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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
Ter. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗
latt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.46 60 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen IAM 75 , einschließlich
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auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I3 H, Reklamen 80 —. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet.
21. Jahrg.
X IB.
Montag, 16. August 1886. J
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Deutsches Reich. —
München, 12. August. In Vollzuge des
ndtagsbeschlussez auf Errichtung eines Standbil⸗
Koönig Ludwigs J. in der Walhalla, zur Feier
snes hundertjährigen Geburtsfestes, wird das kgl.
aalsministerium des Inneren für Kirchen⸗ und
chulangelegenheiten unter Einvernahme der Dele⸗
en beider Kammern des Landtages ein Concur⸗
enz⸗ Ausschreiben zur Einreichung von Modellen
rlassen. —
Petition. 400 technische Beamte (Bau⸗ und
haschinenwerkmeister, Obersteiger und Steiger) im
zaarrebiere haben eine Petition bei der königlichen
gergwerksdirektion zu Saarbrücken eingereicht, in
mnwelcher dieselben den Wunsch ausdrücken, mit
xen königlichen Schichtmeistereibeamten gleichgestellt
u werden.
Jene aufrichtigen Ovationen, welche der eiserne, und zwar der Turnverein Forbach mit 3 Vorturnern
danzler des Deutsches Reiches in Gastein fand und der Turnverein Saarbrüchen mit 5, die Turnvereine
nuch heute findet, bezeugen vollkommen ireu und St. Johann und Saargemünd mit je 4, die Turn⸗
ingekuünstelt die Zuneigung, welcher unser Bündniß vereine Neunkirchen und Elbersberg mit je 3, der
nit dem Deutschen Reiche in der ganzen Monarchie Turnverein Scheidt mit 4, die Turnvereine Mal⸗
findet.“ ———
Bismarck⸗Giers-⸗Entrevue. Osfiziösen bund Dudweiler mit je 2 und der Turnverein
Wiener Meldungen zufolge, wird Furst Baͤmarde Stt. Ingbert mit 58. In Vertretung des Be⸗
voch noch während seines Verweilens in Gastein irksturnwarts leitete det Gauturnwart Herr G.
Heinisier Giers bei sich empfangen; man will sogar Pech e,ur von St. Johann in Anwesenheit des
die Zeiun der Antunfte des ruffischen Diplomolen Gauvertreters Herrn Christoph Sandit aus Saar⸗
wissen, welche am 19. d. M, erfolgen soll. hrücken die Uebungen. In ihrem 1. Theile be⸗
Bruͤssel, 15. Aug. Die große Arbeiter⸗ standen dieselben aus Ordnungs. und Freiübungen,
undgebung hat heute siattgefunden und ist ohne uen 2 eine zu⸗ — FI
Zwishenfalle verlaufen. Ver Zug bestand aus cc un pie ihrem 8. ben zzu Hoch⸗
wa 15,000 Personen. aeee Steins Herant ge a eree
Nach langer Unterbrechung macht wieder einmal nes t sie fu amm iche ebungen wurden
der einst viel genannte russische Botschafter am musterhaf urchgefühht.
hofe von Konssaminopel, General Ignatiew. von St Ingbert, 16. August— Gestern Abend
ich reden. Slavische Blätter veröffentlichen den hielt im Oberhauser schen Saale die „Philharmonische
Fuhau einer UÜnterredung, die der noch heute als Gesellschaft“ ihr drittes und letztes Konzert für
Zaupt der panflabistischen Partei geltende General den Sommer. Das sehr gewählte zusammengestellte
din inem Herichterfiauer halte, und in welcher er Programm umfaßte 14 Rummern,. Die meisten
ijch u. A. uder das Verhältnihh Rußlands zu Deuisch. derselben wurden mustergiltig zum Vortrage gebracht.
and folgendermaßen außerte: . Besondern Effekt machten die beiden Violiusolos
, RKußland war stets Deutschland freundlich gee durch den Schmelz und die Reinheit des Vortrags
inni; es hat Deutschland im Kriege mit Oesterreich wie dankbar dieselben aufgenommen wurden, bewies
ind im Kriege mit Frankreich unterstützt und da. der stürmische Applaus, den sie hervorriefen. Einen
zurch Deutschland zu neuer Größe verholfen. Seit äußerst günstigen Eindruck machten auch die Lieder
Fem Zuftandekommen des Berliner Verirages lohnt für gemischten Chor, die Duette für Tenor und
ber Deulschland dem russischen Reiche seine Unter⸗ Baß resp. Sopran und Bariton und die Männer-
tützung mit Undank. So oft Rußland seint höre „Frühlingsandacht“ und „Abendfeier“ von
rhätigteit auf der Balkan⸗Halbinsel entwickeln will, Kreutzer. Auch die Instrumentalvorträge, sowohl
lellt sich ihm Deutsschland hindernd in den Weg die vierhändigen Klavierpiecen wie, der Festmarsch
der jchiebt Oesserreich⸗ Ungarn vor. Fürst Bismard ür 5 Violinen und Piano zu 4 Händen von
st ein Feind Rußlands und gefährücher als Na- Tachner reihten sich in der Ausführung würdig den
soleon I. es gewesen. Rußland muß auf der Huth übrigen Nummern an. Im Ganzen zeigte auch
in, denn der Konflikt mit Deutschland ist under· der Verlauf des gestrigen Konzertes, gleich dem
neidlich. Ob Deuischland gut daran gethan habe, seiner Vorgänger, welch günstiges Resultat Verständ⸗
stußland gegenuber eine feindselige Steliung ein· niß in der Leitung und einmüthiges Zusammen⸗
unehmen, mochte er entschieden bezweifeln. In wirken bei der Ausführung zu erreichen vermögen.
Frankreich gewinnt die Rebanche-⸗Idee immer mehr Möge darum im Interesse der „Philharmonischen
Anhanger, und die politischen Parteien arbeiten dort Gesellschaft“ der bisher gezeigle Eifer auch für die
nuf den Krieg hin. Es kann Deutschland geschehen, Zukunft anhalten.
zaß es sich, wenn es seine bisherige Politik fort. ꝙ0 Aus dem Bliesgau. Eben sind
etzt, eines Tages zwischen zwei Gegnern befindet ansere Landbewohner fleißig mit der Weizenernte
welche Revanche nehmen wollen und auch nehmen eschäftigt. Dieselbe liefert dieses Jahr einen höheren
verden.“ A Ertrag als das Korn, das wenig Garben lieferie.
Durch Neuheit zeichnen sich, wie man sieht, die Manche wollen bemerkt haben, daß spät gesäter
dedanken des Generals nicht aus; die russischen Weizen dieses Jahr am besten lohne: Herrlich steht
zZeitungen sind ihm in der Verlautbarung derselben der Hafer. Noch selten sah man so üppige Fluren.
uvorgekommen, und man hat daher in Deutschland Weniger günstig läßt sich über die Karioffeln be—
nicht nöthig, weiter bei den ärgerlichen Klagen und richten. Schon anfangs Juli bemerkte man an
Drohungen der in ihren Erwartungen getäuschten dielen Aeckern, daß die Stöcke gelb wurden, auch
panslavistischen Norgler zu verweilen. zeigte sich hie und da die Fäule. So viel ist sicher,
Aus San Domingo kommt die Nachricht daß der Ertrag an Kartoffeln dieses Jahr gering
»aß in der Provinz La Vega ein Aufstand zu feein wird. Von Obsisorten liefern nur Kirschen,
Hunsten des Präsidentschaftskandidaten Casimiro Pflaumen und Zwetschen eine reiche Ernte. Was
Moya ausgebrochen ist. Der ganze insurgirte Theil von Kirschen und Pflaumen nicht verkauft werden
der Inselrepublik ist unter das Kriegsgesetz gestellt. konnte zu annehmbaren Preisen wurde in Fässern
und Tonnen dem „Brenner“ — ein landläufiger
Ausdruck — überbracht, der daraus köstliches Kir⸗
schenwasser bereitet. Letzteres findet zu 8 Mk. das
Liter willig Abnehmer. Zwetschen gibt es sehr
viele, Aepfel nur wenige, von Birnen keine Spur.
— Kaiserslautern, 12. August. Wegen
Ueberfüllung des hiesigen Arbeitshauses wurden
heute Morgen 25 Insassen desselben nach dem Ar—
„eitshauses Rebdorf im jenseitigen Bayern über⸗
geführt. (Pf. Vost.)
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Ausland.
Die „Nordd. Allgem. Ztg.“ gibt folgende Be—
prechung der Gasteiner Zusammenkunft
zach dem ‚Nemzet“, dem offiziösen Organ der
mngarischen Regierung, wiede::
„Es wechseln die Lagen, es wechseln die Inler⸗
sen, und mit ihnen ändern sich auch die Verhält⸗
uisse zwischen den Staaten. Wie vielfach aber auch
mmer die Interessen aus einander gehen und Si⸗
uationen sich zuspitzen mögen: die österreichisch⸗
mngarisch · deutsche Allianz steht wie ein Felsen in
Mitte der wogenden Wellen, fest und unverrückbar
n. Mit Beruhigung sieht das Auge, welches sonst
nit Besorgniß auf die europäische Lage blickte, auf
Resen Felsen. Dieses Bändniß wurde bereits in
dem Augenblicke seines Entstehens sowohl in Deutsch⸗
land als auch in der österreichisch ungarischen Mo⸗
narchie mit großer Begeisterung und ungetheilter
Freude begrüßt, und obschon im Laufe der Zeiten
Alles abgenützt zu werden und von seinem Werthe
zu verlieren pflegt, so ist diese Allianz vor der
uffentlichen Meinung der Völker beider Mächte heute
»benso werthvoll, als sie bei ihrem Begian war.
ss ist charakteristisch, daß, seitdem dieses Bündniß
zesteht, sich weder im Deuischen Reiche noch in
inserer Monarchie, sowohl in der Presse als auch
onst wo, irgend eine beachtenswerthe Stimme gegen
as mitteleuropäische Bündniß hat vernehmen lassen;
aß sogar, so oft sich seither die Begegnungen der
eutlchen und österreichisch-ungarischen Herrscher,
ezw. des Reichskanzlers und des Ministers des
leußern alljährlich zu erneuern pflegen, auch die
zresse und die öffentliche Meinung in Oesterreich⸗
ingarn wie in Veutschland diese Entrevues als
ie erneute äußere Besiegelung und Erscheinung des
restehenden Bündnisses mit ungetheilter Freude be—
rüßt haben. Es wird uns Niemand wiederlegen
oͤnnen, wenn wir behaupten, daß die Bevölkerungen
deutschlands wie der ösierreichisch- ungarischen Mo—
jarchie sowohl der Kissingener als der bevorstehenden
zjasteiner Entrevue die nämlichen Gefühle entgegen⸗
tachten. Man kann sagen, es hat selten zwischen
Ztaaten ein politisches Bündniß statigefunden, wel⸗
hes in den Herzen und in den Gefühlen der inter⸗
ssirten Nationen so tiefe Wurzeln geschlagen und
me so starke und mächtige öffentliche Meinung zur
tütze gehabt, als dieses. Außer den gegenseitigen
teressen, Gesinnungen und Bestrebungen der
)errscher und der leitenden Staatsmänner sehen wir
hon in dieser öffentlichen Meinung und allgemeinen
timmung und Auffassung ein werthvolles Unter⸗
rand für den dauernden Bestand dieses Bündnisses.