Full text: St. Ingberter Anzeiger

nun hier weiter geschehen wird, liegt in dem Er⸗ 
messen des aufgestellten Wasserleitungskomites. 
— Speyer,8. Mai. Der Baufonds für 
die Reischerkirche beträgt nunmehr 400,000 Mk.: 
sobald noch weitere 100,000 Mk. beisammen find, 
was nicht mehr lange dauern lann, darf mit dem 
Vau' hegonnen werden.“ 
— Speher, V. Mai. Zu der am kommen ⸗ 
den Mitiwoch den 12. ds. dahier beginnenden 
protestantisch⸗iheologischen Anstellungsprüfung · für 
das Jahr 1886 sind nachgenannte Pfarramtskan⸗ 
dibaten aus dem Konkursjahre 1883 zugelassen: 
)Arterarder Michael.· staͤndiger · Vikar in 
Wattenheim, 2) Barth Heinrich, Pfarrverweser 
in Quirnbach, 8) Dref her Karl, Stadlwvikar 
in LTandau, 9 Hetberth Heinrich, Privatvikar 
in Reunlirchen, 8) Kerth Friedrich, ständiger 
Vikar in Godlingen, 6) Krebes Andreas, stan⸗ 
diger Vikar in Lemberg, 7) Kremer Geotg 
Theodor, Pfarrverweser in Zell. 8) Lischer Jo⸗ 
jannes, Pfarrverweser in Großsteinhaufen, —A 
heintich, Pfarrverweset in Bellheim, 10) Pau! 
Hhilipp Adam. Pfarrverweser in Nünschweiler, 
11) Dr. Risfch Friedrich Christian, Privatvikar 
in Kindenßeim, 12) Wagner Friedrich, ann 
bikar in Letlweiler, 138) Zoller Jakob, Privat⸗ 
bikar in Rumbach. Als Prufungs Kommissare 
jungieren, die Herten; xk. Konsistorialrath Risch 
als Dirigent, k. Konsistorialrath Wand, Dekan 
Kerieger von Kirchheimbolanden, Dekan Mau— 
rer von Bergzabern und Stadtpfarrer Ney von 
Speyer. re 381 4 d— 
Das fuür das Jahr 1886 projektirte zweite 
pfaälzische evangelische Kirchengesangsest wird am 23. 
Mairin Speher stattfinden. Zur Mitwirkung 
heim Feste haben fich folgende Kirchengesangvereine 
angemeldet? Durkheim, Frankenthal, Germersheim, 
aiserslautern, Kindenheim. Landau. Landstuhl, 
Ludwigshafen, Lustadt, Neuhofen, Neustadt, Oggers⸗ 
heim, Schwegenheim. Speyer und Zweibrücken. Im 
ganzen werden sich 600 Sängerinuen und Sänger 
detheiligen. — Die verehrliche Bahndireltion hat 
für die Feabesucher, die sich durch eine Eintritts 
karte leglimiren oder eine solche mit der Fahrkarte 
lösen, freie Rückfahrt gewührt. —3 
— Ludwigshäfen, 7. Mai, Die Anilin⸗ 
und Sodefabrik hat der Stadt zum Neubau eines 
Hospitals 20,000 M. überwiesen. 
— 2udwigshafen; 85 Mai. In der heute 
früh stattgehabten Generalbersammlung der Pfälzi⸗ 
schen Eisenbahn-Gesellschaften wurden für die 83 
—XX— Mitglieder Herren Kom⸗ 
merzienrath Friedrich Engelhorn in Mannheim 
Rommerzienraih Philipp Karcher in Frankenthal 
und Reniner Karl Heinrich Wolf in Wachenheim, 
jowie für den 1885 verstorbenen Reichsrath Gustav 
. Kraemer von St. Ingbert die drei erstgenannten 
Herren wieder und Herr Hüttenwerksbefitzer Oscar 
Araemer in St Ingberiwneu gewählt. An 
Sitelle des verstorbenen Verwaltungsrathes, k. Hof⸗ 
umnd Reichsrath F. v. Boecking in Landau, wurde 
Herr L Finanzraih Friedrich Neubert in Ludwigs⸗ 
hafen gewuhlt. Die übrigen Gegenstände der Tages⸗ 
ordnung wurden den Anträgen der Direltion ge⸗ 
maß genehmigt. — 
Bermischtes. 5 
x Bliesen, 8. Mai. (S. u. Bl.⸗3.) Vor 
einigen Tagen verschluckte das 4jahrige Töchterchen 
des auswaris arbeitenden Tagelohners J. R. Schuh 
bon hier eine dicke, sog. Pferdsbohne. welche ihm 
leider im Schlunde stecken blieb.⸗Man beachtete 
anfangs die Klagen des Kindes launt. bis dieselben 
so laut wurden, daß man einen Arzt berief. Der⸗ 
jelbe konnte leider nicht mehr helfen, und das arme 
Kind sarb gestern Morgen in Folge Erstickung 
Wieder eine Warnung für Eltern! 5 14 
7S1u. Johann, 10. Mai. Eine Anzahl 
Ladenbesitzer der St. Johanner Bahnhofstraße plant 
nach der Sbr. Ztg.“, die Einführung elektrischer 
Beleuchtung ihrer Lokale. Ob eine Altiengesellschaft 
errichtet oder der Betrieb in eigene Hand genonimen 
werden soll, oder ob man den Betrieb eiger aus— 
wurligen Gesellschaft überlassen wird, das ist noch 
zu enischeiden. ß 
7Saargemünd, 10. Mai. Es zirkulirten 
in hiefiger Siadt in den letzten Tagen falsch 
Thalersiůcke, mit dem Bildniß des Konigs von 
Sachsen und der Jahreszahl 1864. Dieselben 
greifen sich fettig an. ihr Ton ist matt, fie seben 
grau aus, sind überhaupt schlecht nachgeahmt und 
leicht zu erkennen. ? 
FKARKoln, 6. Mai. Welchen Aufschwung Koͤln 
in den letzten 80 Jahren genommen hat, zeigen 
u. a. auqch die Volksschulen, Heute zählt Koln 
an den Volksschulen 340 Classen, in denen 191 
dehrer und 148 Lehrerinnen unterrichten. Vor 80 
Jahren gab es blos 148 Klassen. Die Ausgaben 
für die Volksschulen an Lehrergehältern ꝛc. sind in 
diesem Zeitraum von 101,000 Mk. auf 502,000 
Mark, also um das Fünffache, gestiegean. 
FHomburg v. d. H., 8. Mai. Seit seiner 
Ankunft in unserer Stadt macht unser Kronprinz 
mit der Frau Erbprinzessin von Sachsen⸗ Meiningen 
und den drei Prinzessinnen taglich größere Ausflüge 
in unsere schöne Umgebung und namentlich in die 
im frischesten Grün prangenden Taunuswaldungen, 
und zwar hier und da im offenen Kremser. Eben⸗ 
so besuchte er mit der Frau Erbprinzessin und der 
Hrinzesffin Viktoria unser Kurhaustheater. 
FMainz, 8. Mai. Der hiesige Reichsbank· 
Kassirer, Herr Stentzler, wird seit dem 5. ds. ver⸗ 
mißi, nachdem er zuletzt Abends am Bahnhof ge⸗ 
sehen wurde. Kasse und Bücher befinden sich in 
hollstandiger Ordnung. Behördlicherseits wird 
Seloͤstmord angenommen. Ein Motiv hiefür wäre 
wer bei der sorgenfreien Stellung und dem lebens⸗ 
trohen Charakter des Vermißten schwer aufzufinden 
deute erfolgt noch Ausschreibung durch den Staats⸗ 
anwalt. 
PFrankfurt a. M. 9, Mai. Die ersten 
talienischen Kirschen, das Pfund zu M. 1,50, kamen 
hier bereits zu Markt. 
4 Ein oͤffentlicher Kongreß zur Errichtung eines 
deutsch⸗ nationalen Vereins zur Förderung des 
Arbeitsunterrichts in den Schulen 
wird am 20. Sept. in Stuttgart stattfinden. 
p Wäürzburg, 7. Mai. (Wilitärbezirksge⸗ 
richtsverhandiungen.) Der ledige Kaufmann X 
Schirmfabrikanten ⸗ Sohn Karl Weil aus Speyer 
Soldat des 17. Inf.⸗Regts. in Germersheim, war, 
nachdem er eine ganze Reihe von Diebstählen zum 
Nachtheile von Kameraden ausgeführt, und ebense 
Anterschlagungen und eine Betrugshandlung sich hatte 
zu Schulden kommen lassen, im Herbsie v. Is. von 
seiner Abtheilung in Germersheim desertirt und 
wurde am. März d. Is. in Worms aufgegriffen, 
vo er dem ihn arretirenden Gendarmen einer 
ralschen Namen angab. Da Weil geständig ist 
vurde derselbe, der wegen Diebstahls auch schon 
iorbestraft ist, wegen Fahnenflucht, Unterschlagung 
ind Betrug zu 1 Jahr Gefängniß und wegen Ueber⸗ 
retung der falschen Namersangabe und der Land⸗ 
zreicherei zu 24 Tagen Haft verurtheilt. Gleich⸗ 
zeitig wurden ihm die buͤrgerlichen Ehrenrechte auf 
die Dauer von 3 Ihr 6 Monaten aberkannt und 
essen Entfernung aus dem Heere ausgesprochen. — 
Zeler Brühl müuller, led. Tagner von Neu 
emsbach, B.»A. Kaiserslautern, Soldat des k 
8. Inf.⸗Rgts. in Landau, solte am 22. Okt 
1882 bis zu welcher Zeit er Urlaub nach Freins 
jeim hatte, bei seiner Abtheilung wieder einrücken, 
was er aber nicht that, sondern es vorzog, unter 
Mitnahme verschiedener ärarealischer Monturstücke 
ich nach Frankreich und dann nach Luxemburg zu 
egeben, woselbst er arbeitete, von dort aber, nach 
»em er infoige der herrschenden Arbeitseinstellungen 
aIch nicht mehr fortbringen konnte, zurückkehrte und 
ich am 20. März l. Is. in der König Johann— 
daserne in Metz freiwillig stellte. Er erhält 
Jahr Gefängniß und wird in die 2. Klasse de⸗ 
Soldatenstandes versetzt. 
p München, 8. Mai. CTriftiger Entschul⸗ 
igungsgrund.) Ein vor das Amtsgericht J als 
Zeuge geladener Geschäftsmann ließ sich mit der 
Nonvirung entschuldigen, daß er um halb 10 Uhr 
zur Bodmusik bestellt sei. Die Richter zeigten für 
diesen echt Munchnerischen Entschuldigungsgrund 
nicht das richtige Versiändniß, fie derurtheilten 
bieimehr den Ausgebliebenen zu einer entsprechenden 
Beldstrafe. 
FGeis als Volksnahrungsmittel. 
Daß Reis zu den gesundesten Rahrungsmitteln ge— 
hoöri, bedarf eigentlich keines Beweises mehr; denn 
vie könnie er sonst die Hauptnahrung der halben 
Menschheit sein? Unter den dem Pflanzenreid 
ntnommenen Stoffen, von denen der Mensch lebt, 
eht der Reis bei weilem obenan. Darauf deutel 
der immer noch zunehmende Kreis seines regel— 
näßigen und mafsenhaften Verbrauches hin — da 
hestäugt uns auch die wissenschaftliche Unter suchun⸗ 
Jach den exalten Methoden, welche neuerdings 
namentlich von München her, sich verbreitet haben 
Professor von Voit vor allen hat im physiologischen 
Institut epochemachende Versuche mit der Verwend. 
barkeit der hauptsächlichen Speisen im menschlichen 
örper entnommen, deren Ergebniß nächst dem 
Fleische den Reis obenan stellt. Einverleibt um 
beziehungsweise wieder ausgeschieden werden dar 
nach namlich in Prozenten, bei: Fleisch einverleib 
96,7, ausgeschieden 8.8; Reis einverleibt 961 
cusgeschieden 8.9; Eier einberleibt 94,8, ausge 
schieden 8.2; Weißbrot einberleibt 94.,4, ausde. 
schieden 5363 Mais einverleibt 93,8, ausgeschieden 
6.7; Karioffeln einverleibt 90,7, ausgeschieden 9,3 
Milch einverleibt 88,9, ausgeschieden 11.1; Schwarn 
brot einverleibt 88,5, ausgeschieden 11,5. Fleisch 
und Reis lassen also die geringsten Reste; sa 
muthen der Verdauungsthätigkeit die geringste über. 
flüssige Kraftanstrengung, dem Leibe das gidßte 
Minimum von Ballast zu. Hieraus erklärt es sich 
sehr leicht, daß ganze —AV — 
und Chinesen, sich fast ausschließlich mit Reis er. 
nähren. 
Breslhau, 6. Mai. Der Verband deur 
scher Seifenfabrikanten wird seinen diesjährigen 
Kongreß in den Tagen vom 16. bis 19. Juni in 
hiesiger Stadt abhalten. An demselben werden 
Gaste aus Rußland. Schweden, Norwegen, Dane⸗ 
mork, Oesterreich, Ungarn ⁊c. theilnehmen. 
FBraunschweig, 7. Mai. Wie aus 
Wieda gemeldet wird, ist in letzter Nacht das allen 
Harzreisenden bekannte Hotel Stoberhai (zugleid 
Henfion) total niedergebrannt. Das einzelstehend⸗ 
Hotel liegt 719 Meter über dem Meere. 
4 Daß der Kaiser, wie nach der „Reuen 
Zuricher Zig.“ gemeldet wurde, dem Oberfoörster 
Hranuͤel in Burgdorf 40,000 Franken für das 
Schneckenburger'sjcse Manustript der „Wacht am 
Rhein“ habe übersenden lassen, hat sich, wie nun⸗ 
mehr der Neuen Züricher Zeitung aus Burgdorj 
geschrieben wird, als unrichtig herausgestellt. (Das 
Mauufkript soll in den Besitz eines Herrn in Bern 
gelangt sein) — Nach der „Straßb. Post“ if 
das Hriginalmanuskript der Wacht am Rkein, 
entgegen den bishec in die Oeffentlichkeit gedrunge 
nen Mittheilungen, von dem deutschen Gesandten 
in Bern, Herrn v. Bülow, welcher es von dem 
Dberförster Manuel in Burgdorf im Kanton Bern 
kauflich erworben hat, Sr. Maj. dem Kaiser als 
Geschenk überreicht wordnn. 
Ein tragikomischer Fall aus dem Kinderleber 
rreignete sich vor einigen Tagen in der Apotheke 
der Kurfürsienstraße in Berlin. Ein kleiner, nur 
irmlich gekleideter Knabe, so erzählt das „Berliner 
Fremdenblatt“, erschien daselbst, um ein ziemlich 
sheueres Rezept anfertigen zu lassen. Als die 
HPdedizin fertiggestellt war und der Knabe den etwad 
hohen Preis gezahlt hatte, passirte ihm das Un⸗ 
glück, daß er die zur Straße führende eiserne Treppi 
hdinabstürzte und nicht nur die Medigzinflasche zer 
schlug, sondern sich selbst auch beschädigte. Dal 
groͤßie Unglück für den armen, kleinen Kerl war 
Jun die verlorene Medizin und über sie jammerte 
er am meisten. Der Besitzer der Apotheke war 
zugegen, sprang nicht nur sofort zu Hilfe und wusd 
Iind verband den Kleinen in der humansten Weise 
sondern fertigte auch die Medizin nochmals und 
zwar unentgeitlich an. Als nun der Schaden kurir⸗ 
und seine Klagen einigermaßen gellillt, erhob er 
seine rechte Hand, welche er bis dahin krampfhaf 
geschlossen hatte und sagte dem Apotheler in be 
ruhigender Weise; „Den Propfen brauchen wir 
nichi. den habe ich noch!“ Ein schallendes Gelaͤchtet 
der Anwesenden beendete diese kleine Szene. 
Spremberg, 6. Mai. Hier kam e 
dieser Tage gelegentlich des Aushebungsgeschaftes 
von Gestellungspflichtigen zu Excessen, welche in 
mehr als einer Beziehung zu denken geben. Eine 
größere Anzahl ausgehobener junger Leute zog unter 
dem Absingen der Arbeiter⸗NMarseillaise und unter 
Entfaltung eines an einer Stange befestigten rothen 
Tuches durch die Straßen und setzten den gegen 
diese Ausschreitungen eingreifenden Polizeibeamier 
hallichen Widerstand entgegen, bis es endlich den 
bereinien Kraften der Gensdarmerie, der städtischer 
Polie und einer Anzahl Bürger gelang, die Haupt⸗ 
rädelsführer zu verhaften und die Menge zu zer⸗ 
streuen. Abends wiederholten sich die Ruhestorunger 
auf dem Markiplatze unter Laͤrinen, Singen unt 
Toben so daß, da die Aufforderungen ruhig aus⸗ 
inader zu hehen mit Hohnglachter beanworte 
wurben, de Pougeibeamten mit bianker Waffe de 
Vlatz saubern mußten. Sämmtliche Inhaftirte —8