Full text: St. Ingberter Anzeiger

zt. ugb erter Atzeig er. 
Amtliches Organ des koͤnigl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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87. 
Deutsches Reich 
Nmünchen, 8. Mai. Unser Offizierkorps 
ceint heute in ungewohater, neuer Tracht, denn 
on der unlängst Allergnädigst zugestandenen Er⸗ 
niß zum Tragen des Ueberrocks wurde 
ae schon ausgiebiger Gebrauch gemacht, 
d in Ansehung des kleidsamen und dabei prak— 
ichen Kleidungsstückes nicht befremdend erscheinen 
ah. Gegenüber der mehrfach verbreiteten An⸗ 
zauung, daß der Ueberrock ein dem preußischen 
dilde nachgeahmtes Kleidungsftück sei, erlauben 
r'uns zu bemerken, schreibt ein Berichterstatter 
Augsburger Abendzeitung“, daß der fragliche 
herro, wie er jetzt in Bayern getragen wird, 
reitßz im Januar 1822 in unserer Armee fur die 
Ifiziere zur Einführuug gelangt war, und zwar 
et der Regierung des Königs Max Josef; 
henher wurde noch der Frack mit einer Knopfreihe 
ragen. Erst im Jahre 1848 wurde der Ueber⸗ 
a durch Einführung des Waffenrockes und der 
mhlitzhose zunächst bei der Infanterie verdrängt, 
ahrend er sich bei der Kavallerie bis zum Jahre 
354 erhalten hatte. So ist nach 830jähriger Pause 
jederum ein Uniformierungsstück allgemein einge⸗ 
hri, das unterdessen nur von Generalen getragen, 
in allen Offizieren aber ob seiner Zweckmäßigkeit 
hon längst begehrt ward. 
Berlin, 4. Mai. Die chinesische Regierung 
tiüt bei Kelong, dem im lezzten chinefisch⸗franzö⸗ 
schen Kriege von den Franzosen besetzt gehaltenen 
cfestigten Borhafen der Insel Formosa, zwei neue 
esuungswerke aufführen. 
sland. 
London, 4. Mai. Die Eröffnung der kolo⸗ 
alen und indischen Ausstellung durch die Koͤnigin 
at heute Mittag statigefunden. Es wohnten der⸗ 
lben bei die Kronprinzessin Victoria, die Familie 
3 Prinzen von Wales, die Prinzen und Prin⸗ 
sinnen Battenberg, der Herzog von Connaught, 
ie Lords Granville, Rosebdery, Derby und viele 
ndere Notabilitäten. Der Prinz von Wales gielt 
ine Ansprache, in welcher er hervorhob, die Be⸗ 
jeiügung der Kolonien an der Pariser Ausstellung 
un 1878 habe ihn die Hoffnung aussprechen 
isen, die Unterthanen Englands möchten in Stand 
thezt werden, die erfreuliche wirthschaftliche Ent⸗ 
icelung ihrer kolonialen Brüder in Augenschein 
mnehmen. Die Königin sprach die Hoffnung aus, 
ie Ausstellung möge das alle Theile des Reichs 
nfassende Band der Einheit stärken. 
Petersbura, 5 Mai. Der Ministerrath 
ichloß, den Endiermin für die Prämiirung des 
exportirenden Zuckers auf den 1. Juli festzu⸗ 
en die Prämiirung des nach Persien und Cen⸗ 
aAlasien zu exportirenden Zuckers bis zum 1. Mai 
891 zu verlaͤngern. 
kokale und pfalzische Nachrichlen. 
— Zweibrücken, 5. Mai. Bei der geft- 
gen Ergänzungswahl des Bezirksgremiums für 
undel und Fabrik⸗ Industrie waren von 560 
Ahlberechtigten 16 erschienen; gewahit wurden 
HH.: Louis Brünisholz, Karl Kircher, 
—BW Richard Simon und J. B. 
-—Homburg, 4. Mai. Nicht geringes 
»Nehen dahier erregt die gestern Abend erfolgte 
8 
Donnerstag, 6. Mai 1886. 
2 Jahrg. 
Verhaftung des Holzhändlers Rudolph Hierthes 
on hier durch die königl. Gendarmerie. Derselbe 
teht im Verdacht, fich der Fälschung von Wechseln 
n letzterer Zeit schuldig gemacht zu haben und lebt 
n Folge ungeregeiter Geschaftsführung in ziemlich 
eduzirten Bermoͤgensverhaltnissen. Seine Ueber- 
ührung in das Untersuchungsgefängniß zu Zwei⸗ 
rrücken geschah noch am geftrigen Abende. 
— Trippstadt, 4. Mai. (Pf. V.) Auf 
Johanniskreuz ist nunn wiederum eine Wirthschaft 
roͤffnet. Der Unternehmer, A. Braband, läßt zu 
diesem Zwecke seine Gebäulichkeiten bedeutend er⸗ 
veitern. 
— Am ersten Tage des Mannheimer Pferde⸗ 
ꝛennens hat ein Pfälzer, nämlich Johann Lang⸗ 
jsinger aus Meckenheim, den dritten Preis 
beim .Galoppreiten für deutsche Landwirthe“ da⸗ 
dongetragen. 
— Edenkoben, 8. Mai. Heute ereignete 
sich hier ein schwerer Unglücksfall, welcher den Ver⸗ 
lust einrs Menschenlebens zur Folge hatte. Zwischen 
10 und 11 Uhr heute früh fuhr Meztzger Friedrich 
rdintz von hier, ein noch junger, lebenskräftiger 
Mann, in Begleitung seines Burschen und eines 
Bauern auf einem Wagen von seiner Behausung 
in der Holzstraße dahier weg, um sich nach Freis⸗ 
jach zu begeben, als in der Nähe der Pister'schen 
Ziegelei das Pferd plötzlich scheu wurde und rasend 
mit dem Wagen davon jagte, wobei Metzger Lintz 
von letzterem herabspringen wollte, und hierbei so 
anglücklich auf den Hinterkopf fiel, daß er schon 
nach vier Stunden infolge der erhaltenen Schädel- 
ind Gehirnverletzungen seinen Geist aufgab. Der 
ahe tragische Tod des allgemein geachteten, thätigen 
Mannes, welcher Frau und Kinder hinterläßt, erregt 
sier die allseitigste Theilnahme. 
— Vom Weinbiet, 4. Mai. (N. B.«Z3.) 
Roch sind die drei gefürchteten Weinmörder nicht in 
Sicht und schon haben die Weinberge durch den Frost 
Noth gelitten. In verwichener Nacht war völlige 
Windstille eingetreten und das Thermometer bedeu⸗ 
send unter Null gesunken. In Folge dessen findet 
nan die wenigen jungen Triebe, namentlich die in 
»en Niederungen noch vorhanden, schwarz und 
hraun umrändert. Die Größe und Ausdehnung 
)es Schadens läßt sich momentan noch nicht be⸗ 
dimmen; allein wo soll das hinaus! Unsere Winzer 
verden bereits muthlos. Jahraus Jahrein die 
chweren Arbeiten mit vielfachen Auslagen und dann 
ybendrein solche getäuschten Hoffnungen. 
— Speyer, 4. Mai. Auf traurige Weise 
jat wieder einmal ein Menschenleben geendet 
Zestern Mittag fand man den Gerichtsvollzieher⸗ 
Zerweser Aloys Fischer entseelt auf dem Speicher 
einer Wohnung; er hat sich mittels Erhängen 
elber den Tod gegeben. Man wird sich erinnern, 
zaß ein Bruder desselben, welcher die gleiche Stell⸗ 
uing bekleidete, vor nun drei Jahren im Wartesaal 
der Rheinstation sich erschossen hat. Ein tragisches 
Berhängniß! 666p. Ztg.) 
— Ludwigshafen, 4. Mai. Die Be—⸗ 
chwerde der Direktion der Pfälzischen Eisenbahnen 
etteffs des Baues des Viaduktes über den Bahn⸗ 
hof in Ludwigshafen wurde vom Verwaltungsge⸗ 
richtshof in München kostenfällig abgewiesen. 
— Ludwigshafen. Die badische Anilin⸗ 
ind Sodafabrik hat 3000 Mark als Fonds zur 
Erbauung einer prot. Kirche auf dem Hemshofe 
gestiftet. 
— Tiefenthal, 2. Mai. Am Charfreitag 
Abend geriethen die beiden Händler Peter Müller 
und Peter Koch von hier in Streit, wobei der 
jetztere nach dem Peter Müller einen 192 Pfund 
chweren Sandstein warf. Der Stein traf das achi⸗ 
ährige Mädchen des Müller so unglüdlich an die 
Stirne, daß die Hirnschale verletzt wurde. Heuit 
früh verstarb das Kind unter unsäglichen Schmerzen. 
Vermischtes. 
F Dudweiler, 4. Mai. Der L7jährige 
Sohn einer hiefigen sehr geachteten Familie hat 
ich gestern Morgen in dem nahebelegenen Waide 
rhangt. Was den jungen Menschen veranlaßt hat, 
seinem Leben ein Ende zu machen, ist bis jetzt noch 
nicht aufgeklärt. (S.⸗ u. BleZig.) 
F.Trier, 4. Mai. Heute Mittag trafen der 
Erzbischof Dr. Philippus Krementz von Koln, 
der Bischof. Dr. Bernhard Brinkmann von 
Münster, der Bischoff Roo s von Limburg und 
der Bischof Koppes von Luxremburg bei dem 
ziesigen Bischof Dr. Korum ein. 
fBingen, 4. Mai. Die stark gesunkene 
Temperatur insbesondere aber die kalten Nächte 
än der verflossenen Nacht ist der Thermometer fast 
auf 0O zurückgegangen) haben bereits ganz verderb⸗ 
ichen Erfolg gehabt, indem besonders in der hes⸗ 
ischen Pfalz, eine große Anzahl Weinberge total 
rfroren find. Es bedurfte wieder nur weniger 
Minuten, um die Hoffnungen auf ein gesegneles 
Weinjahr theilweise zu vernichten. * 
F Eltville (Rheingau), 4. Mai. Unsere 
riedliche Gemeinde wurde gestern durch eine blu⸗ 
ige Rachethat in große Aufregung versetzt. Der 
dauseigenthümer Trapp sah sich jungst gezwungen, 
einem Miether Namens Schifferstein die Wohnung 
zu kündigen und als der Lezttere nicht freiwillig 
auszog, die gerichtliche Exmission vornehmen zu 
assen. Hierüber erzürnt suchte Schifferstein gestern 
in einem Wirthshaus mit Trapp Händel, die damit 
ndigten, daß Schifferstein ein Messer zog und es 
Trapp in den Leib stieß. Der wuchtig geführte 
Stoß traf derart, daß Trapp alsbald an den er⸗ 
jaltenen Verletzungen verstarb. Trapp, der Vater 
von 6 Kindern ist, gilt als ein ruhiger angesehener 
Mann, Eigenschaften, die Schifferstein nicht nach⸗ 
gerühmt werden. 
F Koln, 3. Mai. Die Baierinnen, die echten 
ind unechten, welche im frostigen Winter ihren 
kinzug in die Metropole des Rheinlandes hielten, 
um anstelle der von ihnen verdrängten Keilner 
den schäumenden Gerstensaft darzureichen, haben 
bereits den größten Theil ihrer Anziehungskraft 
ꝛerloren. Die betreffenden Lokale, nach denen an— 
angs Jung und Alt hinströmte, gehören heute 
hon wieder zu den schwach besuchten, und die 
Westfalia“, eine mit allem Komfort der Neuzeit 
nusgestattete Restauration, wo die Nymphen des 
Bayernlandes unter den magischen Strahlen des 
lektrischen Lichtes ihres Amtes warteten, hat be— 
eits ihre Pforten wegen Mangels an Gästen 
chließen müssen. Der Reiz der Neuheit ist vor⸗ 
iber und lange wird's nicht mehr dauern, bis 
allenthalben schwarzbefrackte Kellner wieder das 
Terrain behaupten und nach wie vor ihren Fünfer⸗ 
ribut hartnäckig fordern. 
In Frankfurt a. M. kam ein erst fünf⸗ 
zehnjähriger Franzose an, der auf einem Veloziped 
die Tour von Paris nach Berlin macht. Er legt 
täglich in O—10 Stunden 12—13 Meilen zurüä. 
(luch eine Aeußerung des Glü— 
ckes) Ein Gemüsehändler E. in Frankfurt a. M