Full text: St. Ingberter Anzeiger

nebstahls schon bestraft ist, erhält er wegen 
ahnenflucht im Rückfalle und wegen der Diehstaͤhle 
Fgahr 6 Monate Gefängniß. Gleichzeitig wurde 
gaͤhre Ehrenverlust. und Entfernung aus dem 
hene ausgesprochen e 
München 18. April. (Verwaltungsge- 
chtshof.) Auf die Beschwerde des Gemeinderathes 
vnñ Hohenöllen vom 3. Februar gegen den Be— 
—* pfälzischen Kreisregierung vom 16. Januar, 
sreffend ·die Verhandlungen der Distriktsgemeinde 
uterecken pro 1885, speziell den Straßenbau von 
inzenhausen nach Hohenöllen, wurde der ange⸗ 
ochtene Bescheid dahin abgeändert, daß die im Be⸗ 
suß des Distriltsrathes vom 16. Dezember 1884 
Gemeinde Hohenöllen auferlegte fünfjährige 
aftung für die an der fraglichen Straße ange⸗ 
rachten Treppen und Stützmauern wieder aufge⸗ 
oben wurde, indem eine derartige Auflage weit 
her das dem Distriktsrath eingeräumte Recht hin⸗ 
usgehe. Die Distriktsgemeinde Lauterecken hat die 
dossten zu tragen incl. Beschlußgebühr von 20 M. 
juf nächsten Freitag sind nicht weniger als drei 
heschwerden aus der Pfalz, betreffend religiose Er⸗ 
jehung, zur Verhandlung angesetzti. 
Goffnungsvolle Jugend) Am 
zymnasium der alten steierschen Bergstadt Leoben 
alte sihh, wie man den Münchener „N. N.“ 
chreibt, zu Ende des vergangenen Jahres aus 
Fhülern der untern Klassen eine vollständige Die— 
esbande gebildet. Die jungen Langfinger waren 
egelrecht organisirt, hatien einen „Hauptmann“, 
Jufpasser u. s. w. ein „Treueschwur“ verband sie 
ur gegenseitigen Unterstützung und zum strengsten 
zchweigen. Ein eigenes Gauner-Rothwälsch diente 
znen zu ihrem geheimen Verkehre. Die Knaben 
erübten eine Reihe von Diebstählen. Auch Kinder 
ohlhabender Eltern betheiligten sich an den Ver—⸗ 
rechen, die demnächft das dortige Strafgericht be⸗ 
häftigen werden. 
Im Odergebiete ist neuerdings wieder 
ochwasser eingetreten. Wie aus Hirschberg in 
cchiesien berichtet wird, sind, Zacken“ und „Bober“ 
utß ihren Ufern getreten. Mehrere Ortschaften 
ehen unter Wasser.“ Die Niederungen sind hoch 
derschwemmt. Das Wasser ist noch im Steigen. 
Hamburg. Der jüngste Dampfer, welcher 
as Amerika hier eintraf, hat außerordentlich viel 
merikamüde Deutsche, darunter eine erkleckliche 
inzahl noch recht junger Leute, zurückgebracht. Es 
tfinden sich unter den aus der neuen Welt Heim⸗ 
lehrten: Ingenieure, Architekten, diverse Hand⸗ 
verker und Kellner. Dieselben geben eine traurige 
zeschreibung der drüben herrschenden Geschäftslosig 
ait; sie fühlten sich glücklich, als sie die Ueber— 
hrtskosten zusammen hatten oder geschickt erhielten, 
im die Heimreise anzutreten. Einer der Wieder- 
ekommenen, der vor einem Jahre sein Vermögen, 
u 8000 M. bestehend, mitgenommen, hat es drüben 
is auf 200 M. aufgebraucht. 
Lüneburg, 12. April. Von der hiesigen 
ztrafkammer wurde im vorigen Jahre der Tischler 
R. wegen Körperverletzung zu 213 Jahren Ge⸗ 
aͤngniß verurtheilt. Jetzt ist M. nach Wiederauf- 
ahme des Verfahrens freigesprochen worden. Es 
at erwiesen werden koͤnnen, daß der Unglückliche 
ischuldig ist. Derselbe hat neun Monate Srafe 
erbüßt, und ist durch die unschuldig erlittene Haft 
manziell gänzlich runirt. 
tEin schrecklicher Vorfall ereignete sich vor 
czem in Marseille. Zu dem dortigen Zahn⸗ 
zt Dr. Hérin kam ein junges hübsches Mädchen, 
träulein Alice Charbot, um fich einen Zahn ziehen 
u lassen. Da die junge Dame sehr ängstlich war, 
ielh ihtr der Arzt, Aether zu nehmen, doch sie 
jollte fich hierzu nicht verstehen, indem sie erklärte, 
fürchte, aus dem narkotischen Schlafe nicht wieder 
merwachen. Als nun der Zahnarzt sich mit der 
ange dem Munde des Mädchens näherte, sprang die 
alientin in wilder Angst vom Stuhle auf, riß 
us Fenster auf und stürzte sich aus einer Höhe 
on 3 Stockwerken auf die Straße hinunter. Fräu⸗ 
in Charbot blieb sofort todt, deren Mutter, die 
xx Verzweiflung nahe ist, wird Tag und Nacht 
wacht, da man fürchtet, dieselbe könnte sich gleich⸗ 
al ein Leid anthun. 
fEolumbus ein Korse.) Bis vor 
urzem wußte man noch nicht genau, wo Christoph 
dlumbus geboren worden ist, man nahm siets an. 
whier ein Genuese war. Nun hat soeben ein 
uistlicher von Calvi, auf der Insel von Korsika, 
eoffiziellen Urkunden veröffentlicht, aus denen 
worgeht, daß der berühmte Seefahrer, welcher 
Imerika entdeckte, auf Korsika geboren worden ist. 
Dder „Semaphore“ von Marseille meint, daß nun⸗ 
neht alle Zweifel über den Geburtsort von Chri⸗ 
toph Kolumbus beseitigt seien, er gehöre dem Lande 
in, wo auch Napoleon J. das Licht der Welt er⸗ 
olickt hatte. 
7In Anbetracht der vielen Herz—⸗ 
ensergüsse des französischen Chauvinismus ist 
es interessant, zu erfahren, daß die deutsche Indu⸗ 
lrie trotz alledem in Paris noch nicht aus dem 
Felde geschlagen ist. In neuester Zeit hat sie 
pieder einen bedeutenden Sieg aufzuweisen,den 
vir bereits in englischen Fäachblättern verzeichnet 
inden. Die „Société des Grands Moulins de 
Forbeil in Paris“, deren Mühlenwerke die groß- 
rtigsten von ganz Frankreich find (Betriebskapital 
4 Millionen Francs, Betriebskraft 1560 Pferde⸗ 
järken), hat die vollständige Umrichtung ihrer An⸗ 
age beschlossen, wozu ein Kostenaufwand von circa 
ine Million Francs erforderlich ist. Hierzu hat 
iie Projekte der verschiedensten Firmen — in erster 
zinie nattlrlich der franzöͤsischen — eingeholt. Der 
uftrag für die Ausführung ist nun trotz aller 
ranzösischen Konkurrenz und trotz aller Proteste 
ndgiltig der deutschen Firma G. Luther in Braun⸗ 
chweig ertheilt worden, die nun alles für die 
nechanische Einxichtung Nöthige fertigt und die 
sufstellung durch ihre Ingenieure vornehmen läßt. 
Daß es nicht etwa Sparsamkeitsrücksichten waren, 
zie den Verwaltungsrath von Corbeil zu dieser 
Euetscheidung brachten, beweist der Umstand, daß 
ie französischen Mitbewerber theilweise niedrigere 
Preise forderten. Der Sieg ist lediglich dem Rufe 
ner deutschen Mühlenbautechnik und der Vorzüglich- 
keit der in diesem Falle aufgestellten Projekte zu 
zuschreiben. 
frLondon, 14. April. Graf Shaftesbury 
jat sich gestern Nachmittag in einer Droschke in 
Regent-Street erschossen. Der Beweggrund für diese 
That ist unbekannt. 
7 Ein Kapitel aus den Londoner Toiletten⸗ 
zeheimnissen spielte sich jungst vor dem Richter ab. 
Hhor demselben erschien Oberst Maxwell⸗Heron als 
Fertreter seiner Frau gegen die erste Schneiderin 
Ldondons, Madame Mercier. Mis. Maxwell⸗Heron 
jat für Toiletten, die sie seit 123 Jahren anfer⸗ 
igen ließ, eine Rechnung auf 8400 Lstrl. (170000 
MRark) bekommen und der Oberst ist kaum imstande, 
eine vor Zorn zitternde Stimme verständlich zu 
nachen, während er die Rechnung liest. Da heißt 
es: „Ein weißes Atlaskleid — 300 Lstrl. (6000 
Mark) ein saphirblaues Hofkleid — 180 Litrl. 
für ein Sommerkleid (Batist) 80 Lstrl., ein blaues 
—A— 
astrle“. Der Oberst fährt fort: Jetzt kommen die 
„Kleinigkeiten?: Für die Umänderung eines Kleides 
— Façon, 20 Lstrl. (400 Mark). Zubehör 15 
2strl. ꝛc.“ Die Schneiderin geberdet sich gleich 
einer beleidigten Fürstin. Sie sagt: * „Ich mache 
eine Kleider, ich schaffe Kunstwerle, ich kann aus 
neinen Büchern den Beweis liefern, daß jde Toi—⸗ 
ette nach dem Entwurfe eines Malers gearbeitet 
vird und daß ich selbst für jede Skizze 50 Lsirl. 
ahle.“ Der Oberst ruft: „Wenn das wahr ist, 
zann soll den Maler, Sie selbst und Ihre Kundinnen 
der T..... holen!“ Der Richter, Mr. Crump, 
»exrsuchte den erbitterten Krieger, sich zu fassen, und 
vahrlich diese Mahnung kommt zu rechter Zeit, 
senn der Gatte wird verurtheilt, die Rechnung der 
Schneiderin voll zu zahlen. Bedauernd meint der 
Richter: „Wer in einem derartigen Geschäfte seine 
kinkäufe besorgt, muß auch seiner Eitelkeit horrende 
Opfer bringen.“ 
F Ein neues Gesellschaftsspiel wird aus 
dem Lande der Yankes gemeldet: Jede Dame 
zringt, sobald sie in eine Gesellschaft geladen ist, 
ein Ei mit, auf welchem ihr voller Name geschrieben 
st. Die Eier werden dann alle in einen Sack 
jethan, und jeder junge Mann muß in den Sach 
zreifen und blindlings ein Ei herausholen. Er hat 
iun diejenige Dame, deren Namen er auf solche 
Art gezogen hat, während der Festlichkeit zu be⸗ 
sienen und nach Hause zu begleiten. Nalürlich 
zsiebt es dabei viel unverhofften Spaß und mit— 
inter auch ein wenig Aerger.“ Müssen es aber 
jerade Eier sein?!“ 
F Ein neues Licht.) Nach einer Mittheil⸗ 
ing in „The Shipping World“ haben die In⸗ 
zenieure James Lyle und J. B. Hannay aus 
glasgow ein neues Licht, Lucigen, erfunden, wel⸗ 
hes ein bis jetzt verwahrlostes Produkt nützlich 
erwendet. Das Lucigen wird aus kohlenwasserstoff⸗ 
jaltigen Oelen unter Zuführung von komprimirter 
Luft in der Art erzeugt, daß das Oel in feinem 
Strahle dem Brenner zugeführt, eine Flammenro 
sette von manchmal 27—30, sogar 36 englisch⸗ 
Zoll hoch bildet. Die verschiedenen durch die Be⸗ 
leuchtungsmethode in Anwendung gebrachten Kunst⸗ 
griffe sind außerordentlich sinnreich erfunden und 
die erhaltenen Resultate überaus erfreulich. Bei 
den Arbeiten der Tay ˖ und Forth Brückeu wurden 
die elektrischen Bogenlichter“ durch Lucigen ersetzt, 
während' das neue Licht bei den öffentlichen Arbeiten 
in Glasgow und dessen Umgebung schneli die 
Oberhand bekommt. Wirksamkeit und äußerst 
näßiger Kostenpreis machen es den Indußftriellen 
mpfehlenswerth, die in der jetzigen Zeit des 
chlechten Geschäftsganges gezwungen sind, in ihren 
ẽtablissements streng ökonomisch zu arbeiten. Die 
ür das neue Licht speziell in Betracht kommenden 
Dele sind allgemein ais Kreosot und Pechöle be— 
annt, welche neuerlich auf dem Markte so gefallen 
ind, daß die Bau⸗Unternehmer der Tay · Brücke 
hren zur Beleuchtung nöthigen Bedarf um den 
zeringen Preis von ungefähr einem halben Penny 
»er Gallone erhalten. Millionen Gallonen dieser 
Dele warten auf einen Absatz, weil sie in riesigen 
Quantitäten von den Theer⸗Destillateuren in Gas 
ind mineralischen Oelfarben und Hochöfen, wo die 
ogenannten unnützen Gase wegen ihres Ammoniak⸗ 
gehaltes verwendet werden sollten, produzirt werden. 
Nischneinowgorod, 14. April. Das 
kFis der Wolga riß gegen 40 theils mit Naphta 
hrodukten beladene Barken fort, welche alimählig 
erschellt wurden. Das Quantum des verloren ge⸗ 
zangenen Naphtas beträgt anderthalb Millionen 
Pud. Der Gesammtwerlust an Barken und Gütern 
vird auf mehrere hunderttausend Rubel geschätzt. 
Newyork, 14. April.* Außer dem bereits 
am 18. März verhafleten Jähne sind noch elf 
andere Personen, welche dem Gemeinderathe der 
Stadt Newyork im Jahre 1884 angehörten, unter 
der Anschuldigung der Bestechung durch die Gründer 
der Broadway Railway verhaftet worden. 
FNewyort, 15. April. In der Stadt St. 
TFloud (Minnesota) und deren Umgegend richtete 
ein Wirbelsturm bedeutende Verheerungen 
an. 67 Peisonen wurden getödtet, viele verwundet 
Mer thporichte. 
Zweibrücken, 15. April. (Fruchtmittelpreis und Vil⸗ 
tualienmartt.) Weizen O M. — Pf. Korn 7 M. 57 pf. 
derfte zweireihige d M. — Pf., vierreihige d M. — pf. 
Spelz 0 M. — Pf. Spelzlern — M. — Pf., Dinke 
— M. — Pf., Mischfrucht d M. — Pf., Hafer 6 M. 
57 Pf. Erbsen d M. — Pf. Wicden 0 M. — pf, 
Heus M. 50 Pf., Stroh J.Qual. 2 M. 40 Pf., II. Qual. 
2 M. — Pf., Kartoffeln 2? M. — Pf., Weißbrod 1/5 Kilo 
50 Pf., Kornbrod 8 Kilo 60 Pf. Gemischtbrod 3 Kilo 
75 Pf., paar Weck 90 Gr. 6 Pf., Rindfleisch J. Qual. 
54 Pf. II Qual. 48 Pf., Kalbfleisch 50 Pj. Hammel⸗ 
deisch 50 Pf., Schweinefleisch 50 Pf., Wein Liter 80 Pf. 
Bier 1 Liter 24 Pf., Butier ?/3 Kilogr. 1 M. 15 Pjf. 
Homburg, 14. April.(Fruchtmittelpreis und Vik⸗ 
ualienmartt; Weizen 9 M. 25 Pf., Korn 7 M. 40 Pf., 
Spelztern — M. — Pf., Spelz O M. — Pf., Gerste 
dreihige O M. — Pf., Gecste Areihige O M. — pij., 
hafer 6 M. 88 Pf. Mischfrucht 7 M. 40 Pf., Erbsen 
— M. — Pf. Wicken 0 M. — Pf., Bohnen 0 M. 
— Pf., Kleesamen — M. — pf. Kornbrod 6 Pfund 
b0 Pf., Gemischtbrod 6 Pfund 72 Pf,, Ochsenfleisch — pf. 
Kindfleisch 50 Pf. Kalbfleisch 50 Pf., Hammelfieisch — Pf 
Schweinefleisch 54 Pf, Butter 1Pfund 1M. — pf. 
Zartoffeln per Zeniner 2 M. — Pj. 
* 
— 
Fur die Redaktion verantwortlich: F. X. Deme ß. 
In wenigen Tagen reich 
wurden in den verflossenen Wintermonaten mehr 
als 100 Personen, durch Ankauf von Kirchenbau⸗ 
Loosen. Die nächste Ziehung findet unter unbe⸗ 
dingter Garantie für Einhaltung des Ziehungstages 
am 20. April — nächsten Dienstag — statt. Da⸗ 
bei kommen zur Ausloosung: Pr. und Hptr. Mk. 
75,000,. Pr. Mtk. 50,000, Mt. 3500, 10 mal 
Mk. 1000. 1835 hohe Mittelgewinne zu Mk. 300, 
Mk. 200 ⁊c. und endlich 1800 kleinere Gewinne. 
Das Penzberger Loos kostet 2 Mark und find solche 
aur noch wenige zu haben bei den bekannten Ver⸗ 
ftaufstellen.