Full text: St. Ingberter Anzeiger

—a.— J70 — — —— F 343 
2 J 533 MM — 2z3 5 ——28 J ö8— F 
S — C J — 5Vv v3 F M F S 2 * —9* —* v 4 58 — 
* —* * 2 * — — — — 
.. ꝛ i 3 — — * — —S— —— — 
W 24 —— 222 —113332 X x. gr 
4.Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
— — — OOαAιä ι — r —— — — — ——— — 
der St. Jugberter Anzeiger“ erschelnn woͤchentlich funfmalr Am Montag, Dieustag, Donnerétag, Samstag und Sonntag; 2mal woͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
Blatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage, Das Blatt kostet vierteljahrlich 1 AM 60d A einschließlich Traͤgerlohn; durch die Post bezogen 1M 75 —, einschließli 
0 ¶ Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4Agespaltene Sarmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfali 10 ⸗, bei außerpfälzischen und solchen 
auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 15 6, Neclamen 30 . Bei Amaliger Emcuckung wird uur dreimalige berechnet. 
—— 
AA 5. 5 e ESamstag, 9. Januar 1886. 21. Jahrg. 
Für das J. Quartal 1886 
ün auf den „St. Ingberter Anzeiger“ 
ꝛei allen Postanstalten, den Postboten sowie bei 
insern Austrägern und bei der Expedition abonnirt 
verden. 
Politische Uebersicht. 
Auf eine Interpellation bezüglich des Verbots 
ãmmtlicher Surrogate bei der Bier⸗ 
zereitung, ist kürzlich im Reichstage vom Bun⸗ 
zesrathstische aus eine Erklärung abgegeben worden, 
zie vielfach Befremden erregt hat. Hert Bundes⸗ 
'ommissar Koͤhler erkllaärte, daß „ehe ein Verbot 
ammtlicher Surrogate (wie in Bayern) in Aussicht 
Jestellt werden kann, vorher erst andere Interessen 
virthschaftlicher und finanzieller Art erwogen werden 
nüssen“, daß ferner erst zu ermitteln sei; „ob es 
nöglich ist, die bayerischen Grundsätze bezüglich des 
Surrogatverbots auf ganz Deutschland anwendbar 
uu machen, oder, wenn Modifikationen mit Rücksicht 
zuf das Reichsbrausteuergebiet sich nothwendig machen 
ollten, ob Bayern seinerseits auch diesen Modifi⸗ 
ationen zustimmen kann“. Gegen diese Auffassung 
zer Sache erhebt der Vorstand des Leipziger Be⸗ 
irksvereins vom Deutschen Brauerbund Protest in 
inem an die Kollegen der Norddeutschen Brausteuer⸗ 
Zemeinschaft gerichteten Cirkular, worin es heißt: 
„Ganz abgesehen davon, daß die landwirthschaft ⸗ 
ichen Juteressen jedenfallz am desten gewahrt, wenn 
Malzsurrogate — Malz verbraut wird, abgesehen 
»avon, daß das finanzielle Interesse des Staates 
m gegebenen Falle von ganz geringfügiger unter- 
jeordneter Bedeutung, ferner abgesehen davon, daß 
Zayern — auf Grund der Reichsverfassung vom 
16. April 1871 -. gar nicht berechtigt ist, bei der 
Besetzgebung für die Brausteuergemeinschaft mitzu— 
virken. wie thatsächlich auch das Braufteuergesetz 
‚om 81. Mai 1872 unter Ausschluß der Reichs— 
agsabgeordneten von Bayern, Württemberg und 
Baden zu Stande gekommen, somit von einer Zu— 
timmung oder Nichtzustimmung Bayerns zu dem 
»on uns angestrebten Verbot der Surrogate über⸗ 
zaupt keine Rede sein kann, machen wir wiederholt 
darauf aufmerksam, daß die Reichsregierung bereits 
im Frühjahr 1879 bei Vorlage des Gesetzentwurfes 
iber Erhebung und Erhöhung der Brausteuer dieser 
Vorlage „das Verbot sämmtlicher Malzsurrogate“ 
inderleibt und die Nothwendigkeit dieses Verbotes 
aicht allein ausdrücklich anerkannt, sondern auch 
gleichzeitig diese Nothwendigkeit in ausführlichster 
Weise motivirt hat, indem es an betreffender Stelle 
4. A. wörtlich heißt: „Nach den vorliegenden Er- 
sahrungen ist die Verwendung der Malzsurrogate 
zur Bierbereitung als wirkliches Bedürfniß nicht 
mzuerkennen — im Gegentheil wird durch die Bei- 
nischung von Surrogaten die Güte des Bieres 
ʒielfach gefährdet und das um so mehr, als die 
—A meisten verbreitete 
Stärkezucker, häufig in schlechter Beschaffenheit ver- 
wendet wird!“!“— 
Wir verlangen weder Rücksichten noch Schutz 
noch Schutzzoll — der für uns Bierbrauer leider 
zum zweischneidigen Schwert geworden (siehe Bel— 
gjien, die Schweiz und Frankreich); wir verlangen 
ind beanspruchen vielmehr, daß unsere ehrliche 
Arbeit nicht länger mit dem Makel der Unreellität 
ehaftet sei, wir verlangen, daß unsere ehrliche 
Arbeit als solche gesetzlich anerkannt, als solche 
zesetzlich festgestellt werde, und diese Anerkennung, 
diese Feststellung kann' nur durch ein gesetzliches 
Verbot sämmtlicher Surrogate erfolgen ẽꝰs 
Die Forderung des Verbotes der Surrogate 
ist eine durchaus gerechte, dem allgemeinen Interesse 
entsprechende. Jeder Biertrinker in XXXC 
ilso jeder gute Deutsche hat ein Recht darauf, sich 
uur an reinem, unverfälschtem Biere laben zu 
zürfen, und der im Umlauf befindlichen Petition 
im Verbot der Surrogate, der sich bereits 800 
Brauereien aus den derschiedensten Gegenden des 
Paterlandes angeschlossen haben wünschen wir daher 
zon Herzen den besten Erfolg. 
Berliner Blätter bringen eine Liste der 
preußischen Ministerien während der fünf⸗ 
indzwanzigjährigen Regierungszeit des Kaisers. 
Iobwohl dieselbe nur Bekanntes enthält, so kommt 
zs einem bei der Durchsicht dieser langen Reihe 
don meht oder minder glänzenden Namen doch 
vieder einmal zum Bewußtsein, welche Ausnahme⸗ 
tellung Fürst Bismarck in Preußen⸗Deutschland 
einnimmt. Beinahe dreißig Kollegen in allen 
sessorts hat er kommen und scheiden sehen, keiner 
zon denen, mit denen er seit seinem Eintritt ins 
Ministerium (am 23. September 1862) zusammen 
arbeitete, hat ihn ũber die Hälfte seiner Laufbahn 
sinaus degleitet, er selber ist als unerschütterlicher 
Fels an der Stelle geblieben, an welche ihn das 
ßerirauen des Monarchen berufen hatte. Von den 
Mitgliedern des Ministeriums Hohenlohe⸗Ingel- 
ingen, welches vom Ministerium Bismarck abgelöst 
purde, ist nur noch Graf Leopold zur Lippe am 
deben, von den engeren Kollegen des Kanzlers ist 
die kleinere Hälfte gleichfalls bereits dahingeschieden. 
Der konfervative Abgeordnete Dr. Hartmann 
hat der „Frkf. Ztgt“ zufolge zum Antrage Len z⸗ 
nann wegen Entschädigung unschuldig 
Verurtheilter einen Gegenentwurf eingebracht, 
der in seinem F 1besagt: Dem UAungellagten, 
velcher wegen einer nach der Strafprozeßordnung 
zu verfolgen gewesenen strafbaren Handlung zu 
iner Freiheitssirafe verurtheilt worden und dieselbe 
janz oder theilweise verbüßt hat, ist, wenn er im 
Wege der Wiederaufnahme des Verfahrens wegen 
aieser Handlung freigesprochen worden, auf seinen 
Antrag für die durch den Strafvollzug in Bezieh- 
ung auf seine Vermögensverhältnifse, seinen Erwerb 
oder sein Fortkommen erlittenen Nachtheile, Ent- 
chadigung aus öffentlichen Mitteln zu gewähren. 
32. Der 8 1 findet entsprechende Anwendung, 
venn die Wiederaufnahme zur Anwendung eines 
nildern Strafgesetzes oder bei einer Gesammtstrafe 
zu einer theilweisen Freisprechung geführt hat und 
zie nunmehr erkannte Strafe geringer ist als die 
zereits voslstreckte. 88. Insoweit der Augeklagte 
eine Verurtheilung absichtlich herbeigeführt hatte, 
st ein Anspruch desselben auf Entschädigung aus⸗ 
jeschlossenn. V 
In der Reichsbank findet gegenwärtig ein 
tarker Goldzufluß statt. Derselbe soll in den 
Monaten November und Dezember vor. J. gegen 
110 Mill. Mk. betragen haben. 
Einer römischen ODepesche des Reuter'schen 
Bureaus“ zufolge war der vom Papste dem Fürsten 
ismard verliehene Christusorden von einem 
eigenhändigen Briefe Sr. Heiligleit an den Reichs 
kanzler begleitet. e, 
— —— 2* 
Deutiches Reich. 
Müuͤnchen, 5. Januar. Candtag.) Die 
dammer der Abgeordneten setzte heute die Berath⸗ 
ung des Forftetats fori. Kap. 2 und 8 der Ein⸗ 
nahmen Aus Jagden“ und „Aus Triften und 
dolzhöfen“, Voranschlag 156,700 und 850,840 
MNari, werden ohne bemerkenswerthe Debatte ge- 
iehmigt. Die Verathung über Kap. 1 der Aus⸗ 
jaben wird zurückgestellt, bis die Denkschrift über 
—VD 
2. „Aufwand für Unterstützungen“ 92,570, Kap. 3 
Eigentliche Betriebskosten“ 5,947, 2600, mit einigen 
seringen Abstrichen von in Summa 25,000 Mtk., 
dap! 4 „Lasten der Forst⸗, Jagd⸗, und Triftrea⸗ 
itäten“ 784,000 mit Abstrich von 5000 Mark, 
Zape 5 „Ständige Bauausgaben“ 18,000 Mark, 
ap. 6 Umzugsgebühren“ 5000 Mk., Kap. 7 
„Landbauausgaben“ 252,070 Mark mit Abstich 
son 5000 Mark, werden ohne erhebliche Debatte 
erledigt. Ebenso die Ausgaben für die Forstlehr⸗ 
anstalt Aschaffenburg in Höhe von 30,420 Mark. 
Darauf vertagt sich das Haus bis Donnerstag den 
7. das. 913 Uhr Vorm. — 
München, 7. Januar. Die Abgeordneten⸗ 
ammer setzte die Berathung des Forst-Etats fort. 
Kittler werhebt Protest gegen die in fiamen 
Berdächtigungen seiner Person in der Forst⸗ 
Irganisationsfrage durch ,patriotische“ Blätter. 
In der morgigen Sitzung kommen der Geschäfts⸗ 
zetrieb· der Nurnberger Bank, Petitionen wegen 
der Waldstreu⸗Angelegenheit und der Antrag Prey⸗ 
ing bezüglich der Torfstreufrage zur Berathung. 
Müunchen, 7. Januar. Die Kammer der 
Ubgeordneten erklärte sich mit der Neuorganisation 
des Forstwesens einverstanden. D 
Muünchen, 6. Januar. Der Beschwerde⸗ 
Ausschuß hielt gestern seine erste Sitzung ab. U. 
A. lief auch eine Beschwerde des Tagner Joh. 
Philipp Keidel auf, der Haide, bei Kirchheim- 
»olanden z. 3. in Dietresheim in Rheinhessen gegen 
das kgl. Landgericht Kaiserslautern wegen Zeugen⸗ 
zermehrung ꝛc. ein. Referent ist Gunzenhäuser, 
velcher in seinem Berichte nachweift, daß Beschwerde⸗ 
ührer sich so unklar in der Ausführung seiner 
Beschwerde ausdrücke, daß der eigentliche Beschwerde⸗ 
zunkt nicht herauszuschälen sei und er müsse das 
Schriftstück als unverständlich bezeichnen, weßhalb 
r auch Abweisung der Beschwerde deantrage. Der 
Ausschuß hat sich diesem Antrage angeschlossen. 
Eeipzig, 6. Januar. Die gestrige Versamm⸗ 
ung der Wollindustriellen war von einigen hundert 
Interessenten aus allen Theilen Deutschlands besucht. 
die Versammlung beschloß einfstimmig: In Er—⸗ 
vägung des Umstandes, daß die deutsche Landwirth- 
chaft der Wollindusirie nur, ein Quantum von 
2400,000 Centnern Wolle zu liefern im Stande 
st, daß aber die Wollindustrie durch den Zoll in 
hrer Entwickelung aufgehalten. sdie Konkurrenz im 
Inlande in Frage gestellt und die Exportfähigkeit 
jernichtet würde, gegen die Einführung des Woll⸗ 
jolles zu protestiren und diesbezügliche Petitionen 
an den Reichsstag und den Bundesrath zu richten. 
graden — Ausland. 
Paris, 5. Januar. Die hiesigen Blätter 
äußern sich bis jeht zurückhaltend über das 28jäh⸗ 
rige Regierungsjubilaäum des deutschen 
Taisers. Die „Republique Francaise“, das 
Haupiorgan der Opportunisten, die, seit ihre Leute 
nicht mehr am Ruder sind, die chauvinistische Saite 
anschlägt und sogar die Kandidatur Derouledes 
anterstützte, sucht darzuihun, daß, wenn Deutisch⸗ 
land seine drei großen Männer, Wilhelm, Bismarck 
und Moltke, verliere, es den größten Gefahren ent⸗ 
24