Firma Hummel u. Co. vertrat im vorigen und
diesem Jahrhundert durch einen kolossalen Apparat
jon Fuhrwerken gewissermaßen die Eisenbahn, ver⸗
nittelte hauptsächlich den Verkehr zwischen Frank ˖
reich und Deutschland. und dadurch besitzt heute
noch Herr Hummel den damals diesem Zwecke
dienenden großen Grundbesitz in Straßburg, Kehl
und Mannheim.
F Mainz. Der Mörder «des Wothe'schen
Ehepaares, Schuster Georg Friedrich Herbest von
hier, wurde gestern früh 6213 Uhr im Hofe des
Justizpalastes hingerichtet. Die Henkersmahlzeiten“
hatte H. sich noch gut schmecken lassen, er sang so⸗
gar. und die letzte Nacht verbrachte er ruhig.
Beistlichen Zuspruch lehnte er bis zum letzten
Augeublick abd; er erschien aschfahl, aber festen
Schrittes und sah den Vollstreckungsbeamten fest
an, ohne ein Wort zu sprechen. Die Hiurichtung
nahm 4 Minuten in Anspruch; vollzogen wurde
sie von Scharfrichter Brand aus Gotha und 2
Gehilfen.
FFrankfurt a. M. Ueber die letzten
Stunden eines jungen Mannes, der sich unlängst
dahier um's Leben brachte, erhält das „F. J.“
folgende Einzelheiten: Am Morgen des Tages an
dem er sein grausiges Vorhaben ausführen wollte,
begab er sich laut Aufzeichtungen, die er kurz vor
srinem Tode geschrieben, in den Dom und wohnte
einer Messe bei. Hierauf setzte er fich in eine
Droschke und ließ sich noch einmal durch die
Straßen seiner Vaterstadt fahren, besuchte nochmals
den Zoologischen und den Palmengarten, speiste in
einem feinen Restaurant großartig zu Mittag, ließ
sich vom besten Wein vorsetzen, zahlte prompt und
begab sich alsoann in eines unserer feinsten Cafe's,
wo er, wie uns von anderer Seite mitgetheilt wird,
mit größter Ruhe mehrere Vartien Billard mit
einem Freunde spielte, von denen er sogar den
größten Theil gewann. Hiernach betheiligte er sich
noch an einem Kartenspiel und zeigte dabei unge⸗
bundene Heiterkeit. Ja, er äußerte sogar zu einem
Freunde, der ihn außergewöhnlich lustig fand, heute
sei der schönste Tag seines Lebens, glücklicher könne
es nie sein. Gegen 7 Uhr Abends verließ der
junge Mann das Case, eilte nach seiner Wohnung,
schrieb einige Briefe und legte sich zu Bette, nach⸗
dem er eine gehörige Portion Gift zu fsich genom⸗
nen hatte.
F Unter der Spitzmarke Viltor Scheffel — ein
Trompeter! lesen wir in der „Nordd. Allg. Ztg.“:
Richt gar lange, nachdem Schiffels,, Trompeter von
Säkkingen“ um Weihnachten 1853 erschienen war,
traf im Elternhause des Dichters zu Karlsruhe
ein Brief aus Paris ein, der eine gewaltige Heiter⸗
keit hervorrief. Eine der Familie eng befreundete
Bräfin G—not nämlich schrieb auf Grund von
Nachrichten, die ihr aaf Umwegen zugekommen
waren, im Tone tiefster Erregung, sie könne es
gar nicht fassen, wie ein so hochbegabter, genialer,
feinsinniger junger Mann den Entschluß habe fassen
lönnen, — Trompeter in Säkkingen zu werden!
Als sie freilich bald nachher erlannte, daß auf dem
Wege nach Paris der Dichter des „Trompeters von
Sälkingen“ nur irrthümlich in einen „Trompeter
in Säkkingen“ sich verwandelt habe, wich auch auf
ihrer Seite das Gefühl der Entrüstung alsbald
dem Gefühle der Hetterkeit und der vollsten Be⸗
friedigung.
F Bayreuth, 2. Maärz. Gestern fruh haben
die sämmtlichen Arbeiter (etwa 200) der bekannten
Picno fortefabrik von Eduard Steingräber die Ar⸗
deit eingestellt. Sie verlangen Reduktion der Ar⸗
beitszeit von 11 auf 10 Siunden und eine nam⸗
hafte Erhoͤhung der in den letzten Jahren allerdings
ehr gedrüdten Löhne. Es ist dies der ersie Streik,
pelscher in der Stadl Bayreuth je vorgekommen ist,
obwohl es an Etabliffements mit zablreicher Ar⸗
beiterschaft nicht fehlt.
x*Erlangen, 1. März. Vor einigen
Tagen spielte im Hofe der hiesigen Kaserne folgende
heitere Szene: Es war noch heller Tag, als Lieu⸗
enant H. das Kasino verließ und seine Schritte
nach dem Hauptgebäude ienlte; der neben der
Thüre stehende Posten sieht den Offizier zwar
lommen, vergißt aber die schuldige Ehrenbezeugung
zu erweisen, weßhalb ihm dieser zuruft: „Na,
Posten, was ist's?“ Wie aus schwerem Traum er⸗
vacht, reißt der also Korrigirte das Gewehr herab,
führt aber den Griff so miserabel aus, daß ihm
nun die Mahnung: „nur langsam“ in die Ohren
dringt. Dies wirlte so mächtig auf den naiven
Kuhfußträger ein, daß ihm die Bitte entschlüpfte:
Sinds so gut, Herr Lieutenant, genges nomal nei
und kumas wieder 'raus, damit i's richti machn kann.
F Halle a. S., 1. März. In dem Dorfe
Wormlitz, eine halbe Stunde von hier an der Saale
gelegen, vergnügte fich vor einigen Tagen eine
Anzahl Kinder auf dem Eise des Stromes. Da⸗
)reijahrige Söhnchen des Schmiedes Z. gelangte
dahei an eine gefährliche Stelle und versank im
Wasser. Das Kind wäre ertrunken, wenn ihm
naicht Hilfe durch sein fünfjähriges Brüderchen zu
Theil geworden wäre. Der kleine Bursche legte
ich der Länge nach auf das Eis, während ihn ein
anderer siebenjähriger Knabe, R., an den Füßen
hielt, packte den Verunglückten und zog ihn auf das
Trockene.
f Zu einer Geldstrafe von 124016 Mt. und
54 Pfg. im Nichtzahlungsfalle zu 2 Jahren Ge⸗
angniß, und außerdem zur Zahlung von 2064 M.,
st der Kaufmann und Spritfabrikant Heifing in
gerlinn wegen Defrauden gegen den Steuerfiskus
»erurtheilt worden. Heising wurde für schuldig
erklärt, in den Monaten September 1883 bis Januar
1884 in vier Fällen zu Berlin und zu Hamburg
s unternommen zu haben, die Eingangsadgaben
uuf den von ihm eingeführten Spiritus zu hinter⸗
iehen.
F Von dem Pariser Schwurgericht wurde
Juliette Vignaud, die nach mehrwöchiger Uebung
m Scheibenschießen ihren zwanzigjährigen Lieb—
zaber, der auf ihren Befehl nicht gleich heirathen
vollte, mit zwei Revolverschüssen verwundete, unter
egeistertem Händeklatschen des Publikums frei—
gesprochen.
4 (Das Spiel in Monte Carlo) hat
vieder zwei Opfer gefordert. Dorüber erzählt der
Pensiero in Nizza: Ein reicher ausländischer
daufmann, der sich vor einigen Tagen mit seiner
hattin nach Nizza begeben wollte, machte in Mo⸗
aco Halt, um die Spielbank dort flüchtig zu be—
uchen. Beim Anblick vec Goldhaufen überkam ihn
»doch die Lust, mitzuspielen, und er verlor nun
inen beträchtlichen Theil seines Geldes. Er über⸗
jab hierauf den Rest des Geldes seiner Frau zur
Aufbewahrung und machte dann einen Spaziergang
zurch das Städtchen, um sich ein wenig zu zer—
treuen. Die Frau dachte nun, sie könnte ihrem
BZatten eine schöne Ueberraschung bereiten, wenn
ie ihm das Geld zurückgewönne, das er verloren.
Sie setzte sich daher an den Spieltisch und verlor
noch den Rest des Geldes. Aus Verzweiflung da-
über eilte sfie zum Meere hinab und stürzte fich
in dasselbe. Als Leiche zog man sie dann wieder
seraus. Dieses neue Unglück hatte den Mann so
rschüttert, daß er nach Hause ging und sich eine
dugel in den Kopf jagte.
FLondon, 2. März. Seit vorgestern
vüthet in ganz England ein Schneesturm. In
»ielen Distrikten war der Schneefall so stark, daf
alle Arbeiten im Freien eingestellt werden mußten.
Auf den wallisischen Eisenbahnen wurden Züge
eingeschneit und selbst auf den Hauptbahnen wur-
den ernste Verkehrsstockungen verursacht. Der Sturm
wüthete auch mit großer Heftigkeit an den Küsten
ind hat zahlreiche Schiffsunfälle zur Folge gehabt
In Nord⸗Lancashire war derselbe so heftig, wie
eit vielen Jahren nicht und in Blackpool. Lytham
ind St. Annes⸗on⸗Sea mußte jeder Geschäftsver⸗
ehr eingeftellt werden. In London hielt der
„chneefall gestern fast den ganzen Tag an, allein
er Schnee schmolz rasch, wodurch die Straßen in
Doräste verwandelt wurden. Der Schneefall dauer!
noch fort und die Kälte vermehrt sehr die Leiden
her Beschäftigungslosen.
F (Verkauf der Milbank⸗Amster⸗Ge-
vehre). Die Schweiz hat ihre noch in ihrem
Besitze befindlichen Milbank-Amster ˖ Gewehre, etwa
50,000 Stück, nach auswaäͤrts, das Stück zu 2,80 Fr.
verkauft. Wie verlautet, gehen sie nach Afrika,
nachdem sie vorher wieder in Vorderlader umae⸗
vandelt worden.
F Ein gemüthliches Gefängniß ist
nach der, New-Yorler Staatszig.“ das von Nemaha-
Founty in Nebraska. Aus demselben entsprang
fürzlich Nachts ein Insasse Namens Quinn; es
war ihm aber draußen zu kalt; ein paar Stunden
päter klopfte es wieder an die Pforte, und bedeu⸗
ete dem Gefängnißwärter, er wolle noch da bleiben,
zis die Blauvögel zu pfeifen anfingen, worauf er
die lakonische Antwort erhielt: „go in“. (Herein)
(Sängerfest in Milwaukee) Zur
kTheilnahme an dem großartigen, in diesem Sommer
m Milwaukee (Wisconsin. Nordamerika) statifinden⸗
den Sangerfesse haben sich 90 Gesangpverein⸗
2500 Miitgliedern angemeldet. Der —9
Männergesangverein wird sich durch eint
Aborduung dei dem Fesse vertreten lassen biun
kürzlich ist auch seitens der Veranstalter —*R
der Koͤlner Mannergesangderein zurx —æ
demselben eingeladen worden. 9
7 Ein neuer Munchhausen ist ind
herson eines der Redakteure des ‚Sun“ zu
umbus, der hübschen Stadt am Ufer der d
achoochee in Georgia, erstanden. Er erzaͤhlt
ich in vollem Ernste: „Auf der Fuchs . Jago sun
er kürzlich mit seinem Pferde in einen —W
Fuß tiefen Brunnen. Das Pferd starb —*
den Sturz, er blieb wie durch ein Wunder und—
letzt. Der untere Theil der Mauern des —*
war eingestürzt und der unglückliche Jäger bon
leinen Halt an det Wand finden. Er fing
laut um Hilfe zu rufeu. Allein es hörte ihn g
mand. Er sah sich deshalb gezwungen, die Nan
in dem Brunnen zuzubringen. Am nächsten Mor
entstieg dem Kadaver des todten Pferdes einn
angenehmer Geruch. Da bemerkte er, daß sichch
am Eingange des Brunnens Geier ansammels,
Nach einiger Zeit wagten sich die Vogel in d
Brunnen hinein, und nun kam dem Jäger
rettender Gedanke. Er beschloß, die Geier einn
nach dem andern bei den Beinen zu paden,
ex eire genügende Anzahl beisammen hahe
würde. um ihn aus seinem Gefängniß hetun—
zuziehen. Er führte diesen Einfall auch —*
nus, und als er eine ziemliche Anzahl Gen
heine zusammen hatte, rief er plötzlich mited
ganzen Kraft seiner Kehle: „Puh! Sch! — 9
Vögel, hierdurch erschreckt, fingen an hin und ha
zu flattern, und flogen schließlich mit ihrer merst
iichen Last in die Höhe, daß er ihre Beine nig
oslassen konnte, ohne wieder in den Brunnen p
ückzustürzen. Als er sich nun mit seinen seltsam
„Zugthieren“ in, einer Höhe von 100 Yards bo
Erdboden befand, ließ er zunächst einen der Voge
dann einen zweiten, dritten, vierten u. s. w. loß
die übrigen Geier konnten das Gewicht seines Körpn
nicht allein mit sich ziehen, und der Jager sut
nun nach und nach mit den Vögeln, bis er schlie
lich außerhalb des Brunnens wohlbehalten auf de
Erdboden anlangte.
Dienstesnachrichten.
—ERXX
in Heuchelheim zum Lehrer in Dürkheim. D
nierim. Verw. der Schulverweserstelle zu Etschbert
kduard Schuster, zum Schulverweser daselbs
Der interim. Schulv.rweser Friedrich Petrynr
Contwig zum Schulverweser daselbst. Der interin
Verweser der protest. Lehrerstelle an der konf. gen
Schule zu Ludwigsthal, Karl Dörr, zum Lehrn
aselbst. Lehrer Franz Kempf in Pleisweile
um Lehrer in Flemlingen mit Wirkung voml.
Mai 1886 an. Lehrer August Leßmanni
dohnsfeld zum Lehrer an der protest. Schulsiel
in Breunigweiler mit Wirkung vom 1. Mai I18t
an. Lehrer Max Tretter zu Schwanheim zun
dehrer in Oberlustadt mit Wirkung vom lJ. M
1886 an. Lehrer Johannes Trauth zu Münh
veiler zum Lehrer in Steinfeld mit Wirkung bor
l. Maĩ 1886 an. Der interim. Vecweser Christchi
deisel zu Eulenbis zum Schulverw. in Walshen
nit Wirkung vom 1. Mai 1886 an. Lehrer Jaln
Schweppenhäuser zu Kleinbundenbach zun
dehrer in Großbundendach mit Wirkung vom.
Mai 1886 an. Schulverweser Philipp Mohrin
Bann zum Lehrer in Meckenheim. Lehrer Phil
Schörry in Wilgartswiesen zum Lehrer in Weisen
heim a. S. Der interim. Verweser Chrifien
Schallenmüller in Bennhausen zum Lehit
daselbst. Lehrer Karl Philipp zu Sand zu
Lehrer in Friesenheim. Der interim. Verwe
Alexander Rügerr in Spirkelbach zum Lehrer de
zelbst. Der inserim. Verweser der iath. Lehrersel
zu Wernersberg. Johannes Wind, zum Lehrn
daselbst. Der interim. Verweser Ludwig Kot
in Wallenheim zum Schulberweser in Konigsba
Der interim. Verweser der kaih. Lehrerstelle
Schindhard. Sebastian Muller', zum Lehret de
elbsn. Der Schulverweser Joseph Schrött!
n Reubfoh zum Lehrer in Gleiszeüen mit Wit
ing dom j.“ Nai 1886 an. Schulverweser ka
gelcher zu Kusel zum Lehrer daselbst. Eetr
Josehh Winstel zu Hayna zum Lehrer in Quei
seim mit Wirkunga vom 1. Mai 1886 an.