Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingherter Anzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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Volitische Uebersicht. 
In ihrer jüngsten Nummer bespricht die Kreuz⸗ 
etung“ die Gasteiner Monarchen zusam— 
renkunft und sagt in ihren Auslassungen be⸗ 
nerkenswerther Weise: „Die gemeinsame Friedens⸗ 
—E—— 
gundnisses bildet, hat nachgerade den Charatter 
jner Unwandelbarkeit erhalten, welche Befürcht⸗ 
ingen, wie sie sonst zeitweilig durch äußere Ereig— 
isse hervorgerufen worden, ausschließt und besonders 
eil der Erweiterung, welche die österreichisch⸗deutsche 
zllianz durch den Beitriit Rußlands erfahren, 
uernde Bürgschaften für die allgemeine Erhaltung 
ce europaischen Friedens bietet. Deshalb gewinnt 
—XXDO 
diesem Jahre, wie mit Sicherheit erwartet wer⸗ 
en darf, eine Begegnung der Monarchen Oester 
eichs und Rußlands folgen werde. Das Zusammen⸗ 
ꝛehen der drei eine so imposante Macht repräsen⸗ 
renden Staaten kann seine Anziehungskraft nicht 
erfehlen, und man wird es wohl als eine seiner 
richtigsten Wirkungen ansehen dürfen, daß auch 
zngland unter seiner neuen Regierung sich an⸗ 
hidt, dem Friedensprogramm der drei Kaisermächte 
ich anzuschließen und durch sein Vocgehen zu be⸗ 
unden, daß es den Prinzipien desselben aufrichtig 
uldigen wolle. War es zum großen Theil den 
küclwirklungen des deutsch⸗österreichisch⸗ russischen Zu⸗ 
ammenstehens zu danken, daß selbst unter dem ab⸗ 
rettetenen englischen Kabinete die einen Augenblid 
ang ernstlich aufgetauchten Besorgnisse wegen einer 
hedrohlichen Gestaltung des afghanischen Konflikts 
und seiner Konsequenzen dald geschwunden, so darf 
unter dem neuen englischen Kabineie, das das Feft 
salten an den Vertraͤgen auf seine Fahne geschrieben, 
un so ficherer erwariet werden. daß in Bälde auch 
ijt letzten Wolken, welche den außereuropaäischen 
dorizont trüben, schwinden werden. Wie sollten 
cher noch die Befürchtungen, daß dem Frieden von 
tgend einer Seite Gefahr drohe, aufkommen, wenn 
mn Verein mit den verbündeten Kaisermächten auch 
england entschlossen ist, die gleiche Friedenspolitik 
wie erstere zu verfolaen?“ —* 
Im englischen Oberhaufe erwiderte der Premier 
Salis bury“ auf die Anfrage ob keine Schritte 
Eschthen seien zum Schutze der defreundeten Stamme 
xs Sudans gemäß den nach dem Tagebuche Gor- 
„ns gemachten Versprechungen: Seitdem habe sich 
dieles derändert. er lönne nicht einmal versichern, 
ch die England befreundeten Stämme, welche den 
vchuß Englands verlangten, gegenwärtig noch 
nisfiren, es sei ihm vielmehr hekannt, daß zahlreiche 
— befreundet gewesenen Staͤmme vernichtet 
worden sind und es fei wahrscheinlich, daß diejeni⸗ 
ien Stämme, welche nicht aufgerieben worden ind— 
ufdehort haben. die Freunde der Englaänder zu 
n. Auch hätten England befreundete Stamme, 
nche infolge ihrer Haltung degenuder Tngiem 
in Gefahr befünden,. keine —AX 
and gerichtetDaß Englaud wegen seiner 
on im Sudan inbetreff der großen Masse der 
— eine Verantwortung irage, erkenne er 
handig an, er fürchte aber, daß die Zeit vor⸗ 
sr sei, wo ein solcher Schutz gewaährt werden 
nn. Was die Sudanfrageim allgemeinen an⸗ 
a so sei dies eine Augclegenheit welche ganz 
nders zu der Mission Wolff's gehöre. Augen - 
dich liege eß nicht im Imteresie des zseumiden 
Samstag, 8. Auaust 1888s5. 
20. Jahrg. 
Dienstes, die Vorschläge mitzutheilen, welche die 
Regierung dem Sultan oder anderen Machthabern 
machen könne. 
— 
prinz Rudolf, sowie die beiderseitigen Minister deß 
Aeußeren und Graf Taffe bei. 
Tripolis, 4. August. Die türkischen Be⸗ 
hörden beschäftigen sich energisch mit den Verthei⸗ 
digungsmitteln dieses Ortes. Außerhalb des Hafens 
sind Torpedos versenkt worden, und alle ankommen⸗ 
den Schiffe haben Lootsen an Bord zu nehmen, 
um in den Hafen einlaufen zu köͤnnen. 
Finanzieller Zusammenbruch der Republiken 
Mexiko und Transvaal. In Mexiko war 
derselbe seit lange vorauszusehen. Jetzt ist ein 
Defizit von 25 Millionen Dollars da, das haupt 
ächlich von den hohen Unterstützungen herrührt 
welche den von nordamerikanischen Spekulanten ge⸗ 
bauten, zum Theil recht überflüssigen Eisenbahnen 
gewährt werden müssen. Der Präsident Porfiric 
Diaz will sich damit aus der Verlegenheit ziehen 
daß er 35 Millionen in neuen Staatsschuldscheinen 
zu niedrigerem Zinsfuße als bisher ausgibt und 
die Gehälter der Staatsbeamten um 10- 50 pCt. 
je nach ihrer Höhe beschneidet. — Ueberraschender 
ist der Krach der Boerenrepublik Transvaal. äber 
deren bevorstehende und jetzt zur Thatsache gewor⸗ 
dene Zahlungseinstellung dis in die jüngste Zeil 
nicht einmal Andeutungen vorlagen. Jetzt hörl 
man freilich, daß der Präsident Krüger schon im 
vorigen Jahre auf seiner europäischen Tour in ver⸗ 
chiedenen Hauptstädten vergeblich angeklopft habe. 
Die Boeren haben sich durch ihre Kämpfe mit den 
Zulus und Englandern ruinirt. In England 
cmnüpft man an die Katastrophe die Hoffnung, daß 
die Transvaalrepublik in ihrer Verlegenheit dite 
Hilfe Großbritanniens nachsuchen und unter den 
Jegenwärtigen Verhältnissen bald willig sein werde, 
ich in einen Bund aller südafrikanischen Staaten 
unter englischem Proteltorat einreihen zu lassen. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Inabert, 7. August. Vor einigen 
Tagen wollte dahier ein 12jähriger Knabe, der sich 
ohne Wissen seiner Eltern in den Besitz von Pulver 
gesetzt hatte, zum Zeitbertreib ein sogen. Spauz⸗ 
männchen losbrennen. Dabei wurde ein kleines 
Kind, das seinem größeren Bruder zur Beaufsich- 
tigung übergeben war, durch die Exploston des 
Pulvers an Gesicht und Händen nicht unerheblich 
berletzt. 
* St. Ingbert, 7. August. Wie bereits 
in vor. Nummer durch Inserat belannt gegeben, 
findet heute Abend im Cafs Seiter ein Konzert 
des Künstler⸗Quintetts Reichmann GVater, Tochter 
und 3 Söhne) aus Brüx fiatt. Den Kunstlern 
geht ein bedeutender Ruf voraus; schon in ver⸗ 
schiedenen pfälzischen Städten haben sie konzertiert 
und überall durch ihre hervorragenden Leistungen 
entzücht. So schreibt die „Kais. Zig.“ über das 
Auftreten derselben in Kaiserslautern u. A.: „Die 
hohen Leistungen der auf den Konservatorien zu 
Wien und München trefflich gebildeten Künstler 
stehen in technischer Beziehung auf der höchsten 
Stufe des Erreichbaren. Besondere Erwähnungen 
verdienen die Solo⸗Piecen des Geiger⸗Virtuofen, 
Herrn Robert Reich mann. Verselbe besitzi 
eine eminente, ebenso rapide als unfehlbare und 
bis auf den Grund klare Technik, einen kräftigen 
und zugleich maßvollen, aller Spielarten und dy⸗ 
namischen Schattierungen fähigen Ansatz und eine 
geläuterte, brillante Vortragsweise. Frl. Anna 
Reichmann bot in drei Piecen für Sopran 
v. Weber, Abt und Curschmann eine glänzende 
Leistung ihrer herrlichen, sehr umfangreichen und 
trefflich geschulten Sopranstimme. Als bemerkens⸗ 
werth ist noch hervorzuheben das prachtvolle Clarineit⸗ 
Solo des Herrn Joseph Reichmann, welcher 
in dem Vortrage der Bärmann'schrn Fantasie eine 
uugewöhnlich große Fertigleit in Bewaltigung der 
schwierigsten Koloraturen, außerordentliche Tonfülle 
und verständnißvolle Phrasirung seines hübschen 
Vortrages an den Tag legte. Kurzum das über⸗ 
aus feine Ensemble, das so selten gehoͤrte wunder⸗ 
volle Konzert verdient alle Anerlennuͤng und wurden 
die wackeren, anspruchslosen, bescheidenen Künstler 
mit lebhaftestem Beifall üüerschüttet. “ 
— Kaiserzlautern, 6. August. Der 
Geueralinspelior der bayerischen Armee, General- 
feldzeugmeister Prinz Luitpold von Bahern, 
wird am Sonntag, den 18. September, früh 7 Uht 
55. Min. hier eintreffen und im Hotel Schwan 
Absteigequartier nehmen, um vom 14 bis 16. Sep⸗ 
ember den Manövern der 4. Division beizuwohnen. 
Der Prinz wird, außer anderem Gefolge, von seinem 
dersönlichen Adjutanten, Obersten Freyschlag von 
Freyenftein begleitet sein. Die Abreise Sr. Koͤnigl. 
Hoheit erfolgt am 17. früh. J 
— Kaiserslautern, 5. August. Das 
Ehrenmitglied des hiesigen Musikvereins, Herr J. 
Schwager in Ludwigshafen, wird zu Ehren des 7. 
»fälzischen Sangerfestes eine Festschrift erscheinen 
assen, deren Ertrag dem Sängerfesi zufließen wird 
Deutsches Reich. 
Berlin, 6. August. Die Meldungen der 
Wiener Blatier über die Zeit der Zusammenlunft 
des österreichischen und russischen Kaisers stimmen 
mit den bisher verlauteten Mittheilungen nicht über— 
ein und sind daher mit einiger Reserve aufzu⸗ 
nehmen. 
Berlin, 5. August. Die neueste Post brachte 
Alarmnachrichten aus Zan zibar. Auf den in 
Lamu wissenschaftiich deschäftigten Herrn Gustar 
Denhardt ist von Soldaten des Sultans geschlossen 
worden, so daß Denhardt nur noch unter Bedeckung 
und gut bewaffnet seine Wohnung verlassen kann. 
Neue Mißhelligleiten befürchtet man infolge weiterer 
Gebietserwerbungen, welche Dr. Jühlke für die 
deutsch⸗ ostafrilanische Gesellschaft in Nachbarsulta⸗ 
naten, namentlich am Kilima⸗Ndjaro, gemacht hat. 
Hamburg, 6. August. Der Direktor der 
Seewarte, Herr Geheimrath Neumaher, reiste als 
deutscher Delegitter des internationalen meteorolog 
ischen Komitöss nach Paris. 
Fulda, 5. August. Zur Theilnahme an der 
Bischofskonferenz sind der Fürstbischof von 
Breslau, der Bischof Krementz, die Bischöfe von 
dildesheim, Trier, Osnabrück, Münster und Lim⸗ 
—E 
horn uͤnd Culm sind durch Domlapitulare vertreten 
Die Konferenzen begannen heute früh und werden, 
wie es heißt, bis Freitag dauern. 
Ausland. 
Wien, 5. August. Die Begegnung des 
aisers von Rußland mit dem Kaiser von Oester⸗ 
reich findet den neuesten Anordnungen nach in 
Tremsier bei Olmütz am 24., 25. und 26. 
August stait. Der Zusammenkunft wohnen die 
heiden Kaiserinnen und wahrscheinlich auch Kron⸗