St. Jugherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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ss.
Samstag, 8. Mai 1886.
21. Jahrg.
Deutsches Reich
München, 6. Mai. Die Kammer der Ab⸗
eordneten nahm in erster Lesung den Gesetzentwurf,
— E——
roßer Mehrheit an.
Berlin, 5. Mai. Das Preußische Abgeord⸗
zelenhaus lehnte die Kommissionsberathung der
dirchenvorlage gegen die Stimmen der National⸗
iberalen und eines Theils der Freisinnigen ab.
Die zweite Lesung findet demnach im Plenum statt.
Die Kirchenvorlage ist also angenommen.
Berlin, 5. Mai. Der Oberbürgermeister
dr. Miquel in Frankfurt a. M. ist aus dem
bräsidium des Deutschen Kolonialvereins geschieden;
in seine Stelle ist Graf Frankenberg auf Tillowitz
getreten.
grund für die Lässigkeit der Gestellungspflichtigen
st, daß die Griechen selbst nicht glauden, ihre Re⸗
gierung wolle wirklich gegen die Türkei an n
—
Chicago, 5. Mai. Gesiern Abend kam es
zier zu einem weiteren erbitterten Kampfe zwischen
zer Poltzei und den Sozialisten, welche sich in
einer Stärke von etwa 15,000 Mann versammell
satten. Der Aufforderung der Polizei an dieselben,
ich zu zerstreuen, wurde nicht Folge geleistet. Es
vurden mehrere Dynamitbomben geworfen, wodurch
ünf Polizeiagenten getödtet und viele verwundet
purden. Durch die auf die Meuterer seitens der
Polizei abgegebenen Schüsse wurden gegen 50 ge⸗
roffen, darunter mehrere tödtlich.
Chicago, 6. Mai. Von dem gestrigen Kampf
verden nachstehende Einzelheiten gemeldet: Als die
Polizei den versammelten Sozialisten befahl, sich
u zerstreuen, rief ein Redner: Zu den Waffen!
ind alsbald wurden drei Bomben mitten unter die
Polizeibeamten geschleudert, wodurch 21 derselben
zerwundet wurden. Gleichzeitig schossen mehrere
Individuen mit Revolvern auf die Polizisten. Diest
mtworteten mit einem etwwa zwei Minuten anhal⸗
enden Gewehrfeuer. Die Menge floh nach allen
sichtungen. Von den Polizeibeamten sind 3 todi
ind 39 verwundet, darunter 4 tödtlich. Ein
Unarchist ist getödtet, einer tödlich vernundet. Man
ennt außerdem 25 Verwundete, viele andere wur«
den von ihren Genossen mit fortgeführt. Die Mehr⸗
ahl der Theilnehmer an der Versammlung waren
xrofesjfionelle Anarchisten.
Chicago, 6. Mai. In den Bureaus der
Arbeiter-Zeitung und an einigen andern von den
Anarchisten besuchten Orten sind von ider Polizet
zegen 40 Dynamitbomben aufgefunden worden.
Die Bomben, durch welche am 4. ds. M. mehrere
Polizeibeamte getödtet und eine große Anzahl andrer
»erwundet wurden, soll der Führer der Anarchisten
Michael Schwab, unter die Sicherheitsbeamten ge⸗
vorfen haben. Im Laufe des gestrigen Nachmit
ags wurde die Polizei abermals von einer größeren
Menge angegriffen; sie machte von den Revolvern
Hebrauch und trieb die Meuterer auseinander.
hrennern), welche flüssige oder gepreßte Weinhefe
»erarbeiten und den Aufschlag im Wege der Ab⸗
indung entrichten, bei nachgewiesenem Bedürfnisse
auf Ansuchen in stets wiverruflicher Weise gestaltet,
daß die Brennerei⸗Rückstande (sog. Schlempe) nach
Beendigung jedes Blasenbetriebeß mehrere Tage
lang, jedoch nicht über vier Tage, behufs Wein⸗
deingewinnung in der Brennblase aufbewahrt werden.
VDiejenigen pfalzischen Gemeinden, welche zur
Förderung des Feuerloöschwesens aus den
Diitteln der pfälzischen Immobilienbrandverficher⸗
ungsanstalt Unterstützung für Feuerloschzwede zu
erhalten wünschen, haben ihre desfalsigen Gesuche,
wie schon bekannt gegeben, bis zum ĩ. Juni v8.
Jahres bei den betr. kgl. Bezirksämtern einzureichen.
Zur Darnachachtung wird bemerkt: 1) In den
etzten Jahren sind vielfach Gesuche um Unserstüß⸗
ung zur Anschaffung von Ausrüstungs⸗ und Ve⸗
Aeidungsgegenständen für die Feuerwehren einge⸗
reicht worden. Für derartige Gegenftände werden,
oweit es fich nicht etwa um die für Steiger unbe⸗
dingt nothwendigen Helme handelt, aus diesem
Fonds Unterstützungen nicht gewähri. 2) Gesuche
um Unterstützungen zur Herfiellung von Wasser⸗
leitungen, Brunnen und Wasserreservoirs können nur
insoweit Berücksichtigung finden, als solche im In⸗
leresse des Feuerlöschwesens in den betreffenden
Gemeinden sich als unbedingt nothwendig darfiellen.
3) Besonderes Gewicht muß darauf gelegt werden,
daß alle Gemeinden allmählich mit vollkommen eni—
prechenden Löschmaschinen versehen werden Es
ind daher diejenigen Gemeinden, welche —XC
Wahrnehmung oder nach dem Gutachien der betref⸗
enden Feuerwehr- Inspektoren in nichi entsprechender
Weise mit Löschmaschinen versehen find, zur Ein⸗
reichung von Gefuchen zur Anschaffung solcher an⸗
zuhalten. 4. Es kommt vielfach vor, daß Gemein⸗
den die ihnen, ihrem Gesuche entsprechend zu einem
bestimmten Zweck, gewährte Unterstützung nachtrag⸗
lich zubeinem anderen Zweck zu berwenden be—
schließen. Da bei Verthellung von Unterstützungen
an die einzelnen Gemeinden sowohl die Leistungs⸗
rähigkeit der zu unterstützenden Gemeinden. als auch
die Höhe der veranschlagten Kosten als Maßstab
angenommen wird, so wird durch derartige nach⸗
trägliche Aenderungen des Projektes der erwähnie
Vertheilungsmaßstab wesentlich alterirt und zwar
zu Gunsten der Gemeinden, welche mit der ge⸗
währten Unterstützungssumme das wenige Kofien
derursachende Projekt zur Ausfuhrung bringen und
zum Nachtheil der übrigen Gemeinden, welche die
Unterstützungssumme der ursprunglichen Bestimmung
zemaß verwenden. Es muß daher darauf gedcungen
werden, daß die gewährten Unterstũtzungsbetrůge
nur für den Zweck, für welchen fie gewaährt wur-
den, ihre Verwendung finden, widrigenfalls sie dem
Einzug untersiellt würden. Ausnahmen fonnten
nur in ganz besonders berüchsichtigungswerthen Fällen
gestaltet werden.
— Im Interesse des Handels und der In⸗
dustrie wird nachstehendes bekannt gegeben:
1. Verkehr mit Frankreich. Alle vom Auslande
kunstig nach Frankreich eingeführten Waaren, welche
die Marke oder den Namen eines franzoͤsischen
Fabrikanten oder den Namen eines in Frankreich
gelegenen Ortes tragen oder mit irgend Liner Be—
merkung versehen sind, welche die Anficht zu er⸗
wecken geeignet ist, daß die Gegenstände franzoͤsischen
Ursprungs seien, sollen quf Grund des Artücig 19
des Gesetzes vom 23. Juni 1857 der Beschlaq⸗
nahme unterliegen.
Ausland.
Athen. Odbgleich das von den Großmächten
er griechischen Regierung gestellte Ultimatum schon
im Montag Nachmittag abgelaufen ist, haben die
bertreter der Mächte bis jetzt doch weder Athen
jerlassen noch dem Herrn Delyannis eine neue
Mittheilung gemacht. Dieser Aufschub soll haupt⸗
aͤchlich einer Vermittlung Frankreichs zuzuschreiben
ein, doch soll auch, wie die „Agence Havas“ be⸗
auptet, der russische Vertreter Weisungen erhalten
jaben, welche dahin zielen, eine Vermittlung zwi⸗
chen der „Eigenliebe“ der Mächte und der „Eigen⸗
iebe“ Griechenlands anzubahnen. Der italienische
hertreter habe ähnliche Weisungen empfangen. Die
iplomatische Lage gilt infolge dessen für weniger
zespannt, zumal die Mächte erklärt haben sollen,
aß sie sich mit einer Garantie Frankreichs in Be—
reff der eingegangenen Verbindlichkeiten Griechen⸗
ands zufrieden geben würden. Demgegenüber
zersichert die obenerwähnte französische Telegraphen⸗
Agentur, daß die Mächte eine franzöfische Bürg⸗
chaft für die griechische Abrüstung verlangen sollten,
ver griechische Ministerpräsident Delyannis sich ab⸗
lehnend verhalten und diese Forderung, welche
Mißtrauen in die griechischen Erklärungen verriethe,
ür beleidigend halten würde. Herr Delyannis
wird also sein thörichtes Spiel mit den Diplomaten
ioch einige Zeit lang forisetzen, was ja auch ziem⸗
ich ungefährlich ist, nachdem er jeden Gedanken an
inen Krieg mit der Türkei aufgegeben hat. Wie
ser Athener Korresppodent des Temps“ aus zu⸗
)erlässiger Quelle erfahren will, hat der russische
Besandte Bützow vor seiner Abreise nach Livadia
)earn Delyannis mitgetheilt, daß er einige Tage
vorher im Auftrage des Zaren den König Georg
ufgefordert habe, all seinen Einfluß zur Herbei⸗
ührung einer Abrüstung aufzuwenden. Rußland
ei augenblicklich nicht bereit, in der Türkei einzu⸗
chreiten und es habe die Regelung der hellenischen
Ansprüche auf eine ziemlich nahe Zukunft verschoben,
vo es glaube, dies thun zu können. Hierdurch
nerlor Delyannis alle Hoffnung auf eine nahe be—
orstehende Verwickelung im Oriente und er mußte
ich daher friedlicher gesinnt zeigen. Am meisien
jat jedoch hier der Umstand beigetragen, daß die
Finanzen Griechenlands völlig zerrüstet sind, und
aß die Einberufung der Reserven sehr schlecht ver⸗
aufen ist. Von 15.000 Einberufenen der beiden
etzten Klassen haben sich nur 6000 Mann gestellt.
Es fehlen der Armee 800 Offiziere, 4000 Unter⸗
Ffiziere und 3000 — Esel oder Maulesel (von
3000. welche die Intendanz braucht). Der Haupt-
Lokale und pfälzische Nachrichten.
* St. Ingbert, 7. Mai. In einer am
Mittwoch unter dem Vorsitze des kgl. Bezirksamts⸗
IXV
Ztadtrathes wurde an Stelle des aus dem Stadt⸗
athe ausgetretenen bisherigen Adjunkten Herr
Weinhändler Heinrich Laur als J. Adjunkt
jewählt. Zur Ergänzung für das ausgetretent
Mitglied wurde der Ersatzmann Herr Bäckermeister
Michael Thisery in das Kollegium berufen.
St. Ingbert, 7. Mai. Wie wir hören,
ritt der „Philharmonische Verein“ am
nachsten Sonntag im Oberhauser'schen Saale mit
einem ersten Konzerte auf. Nach dem Pro—
ramme haben die Mitglieder einen recht genuß⸗
eichen Abend zu erwarten. Dasselbe bietet in
eicher Auswahl und richtiger Abwechselung ver⸗
chiedene Männer⸗ und gemischte Chöre, Quartette,
duette und dazwischen vierhändige Klaviervorttäge.
— Das Staatsministerium der Finanzen hat
neuerdings eine Erleichterung im Brennereibetriebe
ugestanden, die namentlich von einem Theile der
»fälzischen Brenner als einem schon oft
eäußerten Wunsche entsprechend begrüßt werden
bird. Es wurde den Brennereibefitzern (Eigen⸗