Full text: St. Ingberter Anzeiger

ʒzi. Jugherter Amztiger 
Amtliches Organ des koͤnigl. Amisgerichts St. Ingbert. 
* St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wbchentlich funfmalz: Am Moutaa⸗ Dienustag, Donnerstag, Samstag und Sonutag; 2mal wbqhentlich mit Unterhaltungb 
*8 S. iags mit Sfeitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koftet vierteljährlich 1 A 60 A einschlieklich Trugerlohn; durch die Poß bezogen 14 78 —, einjchließli 
32 zustelungagebuhr. Die Einruͤckungsgebühr fur die Agespaltene Sarmondzeile oder deren Kaum beträgt Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfültischen und solche 
auf welche die Expedition Aufkunft ertheilt, 18 0, Neelamen 80 4. Bei 4maliger Sinrkickung wird nur dreimalige berechnet. 
Bestellungen 
auf den 
‚St. Ingberter Anzeiger“ 
für die Monate 
Mai und Juni 
ehmen fortwährend an: die Postanstalten, die 
sostboten, die Umträger und 
Die Expedition. 
Deutsches Reich 
Muͤnchen, 28. April. Der Landtag ist bjs 
n 22. Mai verlängert worden. — In der ad 
Oftermontag verschied nach laͤngerem Leiden 
Generallieutenant z. D. Heinrich v. Lutz, 
semaliger Kommandeur des 3. Artillerieregiments. 
Jenerali Lutz hat fich im Feldzuge 1870 - 71 aus⸗ 
czeichnet und u. a. die „große Batterie bei Sedan 
mnmandirt. n 
MNünchen, 26. April. Die Kaiserin von 
xnerreich ist gestern um acht Uhr Morgens von 
zuden ⸗ Baden hier eingetroffen und um 722 Uhr 
enselben Abend mit Extrazug nach Wien in Be⸗ 
eilung des Prinzen Leopold, dessen Gemablin 
tzherzogin Gisela und deren 3 ältesten Kinder 
veitergereist. Beim Empfange und beim Abschiede 
uf dem Bahnhof waren Herzog Ludwig in Bayern 
nd die österreichische Gesandtschaft anwesend. 
Prinz Wilhelm von Preußen ist mit 
ner Abordnung des Garde⸗Husarenregimenis am 
Renstag Nachmitiag in Stuttgart eingetroffen. 
derselbe wurde auf dem Bahnhofe von den Mit⸗ 
liedern des königlichen Hauses empfangen und fuhr 
on der zahlreich anwesenden Menge jubelnd begrüßt 
id Residenzschloß. Abends war große Tafel bei 
em Prinzen Wilhelm; nech derselben besuchte der 
jrinz das Theater. Die Rückkehr des Prinzen 
ach Berlin wird voraussichtlich morgen stattfinden. 
Am 30. April findet in Karlsruhe die 8. 
ndentliche Generalversammlung des deutschen Ko⸗ 
mialvereins statt. Diese Generalversammlungen 
verden bekanntlich jährlich alrernierend in einer 
ʒtadt Süd⸗ oder Norddeutschlands abgehalten. Der 
jeneralbersammlung vom 30. April geht am 29. 
ine Sitzung des Gesammtvorstandes im „Hotel 
jermania“ voraus. Der Besuch der Versammlungen 
heint diesmal ein besonders starker, die Verhand⸗ 
ungen besonders interessante werden zu wollen. 
lußer dem Präsidium des Vereins, welches zurzeit 
xsteht aus: dem Fürsten zu Hohenlohe ⸗Langenburg, 
ym Oberbürgermeister Dr. Miquel⸗Frankfurt am 
Rain und Reichstagsabgeordneten Dr. Hammacher, 
erden neben den Vorstandsmitgliedern, zu denen 
ie Herren Woermann und Luderitz, die Admiräle 
Henk und Zirzow gehören, die Vertreter der 
zweigbereine heiinehmen. Der deutsche Kolonial⸗ 
erein hat sich zurzeit in 78 Zweigvereinen über 
—J Deutschland verbreitet. Auf der Tagesordnung 
ehen: die Auswanderungsfrage und die Thätigkeü 
—AXE 
hesetzcebung, betreffend die deuischen Schutzgebiete 
nd die Enswickelung des Gesellschaftsrechts zur 
—XX deutscher überfeeischer Unternehmungen, 
er Branntwein⸗ und Waffenhandel in den deut⸗ 
sen Schutzgebieten, und das Projekt der deutschen 
berseeischen Bank. 
Berlin, 28. April. Wie verlautet, sollen 
m diesjährigen Kaiser⸗Manöver, das bekannt⸗ 
ich in den Reichslanden stattfindet, keine fremd- 
Jerrlichen Offiziere eingeladen werden. 
Das Geschenk, welches der preußische Gesandte 
Herr d. Schlozer zugleich mit einem eigenhändigen 
Schreiben des Kaisers dem Papst Leo XIII. 
ju überbringen hatte, bestand in einem kostbaren, 
beraus künstlerisch gearbeiteten goldenen Kreuz. 
Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins 
eutscher Eisen-· und Stahl⸗Inbustrieller belief sich 
zie Roheisenproduktion des Deutschen 
teiches (einschließlich Luxemburgs) im Monat Märq 
1886 auf 287,765 Tonnen, darunter 132,169 
Tonnen Puddel⸗Roheisen, 9800 Tonnen Spiegel⸗ 
isen, 88,045 Tonnen Bessemer⸗Roheisen, 71,647 
konnen Thomas⸗Roheisen und 33,904 Tonnen 
gießerei· Roheisen. Die Produlktion im März 1885 
zetrug 319,210 Tonnen. Vom 1. Januar bie 
5nde März 1886 wurden produzirt 8354, 115 Tonnen 
Jegen 935,938 Tonnen im Vorjahr. 
Berlin, 28. April. Im „Reichsanzeiger“ 
vird auf Grund des Sozialistengesetzes das Verbol 
des fernern Erscheinens der, Münchener Abendztg. 
mit Lokalanzeiger, verlegt und redigirt von L. 
Biereck, angezeigt. 
Auslanud. 
In Gent fand an den beiden Osterfeiertagen 
in Sozialiftenkongreßß statt, an welchem 400 
Delegirte theilnahmen. Der Kongreß verlief in 
eder Beziehung ruhig und würdig. Anläßlich des 
roßen Straßenaufzuges, an welchem sich über 
30,000 Sozialisten betheiligter, wurden alle mög 
ichen Polizeimaßregeln aufgeboten. Auch die Berath⸗ 
ing des neuen Programmes fand in vollkommener 
stuhe und Ordnung statt. Das neue Programm be⸗˖ 
leht im Wesentlichen aus folgenden Punkten: 1. 
illgemeines Wahlrecht, 2) Beseitigung des Senats 
ind Königthums, 8) obligatorischer unentgeltlicher 
golksschulunterricht, 4) Trennung von Kirche und 
„taat, 5) Einziehung der Kirchengüter, 6) Arbeiter⸗ 
chutzgesetzgebung nach deutschem Muster, 7) Errich⸗ 
ung von Arbeitskammern. 8) Einführung des ge⸗ 
neinsamen Eigenthums. Außerdem nahm der 
kongreß am Ostermontag den Antrag an, sich mit 
en ausländischen Sozialisten wegen Einberufung 
ines internationalen Sozialistenkongresses zu ver⸗ 
tändigen, dessen Aufgabe es sein soll, einen Ent⸗ 
vurf einer internationalen Arbeiterschutzgesetzgebung 
uszuarbeiten. Die erwarteten heftigen Reden sind 
nicht gehalten worden. Vielmehr zeichneten sich 
ämmtliche Redner durch eine gewisse Mäßigung 
uus; auch wurden die in Mons und Charleroi 
begangenen Exzesse mehrfach getadel. 
Rom, 27. April. Gestern fand wegen der 
us Aden eingetroffenen Nachrichten von der Er⸗ 
nordung der Europäer in Harrar, insbesondere der 
Mitglieder der italienischen wissenschaftlichen Expe⸗ 
„ition unter Führung des Grafen Porro, ein Mi⸗ 
nisterrath statt; es wurde ein Telegramm an die 
nglische Regierung gerichtet, um zu erfahren, welche 
Schritte dieselbe, soweit fie mitbetroffen sei, zu ihun 
peabsichtige. IJ 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
— Zweibrücken, 28. April. Bei der 
zestrigen Ziehung der Conscribirten zog die niederste 
ser., 1. Rebmann aus Oberwürzbach, die höchste, 
68. Baumann aus Hengstbach, während in den 
Besitz der Scherz Nr. 7 Huber aus St. Ingbert kam. 
— Wie das „Pf. Vbl.“ vernimmt, sollen auf 
die vielumworbenen Pferde des Dr. Schandein. 
⸗ 
die denselben beim Kaufe 1900 Ml. und ein⸗ 
chließlich der Prozeßlosten auf zirka 8000 Marl 
ju stehen kamen, dieser Tage 600 Mark geboten 
wocden sein. 
— Mit der Gründung eines sozialdemokratischen 
Blattes in Kaiserblautern soll nun doch der 
Bersuch gemacht werden. 
— In einem Orte der Rordpfalz ereignete 
ich in der vergangenen Woche ein eigener Fall: 
Wie Jedermann bekannt, werden die Kinder, die 
er evangelischen Konfesfion angeßören, am Palm⸗ 
onntag confirmirt und zu diesem Zwecke werden 
znuch die betr. Kirchen mit Kränzen und Blumen 
zeschmückt. Dies konnte aber nicht geschehen, de 
den Schulkindern von Seiten der Behörde Einhalt 
zeboten und aufgegeben wurde, wenn sie Moos in 
zem Gemeindewald holen wollten, 40 Pfennig zu 
bezahlen. Gewiß gut? — — 
— Scheibenhardt, 28. April. (S. W.) 
Gestern Abend bei dem Schlafengehen wollte die 
16jahrige Fabrikarbeiterin Zwick die Petroleumlampt 
durch den Cylinder don oben ausloͤschen. Dabei 
entzuündete fich das Petroleum in der Lampe und 
explodirte. Das Hemd des Mädchens fing Feuer 
und begab sich dasselbe rasch in das Beit, um die 
Flammen zu löschen, aber leider fing auch das 
Bett Feuer. Sie erlitt dadurch so starke Brand⸗ 
wunden, daß sofort aärztliche Hilfe in Anspruch ge⸗ 
nommen werden mußte. An ihrem Aufkommen 
wird gezweifelt. 
— In Ludwigzhafen wurde am Sams 
ag Abend ein Strolch verhaftet, der ohne irgend⸗ 
velche Veranlafsung einer Frau in den Arm ge⸗ 
stochen hatte. (Davor, bemerkt die „Kuseler Zig.“, 
sind unsere Frauen in Kusel denn doch ficher, allein 
nicht vor Uederfällen anderer Art, wie neulich, we 
ein heißblütiger Jüngling die vermeintliche Dienßi⸗ 
magd umarmen wollte, aber an der Herrin abprallte.) 
nermischtes. 
Den auf Grube Camphausen in der 
sacht zum 18. April d. J. verunglückten Berg⸗ 
euten werden soeben drei Denkmäler errichtet: einß 
auf dem Friedhof zu Dudweiler, eins auf dem 
Friedhof zu Herrensohr und eins auf dem Beerdig 
aungsplatz zu Fischbach. 
F (Gũnjchuldig verurtheilti) Wie leicht es möglich 
ist, daß ein Unschuldiger durch verhängnißvolle, 
inglückliche Umstände derart mit Beweisen für seine 
Schuld belastet wird, beweist neuerdings ein aus 
Essen mitgetheilter Vorfal. Dort wurde vor 
inderthalb Jahren ein Bergmann wegen Vergehens 
vider das Leben (l) zu sechs Jahren Zuchthaus 
zerurtheilt. Trotzdem alle Beweise für seine Schult 
prachen, hat sich herausgestellt, daß er an dem 
zetr. Verbrechen völlig unschuldig war. Der Un⸗ 
zlückliche wurde, nachdem er, ohne jede Schuld 18 
Monate im Zuchthaus gesessen, in Freiheit gesetzt 
und steht nun als gebrochener, entehrter, kränklicher 
Mann vor einer voͤllig dunklen Zukunft, in der ihn 
bielleicht die Verzweiflung, das Unglück wirklich 
zum Verbrecher macht. Der Fall gibt zu denken! 
F Auf dem 5. in Wiesbaden vom 14. 
bis 17. April l. Is. abgehaltenen Kongresse für 
nnere Medizin hat Dr. Schnoͤe aus Carlsbad die 
Heilung der bisher für fast immer unheilbar ge⸗ 
jaltenen Zuckerharnruhr in Ausficht gestellt und 
zwar mittelst eines besonderen Curverfahrens in 
Verbindung mit den Carlsbader Thetmen. 
f Heidelberg, 27. April. Das Schloß⸗ 
hotel wurde sammt Inventar und Grundffücken