Vermischtes.
An die Katholiken Deutsch lands ergeht
folgender Aufruf: Es ist der Vorschlag gemacht
worden, dem heiligen Vater zu seinem Ende 1887
statifindenden 50jährigen Priesterjubilaum mit einer
gemeinschaftlichen Glüchwunschadresse, zugleich ein
Album der katholischen Vereine Deutschlandz zu
Füßen zu legen und demselben dadurch ein Bild
des katholischen Vereinslebens in Deutschland zu
geben. In diesem Album soll jeder katholische
Verein seinen Platz finden und zwar nicht blos in
einem Verzeichnisse, sondern auf einem besonderen
Einlageblatte von Pergament. Es soll sich so bei
dieser, dem heiligen Vater dargebrachten Gesammt⸗
huldigung der katholischen Vereine Deutschlands
jeder einzelne Verein selbstständig betheiligen können.
Das von der Generalversammlung der Katho⸗
liken Deutschlands zu Münster beftellte Komitee hat
diesen Gedanken gebilligt und das unterzeichnete
stomitee mit der Ausführung desselben beauftragt.
Indem dasselbe auf diesem Wege allen katho⸗
lischen Vereinen Deutschlands hiervon Kenntniß
gibt, bittet es dieselben, mögen sie rein religiösen,
charitativen, sozialen oder kirchlich politischen Cha—
rakters sein, um ihre Betheiligung und richtet ins
besondere an die Vorstände derselben die Bitte,
dem mitunterzeichneten Felix Freiherrn von Loe
zu Terporten bei Hassum die Zusage sobald als
möglich zugehen zu lassen. Ueber die Art der
Anlage des Albums, insbesondere der Ausfüllung
der Einlageblätter, wird dann Näheres mitgetheilt
werden. Anfragen sind an den Vorgenannten zu
richten.
Terporten bei Hassum, im Februar 1886.
A. von der Acht in Koöͤln, Eugen Haffner in
Mainz, Felix Freiherr von Loe, Rechtsanwalt und
Reichstagsabgeordneter, Marbe in Freiburg, Reichs⸗
tagsabgeordneter Dr. Porsch in Breslau, Land—
tagsab geordneter Ruppert in München, Fritz Frei⸗—
herr von Schorlemer in Herringhausen, Franz
Freiherr von Schorlemer in Metternich, Landtags
abgeordneter Dr. Stamminger in Würzburg,
Franz Fürst zu Wolfegg in Wolfegg.
F Trier, 9. März. Bei den an drei Tagen
der vorigen Woche in der Eifel abgehaltenen Jagden
der königl. Regierung wurden 21 Wildschweine erlegt.
F Darmstadt, 9. März. Unser Karneval
hat eitz furchtbares Opfer gefordert. Ein Bär, der
mit einem Bärenführer und einem Geldeinsammler
durch die Straßen tanzte, erregte heiterstes Auf⸗
sehen. In der Maske des Bären steckte der Ci⸗
garren⸗Arbeiter Johann Amend. Derselbe produzirte
sich am Abend nach 10 Uhr auch in seinem Kostüm
in der Wirthschaft zum „Anker“. Als er sich da⸗
bei zum Tanz einen Stock in's Genick klemmen
wollte, kam er mit der rechten Hand der Gas—
flamme zu nahe, der Armel sing Feuer. und alt
er mit der linken Hand zum Löschen zuschlug.
flammte auch der linke Aermel auf. Da wollte
der Unglückliche das Kostüm auf der Brust auf⸗
reißen — der Erfolg war, daß die Person in
hellen Flammen stand. Alles sprang entsetzt aus
dem Fenster und selbst seine Freunde ließen ihn
im Stich. Ein Gast machte den Versuch, die
Flamme mit einem Mantel zu ersticken, verbrannte
sich aber Bart und Gesicht, so daß er auch davon
sprang. Später gelang es Anderen, die Feuersäule
des Bären auf die Straße zu dirigiren, wo Amend,
mit fürchterlichen Brandwunden bedeckt, endlich aus
der Bären⸗Umhüllung befreit werden konnte. Amend
ist an seinen Verletzungen verschieden.
F Allerorts werden jetzt schon die umfassendsten
Vorbereitungen zur Feier des 90. Geburts⸗
festes Sr. Maj. des deutschen Kaisers
Wil hehm getroffen. So wird z. B. von dem
Festkomite zu Mannheim folgendes Programm
bereits veröffentlich:: Samstag, den 20. März
Vormittags 10 Uhr: Oeffentliche Feier des Großh
Realgymnasiums im Saalbau; Sonntaq, den 21.
März, Abends 7 Uhr: Glockengeläuie uud Böller⸗
schießen; Abends 9 Uhr: Musikalischer Zapfenstreich
der beiden Militärkapellen. 2. Hauptfeier. Mon⸗
tag, den 22. März, Vormittags 7 Uhr: Reveille
Kapelle des hiesigen Grenadier Regiments) und
Choral der Kapelle des Drag.Regis. auf dem
Rathhausthum; Vormittags 2210 Uhr: Offizieller
Festgottesdienst in der Jesuitenkirche; Mittags 12
Uhr: Parade der Garnison auf dem Paradeplatz;
Nachmittags 2 Uhr: Festessen im Saalbau; Abends
127 Uhr: Festvorstellung im Großh,. Hoftheater.
F Mainz, 9. März. Der gestrige Karne—
4245 14Festzuag bat seine Voraänger alle üher—
troffen; solch geschmackvolles Arrangement der ein⸗
zelnen Gruppen und des Ganzen haben wir in den
anderen Jahren nicht geseßen. Durch besonders
großartige Prachtgewänder zeichneten sich das Prinzen⸗
paar und das prinzliche Gefolge aus. Eröffnet
wurde der Zug durch die Mitglieder des Bycicle⸗
ZRlubs, die Mitglieder dieses Klubs waren zum
Theil in Samt und Atlas (natürlich in den Narren⸗
arben) gekleidet und handhabten ihr Zweirad
neisterhaft, viel Humor machte ein zweisitziges Ve⸗
'oziped: auf demselben wurde ein Handwerksbursche,
zer von einem Schutzmanne verhaftet worden wer,
nn das Befängniß abgeführt. Die Stadtverord-
teten haben bekanntlich aus den Schießbuden die
veibliche Bedienung verbannt, eine Gruppe mit
uinerlaubter (jugendlicher weiblicher) Bedienung und
eine solche mit erlaubter (alter weiblicher) Bedie-
nung veranschaulichte dies Verbot in drastischer
Weise. Auch die Normal⸗Jägergruppe mit einem
Haarduft Pillen-Destillir ⸗ Apparat war recht inter⸗
»ssant. Die Mode unserer Frauen: das Tragen
der Aufbauschung, wurde in recht drastischer Weist
zerspottet; eine riesige Dame wurde dargestellt,
velche eine Tournüre trug in einem Umfange von
twa 20 Meter, alles von hochfeinem Stoff. Die
Rheinhessen“ hieß eine Gruppe, welche Winzer
zarstellten, in der Mitte des Wagens befand sich
eine Weinpresse, zwischen derselben lag ein Rhein—
jesse, während ein Starkenburger und ein Ober⸗
jesse die Schraube zuzogen. Viel Beifall fand
auch die „Straßenbrücke“, durch einen mit „Hackeln“
derzierten Pfeiler der Brücke repräsentirt; oben auf
dem Pfeiler saß ein Oberhesse und sah grimmig
nuf die Brücke herab; um den Verkehr zu kenn⸗
eichen, welcher auf der Brücke terrscht, schliefen die
eiden Brückengelderheber den „Schlas des Gerechten.“
Schließlich seien noch anerkenneud erwähnt die herr-
iche Prinzengarde und die Vrinzessingarde, die bei
»em nächstjährigen Jubiläumsfest des Karnevalver⸗
eins in dreifacher Stärke ins Feld ziehen wird.
fFrankfurt a. M. Der Bürger eines
stachbarortes, welcher vor einiger Zeit 260,000
Mark in der Meininger Lotterie gewonnen. har
der Gemeinde 1000 Mark für die Armen und
300 Mark für deren BlindenAnstalt geschenkt;
außerdem hat er seinem Gesinde nambafte Geschenke
gemacht.
Der .N. .R. Ct.“ meldet, daß am 3 d. M.
in Mastricht eine Heirath vollzogen wurde zwischen
einem Herrn Winster und Fräulein Sommer
der Notar, welcher den Heirathsakt machte, heiß!
Dderbst. Wahrscheinlich ist es Zufall. daß die
hochzeit im Monat des Frühjahrs stattfindet.
FKarlsruhe. 10. März. Vor einigen
Tagen entstand in einem hiesigen Tanzlokal der
Vorstadt ein Streit, der sich noch auf der Straß
'ortsetzte, so daß die Schutzmannschaft einzuschreiten
zezwungen war. Als diese zur Verhaftung der
Ruhestörer schritt, wollte eine Rotte übelbeleumun—⸗
deter und oft bestrafter Strolche im Maskenkostüm
und mit Prügeln bewaffnet, den Verhafteten wieder
befreien. Eine ernstliche Mahnung des Schutz
manns, von dem Versuche, den Gefangenen zu be—
freien, abzustehen, blieb ohne Erfolg. Jeßt feuerte
der Schutzmann, um die Burschen einzuschüchterr
einen Schuß in die Luft ab; die Angreifer aber
als fsie sahen. daß keiner unter ihnen geiroffen war
wurden nur noch kühner und drangen troß wieder—⸗
holten Mahnens des Schutzmannes wieder aul
denselben ein mit dem Rufe: „dem wollen wir
einmal ordentlich hineinwaschen!“ Dieser schoß nun
virklich und in Nothwehr unter dieselben und traf
nen Vordersten, einen z. Z. hier bei den Kanalisa⸗
ionsarbeiten beschäftigten Taglöhner Namens
„Timper“ in den Unterleib, obgleich er auf die
Füße zielte; der nicht unbedenklich Verletzte wurde
sofort in das städtische Spital verbracht. Unter
uchung ist eingeleitet.
F Rottweil, 3. März. Am 6. Dezember
b. J. drohte dem Zürich Stuttgarter Schnellzug
uuf der Strecke Rietheim-Spaichingen der oberen
Donaubahn große Gefahr dadurch, daß bei einem
Wegübergang ein 836 Centimeter langes 1723 Kilo⸗
gramm schweres Schienenstück zwischeu Haupt⸗ und
Leitschiene eingeschoben, und der übrige, durch dieses
Schienenstück nicht angefüllten Raum mit 70 bis
30 Schottersteinen verstopft wurde Wäre der vom
Kirchenbesuche in Rietheim heimkehrende Bahnwart
Pfister, um zu seinem Posten zu gelangen, stat
auf der Bahnlinie auf der Landstraße gegangen
so wäre der wenige Minuten nach Entdeckung des
teuflischen Streiches heranbrausende Schnellzug un—
fehlbar entgleist; so aber gelang es Pfister in q
meinschaft mit dem eiligst von ihm herbeigeruse
qationirten Bahnwärter, die Hemmnisse noch zu
seitigen. Diesen Bubenstreich verübt zu haben s
vor der hiesigen Strafkammer der 16jährige e
kerlehrling Johann Zapf von Dürrheim, Dhege
Spaichingen. In der Voruntersuchung gab der *
jetlagte an, er habe die That begangen, um
ehen, ob der Zug das Eisenstück hinauswerfe, 4
um zu hiören, wie es krache, wenn der Zug ü
die Steine hinwegfahre; an ein Unglück hab—
wohl auch gedacht und habe beabsichtigt, vom da
ort au den Thaiort zurüchzulehren, um die qꝛn
tände wieder zu entfernen, da aber das Mitta v—
»ald aufgetragen worden sei, sei er nicht mehen
—XBIDV F
ffentlichen Verhandlung zu widerrufen versuchte
Demungeachtet wurde Zapf, von dem anzumchn
var, daß er bei Vegehung der That die zur Er
enntniß der Strafbarkeit seiner Handlung erfordet
iche Einsicht besessen habe, für schuldig erkannt und
zu einer Gefängnißstrafe von 1 Jahr 7 Monaia
derurtheilt, von welcher ein Monat Untersuchung.
haft abgerechnet wird. (Schw. M)
f Eine sehr bemerkenswerthe Eus
scheidung hat der 2. Civilsenat des Reichsge—
eichts in der Klage einer Bierbrauerei gegen einer
)erer Abnehmer erlafssen. Der Kunde, ein Gas
wvirth, hatte plötzlich die Geschäftsverbindung ab—
gebrochen und seinen Bierbedarf von einer anderen
Brauerei bezogen. Die Brauerei klagte auf Ahb—
aahme des herkömmlich seit längeren Jahren be⸗
sogenen Quantums, und erwirkte durch alle In—
tanzen ein obsiegendes Urtheil. Es besteht namliq
in Bayern eine landesherrliche Verordnung von
Jahre 1881, derzufolge ein Gastwirth, der sein
Bier von einer Brauerei bezieht, fo lange von
dieser nicht abgehen darf, als er das Geld fuür
dezogenes Bier schuldet, es sei denn, daß er biß
Ende September jeden Jahres das Verhältniß
tündet, und seine ganze Schuld längstens innerhalb
dxei Monaten vollständig bezahlt. Diesen Regeln
var der Abnehmer nicht nachgekommen und beries
er sich auf die durch Reichsgesetz eingetretene Ge—
verbefreiheit. Alle Gerichte uahmen aber überein
timmend an, doß diese Verordnung noch zu Recht
zestehe und auch das Reichsgericht ist dieser Auf-
assung beigetreten.
EGieder ein Tenorentdecht.) IDer
erühmte Wagnersänger Heinrich Vogl war einf
SZchulgehilfe in Wasserburg, einem kleinen obder⸗
zayerischen Städichen, wo man auf den gefeierten
Zünstler nicht wenig stolz ist. Nun ist abermals
ein Stern unter der bayerischen Lehrerwelt entdedl
worden. Ein Schullehrer Namens Schreiber wird
im Münchener Konservatorium für Musik auf
Kosten der Intendanz ausgebildet und soll als
„Lohengrin“ schon im April im konigl. Hoftheater
auftreten.
fWegen unverschämter Kurpfuscherei iß
ein Berliner Naturarzt zu 1 Jahr Gefängniß und
2 Jahren Ehrverlust verurtheilt worden. Der
Gerichtshof beschloß auch sofortige Verhaflung, troß
dem der Verhaftete 10,000 Mk. Kaution bot.
(Gur Kanalfrage.) Die Handelskam⸗
mer von Hagen hat an den Handelsminister Fürsten
Bismarck eine Eingabe gerichtet, in welcher sie sich
aus vollkswirthschaftlichen Erwägungen gegen die
Anlage von Binnenschifffahrts Kanalen au—sprichl.
Die Handelskammer don Elberfeld hai sich dieser
Fingabe angeschlossen und die Handelskammer zu
Altena hat eine eigene Eingabe gleichartigen Inhali,
wie die Hagener. an die Kegierung gerichtet. Auc
die Handelskammer zu Siegen scheint Neigung zu
haben, sich den gedachten Kundgebungen anzuschließen.
—X——
Beim Stiftungsfest des Lehr· Infanterie⸗Batoillon⸗
in Potsdam geht es immer sehr gemüthlich zu;
namentlich der Kronprinz scherzt mit den Soldoten
auf das Zwangloseste. Zwei Potsdamer Kaufleut
tanden dabei dicht hinter dem Kronprinzen und
der eine bemerkte zu dem andern: „Der Kronprin
ist doch ein gemuthlichetr Kerl. Da drehte sit
Jer Kronprim plöhlich um und sagte verbessernd
„Mann, aber nichi Kerl.“ In demselben Augen
Zlick prasentirte et aber auch schon dem verblufter
Potsdamer als Symbol der Versöbnung fein—
Zigarrentasche.
FGEuge Stief eletten.) Ju London he
ich. wie man der „Wiener Alla. Zig.“ von dor
chreibt. vor einigen Tagen ein Fauiereignet, der
desonders unter der tanzenden Damenwelt unge—