Auilliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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der „St. Jugberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Sauistag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗
dlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierleljährlich 1T4 60 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1A 75 H, einschließlich
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 H, Reklamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
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Sonntag, 25. Juli 1886.
gedachte derselbe des Heimgangs Seiner Majestät
Deutiches Reich. njseres verstorbenen Koͤnigs Ludwig II. und außer⸗
Ein neuer Brauntweinsteuerentwurs dem widmeile derselbe noch drei Mannern aus dem
ag, wie es heißt, bereits bei den jüngsten süddeut⸗ dehrerstand, welche in der jüngsten Zeit uns durch
en Ministerkonferenzen in den Gründzuügen vor. den Tod entrissen wurden, einen warmen Nachruf
Rit diesem Entwurfe, über dessen Inhalt strengste nämlich Hammel⸗Bergzabern, Pfeiffer⸗Furth und
derschwiegenheit herrscht, soll sich der Bundesrath Deuner· Ansbach. Die Versammlung erhebt sich
dereits in der ersten Halfte des Oltober beschäftigen um ehrenden Andenken von den Sitzen. Sodann
ind seinetwegen der Reichstag früher einberufen dielt Herr Seminarlehrer Hildebrand von Kaisers⸗
uden. jautern einen Vortrag über den Altertumsforscher
Her „Morning Post“ wird von ihrem Ber. Andreas Schmeller, von dem er in gewandten
iner Berichterstatter gemeldet;: „Aus bester Worten ein treues Lebensbild entrollte und sich damit
Zuͤelle erfahre ich, daß Fürst Bismarck vor den Dank der Versammlung erwarb. Anträge
—— einer Unterredung mit einer her· waren vier eingelaufen, von denen einer wegen
rorragenden Persönlichkeit, welche bemerkte, daß der Erkrankung des Antragstellers auf die nächste Ver⸗
horizoͤnt voller schwarzer Punkte sei und die Poli- ammlung verschoben werden mußte, ein anderer
Rußlands und Frankreichs allein genüge, Miß seiner lokalen Natur wegen zurückgewiesen wurde,
hauen zu erwecken, sich folgendermaßen aussprach: die beiden übrigen dagegen einstimmige Annahme
ẽzs liegt kein Grund zu wirtlichen Befürchtungen fanden. Von den beiden letzteren betraf der eine
or. Wir halten die Augen weit offen und wer⸗ die Pensionierung der Lehrer (Rödel⸗Kaiserslautern).
en keiner Macht erlauben, den Frieden Europas der andere Aenderung der Anstellungsprüfung pfälz
u gefahrden.“ Ob Furst Bismarck diese Aeußer⸗ Schuldienstexrspekanten (Wettstein-Kaiserslautern).
ing nun gethan hat oder nicht, jedenfalls entspricht Als Delegierte zur Hauptversammlung in Ludwigs ·
e durchaus der gegenwärtigen Lage. Jafen wurden gewählt: Volandt- Kaijerslautern.
Süilgenbauer · Hochspeyer, Bauer ⸗ Kaiserslautern.
x«schmann⸗Moorlautern, Rödel⸗Kaiserslautern, Haas
daisetlautern, Seibert⸗Kaiserslautern, Haas⸗Focken ·
herg. Als Abgeordnete für das Lehrerwaisenstift
vurden Ph. Boͤrtzler-Kaiserslautern und Kempter⸗
dandstuhl gewählt.
Der Rechtsanwalt Advokatanwalt Neumayer
n Kaiserslautern 'hat seine Rechtsanwalt-
chaft daselbst niedergelegt. —VVä
— Zeiskam;, 21., Juli. Heute Nachmittag
wurde der hiesige Ackerer und Sattler Jakob Reif—
'el im hiesigen Felde todt aufgefunden. Der Tod
soll eine Foige zu vielen Genusses von Brannt⸗
wein sein.
Ausland.
Petersburg, 28. Juli. Das Journal de
St. Petersboug“ sagt anlaßlich der Enthüllung des
Chanzy-Denkmals, es habe es nicht für nothwen⸗
dig befunden, sich über die Anwesenheit Frederich's
zu außern, da sich dieselbe durch Erinnerungen
erklaͤre, welche Chanzy in Rußland hinterlassen. Die
daran geknüpften Kommentare seien daher nicht am
platze; es sei unnöthig, hinzuzufügen, daß die
politik eines großen Reiches nicht von Zufällen
wie in Nouarit abhänge.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 24. Juli. Die gestern
Abend bei Oberhauser stattgehabte Generalversamm⸗
ung des Garten⸗ und Obstbau-Vereins war ziem⸗
uch gut besucht. Herr Bezirksbaumwart Betsch,
welcher anwesend war, zgab recht pratische Winke
über die Pflege der Obstbäume und den Anbau
verschiedener Gartengewächse. Zum Schlusse wurde
noch eine Collekton Sämereien, welche die Central⸗
ansialt fur Gartenbau in Frauendorf dem Vereine
gralis überlassen hatte, unter die anwesenden Mit⸗
qlieder verloost. J —WM—
[] Schnappach, 23. Juli. Zwei Fuhr⸗
leute don Quierscheidt fuhren gestern nach St.
Ingbert um da Latten zu holen.Auf der Rüd—-
sahrt fuhren · sie der Nähe halber über Hühnerfeld,
wo sie aber einen schlechten Weg hatten. Einer
dabon stellte sich auf das Reihscheit. Der Wagen
kam in einen Graben und machte da einen Schlag.
Der Fuhrmann fiel herab, geriet unter sein Fuhr—
werk und wurde von demselben so überfahren daß
er sofort iot blieb c
— Kusel. Der Fuhrmann Jalkob Hoffmann,
welcher durch einen Fußtritt von seinem Nachbar
Morgenstern ingerlich schwer verletzt wurde, ist ge⸗
storben. Letzterer ist verhaftet.
F Kafserslautern, 22. Juli. Der
Bezirkolehrerverein Kaiserslautern⸗ Landstuhl hielt
gestern in Landstuhl seine erste Jahresversammlung
ab. Nach Begrußung der sehr zahlreich versam˖
melten Mitglieder des Vereines durch den derzeitigen
Vorstand. Herrn Lehrer Volandt aus Kaiserslautern
nn—àäXαααäαäÄα,
Vermischtes. J
fxEssen, 28. Juli. Die „Rheinisch-Westf.
Ztg.“ meldet: Auf der Zeche König Ludwig fand
jesiern eine Explofion statt. Sieben Bergleute
vurden getödtet und zwei verletzt. Der Betriehb
st ungestört. * —A——
Wesel, 19. Juli Der als Erfinder eines
Bootes aus Papier bekannte Franzose M. Con
negny aus Paris hat gestern, mit seinem Boote
Qui vive“, rheinabwärts kommend, hier gelandet
und um 3 Uhr Nachmittags seine Fahrt zur Nord
see fortgesezt. Derselbe hat bisher eine Reise von
Paris durch die Seine und Rhone zum Genfer
See, von da per Eisenbahn zur Donau und weiter
durch die Donau, den Ludwigskanal, Main und
Rhein gemacht. Das Boot ist cirea 10 Fuß lano
und hat sich bis jetzt anhaltbar bewiesen.
Aus Schweinfurt, 23. Juli, bringt die
„Neue Bad. Landeszeitung“ Mittheilungen über
schreckliche Verwüstungen. Gestern Abend halb 8
Ahr ging ein Gewitter mit Hagel nieder; um 10
Ahr irat unter furchtbarem Donner und Blitz ein
jeftiger Orkan mit Wirbelwind ein, der die ganze
Stadt erschüttern machte. Im Bahnhof Oberndorf⸗
Schweinfurt wurde die massive eiserne Einsteighalle
aufgehoben und vollständig zertrümmert. Eiserne
Säulen von Mannesdicke wurden gebogen und
Jebrochen. Die steinerne Wagenremise, in welcher
50 Eisenbahnwaggons standen, wurden ebenfall⸗
erstört. In der Stadt selbst ist kein hoher Schorn—
tein mehr zu sehen.“ Die Kirche ist ruinirt, *
2211.. Jahrg.
Thurm eingestürzt. Wie viele Menschenleben zu
Grunde gegangen sind, laßt sich noch nicht ermessen.
An den Unglücksstellen wurde während der ganzen
Nacht bei Fackelbeleuchtung angestrengt gearbeitet.
Die Fluren der Umgegend sind durch Hagel total
verwüstet. Das Hagelwetter und der Wirbelwind
sind fast mit einem Erdbeben vergleichbar. In der
Station Bergrheinfeld sind beladene Güterwagen
durch den Sturm umgestürzt worden. Ueberall
zeigen sich die Spuren schrecklicher Verwüstung.
Fürst Bismarkk ezog in Kissingen jüngsi
den liberalen bayerischen Landtagsabgeordneten von
Schauß zur Tafel..
In Spandau wird am Samstag (heute)
in der Gewehrfabrik das Fest der Fertigstellung
des hunderttausendsten Repetirgewehres begangen—
F Der Arztund das Telephon. Ame—
rikanische Blätter erzühlen mit gewohntem Schwung
von einer großartigen Entdeckung, die von einem
Newyorker Arzte gemacht worden sein soll. Dr.
Anstin Flint, ein wohlbekannter Newyorker Arzt,
hat eine neue, eigenartige Verwendung des Tele—
phons in Vorschlag gebracht, nämlich zur Vermitt⸗
lung der Töne, welche die innere⸗ Maschine des
menschlichen Körpers, die Lunge und das Herz
hervorbringen, und die bisher dem Ohr des unter⸗
suchenden Arztes nur durch das Hörrohr vernehm⸗
lich waren. Diese Töne können — so behauptet
Dr. Flint —-auf jede auch noch so große Ent⸗
fernung mittels Telephons vom Kranken zum Arzte
geleitet, durch den Phonograph sogar aufbewahrt
werden behufs Vergleichung mit den Resultaten
eines folgenden Tages oder späterer Zeiten über—
haupt. Daß das Erstere, die telephonische Fort⸗
ieitung von Körpertönen, möglich ist, beweist Dr.
Flint an einem Falle aus seiner eigenen Praxis
Er wurde in der Nacht telephonisch aufgefordert,
zu einem kranken Kinde zu kommen. Auf seine
Frage, was dem Kinde fehle, erhielt er die Antwort:
Husten! „Bringen Sie das Kind ans Telephon“,
erwiderte Dr. Flint zurück, „daß ich es husten
hören kann!“ Das geschah; Dr. Flint, konnte
deutlich die Hustentoͤne veruehmen, ihre Spezies
diagnostiziren und eine entsprechende Arznei ver⸗
ordnen, ohne daß er nöthig gehabt hätte, das Haus
zu verlassen und einen Nachtbesuch zu machen.
7 Paris, 232. Juli. Heute früh entgleiste
ber Samus unweit Chateau, Lavalliere ein Zug
der Staatseisenbahn. Zwei Personen wurden ge—
tödtet, mehrere verlezt.
4 Ruiz Zorilla, der bekannte spanische
Revolutionär, ist in Paris angekommen und soll
demnächst, wie es heißt, eine Zusammenkunft mit
Clemenceau haben.
ESterbefälle.
Gesiorben: in Oggersheim Frau Kath. Herf
Wwe, geb. Rettig, 90 J. a. in Frankenthal Jos.
Hiller, Polizeid iener, in Frankenthal die Gattin von
oͤhr. Riegel, Margaretha, geb. Schähfer, 81 J. a.,
in Irheim Frau Elise Bickes, geb. Sieber, 31
Jahre alt. 66
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Marktberichte
Ensheim, 22. Juli. Viktualienmarkt. Butter per
Zild 1Mtk. 20 Pf.. Eier per Dutzend 70 Pf. Kar—⸗
Zgeln xx 50 Kroe k M. — Pf. Kraut per Kopf 20
Rar die Redaktion veranwortlich: J. X. Demes