Full text: St. Ingberter Anzeiger

Vermischtes. 
fSpiesen, 6. Juli. Ein Act brutaler 
Rohheit wurde neulich an dem Hunde eines hie— 
figen Bergmannes verübt. Dem Hunde wurd 
lebend die Haut über Brust und Rücken abgezogen 
In diesem Zustande wurde das Thier Morgens 
noch lebend aufgefunden, mußte aber sogleich ge⸗ 
ödiet werden, um es von seinen Qualen zu erlösen. 
4Aus der Saar wurde nach der „Sbr. Zig.“ 
am Mittwoch die Leiche eines 26jährigen Mannes 
geländet, der aus Nahrungssorge seinem Leben 
freiwillig ein Ende gemacht hat. Der Unglückliche, 
aus Böhmen stammend, war früher Commis in 
einem St. Johanner Geschäft, seit einiger Zeit 
stellenlos und nicht mehr im stande, seinen Unter⸗ 
halt zu erschwingen, suchte derselbe, von Hunger 
getrieben, den Tod. 
F Straßburg i. Els. Vom 14. bis 17. 
Juli wird hier der 10. Allgemeine Turnlehrertag 
tagen. Derselbe wird hauptsächlich dazu bestimmt 
sein, das Leben und die Bewegung auf dem Ge⸗ 
biete des Schulturnens wiederzuspiegeln. Neben 
der Vorführung turnender Klassen werden in den 
Hauptversammlungen folgende Themata behandelt 
werden: 1. Inwiefern tragen Schauturnen zur 
Förderung des Turnens bei? 2. Turnen und Sport 
3. Die Gründung eines deutschen Turnlehrervereins. 
— Ein Ausflug auf St. Odilienberg. mit seiner 
entzückenden Fernsicht in das gesegnete Elsaßzland 
wird den Gästen Gelegenheit bieten, nach vollbrachten 
Arbeit einen der schönsten Punkte der romantischen 
Vogesen kennen zu lernen. 
F Mainz, 8. Juli. Nächsten Samstag finden 
vor der gesammten Mainzer Garnison Angriffs⸗ 
übungen auf das Fort „Hartenberg“ statt. Ge⸗ 
leitet werden dieselben durch den Gouverneur von 
Woyna. 
F Darmstadt. Kaiser Wilhelm ha 
die Ehrenmitgliedschaft der hiesigen Frei mau⸗— 
rerloge „zur Eintracht“ angenommen. 
Am Mittwoch brannte die große Papise r⸗ 
fabrik von Barthin Weißenstein bei 
Pforzheim bis auf den Grund nieder. Das Feuer, 
welches in den großen Lumpen- und Papiervorräthen 
reichlich Nahrung fand, griff so rasch um sich, daß 
die Feuerwehren ihre Thätigkeit auf die Rettung 
der Nachbargebäude beschränlen mußten. Der 
Schaden wird auf 500 000 M. berechnet, und es 
sind etwa 150 Arbeiter beschäftigungslos geworden. 
Man glaubt, daß das Feuer durch Selbstentzündung 
der Lumpen entstanden ist. 
F Würzburg, 7 Juli. Der Ministerpräñ⸗ 
dent von Lutz und der Ministerialrath Ziegler con⸗ 
ferirten gestern lange mit dem Oberbaurath Schütze 
aus Berlin und dem Rector magnificus, Professor 
Urlichs, wegen Instandsetzung der hiesigen Residenz 
für den Prinzen Ludwig Ferdinand. — Herr v. 
Luntzz reiste zu dem Fürsten Bissmarck nach 
Kissingen. 
F Beim Würzburger Eisenbanunglück 
ist auch ein Badenser schwer verletzt worden und 
später seinen Wunden erlegen. Derselbe, ein Sohn 
des kürzlich Verstorbenen Fabrikanten Weisser in 
St. Georgen, war auf der Rückreise vom Technikum 
Mittweida begriffen und sollte ins däterliche Geschäft 
eintreten. Allgemein wird die Wittwe Weisser be— 
dauert, welche in kurzer Zeit den Gatten und den 
Sohn verloren. 
Nurnberg, 5. Juli. Die seit Jahr und 
Tag in Bayern schwebenden Bierbrauerprozesse 
haben nun heute bei der Strafkammer des hiesigen 
Landgerichts ihren Abschluß gefunden, indem vier 
Kaufleute (theils von hier, theils von auswärts) 
wegen Verkaufs von Surrogaten an Bierbrauer zu 
Geldstrafen verurtheilt wurden Der Eine erhiell 
1250 M., der Zweite 620 M., der Dritte 480 
Mark, der Vierte 40 M. Strafe. 
F Große Feuersbrunst.) Poisdam 
5. Juli. Heute Nachmittag brach in dem in der 
Nähe des Neuen Palais gelegenen Dorfe Eiche eine 
Feuersbrunst aus, welche, da die meisten Einwohner 
außerhalb des Ortes mit Feldarbeiten beschäftigt 
waren, rasch um sich griff und 7 Gehöfte in Asche 
legte. 1 Kind wird vermißt. Der Kronprinz war 
unmittelbar nach Ausbruch des Feuers nach der 
Brandstätte geeilt und verblieb auf derselben rathend 
und helfend, bis das Feuer gelöscht war. Von 
den Kommuns war das Lehr⸗Infanterie⸗Bataillon 
nach Eiche ausgerückt und betheiligte sich an den 
Lösch⸗ und Rettungsarbeiten 
F Berlin, 6. Juli. Die Borsig'sche Loko— 
motibenfabrik, das größte Etablissement dieser Branche, 
wird in Kurzem nach 48jährigem Bestehen ein⸗ 
gehen. Die Gründe zu dieser Maßnahme find in 
dem steten Rückgange der Preise für Lokomotiven 
zu suchen; während vor 20 Jahren 60-75,000 
M. für eine Lokomotive bezahlt wurde, beträgt der 
Breis jetzt nur noch 28,000 Mark und die meisten 
Fabriken arbeiten ohne Gewinn, viele sogar mit 
Verlust. Der Gründer des Etablissements, Alberi 
Borsig, ist vor längerer Zeit schon gestorben und 
das Kuratorium mochte das Risiko des mit Ver—⸗ 
usten verbundenen Weiterbetriebes der auf 8 Milli⸗ 
nen geschätzten Lokomotivfabrik nicht auf sich nehmen 
FWien, 7. Juli. Aus Dölsach (Puster⸗ 
hal) meldet ein Telegramm des „Neuen Wiener 
Tageblatt“: „Soeben erfahre ich durch einen 
Boten aus Winklern, daß die vermißten vier Per— 
jonen infolge Felsenabsturzes auf der Kalser Seite 
todt aufgefunden worden sind. Die ganze Partie 
war bei der Bergtour ˖ Unternehmung mit einem 
Seile zusammengehängt.“ 
F Der „N. Bad. L.⸗Ztg.“ meldet man unterm 
8. Juli aus Basel: * deutscher Offizier, 
welcher gestern in betrunkenein Zustande auf der 
Straße einen Burschen verwundete und dem dann 
yon einem hiefigen Herrn der Degen entwunden 
wurde, mußte verhaftet werden und ist erst diesen 
Vormittag gegen Kaution entlassen worden. 
F In Gent wurde dieser Tage das Urtheil 
gegen die Bande der „schwarzen Cravatten“, bei 
)enen es fich bekanntlich um ein Verbrechen gegen 
die Sittlichkeit handelt, gesprochen. Dasselbe lautet 
gegen 4 Angeklagte auf Freisprechung, gegen einen 
Rentier auf 4 Monate Gefüngniß, gegen 10 weitere 
Angeklagte auf je einen Monat Gefängniß. Die 
vier Hauptangeklagten hatten sich vor der Verhand⸗ 
lung das Leben genommen. 
F Paris. Eine junge, hoch elegant geklei 
dete Dame bestieg kürzlich in Begleitung des Wäch⸗ 
ters den Thurm der Notre⸗Dame⸗ Kirche. Auf der 
zweiten Galerie angelangt, reichte sie dem Wächter 
ein Goldstück, indem sie lächelnd bemerkte: „Für 
die Mühe, die Sie schon mit mir gehabt und die 
Sie noch haben werden!“ Bei diesen Worten 
trat sie an die Brüstung und stürzte fich in die 
Tiefe. Das Blut spritzte umher, mehrere Passan⸗ 
ten fielen in Ohnmacht. Die Selbstmoͤrderin, die 
19 Jahre zählen dürfte, wurde sterbend in's Spi⸗ 
tal gebracht. Sie hatte keinerlei Papiere bei fich, 
welche ihre Persönlichkeit beweisen konnten. 
F Das schnellste Dampfschiff in der Welt 
in ein neues Torpedoboot, welches vor kurzem in 
London von Yarrow u. Co. hergestellt worden ist. 
Dasselbe hat die Schnelligkeit von 24,027 Knoten 
oder 27,66 Meilen per Stunde. Dies ist allge⸗ 
meinen Dafürhaltens die größte Schnelligkeit, welche 
je ein Dampfboot erreicht hat. 
fF Ein deutsches Sängerfest in 
Milwaukee.) In der Zeit vom 21. bis 25. 
Juli wird in Milwaukee, dem amerilkanischen 
Deutsch⸗Athen das 24. Sängerfest des nordameri⸗ 
kanischen Sängerbundes stattfinden. Nach einem 
soeben in Nr. 26 der „Gartenlaube“ erschienenen 
Artikel wird das Fest mit einem Aufwand gefeiert 
werden, wie solcher bei allen bisherigen Feiern 
dieser Art in der neuen Welt noch nicht erreicht 
wurde. Das Festkomite verfügt allein über einen 
Barantiefonds von dreibviertel Millionen Mark. In 
dem Artikel finden wir sehr interessante Mittheil⸗ 
ungen über die ersten deutschen Ansiedler in Mil⸗ 
waukee; einer derselben Mathias Stein lebt noch 
heute. Die „Gartenlaube“ bringt die Abbildung 
seiner Blockhütte, welche vor kaum fünfzig Jahren 
sich im dichten Urwald an derselben Stelle erhob 
wo jetzt fich das Häusermeer der 160,000 Ein⸗ 
wohner zählenden Stadt Milwaukee erstreckt. 
Morktberichte. 
Zweibrücken, 8. Juli. ( Fruchtmittelpreis und Vik⸗ 
ualienmartt.) Weizen 0O M. — Pf. Korn 7 M. 42 Pf., 
Berste zweiteihige d M. — Pf., vierreihige d M. — pf. 
Spelz 0 M. — pf., Spelzkern — M. — Pf., Dinkei 
— M. — Pf. Mischfrucht O M. — Pf., Hafer 6 M. 
72 gf. Erbsen O M. — Pf., Wicken O M. — pPff, 
Heus M. 50 Pf., Stroh J.Qual. 2 M. 40 Pf. U. Qual. 
2 M. — Pf., Kartoffeln 2? M. — Pf., Weißbrod 1/⸗ Kilo 
50 Pf., Kornbrod 8 Kilo 60 Pf. Gemischtbrod 8 Kilo 
75 Pf., paar Weck 90 Gr. s Pf., Rindfleisch J. Qual. 
54 yf, is Oual. 48 Pf. Kalbfleisch 80 hh.. dammei 
fleisch 800 Pf., Schweinefleisch 50 Pf., Wein i Liter 80 Pf. 
Bier 1 Liter 24 Pf., Butier ?/5 stilogr. O M. 90 Pjf. 
Homburg, 7. Juli. (Fruchtmittelpreis und —4 
nalienmarkt/ Weizen O M. — Pf., Korn 7M.24 Pf 
Spelzlern — M. — Pf. Spelz O M. — 
— y 7 
Hafer 6 M. 90 Pf. Mischfrucht 7 M. 25 pf. Eei 
— M. — Pf. Wicen 0 M. — Pf., Bohnen R2 
— EEf., Kleesamen — M. — Pf. KLornbrodes vsn 
s0 v Semuschbrod, 6 Pfund 72 vl Doserage * 5 
Kindfleisch 50 Pf. Kalbfleisch 50 Pf. Hammelfieisa so g 
Schweinefleisch 50 Pf, Butter 1Pfund O M. 60 m 
Kartoffeln per Zeniner 2 M. — Pjf. 
⸗ —— — 
Fur die Redaktion verantwortlich: F. X. Demeß. 
G· 
Wir können die für Jedermann überaus nitz 
liche Zeitschrift ‚Neue Fundgrube“ nicht genn 
empfehlen. So bringt dieselbe in ihrem 7. z 
wiederum einen ganzen Schatz höchst interessanlen 
Aufsätze und Mittheilungen von denen wir einep 
Auszug hier folgen lassen. 
Calla aethiopica. Erziehung eines vorzüg 
ichen Rauchtabaks in Deutschland. Bereitung dig 
Johannisbeerweines. Eine alte schoͤne und genüg 
same Schlingpflanze. Gegen Ameisen auf Bäu— 
men. Die ECarhardt⸗Himbeere. Vermehrung dee 
Stiefmütterchen. Eine Spargelart als Zierpflanze 
Moos zu färben. Japanefischer Hopfen. Uebel. 
riechende Früchte wohlriechend zu machen. Ver— 
mehrung der Rosen durch Stecklinge. Vlühende 
Rosen im Winter. Unnormale Milch. Zum Ver 
tilgen der Schwabens, Russen- oder Franzosenkäfer. 
Frische Tintenflecke aus der Wäsche zu entfernen. 
Die Jagd auf die Stockente. Die Acarus-Räude. 
Ein deutsches Gewehr. Plagwitz. Porös, wasser 
dichte Stoffe. Mohrmann's Zahnrenovatorschwindel 
Gefüllte Krebsnasen. Rehwildbrett gelb eingemacht. 
Ktirschsuppe. Vermehrung der Blattläuse. Ameisen 
als Schmarotzer. Theorie und Praxis ⁊c. ⁊c. 
Preis pro Halbjahr 2 Mark frei in's Haus 
unter Kreuzband durch alle Postanstalten, Buch— 
handlungen und die Exped. der, Neuen Fundgrube“ 
Wunsiedel Gayern.) Probenummern gratis 
und franco. 
Nr. 196 des praktischen Wochenblattes für alle 
Hausfrauen „Fürs Haus“ (ierteljährlich nur 
1 Mark) enthält: 
Wochenspruch: 
Wer Glück im Hause hat, hat aͤußerm Hause Lust, 
Wohl ist Dir's in der Welt, wenn wohl in Deiner 
Brust. 
Was Liebe ist? Nervenleiden. Bekampft die 
Klatschsucht schon im Kinde! Sommerfrischen und 
Luftturorte. Der Hausgarten im Juli. Die 
nächste Pflicht. Weibliche Bahnwärter. Deutsche 
Mädchen in Amerika. Vordruckerinnen. Haus—⸗ 
haltungsschulen. Lehrerinnenheim zu Wien. Zeich⸗ 
nungen auf Sammet zu übertragen. Bunte Vasen 
zu fertigen. Seifenwasser ein Düngungsmittel. 
Wurzelspeiser, Amerikanische Kronsbeeren. Fang 
der Maulwurfsgrille. Tournüre. Gestrickte Woll⸗ 
handschuhe. Keine Hosentaschen. Fliegenfenster. 
Blankenburg a. H. Putzpulver. Japanischen 
Hausrath zu reinigen. Wanzen zu vertreiben. 
Violinbogen zu waschen. Ausräucherung der Motten. 
Seidnes Zeug und Kattun. dessen Farben ausgehen. 
sohlenbügeleisen. Erdbeerspeise. Rosenblaätter 
einzukochen. Krebse nach dem berühmten Laibacher 
Rezept. Einfacher Küchenzettel. Reicher ungarischer 
Küchenzettel. Räthsel. Auflösung des Räthsels 
in Nr. 1983. Fernsprecher. Echo. Briefkasten 
der Schriftleitung. Anzeigen. 
Die notariell beglaubigte Auflage dieser wirklich 
empfehlenswerten und dabei überaus billigen Wochen⸗ 
schrift betrügt 100,000. Probenummern versendet 
jede Buchhandlung, sowie die Geschäftsstellee, Fürs 
Haus“ in Dresden gratis. 
— 
aaeemn 
Hain⸗Erpeller! 
e 
— * 
4 
berflilssig. Diese Zeilen haben daher 
nur den Fu sene Versonen, welche 
dies altbewãhrie Hausmittel no⸗ 
nicht kennen, darauf aufmerksam zu 
machen, daß es mit den besten Sr— 
tolgen als Elnreibung bei Giche 
benmatiomus x angewendet wird 
ie Schtaerzen derschwinden gewbhn⸗ 
in den meisten Apotheken.e 
—AVIXE 
IELIELLELLIIVVV