st. Iugberter Anzeiger.
Amtliches Organ des koͤnigl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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auf welche die Srpedilon Aufskanft ertheilt, 185 A. Neclamen 80 . BVel 4maliger Ernrtckung wird nur dreimalige berechnet.
21. Jahrg.
X18.
Deutsches Reich.
muͤnchen. 5. Marz. Der katholische Klerus
ind die Reichsfechtschule. Wie der Erzbischof von
Rnchen, so haben nun auch die Bischoͤfe von
Fichtlätt und Würzburg vor der Unterbringung
Aholischer Waisen im Reichsswaisenhause zu Schwa⸗
ach aewarnt.
Munchen, 6. Marz. Der Landtag beschaf⸗
ate sich in seiner gestrigen und heutigen Sitzung
ver Berathung des Etats für Straßen⸗. Brüůcken ·
d Wasserbauten, welcher im Wesentlichen nach den
trägen des Ausschusses genehmigt wurde. Eine
inzahl Petitionen um Gewaͤhrung von Staatszu⸗
quüssen, darunter jene des Kantons Obermoschel
i inen Zuschuß zur Erbauung einer Brücke über
Nahe bei Oberhausen, wurden der Staatstegierung
ur Würdigung übergeben.
Kariüsruhe, 6. März. Im Zustande des
zrogroßherzogs ist heute Abend eine entschiedene
hesserung erkeundar. Die Beklemmungen und
Uihembeschwerden sind im Rücktgange.
Berlin, 5. März. Die Regierung hat sich
xute im Budgetausschusse des Abgeordnetenhauses
amit einverstanden erklaͤrt. daß die Zahl der Loose
er preußischen Staatslotterie auf's doppelte er-
oͤht werde.
Berlin, 6. März. Der „Nordd. Allg. Ztg.“
usolge hätten die Oberhäupter des Msaralandes
mn der afrikanischen Ostlüste, die Scheils von Gasi
ind Takanugu, die Afrikareisenden Gebrüder Den«
jardt ermächtigt, das Msaraland unter deutsche
zchutzhoheit zu bringen. Das Gasigebiet sei ein
iei uͤmstrittenes, da der Sultan von Witu und
erjenige von Sansibar Souverainetätsansprüche er⸗
ben; auch die deuisch⸗ostafrikanische Gesellschaf
hauptet, ein Besitzrecht zu haben. Die deutsche
degierung werde den Schutzanttägen vorausfichtlich
erst dann näher treten, wenn die Untersuchungen
eet in Sansibat tagenden inlernationolen Grenz
qulirungs ⸗Kommission abgeschlossen sein werden
Berlin, 7, März. Der Gesetzentwurf betr.
——
zurch Herstellung eines Kanals von Dortmund
nach den Emshaͤfen und des Oder-Spree⸗Kanals
iegt nach dem „Berl. Act.“ gegenwärtig dem
daiser vor und wird voraussichtlich in den nächsten
dagen an das Abgeordnetenhaus gelangen.
XED
—I
vdellte Herr Lohmann, im Auftrage des Nord-
eutschen Lloyd von Egypten über Brindisi kom ⸗
nend, auch in Triest, um für die Einrichtung der
euen deuischen Postdampferlinien nach Ostasien
ind Australien Anordnungen zu treffen. Für den
m Juli zu eröffnenden Verbindungszweig Triest-
llexandria sind die Dampfer .Nürnberg“ und
Zraunschweig“ bestimmt; dieselben werden zwei—
döchentlich abwechselnd über Brindifi fahrend den
luschluß an die Hauptlinie herstellen. — Neuesten
hochrichten zufolge findet der italienische Minister⸗
tsident in Marokko Schwierigkeilen, ähnliche gün⸗
F Zugeständnisse zu erzielen, wie sie in Deutsch—
and gemacht sind, und zwar weil eben der deutsch
narokkanische Vertrag jene Möglichkeit ausschlösse.
Berlin, 8. Maͤrz. Heute findet ein Diner
eIm Reichskanzler statt, zu welchem das
brasidium, wie die Mitglieder des Herrenhauses,
unade Bischof Kopp, Kinladungen erhalten
uben.
Berlin, 8. März. Der Reichstag berieth
e die Wirdereinführung der Berufung. Nach
unerheblicher Debatte wurden die 88 59 und 123
»es Gerichtsverfassungsgesezes (Exrichtung von
Ztrafberufungskammern und Zufständigkeit der
Iberlandesgerichte für die Revision der erstinstanz⸗
ichen Schoffenurtheile) und Paragraph 354 der
Strafprozeßordnung betreffend das Stattfinden der
Berufung gegen die Urtheile der Schöffengerichte
ind der Straftammerurtheile in erster Instanz nach
den Kommissionsbeschlüssen angenommen und die
weitere Berathung vertagt.
Auslaud.
Wien, 6. März. Der Verein der Altkatho⸗
iten Oesterreichs ist trotz des Erkenntnisses des
steichsgerichts auf Betrieb der Bischhöfe neuerdingẽ
ails staatsgefährlich verboten worden.
Paris⸗, 6. März. Geflern Abend wurde in
den Anarchistenversammlungen beschlossen, Geld⸗
ammlungen für die Grubenarbeiter von Decaze⸗
nille zu veranstalten und Gallo einen guten Ver—
heidiger zu beschaffen. Seit gestern werden die
unarchisten streng überwacht. Zwei deussche, zwei
zelgische und ein russischer Anarchist werden morgen
in die Grenze gebracht. An der Börse herrschte
jeute ziemlich ruhige Stimmung, viele Geheimpoli⸗
zisten waren anwesend. Man glaubt, daß Gallo
hllos ein Werkzeug sei, da ihn vor drei Tagen ein
vohlgekleideter Mann in der Rue Mouffetard
besuchte.
Konstantinopel, 7. März. Die Pforte
hat ihren Vertretern im Auslande eine Note über⸗
jandt, in welcher sie erklärt, daß sie das modifi⸗
zierte türkisch-bulgarische Abkommen nach Eliminie—
rung des militärischen Theiles annehme. Hiernach
vird das General-Gouvernement von Ostrumelien
gemäß dem Artikel 17 des Berliner Vertrages dem
Fürsten von Bulgarien übertragen. Die von einer
fürtisch bulgarischen Kommission binnen vier Mo⸗
naten vorzunehmenden Abänderungen des organi⸗
chen Statuts werden der Sanktion einer Konferenz
unterbreitet und die durch das türrisch-bulgarische
lebereinkommen vom 2. Februar d. J. festgestellte
orovisorische Verwaltung dauert fort, bis diese
Sanktion erfolgt ist. Die Pforte ersucht ferner
die Mächte, die Botschafter zur Theitnahme ar
iner Konferenz in Konstantinopel behufs Sanktio
nierung des dergestalt abgeänderten Uebereinkommen?
zu ermächtigen.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
x*St. Ingbert, 9. Maärz. Wie schon in
diesem Blatte angezeigt, gibt seit Sonntag der Cir⸗
zus Bügler Vorstellungen in unserer Stadt. Dem⸗
selben ging hinsichtlich seiner Leistungen ein sehr
juter Ruf voraus, wie wir hinzufügen können, mit
bollem Recht. Denn was derselbe in den bisherigen
Vorstellungen in Bezug auf höbtere Reitkunst und
Pferdedressur bot, übersteigt das Maß des Gewöhn-
lichen weit. Vor Allem veidient Herrn Bügler,
der Sohn des Herrn Direktors, lobend erwähnt
zu werden, welcher als Jockey costümirt, sich als
schneidiger Reiter zeigte und namentlich den großen
Sprung mit gleichen Füßen auf das im schnellen Ga⸗
opp dahin eilende Pferd sicher und elegant ausführte.
Dazu kommt, daß auch die gymnastischen
Produttionen als sehr gelungen bezeichnet werden
nüssen. Wir lönnen darum den Besuch des Cirkus
vestens empfehlen.
— Ueber einen intelligenten Gänserich, desseun
Jlücklicher Besitzer Bergmann B. in Nieder⸗
würzbach ist, weiß die „Z. Z.“ Folgendes zu
berichten: Obwohl der Gänserich an und für sie
recht harmloser Natur zu sein scheint, so zeigt sich
bei ihm doch ein interessanter Zug seines Geschlechtes.
Wenn derselbe am Ende auch nicht die geschichiliche
Bedeutung der im römischen Kapitol einst gehal⸗
tenen Gänse erlangt, so verdient er dennoch einer
besonderen Erwähnung unterworfen zu werden,
Dieses gefiederte Thier scheint sich in den Kopf
gesezt zu haben, fremde und nur gut gekleidete
Personen mit seiner wackeligen Bekleitung beehren
zu müssen. Kommt z. B. ein Herr, dessen AÄus⸗
sehen ihm hinsichtlich der Bekleitung konventirt, so
läßt er sichs nicht nehmen,, den Fremden zu be⸗
aleiten, ja es kam schon vor, daß der Gänserich
mit einem Manne bis an den von Niederwürzbach
12. Minuten entfernten Bahnhof ging. Ganz maje—
stätig schreitet er neben seinem ihm behagenden Ge—
fährten einher und nichts, keine Peitsche, kein Stoch
oder Stein kann ihn abhalten. Niemand ist im
Stande, ihn zu vertreiben. Zorniger Blick trifft
denjenigen, der es wagt, ihn abzuhalten. Auf diese
Weise hat der Gänserich schon mehrfach hinreichenden
Stoff zur allgemeinen Unterhaltung gegeben.
X Blieskastel, 8. Maärz. Die Familie
des verstorbenen Gutsbesitzers Herrn Emil Knaps
hat den hiesigen Armen 1000 Mark gespendet.
— Speyer, 6. März. Das katholische Ka⸗
sino in München hat von Sr. Maj. dem Konig
die Bewilligung zur Vornahme von Sammlungen
für Se. Heiligkeit den Papst mittels Erlassung von
Aufrufen in öffentlichen Blättern für das dJahr
1886 erhatten.
— Speyer, 6. März. Die schwedische
Kirchenkollekte zum Besten der Reischerkirche hat den
Betrag von 3587 Mt. 92 Pf. ergeben. und ist
derselbe bereils hieher eingesendet worden.
— Speher, 6. März. Der soeben ausge-
gebene Jahresbericht des Pfälzischen Kreisausschusses
des bayer. Frauenbereins für das Jahr 1885 gibt
ein sehr ersreuliches Bild von dem segensreichen
Wirken dieses Institutes. Das abgelaufene Jahr
war, wie es in dem Bericht heißt, „ein Jahr. in
welchem sich der pfälzische Frauenverein nach außen
und nach innen nicht unbedeutend weiter enwickelte
zur Freude der Vereinsausschüsse, die mit voller
Hingabe an der Erreichung der großen Vereinsziele
arbeiteten und zur Freude des leitenden Centralco—
mites, dessen kräftige Mitwirkung nicht wenig dazu
beitrug. daß wir über einen so günstigen Stand
unserer Vereinsangelegenheiten berichten können.“
Die Zahl der Zweigvereine hat sich im abgelaufenen
Jahre um 7 vermehrt, so daß sich eine Vermehrung
der Mitgliederzahl um 487 ergibt. Ebenso sint
auch die Einnahmen des Gesammtvereins gestiegen.
Der Bericht schließt mit einem Dankeswort für das
freundliche Entgegenkommen, welches die gemein⸗
nützigen Bestrebungen des Vereins wie immer, so
auch in den letzten Monaten wieder in unserer Stad!
gefunden haben und mit der Bitte, auch ferner an
dem Foribau des schönen Werkes zu helfen.
Vermischtes.
fF Essen, 8. März. Heute wurde von der
Krupp'schen Gußstahlfabrik das zweite der von der
königlich italienischen Regierung in Auftrag gege!
benen Riesengeschütze zum Schießplatz nach Meppen
abgesandt. Dasselbe ist eine 40 em-Kanone, deren
Rohr 14 miang ist und 125,5 Tonnen wiegt.
Bei einer Pulverladung von 500 Kg schleudert der
Foloß eine Granate ven 800— 1000 kg Dau die
ingeheure Last des Rohres auf einem verhäl!niß—