Ingberter Amzeiger
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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120.
Samstag, 26. Juni 1886.
21. Jahrg.
Deutsches Reich
aonig Ludwig und die Kaiserkrone.
n Anzweiflungen, ob König Ludwig II. wirk⸗
¶ aus eigenster Initiative dem König von Preußen
gaiserwürde angetragen habe, bemerkt die „K.
ai 3.“: „Wir sind in der Lage, eine bisher,
diel wir wissen, nicht bekannt gewordene That⸗
qe mitzutheilen, über deren Authentizität nach
Quelle, aus der fie stammt, jeder Zweifel aus⸗
schloffen ist. Darnach ging der erste Vor⸗
sag des Königs Ludwig dahin, Koönig Wilhelm
n Kaiser von Norddeutschland zu proklamiren.
datsächlich wurde dieser Vorschlag an allerhöchster
zelle zur Kenntnißnahme unterbreitet, vom König
Ilhelm aber ausdrücklich abgelehnt. Es erfolgten
smehr weitere Verhandlungen und darauf schließ⸗
d das bekannte entscheidende Schreiben des Bayern⸗
igs. Wir sind, wie gesagt, in der Lage, diese
anheillung als unzweifelhaft wahr zu verbürgen.
jeber die finanziellen Angelegenheiten bemerkt
‚Frankf. Ztg“: Bekanntlich gewährten vor 2
ahren die bayerische Bank, die Bayerische Hypo⸗
en und Wechselbank und die Süddeutsche Boden⸗
dithank dem König Ludwig ein Anlehen von 8
nillionen Mark. Der Tod des Köonigs berührt
se Institute jedoch gar nicht. Das Anlehen
urde abgeschlossen unter Zustimmung und Garantie
umllicher Agnaten, worunter auch Otto resp.
en Kuratorium; es charakterisirt fich somit als
ust der Zivillisse, welche der jeweilige Empfänger
gelben mit zu übernehmen hat. Bisher wurden
e Zinsen und Ratenzahlungen direkt von der
taatskasse an die Banken abgeliefert, und dieser
dodus wird auch beibehalten bleiben. Die übrigen
läubiger der Zivilliste find weniger gut daran;
werden sich bester Falles mit Abschlagszahlungen
s der Kabinetskasse Otto's begnügen müssen.
Nünchen, 20. Juni. In Gemäßheit der
auer· Ordnung vom 20. Juli 1827 haben Musik
id Schauspiele bis nach vollendeten Exequien zu
iterbleiben. Diese Exequien fanden in der Hof⸗
iche zum h. Michael statt und waren am Mitt-
ich, den 23. d. M., beendet.
Nũünchen, 23. Juni. Die geheime Kom⸗
qsion der Abgeordneten beendigte heute Abend
tte Sitzungen. Sie beschloß einstimmig, die
iegentschaft zu genehmigen. Eine öffentliche Ple⸗
atfizung der Abgeordnetenkammer findet am 26.
Samstag) statt.
Nünchen, 23. Juni. Das M. „Fremden
aut“ schreibt: Das Ministerium des Innern
it die Kreisregierungen zu scharfer Beobachtung
x Presse und Einsendung von Stimmungsberich⸗
aufgefordert.
München, 24. Juni. An der Frohnleich⸗
amsprozession betheiligte sich der Hof, die katho⸗
ichen Minister Lutz. Fäustle, Heinleih, die Prä⸗
denten beider Kammern, Reichsräthe und Abge⸗
cdnete in großer Zahl, die Generalität, der Adel,
Ramte. Die Prozession dauerte ßZ Stunden. Das
vetter ist trübe, ohne Regen. Große Volksmassen
d anwesend.
Zerlin, 23. Juni. Ueber angebliche „inter⸗
aonale Verhandlungen“ wird der „Opinione“,
sem öfters zu offiziösen Mittheilungen benutzten
clienischen Biatte, aus Paris gemeldet, daß zwi⸗
jen Deutschland und Rußland ernsthafte Unter⸗
udlungen wegen der Erneuerung des Drei⸗Kaiser⸗
ündnisses schwebten, welches im März 1887 ab⸗
ust. „Der Zar“, schreibt das Blatt, „stimm
ut immer mit den Ansichten des Herrn von Giers
iberein, welchem er vielmehr häufig seinen eigenen j Schloß Herrenchiemsee zu kaufen, da es mit ihren
MBillen auferlegt, so daß bei diesen Meinungsver- Finanzverhälinissen augenblicklich nicht gerade zum
chiedenheiten die in Frage stehenden Unterhande besten stehe.
ungen zuweilen stocken. Falls Herr von Giers, Der Graf von Paris ist von Treport nach
vie seit einigen Wochen verlautet, in der That dem England abgereist. Sein Sohn begleitet ihn; der
Fürsten Bismarck einen Besuch abstattete, so würde herzog von Aumale begab sich am Dienstäg nach
ies bedeuten, daß die Allianz im Prinzip abge. Tu, Prinz Napoleon reiste gestern — Mittwoch —
chlossen ist, und daß nichts erübrigt, als dieselb/ aach Genf, Prinz Victor nach Brüssel. — Die
iach gemeinschaftlicher Vereinbarung zu formuliren. epublikanischen Blatter find getheilter Ansicht über
Inzwischen geht Deutschland, und diese Nachricht die Folgen der Prinzenausweisung, die gemäßigten
st nicht minder sicher, mit außerordentlichen Rüst· Organe beharren darauf, die Ausweisung sei un—
ungen vor (7), um sich gegen jede Eventualität zu gerechtfertigt; die opportunistischen Organe fordern
decken. .. Die Regierungen von Frankreich die Regierung solle den Intranfignenten gegenüber
ind Rußland stehen augenblicklich zu einander nicht ihr Visier lüften; die radikalen Organe wünschen
in guten Beziehungen, und jeder kennt die Ursachen eine bestimmtere republikanische Politik; die monar⸗
sierbon. Herr von Giers bemüht sich aber nach histischen Blätter endlich schreiben, die Revolution
Zräften, diese Beziehungen besser zu gestalten, und sei im Steigen und die Republik im Niedergehen
war in Voraussicht desjenigen, was geschehen begriffen.
önnte, falls die Neubestätigung des Bündnisses der
zrei Machte sich nicht verwirklichen sollte. In den
jochpolitischen Kreisen hierselbft nimmt man jedoch
in, daß dieses Bündniß wieder zum Abschluß ge⸗
angen und mindestens für zwei weitere Jahre
wenn nicht, wie gewünscht wird, für fünf Jahre
jelten wird.“ Jedenfalls wird die Welt es mit
zroßer Genugthuung begrüßen, wenn durch die
zestigung des Bandes zwischen Deutschland und
stußland der europäische Friede wiederum für läͤngere
Zeit gesichert wird.
Berlin, 283. Juni. Fürst Bismard
ist naqh Varzin abgereist.
Fürst Bismarck ist zum Ehrenbürger von
Bochum ernannt worden.
Aus Berlin 24. Juni, erhält die „Eur. C.“
olgende überraschende Mittheilung, für deren ab⸗
olute Richtigkeit die genannte Korrespondenz voll
instehen zu können erklärt: „Fürst Alerander
yon Bulgarien wird auch aus der preußischen Mi⸗
litär⸗Rangliste gestrichen und vom Avancement ab⸗
zesetzt werden. Diese Maßnahme geschieht Ruß⸗
and zuliebe. Man wird sagen, daß andere aus⸗
värtige Souveräne auch nicht in der Liste stehen,
iber sie bleiben im Avancement, während der Bul⸗
zarenfürst gänzlich gelöscht werden soll. Es ließe
ich über die Nachgiebigkeit in Deutschland, um
den Frieden zu erhalten, manches sagen.“
Berlin, 24. Juni. In der gestrigen Sitzung
des Bundesraths hielt Minister Bötticher im Auf—
rage des Kaisers dem König Lud wig einen
varmen Nachruf.
De: Reichstag wird, wie die „Kreuzze tung“
chreibt, nach der Meinung der Abgeordneten nur
twa drei Sitzungen abhalten und bestehender Ab⸗
icht gemäß sofort nach der zweiten Berathung des
granntweinsteuerentwurfes, d. h. voraussichtlich am
ächsten Montag geschlossen werden.
Die Anwesenheit des Fürsten Bismarck
n Berlin in den letzten Tagen galt nicht nur der
Erledigung wichtiger Tagesfragen, sondern es sollen
nuch schon die hauptsächlichsten Fragen, welche in
der bevorstehenden parlamentarischen Wintersaison
ur Berathung kommen, zur Entscheidung gelangt
in. —
———
Lokale und pfaälzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 25. Juni. Die Frohn⸗
eichnamsfeier wurde gestern dahier in der uͤblichen
restlichen Weise begangen; mit Rüchsicht auf die
dandestrauer unterblieben jedoch das Böllerschießen,
der Zapfenstreich am Vorabend und die Tagteveille
am Feftmorgen. Die Betheiligung an der Pro—
zession war eine äußerst zahlreiche. Sämmtiliche
Straßen, durch welche die Prozession sich bewegte,
grangten im schönsten Festschmucke. Die Prozession
selbst dauerte gegen 213 Stunden und erst gegen
12 Uhr kam dieselbe vor dem letzten der errichte⸗
len Festaltäre an. Die Witterung war der Feier,
die unserer Stadt zahlreiche Gäsie von auswärts
jugeführt hatte, recht günstig.
*St. Ingbert, 25. Juni. Personen,
welchen eine Erbschaft in den vereinigten Siaaten
von Amerika zugefallen ist, lassen sich häufig ver—
leiten, den Anpreisungen dortiger segenannter, In⸗
rassogeschäfte“ oder ,Vermittlungsbureaux“ glauben
zu schenken und den Inhabern derselben, deren
Zuverlässigkeit ihnen durch den Titel eines Notars“
end dergleichen hinreichend verbürgt erscheint, ohne
Weiteres Vollmacht zur Wahrnehmung ihrer In—
eressen und Einziehung des ihnen zukommenden
Betrages anzuvertrauen. Nachträglich machen sie
dann nicht sellen die Erfahrung, daß sie Schwind
lern in die Hände gefallen sind, von denen fie
zJünstigen Falls einen mehr oder weniger geringen
Bruchtheil ihres Erbtheils, oft aber auch gar nichts
von dem letzteren herausbelommen. Das Veschrei—
ten des gerichtlichen Weges gegen den ungeireuen
Bevollmächtigten erweist sich bei der Umständlichkeit
und Kostspieligkeit des amerikanischen Gerichtsber—
jahrens regelmäßig als erfolglos. Einzelne Unter⸗
nehmungen der gedachten Art sollen so gut rentiren,
daß sie eigene Agenten im Auslande, besonders
auch in Deutschland, unterhalten, um Kunden
anzulocken. Es erscheint nicht überflüssig, das
deutsche Publikum immer von Neuem vor diesem
Treiben zu warnen und den betreffenden Erbinte.
ressenten die so nahe liegende Vorsicht einzuschärfen,
vor Hingabe einer Vollmacht sich durch eine Ruüd.
frage an geeigneter Stelle, insbesondere bei dem
zuständigen deutschen Konsulat von der Zulassigkeit
des in Aussicht genommenen Vertreters zu verge⸗
wissern.
* Wir wollen nicht verfehlen, unsere Leser noch
besonders auf die Generalversammlung der Gesell
chaft für Verbreitung von Volksbildung aufmerk.
sam zu machen, welche am nächsten Sonntag und
Ausland.
Paris, 28. Juni. Das „Journal offiziel“
erofsentlicht das Gesetz, betreffend die Ausweisung
er Prinzen.
Aus Paris wird jetzt mitgetheilt, Koͤnigin
FJsabella von Spanien denke nicht daran,