Full text: St. Ingberter Anzeiger

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TæAt. Jugberter Auzeiger“ erscheint wochentlich funfmalz Am Moutag, Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sountag; 2ual wöochentlich mit Unterhaltungs 
—*8 Sonntags uin Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1A 60 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 124 785 , einschließli 
64 guelluugkgebuhr. Die Einruckungsgebühr far die A4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt d: Inseraten aus der Pfalz 10 4, bei außerpfälzischen und solche 
auf welche die Expedilisn Auslunft ertbeilt. 138, Neclamen 30 . Bel 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
V94. 
Deutsches Reich 
München, 14. Mai. Die Kammer der 
neichsrathe lehnte heute den Soden'schen Gesetz 
wurf auf Errichtung einer staatlich geleiteten 
sJobiliar⸗Feuerversicherung unter Annahme einer 
tivirten Tagesordnung, welche die laut gewor⸗ 
nen Beschwerden durch die Zugeständnisse der 
heselsschaften für behoben erklärt, mit allen gegen 
GSummen ab. 
Berlin, 14 Mai. Ein Staatlsministerialer⸗ 
ch trifft auf Grund des Sozialistengesetzes für 
Jerlin und Umgegend die Anordnung, daß Ver— 
ammlungen fortan der schriftlichen Genehmigung, 
velche 48 Stunden vorher bei der Polizei nachzu⸗ 
chen ist. bedürfen. Ausgenommen sind nur 
gahlbersammlungen. 
Ausland. 
— 
die Lust zu Rebvolten scheint nachgerade epi⸗ 
misch zu werden. Auch in Ungarn haben am 
Yiliwoch und zwar in Groß⸗Szentmiklos Unruhen 
zit nationalem Hintergrunde statigefunden. Eine 
otte von 40 Rumänier drang in das Gemeinde⸗ 
aus, insultirte den Gemeindevorsteher und verhin⸗ 
erte die Durchführung einer Ministerial⸗Verordnung 
czüglich der Uebergabe von Grund und Boden für die 
ztrichtung einer ungarischen Schule, welche die 
ewohnerschaft freiwillig zu diesem Zwecke ange⸗ 
oten hat. Die Ruhestörer durchzogen die Straßen 
nd stießen Drohungen gegen die Besitzenden aus. 
Paris, 13. Mai. Eine Depesche aus Athen 
neldet, Deroulede habe der griechischen nationalen 
iga angezeigt, er werde demnächst in Athen ein- 
reffen. Er hat zugleich seine Sympathieen für die 
tiechische Sache ausgedrückt. 
Wie schlecht es gegenwärtig mit der Zahle 
mgsfähigkeit der Türkei bessellt, geht daraus 
etbor, daß auf der Elbinger Werft die für Rech— 
ung der türkischen Regierung angekauften fünf 
otrpedoboote schon seit 30 Tagen zum Ablaufen 
creit liegen. Die Hälfte des Kaufpreises ist bereits 
ei Bestellung erlegt worden, doch ist es der tür⸗ 
schen Regierung nicht möglich gewesen, die noch 
flichen 30,000 türtischen Pfund (* 900,000 
Jarh) zu bezahlen. Da die Boote vollständig be⸗ 
nnnt sind, so erwächst der Türkei aus dieser Ver⸗ 
gerung ein Schaden von täglich über 2000 Mtk. 
Athen, 14. Mai. Die Kammer ist nun⸗ 
iht durch Erlaß des Königs für nächsten Mitt⸗ 
vch einberufen. 
kokale und pfälzische Nachrichten. 
-Aus der Pfalz. Saaienbericht für den 
onat April. Die Getreideberichte aus der Pfalz 
uten durchweg günstig. Auch der Wein ist gut, 
aber stellenwese durch Kälte gelitten. Die Ta— 
isaat is schön aufgegangen und der Hopfen zeigt 
wviges Wachsthum. 
S Blieskastel. Am Donnerstag trafen 
aelgl. Seminarinspektor Herr Dr. August Kittel, 
wie der kal. Präparandenlehrer Herr Julius Orth 
n Speyer hier ein, um die jahrlich vorgeschrie⸗ 
ve Bisitalion der Präparandenschule vorzunehmen. 
Zweibrücken, 15. Mai. Nach 21/jähr. 
awesenheit in Pernambuco (Brasilien) ist gestern 
Uhrmacher Karl Baeher von hier zum Bifuche 
et hier lebenden Mutter, Frau Witiwe Blasius 
uedr, und seiner Schwestern hier angekommen. 
—A 
21. Jahrg. 
— Waldfischbach, 12. Mai. Die zum 
Andenken an den 400jährigen Geburtstag Dr. 
Martin Luthers dahier gesetzte und schön gediehene 
Lutherlinde wurde, nachdem sie schon früher einmal 
nuf rohe Weise durch Abschälen der Rinde beschä⸗ 
»igt worden war, in der Nacht vom 8. auf 9. Mai 
don ruchloser Hand abgesägt. Möge es doch ge⸗ 
iingen, den Menschen, der fich einer solch nieder⸗ 
rächtigen, bübischen That nicht schämt, der wohl⸗ 
erdienten Strafe zu überliefern. (Pf. Pr.) 
— Nach einer Meldung der „Pfälz. Post“ 
som 13. ds. wurde Pfarrer Zinn in Ulmet 
nuf Grund der Mittheilungen der k. Staatsanwalt⸗ 
chaft des Landgerichts Kaiserslautern vom k. Kon⸗ 
istorium in Speyer bis auf weiteres vom Amte 
uspendiert. 
— Neustadt a. d. Hdt. 14. Mai. Die 
zuf Sonntag, den 16. Mai, hierher einberufene 
ationalliberale Versammlung, in welcher Dr. 
gürklin sprechen sollte, ist verschoben worden. 
— Neustadt. Der Schuhmacher J. Appel 
ist verhaftet worden. Die Leiche seiner am 12. d. 
derstorbenen Frau ist von Gerichtswegen sezirt wor⸗ 
den, nachdem sich Verdachtsmomente ergeben, daß 
Vergiftung vorliege. 
— Aus der Pfalz. Mehrere Weinhändler 
in der Pfalz versandten Zirkulare, welche mit 
S„—cheffel'schen Versen übersäet waren. Ein solches 
Zirkular kam, so erzählt der Dichter selbst, auch in 
neine Hände und ich sah mich veranlaßt, der Firma 
inen Brief zu schreiben, worin ich gegen die Em⸗ 
yfehlung mir nicht bekannter Weine durch meine 
gerse protestire. Damit glaubte ich die Sache 
bgethan, aber was geschieht? Ich erhalte eines 
chönen Tages eine Kiste mit 25 Flaschen dieses 
dlen Gewächses, versehen mit einem fuͤr mich 
peziell angefertigten Etiquette. Nach eingehender 
Zrüfung des Weines zog ich meinen Protest zurück 
ind schrieb den Absendern: 
Ihr Männer von Dürkheim und Deidesheim, 
Mit Euch fühlt der Dichter verwandt sich, 
Ihr gebet für einen einzigen Reim 
Ilsbald ihm fünfundzwanzig! 
Vermischtes. 
fCEGuürsorge für arme Knaben.) Gar 
ft hört man Klagen über Rohheit und Ungezogen⸗ 
jeit unserer jetzigen Jugend und die Gerichtsber⸗ 
jandlungen, in denen kaum der Schule entwachsenen 
ungen Menschen häufig hohe Strafen diktirt wer⸗ 
den, sind ein beredtes Zeugniß dafür, daß es mit 
Jugenderziehung und mit Jugendbildung immer 
noch schlimm aussieht. Sollten diese truͤben Er— 
ahrungen nicht eine Mahnung sein, zu helfen und 
u verbessern, wie und wo es nur möglich ist? 
S„ehen wir ja doch bei Eröffnung neuer Knaben⸗ 
ortanstalten, wie weit oft schon die Verwahrlosung 
ind Rohheit bei den noch schulpflichtigen Knaben 
vorgeschritten ist und welche große Mühe und Ge⸗ 
zuld die Erzieher anwenden müssen, um böse Buben 
nuf andere Wege zu bringen und ihnen grobe Un⸗ 
gezogenheiten abzugewöhnen. Aber die Arbeit ist 
richt ohne Erfolg. Die meisten Zöglinge, bei 
zenen man sich anfangs nur wenig Gutes verspricht, 
zessern sich doch mit der Zeit und machen späier 
ven Erziehern und dem Vereinsausschuß oft noch 
sroße Freude. Weun nun solche erfreuliche Erfolge 
n allen Knabenhortvereinen beobachtet werden, so 
ann man nur den lebhaftesten Wunsch hegen, daß 
zuch in jenen deutschen Städten, die bisher den 
Bestrebungen der Jugenderziehung durch Errichtung 
von Knabenanstalten nach unserer Art fern standen, 
ich menschenfreundliche Personen zusammenschaaren, 
im in gleicher Weise wie in Altona, Augsburg, 
damberg, Berlin, Bremen, Dresden, Erlangen, 
erfurt, Frankfurt a. M., Fürth, Halle, Hanau, 
dannover, Kempten, Kiel, Leipzig, München, Nürn⸗ 
»erg, Potsdam, Stettin. Stutigart, Wien, Wiener 
seustadt, Wurzbürg u. s. w. Vereine in's Leben 
zu rufen, welche sich zur Aufgabe stellen, die Kna⸗ 
ben armer außer Hause arbeitender Eltern außer 
der Schulzeit zu beaufsichtigen, nützlich zu beschäf⸗ 
sigen, sowie an Ordnung, Gehorsam, Fleiß und 
und gute Sitten zu gewöhnen. Wenn erst in allen 
Städten unseres Vaterlandes und selbst auf dem 
dande, ein eifriges Streben nach Verbesserung und 
Veredelung der aufwachsenden Jugend zu bemerken 
ist, erst dann wird es auch wirklich besser werden 
und die Richter werden sich weniger mit Rohheiten 
ind Schlechtigkeiten der jungen Leute zu beschäftigen 
jaben und die Gefängnisse werden nicht mehr mit 
jugendlichen Verbrechern angefüllt werden. Also 
iberall Hand an's Werk! — Jeder der schon be⸗ 
tehenden Vereine und auch die Redaktion der Mo— 
aatsschrift „Knabenhort“ in München wird gern 
zereit sein, mit gutem Rath bei Bildung neuer 
Jugend⸗-Erziehungsvereine dienlich zu sein. Das 
Büchlein „Hort und Heim armer Knaben“, von 
dudwig Jung, Georg Franz'scher Verlag in Munchen 
ind Leipzig, kann zu diesem Zweck ebenfalls em⸗ 
fohlen werden. 
fHeidelberg, 11. Mai. Der hiesigen 
Irrenklinik entsprang der zur Beobachtung seines 
Zeisteszustandes aus Karlsruhe hierhin verbrachte 
Joh. Rastätter aus Möorsch, welcher seine Frau in 
pestialischer Weise ermordet haitte. 
F Vom Niederrhein, 11. Mai. Einen 
Bürgermeister von seltener Uueigennützigkeit besitzt 
ie Stadt Duisburg in Herrn Lehr. Nachdem der 
düsseldorfer Oberbürgermeister Becker an Stelle 
ꝛes verstorbenen rothen Becker in Koöln gewählt 
vorden war, hatten die Düsseldorfer als Ersatz ihr 
Uugenmerk auf Herrn Lehr gerichtet. Dieser lehnte 
edoch auf Wunsch der Duisburger ab und ber⸗ 
ichtete ebenso zu Gunsten der mit Steuern schwer 
elasteten Stadt auf die ihm angebotene Zulage 
on 6000 Mark. Entzückt hieruber arrangirten 
die Duisburger zu Ehren ihres flandfesten Stadt⸗ 
berhauptes ein Bankett. Als Oberbärgermeister 
dehr dazu durch eine Deputation eingeladen wurde, 
träubte er sich gegen eine derartige Ovation mit 
en Worten, man möge ihm lieber eine Pfeife mit 
inem Päckchen Tabak schenken. Dies merkten sich 
eine Freunde und als der Oberbürgermeister von 
em dieser Tage stattgehabten Banketl in die „So⸗ 
ietät“ kam. überreichten sie ihm eine werthvolle 
ange Pfeife, deren Kopf mit dem Duisburger 
Stadiwappen geschmüdt ist, sowie ein „Pädchen“ 
Labak im Gewicht von 50 Kilo. Mit mächligen 
zügen rauchte Herr Oberbürgermeister Lehr noch 
um selbigen Abend aus dieser famosen — Frie— 
enspfeife. 
FWuüczburg, 11. Mai. Der längst wegen 
rschwerter Körperverletzung vom Schwurgericht zu 
2 Jahren Gefangniß verurtheilte Metzger Pfeuffer 
yon Brenolocenzen hat auf dem Transport zum 
Zellengefängniß Nürnberg dem ihn begleitenden 
Bendarmen gestanden, daß er den Mord an dem 
Zauernsohn Schubert begangen habe, wegen dessen 
x vom Schwurgericht aus Mangel an Beweis frei⸗ 
esprochen wurde.