IJnugberter Aumzeiger
2 8 ßf n 4 d —4 F
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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20. Jahrg.
S
Rußlands Mission und Gebiets-Städten Garnisonen zu halten. Im Jahre 1875
mpörten sich die Kokanzen gegen ihren Khan,
Erwerbungen in Asien. er die Hilfe Rußlands anrief. Nach Niederwer
In dem russischenglischen Conflikte, der nicht ung des Aufftandes erhielt Rußland das nördlich
oegen der afghanischen Grenze, sondern in Folge uas Syr-Darja gelegene Gebiet. Die Kokanzen,
Hebenduhierschaft der beiden Großmächte in dierüber erbittert, verjagten ihren Kahn,
isten entstanden ist, bietet es einen interesfsanten burden jedoch von den Russen neuerdings überwäl ⸗
mmentar zur Situation dar, einen Blick auf die igt und baten schließlich selbst 1876 um die Auf⸗
Mission und Gebietserwerbungen zu thun, welche ahme Kokands in den rusfischen Staatsverband.
sußland in Asien bereits vollzogen hat. Es darf Die Unterwerfung des Gebietes zwischen dem Kaspi.
bei als richtig augenommen werden und ist auch ind Aralsee begann 1869. Die Chiwesen
n russischen Staaismännern und hervorragenden ollten für die Unterstützung eines Aufstandes der
qhristsellern bestätigt werden, daß Rußlond in dirgisen, sowie für einige an rusfischen Unterthanen
Mer Ausdehnung nach Asien nicht nach Lander- erübte Gewaltthätigkeiten bestraft werden. Bei der
wwerb trachtet, sondern instinktid einen Weg zum eschützten Lage Chiwas inmitten weiter Wüsten
Hellimeere, eine gute Verbinduug zur See für seine onnte aber erst 1873 der Zug gegen Chiwa unter
helegenen und dem Verkehre mit den übrigen Kul- Heneral Kaufmann erfolgreich durchgeführt werden.
icmachten verschlossenen Lündern sucht. Thatsache hiwa mußte nach der Einnahme seiner Hauptstadt
jeja auch, daß Rußland in Afien sehr viel wecth⸗ 873 das Land am rechten Ufer des Amu-Darja
oses Land in Besitz genommen hat, dessen Ver-umn Rußland abtreten. Chiwa selbst wurde gleich
valtung bedeutend mehr kostet als es Einnahmen Buchara, ein vollkommen abhängiger Vasallenstaat.
ringt, aber um zum Meere, zu Weltstraßen für seine Im Jahre 1880 begann infolge von Grenzräube—
dinterlander zu gelangen, mußte Rußland die un- kien die Erpedition gegen die Acha Telinzen unter
vinthlichen Gestade Sibiriens und die unermeßlichen Beneral Skobelew; 1881 wurde Geoktepe erstürmt und
Zteppen Centralasiens in Besitz nehmen und fieht 884 fiel das Gebiet von Merw auf
un vor einer weiteren Elappe nach dem indischen bdrund freiwilliger Unterwerfung an Rußland.
Aean oder arabischen Meerbusen, wo das Riesen⸗
eich der Moskowiter einen Hafen erwerben möchte.
zieht man ferner in Erwägung, daß es barbarische,
on Nomaden, Jägern und Räubern bewohnte
Ander gewesen sind, mit denen ein dem civilisirten
gerkehre entsprechendes Nachbarverhältniß nicht her⸗
ustellen war, wenn man diese Barbaren nicht un⸗
erwarf, so wird man zugeben müssen, daß nicht
ie rohe Eroberungspolitik, sondern die politische
dothwendigkeit den Russen ihre Rolle in Asien auf⸗
edraͤngt hat.
Wahrhaft erstaunlich ist es nun, welche unge⸗
eueren Landerstrecken Rußland während der letzten
reißig Jahre in Asien erworben hat. Was den
hebietsstand in Centralasien betrifft, so zog die
ussische Reichsgrenze im Jahre 1847 vom Rord⸗
ande des Aralsees über den Unterlauf des Syr⸗
darja zum Flusse Tschu und längs desselben zum
Ifft-Kul hin. Sie war gänzlich offen und infolge⸗
ꝛessen den Einfällen der benachbarten Normaden⸗
oller preisgegeben. Um eine gesicherte, natürliche
hrenze zu erlangen, nahmen die Russen den Ko⸗
anzen, deren Reich sich nördlich bis zum Aralsee
ind dem Flusse Tschu erstrechte, im Jahre 1852
die Stadt Perowski, 1839 Djulek, 1860 das Ge⸗
ziet südlich des Tschu, 1864 Turkestan und hier⸗
den ganzen Landstrich am minleren und oberen
aufe des Syr-Darja. Die Kokanzen befestigten
nun Tschemkent, von weichem Orte Turkestan be⸗
roht werden konnte. Die Russen ergriffen, um
ieser Gefahr zu entgehen, die Offenssive und ero⸗
ꝛerten Tschemkent noch im selben Jahre. Da die
eue Grenze unablässig alarmiert wurde, nahmen
ie Russen 1865 Taschkent in Besitz. Nun aber
varf sich der Kahn bon Buchara als Vertheidiger
es Islam auf und zog mit 40,000 Mann gegen
Russen. Eine russische Abtheilung von 8600
unn mit 20 Geschützen schlug dieses Heer südlich
wr Taschkent in die Flucht und nahm Chodzeni
Gegen Buchara wurde der Feldzug erfolgreich
ee Die Folge war, daß 1866 Utrajube
* uiset dann nach einem vom General Kauf⸗
bi —R Siege 1868 Samarkand genom⸗
9 urden. Beim Friedensschlusse erhiellen die
en nebstbei das Recht. in drei hicharischen
safsung genommen, wie mit Berlin so auch mit
Madrid diplomatische Fühlungen zu nehmen, welche
etztere augenscheinlich auf die bekannte Gegnerschaft
Zezug haben, die zwischen Spanien und Frankreich
iber den maßgebenden Einfluß an der marokka⸗
nischen Küste latent vorhanden ist.
Frankfurt, 4. Mai. (Ir. J.) (Colonial⸗
Anternehmungen in Süd-Brasilien. Aus Ham⸗
»urg wird uns Folgendes über die schon in der
Bresse angedeuteten, aber bisher nicht naäher defi⸗
nirten Absichten des Herrn Pastor a. D. Stutzer
n Goslar berichtet: Der Plan des Hrn. Pastor
Ztutzer besteht darin, in und bei der deutschen
Folonie Blumenau je nach dem verfügbaren Kapital
inen gut gelegenen und möglichst fruchtbaren
randcomplex zu erwerben, zunächst 50, 000 preu⸗
zische Morgen, später ebentuell mehr. Dieses Land
ol in Parzellen gegen sofortige Baarzahlung an
eutsche Einwanderer abgegeben werden; als Durch⸗
chnitt sind 100 Morgen für eine Farm angenom⸗
nen. Für die erste Unterkunft der Einwaänderer
ollen einige Gebäude als Obdach errichtet werden.
derr Stutzer fragt durch Rundschreiben bei Freun⸗
)en geordneter colonialen Bestrebungen an, ob sie
zeneigt sind, sich darlehensweise mit Antheilen von
e 100 M. bei diesem Unternehmen zu betheiligen;
ine Haftung über die Antheile hinaus triti natür—
ich nicht ein; jeder Antheilsschen von 100 M.
vird bis spätestens 15. Aprii 1895 mit 150 M.
urückgezahlt, bis dahin aber mit 6pCt. von Herrn
hastor Stutzer verzinst. — In Süd ⸗Brasilien liegt
nach der Ansicht dieses Herrn die Zukunft unserer
olonialen Bewegung und es ist sein Wunsch, die⸗
elbe organisiren zu helfen; er wird deshalb zum
Zwede der nöthigen Vorarbeiten demnächst auf
nehrere Monate nach Brasilien reisen, — falis die
erforderlichen Mittel für das Unternehmen beschafft
verden koͤnnen. Herr Stutzer bezieht sich auch auf
ie ausgesprochene Billigung des Planes durch den
Begründer jener deutschen Colonie. Herrn Dr. H.
Blumenau.
Volitische Uebersicht.
Deutsches Reich.
Muͤnchen, 3. Mai. Die Vertretung Bayerns
m Bundesrathe bei den Verhandlungen über die
justizgesetznobelle wird durch den bayerischen Ge⸗
andten Grafen Lerchenfeld und Ministerialrath
zrhrn. v. Stengel auf Grund des im Justizministe⸗
ium von Ministerialrath v. Kastner ausgearbeiteten
seferates wahrgenommen. Letzterer ist durch ein
vehörleiden an dem Besuche der Bundesratbsber⸗
jandlungen verhindert.
Berlin, 4. Mai. Das Abgeordnetenhaus
iahm den Antrag Huene in dritter Lesung nach
sen Beschlüssen der zweiten Lesung an und geneh⸗
nigte das ganze Gesetz mit 233 gegen 86 Stim⸗
nen. Der Finanzminister hatte erklärt, von dem
Zustandelommen des Gesetzes sei die Bewilligung
»er Zölle abhängig gemocht worden. Würden die
zölle bewilligt, so werde die Regierung das Gesetz,
vie es aus der zweiten Lesung hervorgegangen sei,
mnehmen.
* Man schreibt dem „Berl. Tag ebl.“: Das
efreundete Verhältniß Deutschlands zu Italien, das
ürzlich durch die Sprache eines Theiles der italie⸗
nischen Presse anläßlich der Interpellationen der
ömischen Kammer über das italienische Engagement
n Egypten und dessen Rückwirkung auf die Mitiel⸗
neerfrage nicht in bester Beleuchtung erschien, ge⸗
angt neuerdings zu lebhaftem Ausdruck durch einen
egen Depeschenverkehr zwischen dem deutschen und
alienischen Kabinet. Mancini's jüngste Erklär⸗
ingen, daß Italiens Verhältniß zu Deutschland ein
ehr befreundetes sei, haben in Berlin angenehm
erührt. So lange Italiens Aktionen im Einver⸗
tändniß mit dem Zweikaiserbündniß erfolgen, wird
deutschland keinen Grund haben, den auf die
virksame Wahrnehmung hochbedeutender Interessen
n Mittelmeer gerichteten Bestrebungen Italiens
—chwierigkeiten zu bereiten. Die Frage, ob Italiens
Bünsche in den älteren Interessen der Türkei in
gypten berechtigtem Widerstand begegnen, scheint
n jenem Gedankenaustausch erörtert zu werden.
edenfalls hat man in RNom qleichzeitia Veran—⸗
Auslaud.
London, 4. Mai. „Daily News“ zufolge
st die Antwort Rußlands auf die Depesche Gran⸗
zille's am Samstag Morgen hier eingetroffen und
im gleichen Tage Nachmittags in einem Kabinets⸗
rath erwogen worden. Ueber die Antwort habe
nan sich bereits am Samstag prinzipiell geeinigt,
die formelle Beantwortung erfolgte heute. Ton
ind Inhalt der russischen Depesche sei versoͤhnlich,
ie Antwort Granville's werde ebenso versöhnlich
ein. Die russische Depesche sage, der günstige
Zindruck, den der Kaiser und die Minister aus
)em telegraphischen Resum von Granville's Depe⸗
che vom 25. April gewonnen, sei nach Prüfung
)es Inhalts noch verstärkt worden. Granpville
jatte am Samstag nach dem Kabinetsrath Audienz
dei der Loͤniain.
die Untersuchung,schlagender Wetter“
var belanntlich vor einiger Zeit vom Minister der
ffentlichen Arbeiten einer sogenannten „Wetter⸗
dommission“ übertragen worden, und diese hat in
er vorigen Woche in Aachen eine Berathung
jehalten. Ueber die Arbeiten der Kommission und
ils schließliches Ergebniß derselben wird dem „Verl.
Tagebl.“ aus Aachen, 26. Apbril, folgendes
ähere geschrieben:
Es handelte fich in erster Linie um äaußerst
nieressante Versuche im elektrischen Laboratorium