st. Indberter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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21. Jahrg.
MX
IX96.
Deutsches Reich
Berlin, 17. Mai. Die Branntweinsteuer⸗
roriage ist heute bereits dem Reichstag zugegangen.
Die „Nordd. Allg. Ztg.“ bespricht den Wieder⸗
xeginn der Reichstagsarbeiten und schließt dann
endermaßen: „Man ist berechtigt, vom Reichs⸗
age zu erwarien, daß er sich den von neuem an
hn herantretenden Aufgaben mit dem Eifer widme,
Zichen schon ihre Bedeutung fur die nationale
znwictelung vorschreiben sollte, und zwar ist jene
frwarlung umsomehr berechtigt, weil andernfalls
Reichstag es sein würde, der denjenigen Recht
abe, die behaupten, der Schwerpunkt der politischen
zscheidungen müsse, wenn man anders vorwärts
nmen wolle, mehr als bisher in die Vertretungs⸗
Itper der Einzelstaaten verlegt werden.“
General v. Alvensleben, bisher Kommandeur
es 5. Korps, wurde zum Kommandeur des 13.
emeekorps ernannt. General v. Meerscheidt⸗
Fuellesem erhült das 5. Korps. Die Division des
egteren erhält General v. Keßler, früher Komman⸗
ur des Eisenbahn-Regiments und dann Abtheil,
ngachef für die Eisenbahnen im großen Generalstabe
—
Ausland.
Wien, 17. Mai. Heute Mittag trat die
‚olllonferenz zusammen, um Maßnahmen gegen
sumänien zu beschließen. — 150 Ausflügler,
velche gestern Abend aus Italien hier eingetroffen
ind, wurden vom Stadiphysikat einer dreitägigen
irztlichen Observation unterworfen.
Bern, 16. Mai. Der gestern von der inter⸗
ationalen Konferenz für die technische Einheit im
Fisenbahnwesen unterzeichnete Entwurf der Konven⸗
jon betrifft die Vorschriften über die sichere Ein⸗
ichtung der im internationalen Verkehr unter zoll⸗
amntlichem Raumverschluß abzufertigenden Eisen-
‚ahnwagen und ferner die Punkte des Schlußpro⸗
otolls der internationalen Konferenz von 1882,
velche in der Zwischenzeit beanstandet worden sind.
die Ratifikation des Konventionsentwurfes ist den
etreffenden Regierungen vorbehalten.
Sewastopol, 15. Mai. Der Kaiser, die
taisern und die Großfürstin sind nebst Gefolge
dachmittags hier eingetroffen, und feierlich empfangen
vorden. Der Dampfer, auf welchem dieselben
oährend ihres hiesigen Aufenthaltes verweilen, an⸗
ert gegenüber der Admiralität, woselbst das Pan⸗
erschiff Tschesme“ zum Stapellaufe bereit liegt.
zahlreiche ehemalige Militärs, welche cn den
dampfen von Sewastopol theilgenommen, sind hier
ingetroffen. Morgen wird das Kaiserpaar den
zriedhof, auf welchem die gefallenen Krieger liegen,
suchen und dorauf die nördlichen Befestigungen
zesichtigen. Alsdann findet ein Diner statt, zu
relchem die früheren Sewastopolkämpfer und die
spitzen der Behörden geladen sind.
Athen, 16. Mai. Am kommenden Mittwoch
ard die Kammer zusammentreten und hoffentlich
e Abrüstung der Armee gutheißen, trotzdem die
MNehrheit der Abgeordneten aus Anhängern des
tüheren Ministerpräsidenten Delyannis befßteht.
die Großmächte warten dieses Resultat ab, ohne
inzwischen in der Blokade der ostgriechischen
Lüste stören zu lassen, die streng durchgeführt wird.
der griechische Ausfuhrhandel liegt auf diefer Seite
oöllig darnieder.
Vom Emir von Harrar befürchtet man nodh
weitere Greuelthaten. Ein Korrespondent der Köln.
Ztg.“ schreibt aus Aden, daß noch mehrere euro⸗
päische Familien, einige Missionäre in Harrar und
im Gallalande weilen, und daß dem Fanatismus
der Umgebung des Emirs von Harrar Alles zuzu⸗
frauen sei. Derselbe Korrespondent räth, Italien
möge den Emir so schnell und nachdrücklich als
nöglich züchtigen, um sich den verloren gegangenen
Respeki wieder zu sichern, die Hälfte der in Assad
und Massauah liegenden Truppen sei hierzu ge⸗
nügend. — In Jtalien selbst scheint die Regierung
indeß trotz aller Straßendemonstrationen keinerlei
Verlangen zu empfinden, sich in neue Abenteuer
mit dem Emir von Harrar einzulassen.
Sein Herr hat für dieses „Déjeuner“ den ansehn⸗
lichen Preis von 10 Mark bezahlen müssen.
— Das Programm für das am 23. Mai in
Speyer stattfindende zweite pfalzische Kirchenge
'angfest wurde in derselben Ari aufgestellt, wie es
zeim ersten Fest in Ludwigshafen der Fall war.
Demnach find die Chore nach den Festzeiten geordnet
ind werden durch entsprechende Bibelwortie mit
inander verbunden, die einzelnen Abtheilungen
elbst aber durch Orgelvorträge eingeleitet. die
Aufgabe des aus 600 Personen bestehenden Chores
ist keineswegs eine leichte zu nennen, indem nicht
wveniger als 14 einzelne Chöre zum Vortrag ge⸗
langen und zwar: 1. „Allein Gott in der Hoͤh
jsei Ehr“ von Lutzel, 2. ,Tröstet mein Volk“ von
Palmer, 3. ‚Freut euch, ihr lieben Christen“ von
Schröter, 4. Lob Gott zu Christenheit“ von Pra⸗
orius, 5. „Wer nur den lieben Goit läßt walten“
von Neumark, 6., Verleih' uns Frieden gnädiglich“
don Mendelssohn, 7. „Wie schön leucht uns der
Morgenstern“ von Schein, 8. „Aus tiefer Noth
schrei ich zu dir“ von Lützel, 9. „Siehe da wir
ihn ansah'n“ von Palestrina, 10. Wenn ich ein-
mal soll scheiden“ von Bach, 11. Erstanden ist
der heilige Christ“ von Erythräus, 12. „Christus
ist auferstanden“ von Lützel, 13. Komm', heil'ger
Beist“ von Bortniansky, 14. , Danket dem Herren“
von Lützel. Die Nummern 1,2, 4, 5, 7, 8,
11. 12, 14 werden als Gesammichöre vorgetragen,
die übrigen nur von den geübteren Vereinen ge⸗
sungen werden. — Die Haupiprobe wird am Fest⸗
ag selbst Morgens 11 Uhr stattfinden, die Auf⸗
rührung um 1428 Uhr beginnen. — Nach dem
dirchenkonzert findet im Saal des Wittelsbacher
Zofes“ eine gesellige Vereinigung ftatt. — die
berehrliche Eisenbahn⸗Direktion hat mit anerkennens
werther Weise den Mitwirkenden und Festbesuchern,
die eine Eintrittskarte vorzeigen, oder eine solche
zu 1 Mark mit der einfachen Fahrkarte lösen, freie
RKücfahrt gewährt. Die Billete, die am 22. bͤder
23. Mai gelöst werden, haben am 24. noch Gil-
tigkeit.
--FSrankenthal, 15. Mai. In einer der
letzten Civilsitzungen des hiesigen kal. Landgerichts
kam ein für weitere Kreise interessanter Fall zum
Abschluß, welcher seit Jahresfrist daselbst anhängig
war. Der Mezgermeister Friedrich Fischer von
ZSpeyer hatte im März und April d. J., wie seiner
Zeit des Naheren mitgetheilt worden, einem gewissen
Mangloff in Paris, der schließlich als Schwindler
herduftete, Lieferungen von Fleischwaaren im Be⸗
rage von 4000 Franken bewerkstelligt, nachdem
derselbe vor der Lieferung an Fischer französische
Fisenbahnaktien übermittelt hatte. Bevor jedoch
Retzgermeister Fischer diese Aufträge ausführte, zog
er bei der Gewerbebank Speyer Erkundigungen übet
die Papiere ein, erhielt von den Beamten derselben
die günstigste Auskunft und hinterlegte auch dort
selbst die Papiere. Später jedoch siellte sich her⸗
aus, daß diese Aktien von einer in Konkurs befind⸗
lichen Bahn stammten und keinen Werth mehr
hatten. Infolge dessen strengte Fischer gegen die
Gewerbebank Speyer eine Entschädigungsklage an.
Das königl. Landgericht wies nunin öffentlicher
Sitzung die Klage ab, indem die Auskunft der
Gewerbebank keine bindende sei und dieselbe für
allenfallsigen Schaden nicht verantwortlich gemacht
werden koͤnne. F
* — *
—b Das allgemeine pfäl zische Gustav
Adolfsfest wird in der vorletzten oder letz fen
Woche des Juli in Pirmasens abgehalten. Der
zeschäftliche Theil des Festes soll nach dem Ein-
refsen der Abgeordneten aus anderen pfälzischen
—XER—
ind Delegirten Dienstags, das Hauptfesi Mittwochs
tattfinden.
— Der pfälzische Kreis⸗Fischerei⸗
Ber ein hält seine Generalversammlung am 30.
d. M. in der Bahnhofrestauration Kaltenbach ab.
Tagesordnung: 1) Erstattung des Jahres und
Kechenschaftsberichtes pro 1885 und Festsetzung des
gudgeis pro 1886, 1) Neuwahl des Vereinsaus-
chusses nach 89 der Satzungen und 3) verschie⸗
)ene Mittheilungen. J
— Land'au, 15. Mai. In der am näch⸗
en Mittwoch, den 19. d. M., dahier statifindenden
Hemrindebersammlung soll über ein aufzunehmendes
berzinsliches Anlehen in der Höhe von Mk.
118,000 für Brückenbauten, Pflasterungen, Erbau⸗
uing des Tabaklagerhauses und für die projektirten
TFanalbauten Beschluß gefaßt werden.
— Neustadet, 15. Mai. Zu der gestern
zemeldeten Vergiftungsaffaire schreidt die „N. 3*:
Anter Bezugnahme auf unsere gestrige Notiz über
die Verhafiung des Holzichuhmachers Appel, be⸗
merklen wir nach heute eingezogenen Informationen
don Seiten des betr. Arztes und Staatsanwaltes,
daß in Wirklichkeit die Ehegattin des Appel an
Vergiftung gestorben ist, daß aber dieselbe aus hier
nichi näher zu erörternden Gründen wahrscheinlich
elbst das Verhaͤngniß herbeigeführt hat; der Verhaf⸗
ete gibt selbst die Vergiftung zu, bestreitet aber
jeine direkte Mitwirkung an derselben. Zwischen den
deiden Ehegaiten herrschte bis jetzt, wie wir ver⸗
nehmen, herzlicher Friede. Einer demnächst sicherlich
folgenden Aufklärung über diese ganze Angelegen⸗
deil wollen wir das Sichere und Mittheilenswürdige
ntnehmen. Nach der „Pf. Pr.“ verlangte Appel
in der Buchhandlung von A. Gotthold ein Buch
aber Giftpflanzen, um den giftigen Wasserschierling,
den er für eine Wolfsteiner Apotheke sammeln sollte,
ennen zu lernen. Als er in der genannten Buch—
zjandlung das Buch nicht vorfand, begab er sich
im Sonntag in eine hiesige Gärtnerei, in welcher
er sich, wie es scheint, die Pflanze zu verschaffen
wußte, denn am Montag, war seine Frau schwer
erkrankt und erlag den Folgen des genossenen
Giftes.
— Speyer, 18. Mai. Ein Gourmand unter
den Jagdhunden besuchte vorgestern die Wurstküche
eines hiesigen Metzgers, wählte sich daselbst unter
drei leckeren ,Schwartenmagen“ den größten und
erzehrle ihn mit vielem Behagen zum Frühstück
Lokale und pfälzische Nachrichten.