zt. Ingherter Amzeiger.
Amtliches Organ des koönigl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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Montaa, 12. April 1886.
21. Jahrg.
Deutiches Reich.
Berlin, 8. April. Der Afrika-⸗Reisende
zul Reichard hat beim Auswärtigen Amt seine
tjen Ansprüche auf folgende Landergebiete Ofi⸗
frilab angemeldet: a. auf die östlich vom Tanga⸗
ianSee gelegenen Gebiete: 1. Ugunda, 2)
halla qua Madjiraguma, 8) Ugalla qua Merupam⸗
d; b. auf die westlich vom Tanganika⸗See ge⸗
genen Gebiete 1) Marungu qua Kapampa, 2)
sarungu qua Kalimba, 3) Marungu qua Nswiwa,
Marungu qua Msiri; 6c. am Tanganika⸗See:
hatungu qua Manda. Sämmtliche Gebiete um ˖
issen einen Flächenraum, der ungefähr der Hälfte
cu Deutschland entspricht, und hat Paul Reichard
jcselben theils durch Waffengewalt erobert und
erworfen, sowie seine Hoheitsrechte durch Erheb⸗
ag von Tribut ausgeübt, theils hot er dieselben
uch dort rechtsgiltige Verträge erworben.
gerlin, 10. April. Der Reichstag erledigte
der heutigen Sitzung in unerheblicher Debatte
e dritte Lesung der Gesetzentwürfe betreffend die
— E—— die
inzulässigkeit der Pfändung von Eisenbahnbetriebs⸗
uͤleln. die Pensionsansprüche des Statthalters der
gdeichslande, des Militärpensionsgesetzes und des
inttages Ausfeld, die Zollfreiheit unmittelbarer
umschließungen zollpflichtiger Flussigkeiten betreffend.
—
en nächsten Monat neue Vorlagen betreffend die
zuckersteuet und die Branntweinsteuer, angekündigt.
her Präsident beantragt deßhalb die Vertagung
er Sitzungen bis zum 17. Mai. Das Haus
immt diesem Antrage zu.
Berlin, 10. Apruͤ. Das preußische Staats-
rinisterium hat sich unter dem Vorsitz des Reichs⸗
anzlers abermals mit den Branntweinsteuergesetzen
xschaftigt, die nunmehr zur Einbringung in den
zundesßrath bereit sein duͤrften. — Zu den Var—⸗
agen, welche noch an den Reichstag kommen wer⸗
xn, wird moͤglicherweise eine neue Zuckersteuerdor⸗
age gehören, denn der Bundesrath wird, wie es
ißt, dem vom Reichstag beschlossenen Gesetzentwurf
zicht zusiinmen. Etwas aähnliches hatte Staats-
eltetar v. Burchardt bei der dritten Berathung des
hesetzes allerdings schon angekündigt.
— Den Gefsetzentwurf, betreffend den Rechts⸗
hutz in den deutschen Schutzgebieten, wie er von
em Reichstag in zweiter Lesung —XXLV
immt tine Zahl von Regierungen nicht zu, weil
er Reichstag bestimmt hat, die nothwendigen Ver ⸗
idnungen sollten vom Kaiser allein — und nicht
—A———
Nese Regierungen, die aber in der Mindrität find,
daß die Annahme des Gesetzes doch gesichert ist,
erden ihren Standpunkt noch durch besondere Er⸗
lütungen im Reichstage darlegen.
— Die Zahl der Loose der preußischen Klassen⸗
tterie wird bekanntlich vom 1. Okt. c. verdoppelt
ꝛerden. Nach dem neuen Plan soll die Zahl der
zewinne so vermehrt werden, daß im Durchschnitt
des zweite Loos gewinnt. Jetzt kommen auf
* 000 Loose 48. d000 Gewinne.
Darmstadt, 10. April. Prinz Alexander
on Hessen, der Vater des Fürsten Alexander reist
m nächsten Dienstag in Begleitung seines persön⸗
chen Adjutanten, Oberst Freiherrn voan Rotsmann.
ich Wien.
Straßburg, 9. April. Wie wir vernehmen,
ird das Kaisermanöver des 15. Armeekorps nach
unmebr erfolgter Allerhöchster Entschließung in
er Umgebung von Straßburg stattfinden. Der
daiser wird voraussichtiich am 10. September dos.
Jahres in unserer Siadt eintreffen und im Statt ·⸗
salierpalast Absteigequartier nehmen. Die Kaiser⸗
arade findet am I1. September auf dem Polygon
ahier statt.
— Speyer, 8. April. Vor dem Schöffen-
zerichte wurde heute gegen den Redakteur der
Speyerer Zeitung“, H. Friedemann, wegen Nicht-
jufnahme einer Berichtigung nach 8 11 des Preß-⸗
esetzes verhandelt. Die Sache stellt sich als ein
nachspiel zu der letzten Reichstagswahl dar. Im
Wahlkreise Speyer⸗Frankenthal fand bekanntlich
eine Stichwahl stait, bei welcher die muthmaßliche
daltung der Centrumspartei den Gegenstand leb⸗
jafter Eroͤrterungen in der Presse bildete. Die
„Pf. Z.“ brachte damals Artikel, in welchen die
Vähler des Centrums direkt zur Abgabe ihrer
„timmen für den Candidaten der Sozialdemokraten
zufgefordert wurden, dann wieder andere, worin
Wahlenthaltung anempfohlen wurde. Hierüber
nitstand im vorigen Monat eine nachträgliche Po⸗
emik zwischen den beiden Blättern, in deren Ver⸗
auf von der „Sp. Z.“ behauptet wurde, im
Nonat November 1884 habe in der „Pf. Z.“
inige Tage lang eine Notiz gestanden, welche et⸗
vas umschrieben etwa heißen konnte: „Wähler
zleibt in Marschbereitschaft, Ihr werdet rechtzeitig
erfahren, gegen wen Ihr zu marschiren habt!“ Darauf⸗
hjin sandte Herr Dr. Jäger eine Berichtigung an
die „Sp. Z.“, welche diese Behauptung als un⸗
vahr bezeichnete. Die Redaktion der „Sp. Z.“
zerweigerie die Aufnahme dieser Berichtigung, wo⸗
auf Herr Jäger eine Denunziation dei der kgl.
Amtsanwaltschaft einreichte. Das in der heutigen
Sitzung erlassene Urtheil wies die Klage ab, da
ine Verpflichtung zur Aufnahme der Berichtigung
aicht vorhanden war. Die Kosten wurden der
Staatskasse zur Last gelegt.
— Ludwigshafen, 10. April. Herr
dolzhandler Michael Gebhard hat sich heute Vor—⸗
mittag kurz vor 9 Uhr erschossen. Die Motive,
velche diesen allgemein geachteten Mann zu dieser
inseligen That veranlaßten, sind uns unbekannt.
Hebhard war schon seit einer Reihe von Jahren
Mitglied des hiesigen Stadtraths. (G. A.)
— Die Ortsschulkommissiin zu Lud wigs⸗
hafen beantragte die Einführung des Turnunser⸗
richts an den Mädchenschulen. Herr Schulinspektor
Dr. Geistbeck führte aus, daß der Mädchenturn⸗
unterricht in anderen Städten Bayerns, Württem⸗
bergs und Badens schon lange eingeführt sei und
daß man hier also nicht etwa von einer Neuer⸗
ing im engeren Sinne reden könne. Herr Dr.
Heistbeck hat doct einen Turnlehrerverein ins Leben
zerufen, aus dem die nöthigen Lehrkräfte zur Er⸗
heilung des erwähnten Unterrichts gestellt werden.
Der Stadtrath beschloß die Einführung des letzteren.
Ausslaud.
Brufsel, 10. April. Die belgische Staats-
ahn will die Tarife für inländische Kohlen überall,
vo Konkurrenz des Auslandes vorhanden ist, er—
naͤßigen.
Sokale. uud pfälzische Nachrichten.
»St. Ingbert, 12. April. Gestern Nach ˖
nittag wurde durch Herin Reltor Lurenburger
us Zweibrücken als Prüfungskommissär im Beisein
es tgl. Regierungsrathes Herrn Spath aus
—„peyer und des kgl. Bezirksamtmannes Herrn Dr.
S„chlagintweit die Jahresprüfung
n der hiefigen gewerblichen Fortbild-
ungsschsule abgehalten. Wie wir hören,
prachen sich die Herren recht befriedigt über das
Kesuitat der Prüsung aus. — Die gewerbliche
Forthildungsschule war im laufenden Schuljahre in
Kursen von 126 Schülern besucht. wovon 70
em oberen und 56 dem unteren Kurse angehörten.
die Fachabtheilung zählte 22 Schüler.
— Ensheim, 6. April. Liebe ist die
Wurze der Ehe. Dahier hatte ein liebend Ehe⸗
aar Zank. „Er“ wolite, so erzählt man allge⸗
nein, „Ihr“ Branntwein über den Kopf schütten
ind anzünden. Ein Verwandier der Frau eilte
ieser zu Hilfe wurde aber von dem erbosten Ehe⸗
ncenn derart in den Finger gebissen, daß dieser
icht an der Hand abgenommen werden mußte und
ogar für letztere noch nicht alle Gefabr ausge⸗
chlossen ist.
— aAaiserslautern, 8. April. Zu dem
im 4., 8. und 6. Juli dieses Jahres dahier siatt
indenden Verbandstag gewerbetreibender Bäcker⸗
neister der Pfalz, verbunden mit einer Ausstellung
on Erzeugnissen, Maschinen, Geräthschaften und
Jedarfsartikeln der Backerei und Konditorei, haben
ie Vorarbeiten bereits begonnen. Ein Ausstell-
ingskomite ist gewählt, und haben schon einige
Fabrikanten sich zur Ausstellung von Gegenständen
ngemeldet, und werden innerhalb der nächsten
tage die Anmeldebogen zum Versandt an die
lussteller kommen. Wegen Praämiierung für vor⸗
ügliche Leistungen ist bei hoher königl. Regierung
ʒer Pfalz ein Antrag gestellt worden, worüber die
Herhandlungen noch anhängig sind.
— Wöorth, 8. April. Wie man von ver⸗
assiger Seite hoͤrt, wird in den nächsten Tagen
nit der Absteckung der projektierten Kanal⸗Verbind⸗
ing von Siraßburg nach Ludwigshafen begonnen
berden. Mit der Leitung dieser Arbeiten sind die
derren Bauassistenten Risser, von Liederscron und
Züuß betraut.
— Niedersimten, 10. April. Herr
Wirth Friedrich Ehrhardt fand beim Ausgraben
er baul soeben einen Tanzsaal) einen 70 große
ind 35 kleine Münzen aus dem 12. und 13.
Jahrhundert stammend, ferner schwarze Haare und
janz feine Leinwand enthaltenden, von einem pri⸗
nitiben Reif umgebenen Topf. Die Münzen
ragen die Aufschrift Philippus rexr.
Bermischtes.
F (Geichssgerichts-Entscheidung.,)
Hat ein Vormund ouf Bitten seines Mündels
zessen Kapital auf eine über die gesetzlich fixirte
Zeleihungsgrenze (ß 89 der preußischen Vormund—
chafts· Ordnung) hinausgehende Hypothek angelegt
ind ist in Folge eines Ausfalls bei der Subhasta⸗
ion des verpfändeten Grundstücks das Kapital
janz oder iheilweise verloren gegangen, so haftet
zach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Civil⸗
enats, vom 4. Januar 1886 der Vormund dem
Dündel für den Schaden, selbst wenn das Mündel
chriftlich allen event. Ansprüchen gegen den Vor—
nund aus der gesetzwidrig hohen Beleihung ent⸗
agt hatte und sowohl der Gegenvormund als auch
as Vormundschaftsgericht diese Beleihung genehmigt
atien, gleichviel ob die Beleihung zu Gunstfen