st. Ingherter Anzeiger.
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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal woͤchenilich mit Unterhaltungs-
hlau und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 A6 60 einschließlich Traͤgerlohn; durch die Post bezogen 1 MA 75 4, einschließlich
4 Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr jür die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen,
auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 , NReklamen 80 B. Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet.
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A 2.
Montag, 5. Juli 1886.
21. Jahrg.
1
ung ließ hier wegen Erbauung einer direkten Eisen⸗
zahnlinie Antwerpen· Brussel⸗Dijon · Marseille als
Zonturrenzlinie zur Gotthardbahn anfragen; man
laubt, Belgien werde diesem Projekt nicht zu⸗
dimmen.
Madrid, 8. Juli. Während man der
zonigin⸗ Regentin von Spanien und ihrem kleinen
Alfons in der freundlichsten Weise huldigt, debat⸗
jr moan in der Kammer ganz gemuͤthlich über die
Finführung der Republik. Der Republikaner As⸗
rarato hielt es für erlaubt, Sagasta zu fragen,
ob er die Republik anerkennen werde, wenn das
dand eine republikanische Mehrheit in das Parla⸗
ment schicke, worauf ihm der Ministerpräsident
nach langem Hin⸗ und Herwinden bejahend ant·
doneie. Der Eindruck war außerordenilich, auf
den Baͤnken der Republilaner klatschte man Bei⸗
jall, die Konservativen erhoben lauten Einspruch,
und Canovas verließ kopfschüttelnd den Saal.
hältnissen und war allgemein geachtet und beliebt.
Alljährlich bei der warmen Jahreszeit nahm man
Spuren von Geistesstöͤrung an ihm wahr; es dürfte
also die Ursache des schmerzlichen Vorfalls in seiner
rankheit zu suchen sein.
geonkurs wurde eroffnet über das Ver⸗
poeen der Firma J. Reichard's Söhne in Lande
tuhl.
— Kaiserslautern, 2. Juli. Vergangene
Nacht wurde im hiesigen Postgebäude eingebrochen
und eine Kassette mit ca. 12,000 Mk. entwendet.
aAm Samstag Mittag ereignete sich im
dauptbahnhof zu Kaiserslautern ein be—
Fauernsweriher Unglücksfall. Cin Arbeiter der
Maschinenwerkstätte gerieth bei Ueberschreitung der
Beleife zwischen die Puffer zweier Wagen und
blieb sofort todt.
— Bremser Staudt aus Kaiserslautern
kam am Freitag Vormittag beim Abhängen eines
Steinwagens auf der Stauon Mundenheim unter
die Räder und wurde ihm der rechte Vorderarm
ind der rechte Fuß total abgefahren. Sehr starke
Zueischungen waren vom rechten Fuß bis zum
Oberschenlel wahrnehmbar. Der Verunglückte wurde
mit demselben Zuge in das Ludwigshafener Spi⸗
lal verbracht. Roch denselben Abend wurde Staudt
pon seinem Leiden durch den Tod erlöst.
S Kaiserslautern, 2. Juli. Von hier
aus wird das 1. Waldfest der Psälzischen Kreis⸗
jechtschule von etwa 1000 Personen besucht werden,
weiche in einem Extrazuge unter Begleitung der
Pfaff'schen Kapelle nach Neustadt fahren werden.
p. X.F.-8. Neustadt, 2. Juli. Pfalzische
Zreissechtschule) Das Programm für das am 11.
Juli nachsihin zu Neustadt a. Hdt. stattfindende
erste allgemeine Kreisfechtschulfest ist folgendes: Vor⸗
nittags: Empfang der auswärtigen Gäste. 11
shr: musikalischer Frühschoppen in den Anlagen des
Saalbaues. 12 Uhr Minags: Musilparade auf
dem Markiplatz. 112 Uhr: Aufstellung des Fest⸗
zuges am Bahnhofplatze. 2 Uhr: Abmarsch nach
dem Festplatz. Daselbst Großes Waldfest. 7 Utzr
Abends; Rückmarsch zur Stadt. 8 Uhr: Reunion
n den vereinigten Saäͤlen des Saalbaues. — Der
Festplatz, 25 Minuten vom Bahnhof entfernt, ist
Jerrlich gelegen und bietet eine wundervoll schoͤne
Nussicht auf die Rheinebene bis hinab nach Hei⸗
delberg und die Bergstraße. Fur die leiblichen Be⸗
dürfnisse sorgen mehrere ambulante Rest aurationen.
Außer einer acquirirten Militärkapelle haben ihre
Milwirkung in ebenso zuvorkommender als uneigen⸗
nutziger Weise zugesagt; die Musik und der Sing⸗
perein der Pfaff'schen Nähmaschinenfabrik zu Kai⸗
serslautern sowie eine große Anzahl hiesiger und
auswartiger Saͤngerchzͤre. Um dem Feste den
Charakter eines Volksfestes im eigentlichem Sinne
zu sichern, find die Reftaurationspreise auf die moög⸗
üchft niedrigste Taxe gesetzt, der Zutritt zum Wald⸗
feste frei und nur für den Besuch der Reunion
wird ein Entree von 50 Pfg. erhoben werden.
— Ludwigshafen, 2. Juli. Gestern
wurde hier eine unbekannte mannliche Leiche ge⸗
sandet. Eine weitere männliche Leiche irieb gestern
hier vorbei. Falls an den Ufern des Rheins eine
solche gelandet wird, wolle sofort telegraphische
Rachrichi an die Firma Franz Haniel in Ruhrort
gegeben werden. Dieselbe sichert fur Lundung der
Jache des ertrunkenen Schiffers Stephan Brügge
mann aus Beeck bei Ruhrort eine Belohnung von
100 Mt. zu.
Bestellungen
auf den
„St. Ingberter Anzeiger“
für das
— III. Quartal 1886 —
jehmen noch fortwährend an: die Postanstalten, die
hostboten, die Austräger und
Die Erpedition.
Seutiches Reich.
Muͤnchen, 3. Juli. Auf der Durchreise nach
Zastein wird der Kaiser mit Prinz Luitpold ent⸗
veder am Bahnhof oder im Palais eine Begegnung
haben. — Der Termin fur die Klagen der Civil⸗
üste wurde vom Landgericht auf den 16. Oktober
mberaumt.
Muͤnchen, 8. Juli. Der Prinz⸗ Regent em⸗
fing heute Mittag in seinem Privatpalais saͤmmt⸗
iche fremde Gesandte mit ihren Sekretären und
Atlaches in Privataudienz, um deren Glückwünsche
u seiner Regentenwürde durch den Doyen der frem⸗
den Vertreter, Nuntius Pietro, entgegenzunehmen.
Der Prinz erwiderte dankend die Ansprache desselben
ind wird nunmehr die einzelnen Gesandten in be⸗
sonderen Staatsaudienzen zur Ueberreichung ihrer
deuen Beglaubigungsschreiben empfangen.
aiffiugen, 4. Juli. Furst und Furstin Bis
mard find heute Abend um 8 Uhr wohlbehalten
gier eingetroffen.
In dem Berichte des Staatsministeriums
vom 5. Mai l. J. an den Koönig werden die Di⸗
iten für das Hofdienstpersonal aus Anlaß der
großen Ausgaben angeführt. Hierüber erzuhlt man
ich merkwürdige Dinge. Stallmeister Hornig soll,
der Frif. Z.“ zufolge, innerhalb 13—20 Jahren
dlos an Diaten mehr als 100,000 Mk. eingenom⸗
nen haben. Die Diäten des kgl. Telegraphen⸗
derwalters Mathaus, des permanenten Hoftele⸗
raphisten am kgl. Hoflager, eines Schwagers des
Stallmeisters Hornig, werden noch höher geschätzt
Die Minister haben somit nicht zu viel gesagt.
kechnet man dazu, daß Stallmeister Hornig eine
zrachtvolle Villa am Starnberger See bei Leoni
vom König zum Geschenk erhielt, und was sonsi
aoch unter verschiedenem Titel ihm zugute kam,
rechnet man dazu, was seine zahlreiche Verwandt⸗
schaft und Schwägerschaft, die faft alle im Hof—⸗
dienste untergebracht sind, an Besoldungen, Diäten,
Zulagen und Geschenken emfingen, so gibt die be⸗
lanntlich aus Hannover stammende Familie Hornig
schon aliein ein Bild, wie es am Hofe zugegangen ist.
Emas, 4. Juli. Der deutsche Boischafter Graf
Hatzfeld ist heute aus London hier eingetroffen und
wird zur kaiserlichen Tafel geladen.
Zokale und pfalzische Rachrichten.
Su.Ingbert, 8. Juli. Heute wurde
durch den kgl. Reltor der Studienanstalt Zwei
brücken, Herrn Lechner, die hiesige Lateinschule
nspiziert.
Su. Ingbert, 5. Juli. Heute rückte
zahier eine auf einer Studienreise begriffene Ab⸗
heilung des Generalstabes des 15. (elsaß· loth⸗
ingischen) Armeekorps ein, nachdem gestern schon
gie beireffenden Quartiermacher eingetroffen waren
die Abtheilung befleht aus 1 Major des großen
Zeneralstabs, 8 Rittmeistern, 11 Lieutenants, 25
Anteroffizieren und Gemeinen⸗ Vertreten sind da⸗
hei Dragoner, Ulanen und Chevaurlegers.
TSLIngbert, 5. Juli. Mit Befriedig⸗
ing lasen wir in den letzten Nummern des hie⸗
igen Blattes, daß mit veginn dieser Woche die
Theatergefellschaft die, aus tief traurigem Anlaß
interbrochenen Vorstellungen wieder aufnehmen
derde. Die bisherigen, wohl anzuerkennenden
deistungen der Gesellschaft, machen es wahrschein⸗
ich, daß auch jetzt den Vorstellungen guter Zuspruch
uleil werden wird. Wir wuürden uns jedoch
reuen, wenn die verehrl. Direktion den Wünschen
der Theaterfreunde nach der Richtung hin willfahren
wollte, daß an Sielle der Schausiucke ernstern Inhalts
der Humor mehr zur Geltung komme, mit andern
Wocien, daß mehr Lustspiele aufgeführt würden
Zerade in diesem Genre sind die Leistungen der
Besellschaft anerlannt gut, während bei den mit
BZefang verbundenen Vollsstücken und ernstern Dar⸗
zeliungen im Allgemeinen die Rollen weniger gut
ʒesetzt sein dürften. Mit diesem Vorschlag glauben
wir sowohl im Interesse des Publilums, als auch
der berehrl. Theatergesellschaft zu handeln.
— In Zweibrucken gelangt demnaͤchst ein
Prozeß zur Verhandlung⸗ worin es sich um eine
Kteihe anonymer Schmähbriefe, die der Angeklagte
zgeschrieben haben soll, handelt. Die dortige Straf⸗
ammer hat die Frenkfurier um Bildung eines
Sachverstundiger· Koll egiums gebeten und wurden die
derren Obersiaats anwalts · Sekretär Pfeifer, Land⸗
Jjerichissekreiär Pfahler und Schreiblehrer Müller
n dasselbe berufen. Den Herren ist bereits das zu
hewaltigende Material, das von einer enisetzlich
agen und cynischen Gesinnung des Briefschreibers
ipricht, zugegangen.
gn Bubenhausen exhaͤngte sich am 2
da. Mis der Aderer Heinrich Schwarz. Derselbe
sehte in den besten hauslichen und finanziellen Ver
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XXR
Wien, 2. Juli. Die „N. Fr. Pr.“ berichtet
aus Gastein: Der Fürst und die Fürstin Bis⸗
mard treffen Anfang August zu einem mehrwöchent⸗
lichen Aufenthalt hier ein und werden in zehn
Zzimmeen des Schweizerhauses wohn en. — Der
Kronprinz Rudolf begibt sich demnächst zum ; Besucht
des Prinzen Wilhelm von Preußen auf etliche Tage
ach Reichenhall.
Brãfsei, 83. Juli. Die franzosische Regier⸗