Full text: St. Ingberter Anzeiger

A. Ingherter Anzeiger. 
Amtliches Organ des koönigl. Amtsgerichts St. Ingber. 
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V I560. 
Donnerstag, 19. August 1886. 1 21. Jahrg. 
Deutsches Reich. 
Aus Bayern. 17. Augusi. Dem Vernehmen 
ach wird die aͤußere Ausrüstung der Truppen der 
aherischen Armee demnächst einige Veränderungen 
aden. Die Pickelhaube, für deren Einführung 
h Prinz Arnulph mehrfach bemüht haben soll, 
d nicht kommen. Die bayerischen Raupen sind 
atet. Dagegen wird der Namenszug auf der 
rnvorderseite verschwinden und dem bayerischen 
happen, gehalten von 2 Leuen mit drohend her⸗ 
nsgestreckter Zunge und heraldisch geringeltem 
Aweife, Platz machen. Das 1. und 2. Chebvaur- 
hersregiment erhält an Stelle der grünen Hosen 
ue mit weißen Streifen. Auch die bisherige 
moisinrolhe Auszeichnung der Aermelaufschlaäge, 
ichselllappen und Kragen der Chevaurlegers soll 
Auszeichnung von weißem Tuch Platz machen. 
die grünen Waffenröcke aber bleiben vor der Ppd. 
(F. J.) 
In Berchtesgaden legte Dr. Rittler am 
omiag Nachmittag vor einet sehr besuchten Ver⸗ 
mlung Rechenschaft ab über seine Thätigkeit im 
cndtag. Er eriluͤrte nach einem Telegramm der 
R.. WMo die Bildung einer ministeriellen Mittel⸗ 
zulei sur sehr unwahrscheinlich. Das X 
ser über die Taktik der Patriotenpartei, über die 
Plnt der unehrlichen Waffen sein Verdammungs- 
itheil fällen und sich dem Programme des Prinz⸗ 
degenten anschließen, das auch sein Programm sei. 
ds wolle man mehr als dieses Programm — 
chutz der Religion und Friede unter den Kon⸗ 
sionen — erfüllt sehen * Die Versammlung 
rachte dem Prinz ⸗ Regenten einen dreimaligen Hoch⸗ 
uf aus, ebenso dem bisherigen und künftigen Ab⸗ 
rdneten Rittler, und beschloß ein Huldigungs- 
aramm an den Prinz⸗Regenten abzusenden. 
Zerlin, 17. August. Am Denkmal Friedrich 
es Großen Unter den Linden war am heutigen 
zterbetage außer Kränzen mehrerer Vereine auch 
in großes prachtvolles von der Studentenschaft der 
inidersität Berlin dem großen Todten gewidmeies 
orbeerlaubgewinde niedergelegt. 
Berlin, 17. Augun. Der am 1. September 
aufindenden großen Parade der Gardetruppen 
ird, wie verlautet, auch Prinz Leopold von 
zahern beiwohnen, der zu dem Ende von Dresden, 
bo'er an den Manövern des 12. Armeekorvs 
jeilnimmt, herüberkommt. 
Berlin. 17. August. Es wird beffätigt, 
aß duch der hiesige Magistrat ebenso wie der 
sünchener die Beiheiligung an der Feier der Be⸗ 
reiung Ofens abgelehnf hat. 
Berlin, 17. August. Dem Vernehmen nach 
sOberstlieutenant Graf Wedell, derzeit der Wiener 
Zoischaft attachirt, an Stelle v. Werder's zum 
Niligrberpollmächtigten in Velershurg designirt. 
Abstand nehmen wollen, ein noch direlteres Ein⸗ 
ernehmen anzubahnen, so bleibe doch die russische 
ßoltut in vollem Einklange mit Wien und Berlin. 
vobei die Freiheit des Handels nicht beeinnträchtigt 
verde; einzige Bedingung sei nur, nichts zu unter⸗ 
rehmen, wodurch die allgemeine Rude gefährdet 
werde. — 
herausgerufen, sein Freund, ein Schreiner begleitett 
ihn und erhielt einen betäubenden Schlag von dem 
ebenfalls schon verhafteten Arbeiter Bücklein aus 
Lambsheim. Als er wieder zu sich kam, fand er 
den Verlebten am Boden liegen. Inzwischen war 
dieser geschlagen worden und die Angreifer hatten 
fich entfernt. Bodmer war die Hirnschale einge⸗ 
schlagen, so daß ihm das Btut aus den Ohren und 
Augen herauskam. 
ιαα 
Lokale und pfaälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 19. August. Gestern hatte 
er Gewerbederein Lan dan in einer Stärke 
on 56 Personen einen Ausflug hierher gemacht. 
stachdem die Gesellschaft im Cafe Seiter zu Mittag 
jespeist hatte, besichtigte sie das hiesige Huttenwerl 
ind die Aktien⸗Glashütte. Die Landauer Herren 
jußerten sich später fehr zufrieden über die Freund⸗ 
ichkeit und das Entgegenkommen seitens der Herren 
Werksbesitzer wie der Beamten. Rach ihren Aus⸗ 
agen nahmen sie von St. Ingbert den besten 
üindrud mit heim. Der groͤßie Theil der Gesell⸗ 
chaft benutzte den 5 Uhr ˖ Zug wieder zur Heimkehr; 
einige Herren sezten jedoch die Reise zur Besichtig⸗ 
ang der Kriegsschaupiätze von 1870 nach Saar⸗ 
brücken und Metz fort. 
— Zweibrücken, 18. August. Der 
frühere Polizeikommisser von Ludwigshafen, G. 
Bschwindu, ist von Frankenthal hierher ver⸗ 
hracht worden; derselbe wird wegen Verbrechens 
m Amie vor dem nächsten Schwurgerichte abgeur— 
heilt werden. 
— Impflingen, 16. August. Gestern 
Abend gegen 8 Uhr gingen zwei hiefige Burschen 
stamens Wiesenmeyer und Fried auf's Feld um 
hre neu angeschafften Revolver zu probiren. Hier⸗ 
hei widerfuhr dem Wiesenmeyer das Mißgeschick, 
daß der Revolbver losging und die Kugel dem Fried 
hurch die Brust in die Schulter drang, wo sie 
teden blieb. In seiner Verzweiflung feuerte Wie⸗ 
enmayer nun auch eine Kugel gegen sich selbst ab, 
velche im Gehirn stecken blieb, so daß das Leben 
des letzteren ernstlich gefährdet ist. 
Neupfotz, 17. August. Am Sonntag 
Mittag wurde der hiesige Buͤrgermeister Schwein 
„on der Gendarmerie verhaftet und nach Landau 
n's Gefängniß abgefuüͤhrt wegen Unterschlagung 
m Amte als kgl. Post ⸗Expeditor. Die unter⸗ 
chlagene Summe, welche sich auf 6000 Ml. be⸗ 
ziffern soll, soll gedeckt sein. (C. T.) 
wWie der Grunst. Ztg.“ mitgetheilt wird, 
vurde am 15. d. M. in Weisenheim am 
Berg Herr Pfarrer Jakob Münch während des 
Rachminags - Gottesdienstes plötlich vom Schlage 
jerührt, so daß er auf der Kanzel zusammensank. 
Die Anstellungsprüfung für die im pfälz⸗ 
schen Schuldienst verwendeten Schuldiensterspel⸗ 
anten und Schuidiensterspektantinnen für das Jahr 
886 beginnt in ihrem schriftlichen Theile am Mon⸗ 
ag den 11. Oktober l. Is., vormittags —A 
hrem mündlichem Theile an dem darauffolgenden 
rreitage den 15. desselben Monats. Die Theil⸗ 
iehmer haben sich am ecsten Tage, vormittags 8 
Uhr, in dem Speisesaale des koͤnigl. Schullehrer⸗ 
ʒeminars zu Speyer einzufinden, um die naäheren 
Weisungen entgegen zu nehmen. 
— Nach dem „Fr. Tgbl.“ wurde am 16. ds. 
er Knecht Philipp Mayer aus Kirchheim a. Eck, 
urzeit in Frankenthal in Dienst, verhaftet, ange⸗ 
chuldigt den verhängnißvollen Schlag gegen den 
Aerlebten Schristsetzer Bodmer geführt zu haben. 
es Abends wurde Bodmer aus einer —A 
Bermischtes. 
fFHeinitz, 15. August. Gestern Morgen 
derunglückte auf Grube Dechen der Bergmann 
Peter Becker aus Sotzweiler, Wittwwer, und Vater 
von zwei unmündigen Kindern. Derselbe blieb 
uuf der Stelle todt. — Einen plötzlichen Tod fand 
zestern Nachmittag ein anderer Bergmann, als er 
don det Arbeit in das hiesige Schlafhaus zurück⸗ 
kehrte, wie es heißt. durch einen Blutsiurz. 
Friedrichsthal, 18. August. In tiefe 
Trauer wurde gestern eine in allgemeiner Achtung 
tehende Familie versetzt. Herr Stations- Assistent 
⁊. von hier, hat gestern noch bis 1 Uhr Nachmit⸗ 
ags mit bester Gesundheit seinen Frühdienst be⸗ 
endet. Um 3 Uhr fiel er plötzlich vom Schlage 
gerührt todt nieder. 
f Altenwald, 17. August. Gestern wurde 
zum ersten Male die in letter Zeit fertig gestellte 
eue Foördermaschine bei den Eisenbahnschächten der 
hiesigen Grube in Betrieb gesetzt. Welch' ein colos⸗ 
ales Werk dieselbe ist, kann man aus dem Um⸗ 
tande sehen, daß die Achse des Rades, um wel⸗ 
hes sich das Seil wickelt, 230,000 Pfund im 
Bewichte hat und daß auf der Fördermaschine jedes- 
mal 6 Wagen auf jeder der beiden Schalen ge⸗ 
foͤrdert werden. — 
7 St. Johann, 17. August. Am letzten 
Donnerstag reichten sich eine 64jährige Braut und 
ein 75jähriger Bräutigam vor dem hiesigen Stan⸗ 
desamte die Hand zum ehelichen Bunde. * 
F Metz, 18. August. Der hiefige Bischof, 
Herr Dupont des Loges, ist heute früh um 2 Uhr 
gestorben. 
F Koblenz, 15. August. Die Glücksgöttin 
hat bei der letzten preußischen Lotterie ihre sonstige 
daunenhaftigkeit bei Seite gesetzt und bei der Ver⸗ 
heilung der Hauptgewinne recht vernünftig gewaltet, 
ndem sie dieselben meist sog. kleinen Leuten zu— 
vendete. So ist ihr Segen auch bei uns diesmal 
recht vielen Bedürftigen zu Theil geworden, an 
dem hierher gefallenen zweiten Hauptgewinn don 
300,000 Mark sind 26 Musiker der Kapelle des 
28. Regiments betheiligt. 
fFOberstein, 17. August. Wie wir ver⸗ 
nehmen, ist gestern das seit dem 2. August ver⸗ 
nißte Sjährige Mädchen in einem in der Nähe der 
Zullmann'schen Fabrik belegenen, etwa 1922 Meter 
tiefen Brunnen aufgefunden worden. Das un⸗ 
ückliche Kind soll am Halse und im Gesichte 
Spuren tragen, die darauf hindeuten, daß dasselbe 
exmordet und dann in den Brunnen qgeworfen 
vorden. 
F Heidelberg, 16. August. Der Wein⸗ 
nusschank aus dem großen Fasse wurde unterm 
Bestrigen geschlossen. Vom Mittwoch den 4. ab 
vurden mehr als 14,000 Liter 1883er Rupperts⸗ 
herger verabreicht, an einem Tage allein über 
1000 Liter. 
F Karlsruhe, 17. August. Heute Nach⸗ 
mittag ürzte in der Ublandstraße ein der Nosfs— 
Ausland. 
Fine offiziöse Petersburger Zuschrift der Wiener 
Zolit. Korr.“ erklärt die Auffassung, daß in 
Jaste in Vereinbarungen stattgefunden hätten, in 
eren Rahmen Rußland nicht miteinbezogen worden, 
ar irrig; allerdings habe Rußlands Einfluß auf 
er Bauanhalbinsel Einbuße erlitten, doch habe 
veder Oesterreich noch Deutschland diesen Einfluß 
n fich gerissen, sondern lediglich England trage die 
z„chuld an dem unbefriedigenden Ausgang. Wenn 
uuch die Balkankrise unter den obwaltenden Ver⸗ 
zalinissen Rußland eine gewisse Zurückhaltung auf⸗- 
crleat babe. iodaß die Verbündeten davon bätten