Full text: St. Ingberter Anzeiger

Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
* St. Jugberter Anzeiger“ erscheint aqhentlich füufmalt: AUm entag⸗ Dieustag, Dounerstag, Samstag und Gonntag; 2mal wochentlich mit Unterhaltungt⸗ 
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af welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 180, Reclamen 80 4. Bei 4maliger Ciucckung wird nur dreimalige berechnet. 
9. 
Deutsches Reich. 
Muͤnchen, 12. Januar. Die Vorstellung 
des Gesammt-Ministeriums in Sache der Lage des 
Landes und der Civilliste wurde vom Konig zurück⸗ 
gewiesen. Das Ministerium beabsichtigt. seine De⸗ 
mission zu nehmen. — Baron Frankenstein, der 
Praäsident der Reichsrathskammer und Vizepräsident 
des deutschen Reichstags, soll mit der Bildung eines 
Jeuen Kabinets beauftragt werden. Die „Frkf. 
Ztg.“, welcher wir diese Mittheilung entnehmen, 
demerkt hiezu: Wir theilen diese Nachricht, die uns 
nicht nicht von einem unserer gewöhnlichen Korre⸗ 
pondenten, sondern aus sonftiger guter Quelle zu⸗ 
fommt, unter allem Vorbehalt mit. 
Mäünchen, 12. Januar. Die sämmilichen 
Staatsminister hatten gestern Audienzen bei den 
Prinzen Luitpold, Ludwig und 
Leopold. 
Muünchen, 12. Januar. Zur Debatte stehen 
zunächst die Petitionen des bayerischen Handwerker⸗ 
undes und der Buchbinder ⸗Innungen zu München, 
Fürth und Schweinfurt und deren Gewerbsgenossen 
im Konigreiche Bayern, den Zentralschulbücherver - 
lag, ferner den Handel der Schullehrer und Schul⸗ 
hausmeister mit Schulutensilien betreffend, dann 
betreffend die Abstellung von Mißständen bei der 
Erpedition des kgl. Zentralschulbücherverlages. Der 
Petitionsausschuß beantragt rinstimmig, die Kammer 
wolle diese Petitionen an die igl. Staatzregierung 
zur Berücksichtigung hinübergeben. 
Muͤnchen, 18. Januar. Aus Ubgeordneten- 
kreisen sind uns gestern Mittheilungen zugekommen, 
welche es als in hohem Grad wahrscheinlich er⸗ 
scheinen lassen, daß die Opposition gegen ein 
Brauntweinmonopol, welche noch vor acht Tagen 
in den Spalten der ganzen bayerischen Centrums- 
presse verfochtrn worden ist, mit der jeßigen Stim⸗ 
mung innerhalb der Fraktion der Rechten unserer 
Abgeordnetenkammer nicht mehr im Einklang steht, 
daß vielmehr auf der Rechten der Abgeordneten- 
kammer eine beträchtliche und einflußreiche Gruppe 
eine Branntweinmonopol⸗Vorlage des Reiches für 
Bayern acceptiren würde, sofern auf die landwirth⸗ 
lichen Brennereien genügende Rücksicht genommen 
und fuür eine selbststaͤndige Verwaltung des Reichs- 
monopols in Bayern durch bayerische Beamte Ga⸗ 
raniie geschaffen ist. 
Munchen, 13. Januar. In der hertigen 
Sitzung der Abgesrdnetenkammer wurde die Petition 
des Bayer. Handwerkerbundes angenommen. 
Staatsminister v. Lu z erklärt auf Grund der vor 
gebrachten Thatsachen, den Gegenstand nochmals in 
weitere Grwägung zu ziehen. Die Petition des 
Landesausschusses der Volkspartei, die Einführung 
von Diäten für die deutschen Reichstagsabgeordneten 
betreffend, wurde mit allen gegen 8 Stimmen an⸗ 
genommen. Minister v. Feilizsch erklärte, die 
Regierung müsse abwarten, bis von Reichs wegen 
eine betreffende Anordnung beantragt werde. 
XX 
Posen, 12. Januar. Der „Diiennik Poz⸗ 
nansti“ meldet aus Suwalki (Polen): Der nach 
dem 13. Januar russischen Stils zu publizirende 
idtas des Kaisers weist alle preußischen Unterthanen 
aus, welche bis zum 1. Jaruuar 1886 nicht rus- 
ische Unterthanen geworden. Den Gutsbesißern 
vird acht Monate, den Fabrikbesißern sechs Monate, 
den Fabrikarbeitern sechs bis acht Wochen, den 
Landarbeitern sechs Wochen, den Handwerkern eine 
Woche Frist zur Regelung ihr⸗r Vermögensberhält⸗ 
Donnerstag, 14. Januar 1886. . — 21. Jahrg. 
nisse gewährt. Laut diesem Ukas werden 100,000 Vorderrad des Wagens ging ihm über den Kopf, 
preußische Unterthanen ausgewiesen. jo daß er sofort als Leiche vom Platze getragen 
Der Weitstreit der europäischen Volker um die werden mußte. Sein Mitgefährte Bullinger wurde 
Frschließung Marokkos für den Handel und die mit einer solchen Wucht an den Wagen geschleu⸗ 
Zuliur nmt immer großere Dimensionen an. dert, daß er einige Verletzungen am Kopf und einen 
Auch Oesterreich, welches bisher noch keinen Beinbruch davongetragen hat. 
Herireler in Marolko hatte, vielmehr seine Ange⸗ — Bom Lande schreibt man dem ‚Land. 
egenheiten durch den englischen Geschaͤfistrager Sir Anz.“: Das früher so beliebte, später jedoch ver⸗ 
Drummond Hay wahrnehmen ließ, hat nunmehr achtete, den Hausfrauen aber jederzeit wichtige 
einen Generalkonsul ernannt, der dort vor einigen Spinnrad scheint neuerdings — wenigstens dei 
Tagen berteits eingetroffen ist. uns auf dem Lande — wieder zu Ehren und An⸗ 
— sehen kommen zu sollen. Nachdem nämlich das 
Aotale und pfälzische Rachrichten- selbe einige Zeit in der Rumpelkammer oder auf 
x. w. St. Ingbert, 14. Januar. In dem Speicher gestanden war, oft nur mit einem 
seiner am jüngsten Montag statifindenden Sißung alten Rod oder Sad umhängt, wurde es heuer 
hat der Ausschuß der Kaiser⸗WilhelmeStift wieder hervorgehola und abgestaubt und. wenn es 
Ang wieder 11 eingelaufene Unterstüßungs gesucheron nöthig, vom Dreher auch ausgebessert. Run schnurrt 
Inraliden aus dem Kriege 18707 1 oder von Hin · es wieder an den langen Winterabenden in der 
iebenen solcher Indaliden zu erledigen gehadt. Es warmen Stube so traulich. daß es einem ganz wohl 
iee in Gamen 4830 Bart zut Vertheilung; und heimlich zu Muthe ist. Es ist wirklich auf- 
muher Si. Ingbert nehmen die Orte Rohrbach unb fallend, wie viele Hausfrauen diesen Winter wieder 
hassel an diesen Unterstüßungen mit größeren Be⸗ nach dem Spinnrad gegriffen haben in der Absicht. 
ahen theil. VDie Beiiräge fließen auz St. Ing. den „reinlich geglätteten Schrein“ wieder mit selost⸗ 
Fernt. — wo der Verein gegen 40 Mitglieder zählt, gesponnenem und selbst gebleichtem Linnen zu füllen 
arunter auch der Kriegerberein, — und aus den ülber es war auch hohe Zeit; denn die Woll⸗ 
Bemeindekassen Enzheim und Eschringen. Moͤge Jer hatte die Leinwand aus dem Hausgebrauche zum größe 
Zerein auch ferner Theilnahme finden, um fein len: Theile verdrängt. Nicht nur, daß man wollene 
mmer noch höchstt udthige Aufgabe erfüllen zu hemden, Jacken und dergl. trägt, es wurden auch 
toönnen. wollene Betttücher den handfesten, hausgemachten Lei⸗ 
Gz. v. Einer Einladung des Obstbauver- gentüchern vorgezoges . Die wollenen Hemden und 
eins entsprechend wird Herr Landwirth Jacken haben allerdings manche guten Eigenschaften, 
shaftelehrer Fischer von Zweeibrücken namentlich zur Winterszeit, weshalb man diese 
am Freitag abends 8 Uhr dei Joh. Weirich einen 6 beibehalten kann. Aber daß man auch Bett- 
Wortrag uüͤber die Physiologie des Obft tücher aus diesem Stoffe verfertigt, das halte ich 
daeee halten, auf welchen wir auch an dieser für zu weitgehend und es wird deshalb der Einzug 
Sielle aufmerksam machen wollen. Wir versprechen des Spinnrades bei uns auf dem Land wohl all⸗ 
uns einen genußreichen Abend und hoffen ein seitig freudigst begrüßt. Der weitaus größte Theil 
ahlreiche Versanmmlung zu finden. Auch Lichte unserer Bevölkerung muß seinen Hanf noch kaufen. 
mitglieder haben Zutrut. da man den Anbau des Hanfes und Flachses noch 
Kaiserstautern, II. Januar. Wie immmer nicht betreibt. Viel Hanf wird in unserer 
der „Ksi. Ztg.“ mitgetheilt wird, haben infolge Gegend aus dem Elsaß bezogen und zwar zu 70 
des Hioser'schen Bankerotis dahier zwei auswärtige Pfa. dis 1Mt. 10 Pfg. das Pfund. Freilich iß 
Weschafte schon ihre Zahlungen einstellen müssen. dieser Hanf gehechelt und braucht nur gesponnen 
Zu Breilenb ach bot ein junget Manr zu werden. Hoffentlich ist die Zeit nicht mehr 
inem Kamerades eine Pfeife zum Rauchen an, ferne, daß der Landwirth wieder seinen Bedarf an 
in der sich Pulver unter dem Tabak befand. Die Hanf und Flachs anbaut, damit wieder hausbackene 
ßfeife wurde angensmmen, das Pulver erpledirt Waare in unsere Berolkerung kommt und damit 
ind der Bursche erlitt an Mund und Gesicht Ver⸗ auch das biedere Wesen unserer Vorfahren. 
letzungen, die ihm lange zu schaffen machen werden. — Weingarten, 8. Januar. Waldhüter 
Zu Rüssingen fiel am Sonntagmorgen Kaufmann von hier fing dieser Tage die fiebente 
ein Mann vom Gerüfte auf die Tenne aund wurde Fischotter in verhältnißmäßig kurzer Zeit. Be— 
als Leiche von seiner Frau aufgefunden. Nebst kanntlich ist darauf vom Fischzuchtverein eine Be⸗ 
der so plößlich zur Wittwe Gewordenen betrauern lohnung von 5 Mark geseßt. 
Z3 Kinder den Verunglückten. — Seit ungefähr 4 Wochen weilt in Rülz- 
Herrheim, 11. Januar. Heute NRach heim eine Theatergesellschaft unter der Direktion 
nittag zwischen 4 und 5 Uhr ereignete sich hien Zalud. Die Vorftellungen waren sehr zahlreich 
ein schrecklicher Unglüdafall. Als der Frachtfuhr · vesucht, so daß die Rülzheimer Wirthe sich beim 
mann Valentin Knecht von hier, um seine Fracht- dortigen Bürgermeisteramte beschwerten und zwar 
qücke an die Eigenthümer abzuliefern, mit einem darüber, daß ein Wirih alles habe, während sie 
nit 2 Pferden bespannten Fuhrwerke im Ortt darunter zu leiden hätten. Da die Beschwerde der 
herum und auf der Straße an der sog. Oberhohl Wirthe begrüundet war, schreibt man der „Sp. 8.“ 
Ind Wirthschaft des Herrn Janaßg Schultz vor⸗ so wurde dem Direktor genannter Gesellschaft en 
jberfuhr, machten sich der 9 Jahre alte Sohn det Seite des Bürgermeisteramts mitgetheilt, die Sonn— 
derrn Thierarztes Johann Hirsch und der gleich tagsvorftellungen müßten unterbleiben. (Gine der— 
alterige Sohn des Zimmermannes Jakob Bullinger artige Verfügung dürfte einzig dastehen. D. R.) 
das Vvergnügen, mit einem Handschlitten die Ober- Die Gesellschaft siedelt nun nach Herxheim über. 
hohl bergab zu fahren, und trieben dieselben ihren — Neustadt, 11. Januar. Die unglückliche 
Schlitten so stark an, daß sie denselben nicht mehr Tournüre! Auch hier hat sie ihr Opfer gefordert. 
mhalten konnten und in einem Auͤgenblice zwischen GVingen da gestern Nachmittags harmlos einige 
den Pferden und dem Varderwagen hineinfuhren Damen durch die Friedrichsstraße und gelangten 
dirsch fiel sogleich vom Schlitten und das linke dabei in ein Bombardement von Schneeballen, dat