Full text: St. Ingberter Anzeiger

ʒ3. Ingherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.“ 
48 
t 6 
e Et. Jucderter Auzeiger“ erscheint vbqchentlich fünfmal: Am Montag, Dieustag, Dounerotag, Samstag und Souutag; Zwmal woͤchentlich mit Unterhaltungi⸗ 
sick vad —EXAXVXVA Beilage. Das Blati totet vierteljahrlich 1 A 60 4 einschlieklich Tragerlohn; durch die Post bezogen 14 75 4—, einichließlie 
5 Inlelunaagebabe. Die Einruckungsgebüher far die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum betragt dei Inseraten aus der Pfalz 10 4, bei außerpfalzischen und solche 
auf welche die Eryeduion Auakuuft ertbeilt, 15 4. Neelamen 30 3. vei 4maliger CEinrückung wird nur dreimalige berechnet. 
— — —— — — 
21. Jahrg. 
—B— 
MDeutsches Reich 
X Mai. Graf Lerchenfeld, der 
aherische Gesandie in Berlin, ist dorthin heute 
wieder abgereist. 
Mmuͤnchen, 20. Mai. Als Vertreter der 
zeichs hauptstadt Berlin bei der König ˖Ludwigsfeier 
derden die Herren Oberbürgermeister Dr. von 
dordenbec und Stadwerordnetenvorsteher Büchte⸗ 
Jann erscheinen. 
Einem rheinisch⸗westfälischen Blatte, dem gute 
gerbindungen nachgesagt werden, wird aus Mün⸗ 
hen geschrieben, nicht der Kaiser von Oesterreich,. 
r irrihumlich verbreitet wurde, sondern Kaiser 
Vilhelm habe mit Rückficht auf die Lage des 
donigs Ludwig an den Aunlauf von Schloß Herren⸗ 
hiemsee in Oberbayern gedacht. Die Verhand; 
ngen seien jedoch daran gescheitert, daß der Kaiser 
ich verpflichten sollte, den vollständigen Ausbau 
von Herrenchiemsee nebst der dekoraliven inneren 
dusstattung und zwar streng nach dem Ver⸗ 
ilser Sriginale binnen einer bestimmten 
Frist zu bewerkstelligen. Diese überraschende Mit⸗ 
heilung hat insofern einige Glaudwürdigkeit, als 
dem Sinne des Kaisers Wilhelm ganz gemaß 
erscheint, wenn er einen Versuch gemacht hatte, in 
der zartesten Weise Verbindlichkeiten lösen zu hel⸗ 
jen, welche in dem nächst Preußen größten Staat 
des deutschen Reichs das Ansehen des Koönigthumẽ 
m schabigen geeignet sind. Andrerseits ist von 
nig Ludwig, seiner bekannten Gesinnung nach 
Gwerlich anzunehmen, daß sein Stolz das Ein⸗ 
ehen auf Vorschläge gerade von dieser Seite hei 
sauben wurddhee. (B. N. N.) 
Homburg v. d. H., 20. Mai. Der 
dronprinz ist mit Gemahlin und Tochtern heute 
rüh nach Berlin abgereist. 
Berlin, 20. Nai. Furst Bismarck ist heute 
stachmitiag um 5 Uhr mit seiner Familie nach 
Friedrichscuhe abgereiß. 
Das neue Militärpensionsgeseß 
angt schon an, seine Wirlungen zu äußern. Die 
Berabschiedungen aͤlterer Offiziere werden zahlreicher. 
dagegen werden in diesem Jahre groͤßere Urlaubs⸗ 
sesche jungerer Offiziere nicht bewilligt und auch 
zuf die Entlassung des Beurlaubtenstandes wird 
aut sehr ungern eingegangen „Toujours en ve- 
lette b heiß es in diesem Jahre mehr als je bei 
inserer Militärverwaliung. 
Meeres lautet folgendermaßen: Ueber 30 Jahre 
iind vergangen, daß die Schwarze Meerflotte Hel 
zenthaten verrichtete und fich für das Wohl Ruß⸗ 
ands opferte. Jeßt ersteht diese Flotte wieder zur 
Freude des lange um sie trauernden Vaterlandes. 
Rein Wille und meine Gedanken sind auf die 
riedliche Entwicklung des Volkswohls gerichtet 
llein die Umstande können die Erfüllung meiner 
Wünsche erschweren und mich zur bewaffneten Ver⸗ 
heidigung der Würde des Reiches zwingen. Ihr 
verdei für dieselbe mit mir eintreten mit der Er⸗ 
Jebenheit und dier die Zeitgenossen in Erstaunen 
etzenden Standhaftigkeit, welche eure Vorfahren auf 
den Aufruf meines Großvaters bewiesen auf dem 
Wasser, dem Zeugen ihrer Heldenthaten. Ich ver⸗ 
raue euch die Vertheidigung der Ehre und Sicher⸗ 
heit Rußlands an. 
Newyork, 20. Mai. Der Gemeindevor ⸗ 
teher Jaehne, welcher der Annahme einer Be⸗ 
dechung zugunsten der Bradway ⸗ Straßenbahn über⸗ 
jührt worden ist, wurde zu 9 Jahren und 10 
Monat Gefangniß verurtheilt. 
Vermischtes. 
Sulzbach, 21. Mai. Durch herabfal⸗ 
lendes Gestein zu Grube Sulzbach wurde der 
Bergmann Philipp Kreutz von Sulzbach gestern 
derart getroffen, daß der Tod sofort eintrat. 
die Versammlung des südde utschen 
Bezirksverbandes des Innungsbundes der 
deutschen Barbiere, Friseure und Perrückenmacher 
findet den Statuten gemaß am Montag, 24. Mai. 
Vormittaqs 10 Uhr in der Restauration Tivoli zu 
Saarbrücken staaft. 
Dusseldorf, 20. Mai. Eine Menge 
falscher Zweimardstücke sind am Sonntag Abend 
n der Siadt verausgabt worden. Sie scheinen 
alle von einem Fabrikanten herzurühren. 
Mannheim, 20. Mai. Der Selbstmord 
cheint in unserer Stadt epidemisch zu werden, denn 
mnerhalb 14 Tagen haben wir nicht weniger als 
6 Selbstmorde zu verzeichnen und ein, vielmehr 
zwei muthmaßliche liegen vor. Jetzt haben wir 
ader den 7. vollendeten Selbstmord zu registriren, 
der gestern ausgeführt wurde. In der —XX 
ten Siephanien⸗ Promenade, und zwar auf dem 
ersten Sporen im Rhein, wurde gestern Abend die 
Leiche eines Erschossenen aufgefunden, der einen 
Revolverschuß in die rechte Schlafe hatte. Wie wir 
erfahren, heißt der Erschossene Staudigl und war 
in einem hiesigen Bankgeschäft angestellt. Gebuürtig 
in derselbe aus Speyer. In letter Zeit soll der 
junge Mann Spuren von Geistesgestörtheit gezeigt 
haben. 
München, 18. Mai. Wie dem „Frodbl.“ 
nitgetheilt wird, wurde zehn Bediensteten des t. 
Marstalles für den 18. Juni l. Is. der Dienst 
gelündigt und soll fernet der Verkauf einer groößeren 
Anzahl von Pferden anbefchlen worden sein. 
FGeistesgegenwart. Beim Wirth in 
N., einem oderbaherischen Gebirgsdörfchen, saß eine 
gemüthliche Gesellschaft beim Kartenspiel beisammen. 
Gerade als der Herr Pfarrer einen „Stich“ machen 
wollte, wurde heifig die Thür aufgerissen und her⸗ 
ein stürzte der Herr Oberförster, zerzaust und ver⸗ 
rauft, daß es ein Graus war. Auf Allgemeines 
Befragen seiner bestürzten Freunde beginnt er zu 
erzuͤhlen: „Gr'ad wia i in mein Revier rumstreif, 
kommt mir der verflixte Seehofbauer, der Erzwild- 
diab, im Weq. Richti hat er sein Stutzen bei 
eahm. Thuasi 'n weg! hob i g'sagt. Weil er 
n net weg tho' hat, bin i d'rauf zua und glei 
hat er g'raft mit mir. Schließlich war's mir 
ydumm do G'schicht und i hob'n padt, z'jambund'n 
ia an Rehboch, in Rucksack nei und einfach hoam ⸗ 
irag'n. Sunst rafat'n mir no allerweil drauß'n' 
ꝓ Eine beherzigenswerthe Notiz für Tabak- 
schnupfer findet sich in Londoner Blaͤttern. 
Ein Englunder Namens Stanhope hat gefunden, 
daß jeder entschiedene Schnupfer zur Bedienung 
seiner Nase jährlich nicht weniget als sechsund⸗ 
dreißig und einen halben Tag nöthig hat. Stan⸗ 
hope setzt namlich voraus, daß jeder Schnupfer alle 
jehn Minuten eine Prise nimmt. Hierzu sind an⸗ 
derthalb Minuten erforderlich, da nicht nur das Nehmen, 
sondern auch das Hinaufheben und Stopfen der 
Prise in Anschlag gebracht werden muß. Acht Stun⸗ 
den Schlaf abgerechnet, kommen also täglich, in 
den übrigen zwei Dritiheilen, zwei Stunden dier 
undzwanzig Minuten auf die Schnupferei? Wie 
bdiel Zeit dergeudet wohl ein Tabalsraucher? 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
— Se. Maj. der Konig hat zur Aufbringung 
der Mitiel fur den Neubau einer katholischen Pfarr⸗ 
kirche in Otterbach (Canton Otterberg), zu 
velchem Zwede im Regierungsbezirke der Pfalz 
reue ene Kreiskollekte durchgeführt worden ist 
munmehr auch die Vornahme einer Kollekte in 
ammtlichen katholischen Kirche der rechtsrheinischen 
Regier ungsbezirke gestattet. 
— Kaiferslautern. Eine vor dem Ge⸗ 
verbericht unter dem Vorfitz des Herrn Bürger- 
neisters Hohle stattgehabte Versammlung in Sachen 
)es Steinhauer ⸗ Streiks scheiterte an dem Widerstand 
der Arbeiter. ꝛ 
Dgaiserblautern, 21. Mai. Pf. 
Bztg.) Bei der gestrigen Versteigerung des Möser⸗ 
schen Anwesens in der Eisenbahnstraße, 6 Ar 
20,3 Dezimalen) Fläche, Wohnhaus und Neben⸗ 
dau, und 9,3 Ar (27.4 Dezimalen) Garten, wurde 
dasselbe um den Preis von 70,200 Mark Herrn 
Janisch zugeschlagen, der dasselbe im Auftrage des 
hderrn Best ersteigere. 
Spehlyer, 20. Mai. In heutiger Sitzung 
des Schöffengerichts wurde ein —XXLL 
der sich während des Unterrichts durch eine sehr 
Jemeine Aeußerung der Beleidigung seines Lehrers 
schuldig gemacht hat, zu einer Hafsistrafe von fünj 
Tagen verurtheilt. IP — 
Saussenheim, 18. Mai. (FIr. Tobl.) 
Wie wir erfahren, wurde gestern Abend ein junger 
Pann Namens Hammer von zwei Burschen X 
Bleilnüppeln so iraktirt, daß er heute verschied. 
Die beiden Missethater wurden heute verhaftet und 
aach Grünstadt abgeführt. 
— Frankenthal, 21. Mai. (Pf. K.) 
Muf wahrhaft kannibalische Weise hat gesiern die 
Frau des Schreiners Jacle ihr 9jahriges Stief⸗ 
sochterchen mißhandelt, indem sie das arme Kind 
derartig zurichtete, daß demselben die Hirnhaut mit 
den Haͤaren vom Kopfe getrennt, die Hirnschale 
verleßt und ein Auge ausgeschlagen wurde und der 
Tod, welcher als eine Erldsung für das bedauerns⸗ 
werihe Wesen zu betrachten wäre, nach Aussage 
der Aerzte stündlich zu erwarten ist. Die Thäterin 
vurde verhaftet, soll aber nach Feststellung des 
Thatbestandes wieder entlassen worden sein. J 
—XX 
Aus Frankreich wird gemeldet, daß Kriegs⸗ 
ninister Voulanger sein Heeresdienstgesetz ausgear⸗ 
deilei hat. Dasselbe fieht dreijahrigen Dienst vor. 
zestattet aber nach einem Jahre unbegrenzte Beur⸗ 
aubung höher gebildeter Soldaten, die eine mili⸗ 
arische Prufung erfolgreich bestehen. — Der Ge⸗ 
aeralrath des Seine⸗Departements, vom Präfelten 
yhne Mitwirkung des Vorsitenden einberufen, ver⸗ 
ammelie sich um sicher gezen dieses (durchaue 
esetzliche) Vorgehen aufzule hnen. Der Prafelt 
durde überschrieen,“ so oft er den Mund aufthun 
wollte, und die Sitzung endete mit einer heftigen 
derwahrung. —Die Lyoner Glasfabriken scheinen 
dem Beispiele der Grubengesellschaft von Decazeville 
u folgen. denn sie weigern sich, auf den ihnen 
don den ausgestandenen Arbeitern gemachten Vor⸗ 
schlag eines Schiedsgerichts einzugehen. 
Petersburg, 20. Mai. Der bereits kurz 
rwähnte, ini, Regierungsanzeiger veroffentlichte 
dcicte Wek In die Fotte dea Schwarzen 
Fur die Nedaltion verantwortlich: J. X. Deme*