Full text: St. Ingberter Anzeiger

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oͤl. Iugherter Amzeiger. 
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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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—8 Sonutagk ili Bseitiger ilustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljaährlich 1AM 60 A eischlieklich Tragerlohn; durch die Poß bejogen 14 75 4, einschließli 
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auf welche die Ervedllion Autkuust eribeilt, I38 A, Neclamen 830 . Bei 4maliger Giarackung wird nur dreimallge berechnet. 
X 49. 
Dentsches Reich. 
Berliu, 8. März. Das Abgeordnetenhaus 
egann heute die Berathung des Cultusetats. Bei 
pofnion „Gehalt für den Minister, erklärte 
di. Windthorft: angesichts der neuen Kirchenvor⸗ 
age verzichte ex darauf, bei diesem Poflen. wie 
pust, die Klagen der Katholilen vorzubringen, er 
nholte sich auch jeder Aeußerung über die Kirchen⸗ 
zorlage, um die Verhandlungen im Herrenhause 
vu zu beeinflussen. Das Centrum stehe auf 
feinem alten Standpunkte, er hoffe, daß der Friede 
in den Verhandlungen des Herrenhauses hervor⸗ 
gehen werde 
Berlin, 9. März. Ueber das gestrige par⸗ 
zmentarische Diner beim Fürslen Bismard, zu 
pichem nur die Mitglieder des Herrenhauses ge⸗ 
en waren, weiß die „Nat.Ztg.“ zu berichten, 
aß Fürst Bismarck ein unçemein anerkennendes 
muiheil über den Papft ausgesprochen habe. Leo XIII. 
sei einer der erlauchtesten Staatsmänner unserer 
Zait, der erkannt habe, welche Bedeutung ein kon⸗ 
batives und geordnetes Staatswesen im Mittel⸗ 
hunkt Europas, wie Deutschland, gegenüber der all⸗ 
zemeinen Lage der Verhalinisse befitze. Ferner joll 
Reichstanzler fich gegen die Einführung der 
rbpacht bei der Kolonisation in den polnischen 
handestheilen als zu mitielalterlichfeudal ausge⸗ 
hprochen haben. Es wäre interessant, wenn sich dies 
hestigte; denn bekanntlich haben die Konservativen 
xtlari, daß ohne Erbpacht die Vorlaqge für sie 
mannehmbar sei. 
Berlin, 9. Marz Die „Nordd. Allg. Ztg.“ 
hteidt: Der Gesundheitszustand des Reichskanzlers 
zat sich leider wieder verschlechtert. Die rheumat⸗ 
chen Schmerzen verschärfen sich erheblich, was 
die es scheint, darauf zurückzuführen ist, daß Fürff 
diemarde gegen den ärztlichen Rath sein Stimm⸗ 
xgan zu großer Anstrengung ausgesetzt hat. 
Der Bundes rath hat in seiner Plenarsitz⸗ 
ag am 8. März dem Entwurf eines Gesetzes, be⸗ 
refend die Heranziehung der Miliärpersonen zu 
»n Gemeindeabgaben, seine Zustimmung ertheilt. 
Als eine erfreuliche Erscheinung verdient die 
lhatsache bemerklt zu werden, daß die soeben er⸗ 
chienen Fasten⸗Hirtenbriefe des Erzbischofs 
n Köln, sowie des Fürstbischofs von Breslau 
und des Bischofs von Münster sich streng auf 
ichlichem Gebiete halten und jede Anspielung aus 
holitik vermeiden. Es war das in früheren Jahren 
clen der Fall. 
Der „Norddeutsche Lloyd“ in Bremen hat alle 
horbereitungen soweit getroffen, daß am 30. Juni 
er erste Reichspostdampfer von Bremerhaben 
aus die Fahrt nach dem Osten antreten und daß 
von da an im regelmäßigsten Betrieb die Fahrten 
nach Ostasien und Australien nebst den Zweigfahrten 
utgeführt werden können. 
stiiel, 9 Marz. Der in Folge des Prozesses 
darauw wegen Verdachts des Landesverraths ver⸗ 
wtete Redakteur des konservativen „Kieler Tage⸗ 
hattes“, Prohl, ist nach Berlin abgeführt worden. 
Lusland. 
PVaris, 8. März. Der Gerichtshof von 
—X verurtheilte den Anstifter des Streiks 
decheville. Soubrie, wegen Angriffs auf die Frei⸗ 
it der Arbeit zu viermonatlichem Gefängniß. 
Jehrichten aus Decazedille zufoige ist die Arbeit 
meinigen Stellen wieder aufgenommen worden 
d wird morgen eine Wiederaufnahme in größerem 
msange erwartet. 
Donnerstag, 11. März 1886. 
21. Jahrg. 
Die berlichtigte Kommunistin Louise Michel 19. März, vorm.: Heiunrich Lanz von Fallenstein 
vurde am Sonntag in einer Arbeiterdersammlung wegen Rothzucht. 6) Freitag, 19. März, nachm. 
nit faulen Aepfeln beworfen und wäre geprügelt Franz Arnold von Bruchmühlbach wegen Verbrechens 
vorden, hätte fich die Polizei nicht ins Mitiel gelegt m Amte. 7) Samstag, 20. März. vorm.: Karl 
Paris, 9. Marz. Der Ministerrath beschaf · selein. Bäcder und Wirth von Niederbexbach und 
igte sich heute mit den Arbeiterrverhältnisen in dessen Ehefrau wegen betrügerischen Bankerotts, 
Vecazeville. Nach den dem Minister des Innern Meineid und Urkundenfälschung. 
zorliegenden Berichten besserie sich die Lage dafelbft. sa. Kaiserslautern, 10. März. Fasching 
— Eine Depesche aus Saigon vom 9. März theilt ist nun auch wieder vorüber, und verstuümmt ist all 
nit, daß die Aufftändischen in der Umgegend von das Leben, das durch theatralische, mufikalische und 
Touranc einen Kapitaän und zehn Soldaten getödtet onstige „narrische“ Veranstaltungen geschaffen wurde. 
jaben und bis Quinhone vorgerückt sind. Eine Der Musikverein, der Zitherklub, der Turnverein 
amtliche Bestatigung liegt bisher nicht vor. and wie fie alle heißen mogen, haben das Mög⸗ 
In New⸗-York ist am Montag. den 8. ein chste geleistet, um ihren Mitgliedern zeitgemuße 
ieuer Streik ausgebrochen. 4000 Tischlex und Zenüsse zu bereiten. Insbesondere wußie sich der 
zimmerleute haben die Arbeit viedergelegt; von diesige Turnverein den Dank des hiesigen Publi⸗ 
inzelnen Arbeitgebern wurden die Forderungen der kums zu erwerben und zwar dadurch, daß er am 
Streilenden alsbald bewilligt. Auch unter den dergangenen Sonntag einen trefflich arrangirten und 
dohlenarbeitern in Maryland ifl ein Streik aus- nn allen seinen Teilen vollständig gelungenen Mas⸗ 
jebrochen. Aus mehrern andern Gegenden der benzug veranstaltete, der troz Schnee und Eis eine 
Bereinigten Staaten werden gleichfalls Streilbe - Anmasse von Schaulustigen auf die Straße lodte. 
pegungen gemeldet. Nach einem Telegramm der Seit langen Jahren, war es heuer wieder das eisie 
„Times“ aus Philadelphia find weitere Störungen Mal. daß in unserer Barbarossastadt ein solcher 
inf dem amerikanischen Arbeitsmarkte zu erwarten. Daskenzug stattfand und ist darum der Wunsch 
Die Organijationen der Ritter der Arbeit“ und derechtigt, ähnliches möge fich für die Folge wie— 
iner geheimen Arbeiter-Gesellschaft verbreiten fich derholen. 
chnell über die Staaten der Union. Dieselben —D 
hetrlangen kürzere Arbeitszeit und höhere Löhne. 
AUuch unter den Angestellten der Trambahnen in 
Bhiladelphia hat ein Streik begonnen. 
Lde und pfälzische Nachrichten. 
St. Ingbert, 11. Marz. Nachrichten 
uus München zufolge ist der Absatz unserer Kür⸗ 
henbauloose ein recht guter; es kann darum 
nuch unbedingt die Ziehung am festgesetzten Termine, 
7. ds. Mis., stattfinden. Als Abgeordnete zu 
derselben wurden seitens des Kirchenbauvereins die 
derren Bürgermeister Heien rich und Kaufmann 
d. Grewenig gewähli. 
* St. Ingbert, 11. März. Für die am 
Hontag den 15. dss. beginnende Weee 
richts-Session pro 1886 wurde aus dem Kanton 
St. Ingbert Herr Peter Hauk, Gutsbesitzer in 
Rohrbach, als Geschworener berufen. 
[q Schnappach, 10. März. So einfsr⸗ 
mig und geräuschlos wie in diesem Jahre ist dahier 
wohl noch keine Fastnacht vorübergegangen. Die 
betreffenden Tanzlokalitäten sollen auch sehr schwach 
desucht gewesen sein. Hätten sich gestern Nachmit⸗ 
lag nicht noch einige Anhänger des Prinzen Carne⸗ 
pal gefunden, wahrlich, man hätte nicht gewußt, 
daß Fastnacht gewesen wäce. Ist wohl auch eine 
Folge der geringen Auszahlungen der Arbeiter in 
inserm schwarzen Thale? 
— Ensheim. In Alton, Illinois, ist der 
bdon hier stammende kathol. Bischof Baltes 
gestorben; derselbe kam schon als Sjähriger Knabe 
nach den Verein. Staaten. 1870 wurde er Bischof. 
Bei Priestern und Laien war er gleich beliebt. 
— Zweibrücken, 8. März. Bei den am 
ächsten Montag dahier beginnenden Schwurge⸗ 
ichtsverhandlungen wird über folgende Fulle abge⸗ 
irtheilt werden: 1) Montag, 15. März, vorm.: 
»einrich Flach von Edenkoben wegen Meineid. 2) 
Dienstag. 16. März vorm.: Katharina Christ von 
Zallstadt wegen Kindsmord. 3) Dienstag, 16. 
Maärz, nachm.: Philipp Gerlinger von Dutitweiler 
wegen Brandstiftung. 4) Donnerstag, 18. März, 
borm.: Johann Burkhard und Friedrich Paul 
von Bruchweiler wegen Nothzucht. 5) Friitag, 
Vermischtes. 
f Die Kaiserlich Tabakmanufaktur in 
Straßburg hat in dem Prozesse gegen die Tabal⸗ 
jabrikanten J. Schaller und A. Vergmann gegen 
das Urtheil des Kaiserlichen Oberlendesgerichis in 
dolmar vom 8. Februar die Revision eingelegt. 
Die Streitfrage der „schwarzen Hand; wird somit 
vom Reichsgericht entschieden werden. 
.XF. Aus Kreuznach wird der Köln. Zig.“ 
zeschrieben. In den letzten Tagen find hier und 
weiter im Nahethal sowie auf dem Hunsrüden, 
jolche Schneemassen niedergegangen, wie wir sie 
seit Jahrzehnten nicht gesehen haben. Die benach⸗ 
barten Doörfer, insbesondere auf dem Hunsrücken, 
ind fast ganz zugeschneit. Stellenweise hat sich 
dort der Schnee zu förmlichen Bergen zusammen- 
zetürmt, aus denen nur die Kronen der an der 
dandstraße gepflanzten Bäume hervorschauen. Die 
Postwagen sind auf Schlitten gestellt, können sich 
aber auch so oft durch den Schnee nicht hindurch⸗ 
arbeiten. So traf die Abends 792 Uhr in Sim⸗ 
nern fällige Oberweseler Post erst am folgenden 
Dittag 12 Uhr dort ein und ähnlich ging es mit 
den Posten von Bacharach, Bullah u. s. w. Man 
entwickelt überall eine angestrengte Thätigkeit, um 
venigstens die Hauptverkehrswege brauchbar zu 
machen. Tritt das Thauwetter sofort stark und 
nit Regen ein, so dürfte Stadt und Land von 
einem Hochwasser heimgesucht werden, wie wir es 
ange nicht gehabt haben. Die Saar ist wie aus 
Merzig gemeldet, bereits bedeutend gestiegen. Am 
Abend des 8. ds. wurde der dortigen Einwohner- 
schaft noch in später Stunde durch die Schelle von 
dem Steigen des Wassers Meldung gemacht. Im 
Fürstenthum Birkenfeld ist ein junger Mann, der 
ich von Kirn aus, wo er beschäftigt war, zur 
Musterung nach Oberstein bdegeben haite und nach 
»eendigter Musterung von Oberstein aus seine El— 
sern in Hettenrodt besuchen wollte, zehn Minuten 
oon letzterem Ort entfernt, eiwas arseits vom Wege, 
erstarrt und todt im Schnee liegend gefunden worden. 
FAMöoln, 8. Marz. Leider hatzder Karneval 
vie gewöhnlich, auch diesmal wieder Unglüdd im 
Befolge, Als ein Wagen heute von der Vaustell⸗