st. Ingherter Auzeiger
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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Montag, 22. März 1886. 21. Jahrg.
—
3 57.
Zum Geburtstage unseres Kaisers.
An 22. Marz 1886.
Von allen Heimatsthürmen länten wieder O, schmücke mit dem zweiten Tag im Lenze
Die Feierglocken im geweihten Ton, Dich, Kaiser Wilhelm, reich noch manches Jahr,
Dem Tag zum Preis, der wie des Frühlings Lieder Und herrsch vom Norden bis zur Frankengrenze
Den Greis begrüßt auf Deutschland's Kaiserthron. Die Eintracht, welche stark macht, immerdar.
Im lauten Jubel klingt's durch alle Gauen Erhalt der Herr Dir und dem deutschen Reiche
Und steigt ein Lobgesang empor zum Licht, Den Frieden, der des Ruhmes schönste Zier!
Das neu den Sohn der edelsten der Frauen, Behüt Dich Gott, Du starke Kaiser-Eiche,
Der Konigin Luise, glanzumflicht. DesHöchsten Liebe, SchutzzundSchirm mit Dir!
Friedrich Emil König.
Deutk hesc h.
Berlin, 19. März. Die Petitionskommission
seß Reichslags hat gestern mit 13 gegen 6 Stim—
nen beschlossen, die Petition des Schneidermeisters
söhrs gegen die studentischen Mensuren, die Offi⸗
jerduelle und die militarischen Ehrengerichte zur
Frörterung im Plenum zuzulassen, aber gleichzeitig
en Uebergang zur Tagesordnung zu empfeglen.
In der Debatte, welche eine sehr eingehende war,
ind sich durch mehrere Sitzungen der Kommiffion
jingezogen hatte, war von der einen Seite mit
esondetem Mißfallen auf den Duellzwang für
Ffiziere hingewiesen, andererseits die alte Sitte
ind der Umstand hervorgehoben worden, daß das
duell zur Vermeidung anderer häßlicher Konflikte
zeitrage. Die Mehrheit der Kommission war der
Meinung, daß eine öffentliche Diskussion der Frage
m Reichsstage die moralische Wirkung haben würde,
en Duellunfug einzuschränken. Deshalb wurde,
vie erwähnt, beschlossen.
Die freikonservative „Post“ urtheilt über das
—XV
er Frage der Lotterieloose:
„Mit der gestern beschlossenen Vermehrung der
dose der preußischen Klassenlotterie ist endlich eine
Frage im Sinne des gesunden Menschenverstandes
ledigt, welche schlecht angebrachte, moralische und
poltrinäre Bedenken in Verbindung mit der schwäch⸗
ichen Haltung des Finanzministers beinahe bis zur
Lacherlichkeit hinaus verzögert hatten. .. Die
Schärfe, mit welcher er sich mit den Nationallibe⸗
alen in der Monopolkommission auseinandersetzte,
var angesichts der schon durch die entschiedene Ab⸗
ehnung des Zentrums zweifellosen Verwerfung des
Nonopols sachlich nicht gerechtfertigt und politisch
nichts weniger als geschickt. Man läuft auf diese
Weise Gefahr, zu den Schwierigkeiten im Reichstage
hne Roth auch solche im Landtage hervorzurufen;
Schneidigkeit und Schärse in der Debatte ist sicher
diel werth dem Gegner gegenüber, aber gegenüber
von Parleien, mit denen man im Uebrigen arbeiten
vill und arbeiten muß, äußerst deplazirt.·.
Berlin, 20. März. Der Kaiser arbeitete
eute mit den Chefs des Militär und Civilkabi⸗
uets, ertheilte Audienzen und erledigte Regierungs-
mgelegenheiten.
Berlin, 20. März. Anläßlich einer großen
dzialdemokratischen Versammlung, in welcher Ab⸗
enndneter Bebel sprach, und die schließlich von der
bolizei aufgelöst wurde, kam es zu tumultuarischen
Scenen. Nach der Auflösung, bei der einige Ver—
aftungen vorgenommen werden mußten, rottete fich
ie Menge — es waren ca. 3000 Personen er⸗
schienen — auf der Straße zusammen und tobte
und schrie, was neue Verhaftungen veranlaßte. Die
Berichte Berliner Blätter, wonach die Polizei von
den Waffen Gebrauch gemacht und Schutzleute vom
Pferde gerissen seien, sind indes übertcieben.
Dresden, 19. März. Die zweite Kammer
ertheilte der Regierung die Ermächtigung zum vor⸗
aäͤufigen Erlaß einer Verordnung wegen Heran-
Fziebung der Militärpersonen zu den Gemeindeab⸗
gaben.
Straßburg, 19. März. Der Statthalier
Fürst Hohenlohe ist heute Nachmittag nach Berlin
abgereist; von wo er noch vor Ende des Monats
zurückkehren wird.
Ausssland.
Brüsfsel, 20. Marz. Man signalisirt die
Ankunft zahlreicher Sendlinge der französischen
Kommunards, welche die belgischen Arbeiter zu
weiteren Exzessen aufreizen wollen.
Brüssel, 21. März, Morgens. Fuür heute
sind in den Vorstädten von Brüssel mehrere sozia⸗«
listische Versammlungen angekündigt. Es sind um⸗
fassende Schutzvorkehrungen getroffen.
Brüssel. 21. Marz. Aus Jemappe werden
nicht unerhebliche Ruhestörungen gemeldet. In
der vergangenen Nacht kam es zwischen den Ar⸗
heitern und der Gendarmerie zu etnem Zusammen⸗
stoß, wobei mehrere Gendarmen verwundet wurden.
Zehn Personen wurden verhaftet.
Wagener aus Herstal, der Rädelsführer des
Anarchisten ⸗Aufstandes in Lüttich, und andre
wurden verhaftet.
In Lüttich ist die Ruhe wiederhergestellt und
Vorkehrung gegen wiederholte Störung getroffen.
Der Zerstoͤrungs⸗ und Plünderungsschaden ist be⸗
deutend.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
* St. Ingbert, 22. März. Zu Ehren
des Geburtstages Sr. Majestät des deutschen Kai—
sers hatte die Gesellschaft Harmonie“ am Sams.
jag Abend in ihrem Vereinslokale eine von den
Mitgliedern sehr Lesuchte Festlichkeit veranstaltet.
deute Abend findet aus demselben Anlasse im Cafe
Seiter ein Festessen statt, das, wie wir hören,
ebenfalls zahlreiche Betheiligung finden wird.
* St. Ingbert, 22. März. Durch Ver⸗
fügung der kgl. Kreisregierung wurden, einem Be⸗
chlusse des Stadtrathes und der Ortsschulkommission
entsprechend, vom 1. Mai ds. Is. ab an der
hiesigen protestantischen Schule angestellt Schulver—
veser Herr Eugen Weiß in Hoͤheinöd als Lehrer
und Schulverweser Herr Johann Herrmann in
Schnappach als Verweser.
— Mit dem 1. April lfd. Is. gelangen neue
Wechselstempelmarken in grüner statt der bisherigen
in violetter Farbe zur Ausgahe. Die bei den
Postämtern und Postagenturen noch vorhandenen
Marken in violetter Farbe werden mit Ablanj
dieses Monats zurückgezogen, jedoch können die im
Privatbesitz befindlichen Wechselstempelmarken dieser
Farbe noch weiter benützt werden. Der Termin,
mit welchem der Gebrauch der violetten Marken
aufzuhören hat, wird später bekannt gegeben.
— Zu Webenheim fiel am Freitag ein
aälterer Mann von einem Lindenbaum und starb
an den erhaltenen Verletzungen.
— Pirmasens, 18. März. In heutiger
Stadtrathssitzung stand unter anderem auch die
Einführung einer städtischen Verbrauchssteuer (Ok⸗
troi) auf der Tagesordnung. Nach langen beweg⸗
ten Verhandlungen wurde dieselbe dem „A.“ zu⸗
folge mit 15 gegen 11. Stimmen angenommen.
— Se. Majestät der König haben allergnädigf
geruht, die Vorstandschaft des Verwaltungsrathes
der Pfälzischen Eisenbahnen dem kgl. Advocaten
und Rechtsanwalt Herrn Joseph Neu mayer in
Kaiserslautern zu übertragen und den kgl.
Advokaten und Rechtsanwalt Herrn F. A. Mahla
in Landau zum Mitglied des Verwaltungsaus-
schusses dieser Bahnen zu ernennen.
— Die Evangelische Konferenz zu Hoch⸗
speyer wird am 28. April stattfinden. Die
biblische Ansprache hat Pfarrer D'Alleur von
Rohrbach, das Referat über „die Gewinnung von
persönlichen Kräften für die Arbeit im Reiche
Gottes“ Pfarrer Bott in Nohfelden übernommen.
— Dürkheim, 19. März. (Aus der
Schöffen⸗Gerichtssitzung. Die Firma Gebrüder
Bart hier wurde zu 720 Mark verurtheilt, und
zwar Heinrich Bart zu 360 Mk. und Karl Bart
zu 360 Mark wegen Malzaufschlag Defraudation,
begangen dadurch, daß dieselben ihrem Biere Bier—
couleur, Salicilsaure ꝛc. beisetzten. (R. B.⸗3.)
Vermisßchtes.
FStraßburg, 18. März. Die Dame,
welche zusammen nunt dem jungen Deumel erschossen
aufgefunden wurde, hieß Emma Eva Julie bv.
Dechend geb. Hünten. Sie war die Gattin eines
Landrichters in Neuwied. Der junge Deumel und
und Frau v. Dechend kamen, wie man der „B.
L.Z.“ mittheilt, am letzten Sonntag in die Wohn—
ung des Dr. Deumel und verlangten von demselben
Geld. um nach Amerka reisen zu können. Vater