Full text: St. Ingberter Anzeiger

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innerhalb der für die Divisionen bestimmten Zeit 
1 oder 2 Manöver des versammelten Armeekorps 
gegen einen markirten oder supponirten Feind aus⸗ 
juführen; seit dem Jahre 1881 haben solche Ueb⸗ 
ungen nicht mehr stattgefunden. 
Manchen, 9. Januar. Heute Nachmit- 
ag 4 Uhr wurden die irdischen Ueberreste des an 
einem Blutsturz plözzlich und unerwartet verstorbenen 
. Oberst z. D. und Landwehrbezirkskommandeurt 
drn. Emil Pauli unter Erweisung der üblichen 
militärischen Ehren zur Erde bestattet. Der Ver—⸗ 
storbene war der Sohn eines Rentbeamten und 
erblidte das Licht der Welt zu Ottersheim 
in der Kheinpfalz. Im Kadettenkorps hier erhielt 
er seine militärische Ausbildung. 1866 machte er 
als Adjutant den Feldzug gegen Preußen mit und 
1870 71 den gegen Frankreich. Seine Brust war 
geschmückt mit dem Militärverdienstorden. 1878 
wurde er als Major zum 14. Infanterie Regiment 
nach Metz versetzt, wo er bis 1884 verblieb. In 
diesem Jahre wurde er Landwehrbezirks⸗Komman- 
deur in München J. Er hinterläßt eine Wittwe 
mit einem unmundigen Töchterchen. Als Offizier 
war er beliebt. Den Kondukt stellte der Franzis⸗ 
tlaner · Orden. Im Trauergefolge war der Hef, 
sowie die höchsten Militär⸗, Staaus⸗ und Gemeinde⸗ 
behörden repräsentiertt; außerdem bemerkte man 
viele hohe Offiziere und eine große Anzahl aktiver 
und Reserve-Ofsiziere niederer Grade. Die Trauer— 
parade bildete eine Kompapnie des 1. Infanterie⸗ 
Regiments. 
F(Mezger-Sprung.) Der Verein der 
Mezggermeister in München hat in gestriger General⸗ 
versammlung beschlossen. am heurigen Faschings⸗ 
montag nach sechsjähriger Pause wieder einen 
Metzgersprung abzuhalten, was gewiß freudigst be⸗ 
grüßt werden dürfte. 
F Der Verein deutscher Eisen⸗s und 
Stahl-Industrieller hält am 23. d. M. 
seine Generalbversammlung in Berlin ab. 
In Berlin kam jüngst ein Kind zur 
Welt, dessen Körper vollständig normal gebaut war, 
während am Kopf zwei deutlich ausgebildete Ge⸗ 
sichter, von denen sich eins vorne, eins auf der 
rechten Seite befand, zu sehen waren. Das Kind 
ift alsbald gestorben. 
F Die Strelitzzer Landesregierung ließ 
kürzlich 5 Pferde eines Brauers, welche ihr als 
rotzig angezeigt waren, niederschießen. Bei der 
Sektion ergab sich indeß, daß die Thiere nur an 
einem chronischen Lungenkatarrh gelitten hatten, 
und so mußte die Regierung wohl oder übel dem 
Brauer die Pferde mit 4850 Mk. vergüten. 
f Die Liebig'sche Baumwollspinnerei bei Tann— 
wald (Prag) ist abgebrannt. Der Schaden wird 
auf über eine Million geschäßzt. Das Etablissement, 
welches 50,000 Spindeln hatte, war deim „Phö— 
nir“ und seinen Rückersicherern versichert. 
F(Das neue Magazingewehr.) Das 
von dem Ingenieur der Kaiser⸗Ferdinand⸗Nordbahn 
Mannlicher erfundene Repetirgewehr, mit dem, 
wenn es sich bewährt, die österreichisch⸗ ungarische 
Armee bewaffnet werden soll, ist, da die Hebelbe⸗ 
wegung nicht mehr senkrecht gegen den Gewehrlauf 
gemacht wird, ein besonders bequemes Gewehr. 
kin Magazin nimmt fünf Schüsse auf, die ge— 
brauchten Patronen werden durch eine selbstthätige 
Borrichtung entfernt. Bei einiger Uebung sollen 
in der Minute dreißig Schüsse abgegeben werden 
können. Als Vorzug des Gewehrs wird in der 
„Köln. Ztg.“ gerühmt, daß es bei Einfachheit des 
Baues dem System Werndl an Länge der Strecke 
mit rasirender Wirkung, sowie an Treffsicherheit 
hei gleicher Tragweite nicht nachsteht. 
fF Gemüthliches aus dem hellenischen Par- 
lament. Ein überaus pikantes Bild von den Ge⸗ 
pflogenheiten im hellenischen Parlament entwirft 
das „Journal d'Athenes“, indem es schreibt: .Die 
ammer liebt die wüstesten Orgien, schlimmer als 
sich solche in irgend einem Staate je ereignet haben. 
Man schimpft sich gegenseitig aus, schleudert sich 
die ekelhaftesten Injurien an den Kopf, dann und 
wann wird man auch handgreiflich und haut sich 
weidlich durch zum Gaudium der Galerien, die 
Beifall klatschen, wenn Tizio den Minister X. gründ⸗ 
lich abohrfeigt, oder wenn Sempronius seine poli- 
tischen Gegner mit dem Krückstock bearbeitet. Nicht 
umsonst ist es bei uns Sitte, daß die Deputirten 
mit dem Hute auf dem Kopfe und dem Knüttel in 
der Hand tagen. Dieser Gebrauch hat seine prak— 
tische Bedeutung.“ 
NVondon 7 Sanuor Mn der Häüste hon 
zersey ist eine große Masse von Schiffstrümmeri 
in's Land gespielt worden, die aus Thüren, Deck⸗ 
zlatten und vergoldeten Verzierungen bestehend, 
zermuthen lassen, daß während des heftigen Stur⸗ 
nes am Dienstag Abend irgend ein Passagier⸗ 
dampfer auf der Höhe der Insel gescheitert ist. — 
Lloyd's Agent in Harlingen telegraphirt, daß die 
zritische Barke „Rosalie“ auf der Reise von Bre⸗ 
merhafen unch dem Mumbles von einem unbekann⸗ 
sen Fahrzeuge in den Grund gedahrt worden ist. 
Reun Personen der Bemannung ertranken, und nur 
zin Matrose Namens Henry Ransh, wurde gerettet. 
Kiew, 10. Januar. In der Werkstatt des 
Arsenalmagazins fand gestern eine Erplosion 
statt. Die Werkstatt ist vollständig zerstört; vier 
darin beschaftigt gewesene Soldaten sind dabei ums 
Leben gekommen, drei andere schwer verwundet 
wvorden. 
F Der „Evénement“ erzählt, Bazaine habe 
jei der französischen Regierung ein Gnadengesuch 
eingereicht, um nach Frankreich zurückkehren zu 
önnen. 
*Die Hofapothekerstellen beim 
Sultan sind neuerdings besetzt worden. Zu 
denselben sind mit dem Prädikat „Exzellenz“ er⸗ 
riannt: der Apotheker Wilhelm Arnold aus Ansbach 
ind der in der Kronenapotheke zu Kiel angestellte 
Apotheker Wittich. Die Bedingungen sind, nebst 
freier Wohnung im Palast des Sultans, 20,000 
Mark jährliches Gehalt. 
FAmerikanischer Humor. Eine ganz 
jübsche Münchhauseniade erzählt die Zeitunge, Ulta 
Talifornia“ in San Franzisko. „Ein kleiner Junge 
in Quinzy in Kalifornien erkletterte den benachbarten 
Berg, als eben der erste Schnee gefallen war. Am 
Bipfel glitt er aus, rollte den Berg hinab und 
wurde dabei der Mittelpunkt eines riesigen Schnee⸗ 
zalls. Der Kleine wurde vermißt, man folgte seinen 
Fußspuren und sah schließlich den großen Schnee—⸗ 
zall in dem Wipfel eines Riesenbaumes in einer 
Schlucht. Der Baum warde umgehauen, der 
Schneeball auseinandergestochen und heraus kroch 
der kleine Bursche — allerdings sehr erkältet.“ 
Der Redakteur des Blattes „Alta California“ 
cheint ein wirklicher und würdiger Nachkomme des 
derrn von Münchhausen zu sein. 
F Die Form der Fingernägel deutet nach 
»iner neuen physiologisch ˖psychologischen Theorie 
zenau die guten und bösen CharakterEigenschaften 
vie die geistige Begabung des Menschen an. Dem⸗ 
ufolge bedeuten längliche und schmale Nägel den 
Besitz von Phantasie, poetischer und künstlerischer 
Unlage, aber auch Trägheit; lanje und breitge⸗ 
ormte, flache Nägel zeigen Klugheit, gesundes Ur⸗ 
heil und eine ernste Geistesrichtung an; breite 
urze Nägel Jähzorn, Streitsucht, Eigensinn; sehr 
roth gefärbte Nägel Gesundheit, Muth, Heiterkeit 
des Temperaments, großmüthigen Charakter; harte 
und spröde Nägel, Grausamkeit, Mordlust, Zank⸗ 
ust, klauenförmig gebogene deuten auf Heuchelei 
und Bosheit; weiche, sehr biegsame und dünne 
Nägel auf Schwäche des Geistes und des Körpers, 
während sehr kurze, bis auf das Fleisch gleichsam 
aibgebissene Nägel Sinnlichkeit und Dummheit ver— 
athen. — Die Nagel⸗Theotie klingt ganz gut, — 
eider deckt die Regel die Ausnahme in den selten; 
ten Fällen. 
f Ueber den Eisenbahnköniz Vanderbilt 
zringen die amerikanischen Zeitungen noch immer 
allerlei Episoden. Ein Diner, welches der Krösusß 
jor einiger Zeit gab. beschreibt ein Korrespondent 
der „N. Yort Sun“ folgendermaßen: Ich war 
zei dem verstorbenen Me. W. H. Vanderbilt in 
dew-York zu Tisch geladen, die Gäste waren Mil⸗ 
ionäre mit Weib und Kindern, und Schriftsteller. 
dies Diner läßt sich in seiner Zauberpracht nur 
nit den Banquets aus „Tausend und eine Nacht“ 
zergleichen. Die Tafel war mit kostbarer, alter 
Spitzendecke, der blauer Atlas unterbreitet war, 
edeckt, alle Terrinen, Schüsseln, Teller, Messer, 
Babeln und Löffel waren von Gold »der vergol⸗ 
detem Silber, an jedem Ende der Tafel waren 
Aufsähe in Renaissance-Styl, fünf Fuß hoch, mit 
jroßen Halb-Edelsteinen verziert, und mit den köst 
ichsten Früchten angefüllt, die ich je gesehen habe. 
Blumen gab es üderall. Statt der Servietten gab 
es große irische Spitzentücher, in welche die Initi— 
ailen der Gäste eingestickt waren, und die Menus 
waren auf Goldtablets gemalt, welche in Email 
usgeführte Scenen von Watteau darstellten. Jede 
der Servietten, welche far die Redakteure bestimmt 
varen. enthielt einen Tausend-Dollarschein verborgen. 
Banderbilt hatte den theuersten Ohef de cuisino 
der Welt, den derühmten Trullop, der früher im 
Dienst des Fürften Demidoff gestanden hatte. Er 
»ezog ein Jahresgehalt von 12,000 Dollars.... 
cinige Wochen später war ich dort zu einem Ball 
jeladen. — ‚New⸗PYork Herald“ drachte am näch⸗ 
ten Tag nicht weniger als neunundzwanzig Spalten 
geschreibung über dies glänzende Fest und die 
inderen Zeitungen verhältnißmäßig ebenso ausführ⸗ 
iche Berichte. Ules was in Newyork Geld oder 
Beist hat, war geladen, die großen Sale konnten 
die Menge kaum fassen, zu 9 Uhr war ich geladen, 
als ich um halb fünf Uhr Morgens fortging, trafen 
mmer noch neue Gäste ein. Dies Feft kosiete 
100,000 Dollars. Zwolf Barrel Mehl waren zu 
Zuchen und Paßeten verbacken, die Köche verbrauch⸗ 
ten 12,000 Eier, 1100 Pfd. Fleisch, 300 Quart 
Belee, 400. Hühner und 12 Galonen Portwein, 
Madeira und Claret. Im Laufe der Nacht trank 
nan 1750 Flaschen Champagner, 90 Flaschen 
Sherry, 1245 Flaschen Rhein⸗Wein, 1300 Flaschen 
Tlaret und 670 Flaschen anderen Wein. Die 
gZlumen für die Dekoration der Ballsäle und Sou⸗ 
ertafeln kosteten 20,000 Dollars, und das Damast⸗ 
Beded, welches für diese Gelegenheit extra fabrizirt 
war, kostete 15,000 Dollars. Die Toiletten der 
Ddamen waren prachtvoll, obgleich die meisten durch 
ine Ueberladung von Vrillanten schlechten Geschmack 
zerriethen, zwischen den männlichen Besuchern schien 
ein edler Weitstreit zu herrschen, wer den Anderen 
zurch die größten Brillant⸗Handknöpfe überbieten 
oͤnnte, trotzdem schienen sich die Wenigsten in ihren 
Zleidern heimisch zu fühlen. Ein heiterer Vorfall 
rzeugte allgemeine Sensation. Im Vorsaal trat 
»in Neuangelommener, der zum ersten Mal dies 
daus betrat, auf einen sehr einfach gekleideten 
)errn, der obne jeden Schmuck und in anspruchs⸗ 
»ser Haltung, dort „wie ein Aufsehtr“ stand. 
Bitte, nehmen Sie mir meinen Pelz ab,“ forderte 
jer Gast ihn herrisch auf, ein Befehl, den der 
Bescheidene nachkommen wollte. die hinzuftürzende 
jallonirte Dienerschaft, den Stempel des Entsetzens 
uuf den Gefichtern, ließ ihn zurüctreten, und den 
Vaß ftußen. „Weßhalb nicht?“ fragte lächelnd der 
zescheidene Herr, Lich sehe meine Gäste gern so 
omfortable als möglich· — — Man kann sich 
»ats Entsetzen des Gastes denken — Vanderdilt für 
einen Diner gebalten zu haben. — — 
Briefkasten der Redaktion. 
Preisräthsel betreffend. Auflösungen des 
Preisräthsels in Nr. 1 des illustr. Sonntagsblattes 
nüssen bis laͤngstens nächsten Freitag Vormittag in 
insern Händen sein, um bei der Verloosung Berück- 
ichtigung zu finden. 
üar die Redaktion verantwortlich: F. X. Demez. 
Nr. 170 des praktischen Wochenblattes für 
alle Hausfrauen „Fürs Haus““ (vierteljahrlich 
nur 1 Mark) enthält: 
Wochenspruch: 
Der aus den kahlen Dornenhecken 
Die rote Rose glühend schafft, 
Der kann und will auch Dich erwecken 
Aus tiefem Leid zu junger Kraft. 
Sottes Frieden. Preisausschreiben. Forellen 
ucht. Was uns der Spiegel sagt. Die Armen⸗ 
uppe. Warum kocht die Milch so leicht über? 
Lernt fremde Sprachen! Der Hansgarten im Ja— 
ruar. Mutterlose Kinder. Heim fuͤr deutsche Er⸗ 
ieherinnen in London. Miitleib. Leuchtende 
Lugen. UArbeitertinder. Professor Pettenkofers 
Jerfahren. Oelgemälde aufzufrischen. Hoch⸗ 
tehendes Tupfenmuster. Decle über ein Sopha⸗ 
issen. Eierschalen. Begonien. Mein Blumenge⸗ 
tell. Einrichtung eines einfachen Wohnzimmeis. 
Nittel gegen Kartoffelfäule. Schrecklicher Geruch 
m Keller. Wachstuchteppiche zu befestigen. Wo— 
auf hat man beim Einkauf von Möbeln zu achten. 
Itaun gewordene Milchglasglocke zu reinigen. 
Zenzinleuchter. Gefrorene Karloffeln zu verwenden. 
vorzügliche, zugleich billige Sandtorte. Bayerisches 
draut. Roastbeef. Heringe zu räuchern. Aepfel 
ruf russische Art einzumachen. Friesischer Küchen⸗ 
zettel. Raätsel. Fernsprecher. Echo. Briefkasten 
zer Schriftleitung. Anzeigen. 
Die notariell beglaubigte Auflage dieser wirklich 
mpfehlenswerten und dabei überaus billigen Wochen⸗ 
hrift beträgt 100,000. Probenummein versendet 
ede Buchhandlung, sowie die Geschäftsstelle Fuͤrs 
32415“ in Dresden agrafis