nitgetheilt wird, hat die nahe preußische Gemeinde
sentrisch Schritte um Errichtung einer Halte⸗
belle daselbst gethan.
8Schnappbach, 8. Mai. Am verflossenen
Sonntag feierte der Kriegerverein zu Alten—
vald sein zehnjähriges Stiftungsfest. Schon nach
Mittag rückten die eingeladen auswärtigenen Krieger⸗
Kereine in großer Zahl mit wehenden Fahnen und
inter Musikbegleitung in das festlich geschmückte
Altenwald ein. Um drei Uhr ordnete sich vor dem
dause des Bezirksvorstandes des Kriegerbundes
ind Präsidenten des Altenwalder Krieger⸗Vereins,
herrn Zeige, der Festzug, der durch die zahl—
eiche Vetheiligung der eingeladenen Vereine (mit
hren Fahnen) ein imposantes Aussehen gewann
1 *