Full text: St. Ingberter Anzeiger

It. Ingherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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Dienstag, 13. April 1886. 
20 Jahrg. 
Seutsches Reich. 
Muͤnchen, 11. April. Dem vom Kriegs⸗ 
misser der Kammer der Abgeordneten vorgelegten 
Nauptetat der Militärverwaltung für die Zeit vom 
April 1886 bis 31. März 1887 entnehmen 
ir Folgendes: Derselbe ist auf 46,463,447 Mk. 
igeseßt. Hievon treffen auf fortdauernde Aus- 
* 39,8350,3574 Mk., einmalige Ausgaben 
341,487 Mtk., darunter zur Completirung des 
f moalerial1.osh. dos Mt. Die Wuitar 
sbalidenpensionen aus dem allgemeinen Penfions⸗ 
nd betragen 2.,751,760 Mk., aus dem Reichs- 
noalidenfond 417,266 Mk., Invaliden⸗Institute 
2360 Mtk. 
nter den Ausgaben sind u. A. postulirt für 
o Militär · Eisenbahnwesen 82,000 M., darunter 
5000 M. als erfte Rate für Beschaffung von 
deisenbahn · Brückenmaterial für das Kriegs⸗ 
misterium allein 356,868 M.; für die Militär⸗ 
zastlichkeit 34,808 M.; für die Justizverwaltung 
21,426 M.; für höhere Truppenbefehlshaber 
40926 M.; für Geldverpflegung der Truppen 
3048,098 M.; für Naturalverpflegung 9. 628, 051 
; für Bekleidung und Ausrüstung der Truppen 
875, 088 M.; für XO 
—— Bildungswesen 
66700 M.; fuür Artillerie und Waffenwesen 
397,3824 M.; für Bau und Unterhaltung der 
fungen 824, 400 M. 
Zein Garnisonsverwaltungswesen sind eingesetzt 
x Erbauung einer Infanterie⸗Bataillonskaserne 
Nürnberg, letzte Rate 62,000 M.; zur Erbau- 
ig einer Kaserne in Speyer, zweite Rate 100,000 
R zur Erweiterung der Kavallerie⸗Kosernements 
Bamberg, zum Grunderwerb und erste Baurate 
10,000 M.; zur Erbauung eines Exerzierhauses 
2 Bataillone in Amberg 30,000 M. 
Flberfeld, 11. April. (F. Ztg.) Der Parteitag 
er demokratischen Partei von Rheinland und Westfalen 
ahm eine Resolution an, welche es für wünschenswerth 
dlärt, daß die demokratische Partei in ein freund- 
haftliches Verhältniß zu der deutschen Volkspartei 
ete, um eine demnächstige Veschmelzung der nord⸗ 
eutschen und der süddeutschen Demokratie anzubahnen, 
Zotale und pfältetche Rachrichten. 
* Si. Ingbert, 183. April. Unser lieder⸗ 
eicher Mitbuͤrger, Herr Valentin Seiter, hatte 
em deutschen Reichskanzler Fürsten 
»on Bismarezu dessen 71. Geburtstage eine 
einer patriotischen Compofitionen übersendet. Der 
teichskanzler hatte nicht nur die Guüte, dieses Ge⸗ 
hurtstagsangebinde anzunehmen, sondern Herr Seiter 
mpfing aus dem Spezial ˖ Bureau des Reichskanzlers 
uuch noch das nachstehende Schreiben: 
Berlin, den 8. April 1886. 
Euerer Wohlgeboren bin ich beauftragt den 
erbindlichsten Dank des Herrn Reichskanzlers 
ür die freundliche Aufmerksamkeit auszusprechen. 
velche Sie ihm durch Uebersendung der dem 
Jefälligen Schreiben vom 5. d. Mis. beigefügten 
Tompositionen erwiesen haben. 
Grafzu Ranzau, 
n Geheimer Legations⸗Rath. 
p 
Herrn V. Seiter, 
Wohlgeboren 
in 
St. Ingbert. 
Der von echt patriotischem Geiste durchwehte 
Text des von Herrn Seiter componirten Liedes isl 
zedichtet von C. Köhler und trägt die Widmung: 
Dem Schöpfer deutscher Einheit, Reichskanzler 
Fürst Bismarck zu seinem 71. Geburtstage“. Wir 
berden in der nächsten Nummer des Unterhaltungs⸗ 
hlaties denselben zur Kenntniß unserer Leser bringen. 
ASchnappach, 18. April. Wie mir 
nitgeheilt wurde, hat gestern Abend zwischen meh⸗ 
eren Kontrollpflichtigen auf der Straße zwischen 
Zt. Ingbert und Schnappach eine Schlägerei statt⸗ 
jefunden, wobei einige mit blauen Malen sollen 
jezeichnet worden sein. — Gestern Nachmittag 
vurde ein Bergmann aus dem Altenwald, der in 
der Grube Altenwald verunglücktte, ins Lazareth 
nach Sulzbach gebracht. 
— Der Jahresbericht der Pfälzischen 
zisenbahnen für 1888 konstatirt, daß das 
Jahr 1885 ein erheblich günstigeres Finanzresultat 
jeliefert habe, als das Vorjabr. Es konnte dieses 
ßesultat in Folge Steigerung der Einnahmen um 
en Betrag von 5307,908 Me74Pfg. erzielt werden, 
velchem Mehrerträgnisse eine Erhöhung der Aus- 
jaben von 272,888 M. 64 Pfg. gegenübersteht. 
er Gütertransport in engerem Sinne, d. h. aus⸗ 
chließlich des besonders verrechneten Kohlen⸗ Verkehres 
uus den Saargruben hat gegen das Vorjahr ein 
Mehr von 226,778 M. 30 Pfg. ergeben; gegen 
as Budget aber ist dessen Ertrag um 182,242 M. 
74 Pfg. zurückgeblieben, nachdem bei der Aufstel⸗ 
ung des Voranschlages verschiedene Umstärde nicht 
horgesehen werden konnten, welche ins besondere in 
er zweiten Jahreshälfte auf den Güterumschlag 
emmend eingewirkt haben. Der Kohlenverkehr aus 
en Saargruben weist mit einer Mehreinnahme von 
229, 4583 M. 75 Pfg. gegen das Vorjahr und von 
62.281 M. 37 Pfg. degen das Budget einen 
wußerordentlich günstigen Abschluß auf. Die Per⸗ 
onenbeförderung hat gegen das Vorjahr 39,875 
M. 28 Pfg. gegen dgs Budget 18,412 M. 79 Pfg 
nehr ertragen. Der Wenigerertrag von 16,639 M. 
47 Pfg., welchen die „anderen Quellen“ gegen das 
tudgeĩ geliefert haben, ist durch geringeren Rein⸗ 
rtrag der Steinbrüche veranlaßt, durch Mehrein⸗ 
ahmen aus veräußertem Altmaterlal aber so weit 
zusgeglichen, daß aus diesen Quellen gegen das 
Vorjahr ein Plus von 11,807 M. 46 Pfg. erlos 
wurde. Die Betriebsausgaben des Jahres 1888 
haben den im Budget angenommenen Betrag von 
8,633, 000 M. um 28,548 M. 86 Pfg. über⸗ 
schritten. Es ist diese Ueberschreitung lediglich dadurch 
entstanden, daß der mit 126,000 M. eingestellte 
Beirag für Erneuerung von Fahrmaterial nachträg⸗ 
ich um 208,186 M. 22 Pfg. erhöht worden ist, 
so daß sich bei Anrechnung dieser Erhöhung nicht 
nur keine Ueberschreitung, sondern eine Ersparung 
»on 179,687 M, 36 Pfg. gegen die ursprüngliche 
Budgetsumme ergibt. Die allgemeine Geschaäftslage 
der Pfälzischen Eisenbahnen im Jahre 1885 kann 
daher bei der im Vorstehenden dargelegten Steiger⸗ 
ing der Einnahmen und verhältnißmäßig schwächeren 
Erhöhung der Ausgaben eine günstige genannt 
verden. 
— Schwarzenacker, 11. April. Vor⸗ 
zestern Abend wurde im Mühlgraben der Papier⸗ 
abrik zu Schwarzenacker eine männliche Leiche ge⸗ 
ändet, welche schon stark in Verwesung überge⸗ 
gangen war. Bei der Untersuchung durch das 
ericht wurde in derselben der schon seit Wochen 
vermißte 19 Jahre alte Ludwig Hill aus 
Kirkel erkannt. Derselbe ist jedenfalls damals 
auf dem Heimwege von Waldmohr nach Kirkel, wo 
er sich auf dem Amtsgerichte wegen Verübung von 
Unfug zu verantworten hatte. auf unerklärliche 
Weise in die Blies gerathen., in welcher er seinen 
frühzeitigen Tod fand. Die Leiche wurde heute 
Nachmitiag von den Angehörigen des Verunglückten 
ibgeholt und nach Kirkel verbracht, wo sie morgen 
deerdigt wird⸗ 
— Kaiserslautern, 10. April. Das 
ziesige Spital wurde heute Nacht der Ort einer 
Schreckensszene. Gegen 2 Uhr sprang ein Mann 
über das Thor, schlug mit einer schweren Schaufel 
die Fenster des Portierhäuschens ein und ging 
dann sofort, bevor er gefaßt werden konnte, weiter 
zum Haupithor, woselbst er die Fenster des Zimmers, 
in welichem der Verwalter schlief, mit Pflasterfteinen 
einwarf und mit der Schaufel zerschlug. Noch ehe 
der im festen Schlaf liegende Verwalter, Hert 
öster, ganz wach geworden war, stürzte sich der, 
wie nachträglich festgestellt wurde, irrsinnige Mensch 
über ihn und hieb mit der Schaufel auf ihn los; 
der Verwalter setzte sich so gut es ihm möglich 
var, zur Wehre; im Handgemenge kam er nach 
inten zu liegen und sein Angreifer würgte ihn am 
Halse. Zum Gluück kam nun eine der Pflegerinnen, 
zufmerksam gemacht durch die Hülferufe, herbei 
uind unterstützte den Verwalter, bis es endlich ge⸗ 
lang, des wuͤthenden Menschen habhaft zu werden 
ind ihn zu fesseln. Er wurde sodann als ein 
Zimmermann, Namens Wolff von hier rekognosziert, 
der schon einige Tage Spuren von Geistesstörung 
gezeigt haben soll. Derselbe wurde in der Irren⸗ 
selle des Spitals untergebracht. 
— Kaiserslautern, 12. April. Herr 
dandgerichtsrath Pachmayer von hier, welcher 
seit einigen Tagen an Diphtheritis schwer erkrankt 
var, mußte leider infolge ausgebrochener Tobsucht 
nach Klingenmünster in die Kreisirrenanstalt ver⸗ 
—XX 
— Aus der Pfalz, 10. April. Wie all⸗ 
zemein bekannt, ist den Sonntagsschulpflichtigen 
der Besuch öffentlicher Tanzunterhaltungen gesetzlich 
berboten und wird die Uebertretung dieses Verbots 
mit Haft bestraft. Bekannt dürfte fernerhin sein, 
daß dieser Gegenstand in der Kammer der Abge⸗ 
rdneten vor nicht langer Zeit behandelt wurde 
Ausland. 
Wien, 9. April. Aus Bukarest meldet der 
elegraful“, in Macedonien wimmle es von rus⸗ 
chen Agenten, welche die Bulgaren zur Erhebung 
asteizten. Der russische Konsul in Salonichi, 
ustribow, macht offen unter den dortigen Serben 
ir den Anschluß Altserbiens an Serbien Pro⸗ 
anda. 
Paris, 11. April. Nach Meldungen von 
enegal ist das Fort Bakel von den Eingeborenen 
agegriffen und hat daselbst ein sehr blutiger Zu⸗ 
mmenstoß stattgefunden, welcher 3 Tage dauerte. 
ehtere Dörfer und Faktoreien wurden angezündet, 
e Verbindungen sind abgegeschnitten. Die Lage 
ind als ernst bezeichnet. 
Athen, 12. April. Die Kammer lehnte eine 
agetordnung, welche nur einem solchen Minister 
a Vertrauensvotum ertheilt, der zum sofortigen 
rginn des Krieges entschlossen sei, ab und nahm 
gegen mit 129 gegen 83 Stimmen eine Tages⸗ 
duung an, welche nach den stattgehabten Debatten 
⁊ Regierung voͤllsländiges Vertrauen ausspricht.