Full text: St. Ingberter Anzeiger

Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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da Ct. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fuufmalr Am Montag, Dienstag, Donnerftag, Samsftag und Sonutag; 2 mal wöoͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ 
jett und Sonntagt mit Sseitiger illustrirter Beilage. Daz Blau kostet vierteljahrlich 14M 60 A einschließlich Zragerlohn; durch die Post bezogen 1.M 73 4, einschließlich 
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auf welche die Expedition Auskunst ertheilt, 13 4. Neklamen 80 . Vei 4maliger Finruckung wird nur /dreimalige berechnet. 
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21. Jahrg 
Bestellungen 
auf den 
„St. Ingberter Anzeiger“ 
⸗ür den Monat 
iberalen Centralkomites für die Rheinprovinz in 
nächster Zeit verdffentlicht werden. 
Ausland. 
Bukarest, 29. August. Fürst Alexauder 
st heute Vormitiag um 11 Uhr hier einge⸗ 
roffen und von den hier wohnenden Bulgaren 
im Bahnhof begrüßt worden. Der Fürfi setzte 
eine Reise über Giurgewo nach Rustschut unver⸗ 
üglich fort. I 
London, 27. August. Der „Standard“ 
zeröffentlicht folgenden vortrefflichen Artikel: Die 
Bevölkerung Europas wie Fürst Alexander haben 
in Recht zu wissen, ob die Mächte die Absicht 
jaben oder nicht, den von ihnen selbst Erwählten 
zu schützen. Sie müssen erklären, daß man wisse, 
vie es sich um diese heute behauptete und morgen 
abgeleugnete Kaiseralliance verhält. Die Welt 
müsse daraus schließen, daß es kein Treubruch und 
einen Fehltritt gibt, den Rußland nicht wagen 
'ann, ohne daß Oesterreich und Deutschland ihn 
urückweisen und ahnden würden? Wenn das deutsche 
RKeich dazu gegründetwüre, nächtliche Raubzüge, 
die Entführung deutscher Prinzen und Entehrung 
deutscher Unterschriften zu erlauben. weil die be— 
reffenden Buben Agenten, des Czaren sind. dann 
verde Europa einigermaßen seine Hochqchtung 
nodifizieren, welche es vor Deutschland und dem 
Fürsten Bismarck schon so viele Jahre gehabt. Die 
Times“ schreibt, wenn Fürst Alexander nach Sofia 
nrückehrtso hat Furst Bismarck. das beste ver 
chlechten Geschüfte gemacht. Es sei für eine 
veitere Einmischung der Großmächte kein Vorwand 
vorhanden. 2 
Kund mustergiltig. Er darf in keiner Weise 
eiwa mit den im Cirtkus sich präsentirenden Ath⸗ 
leten und Kraftmenschen zusammengestellt werden; 
er ist vielmehr ein vollendeter, zielbewußter Turner, 
der seine Uebungen mit größter Ruhe, Sicherheii 
ind Korreltheit der Körhperhaltung und Beherrschung 
rusführt. Erstaunlich ist während der eminenten 
draftleistungen die Ruhe der Herz ⸗ und Lungen⸗ 
hätigkeit; genaue Untersuchungen ergaben nur eine 
zeringe Steigerung der Funknonen dieser Organe, 
Die Hantelübungen zeigen, bis zu welcher Ent- 
vickelung die Muskulatar eines gut veranlag ten 
dörpers ausgebildet werden kann; die stahl- 
Jarten Arme Bohligs mit ihren 
Riesenmuskeln sindeine wirkliche 
Sehenswürdigkeit... Bohlig ist ein für 
ille Turnerei treffendes Beispiel, wie sich durch 
ahrelang fortgesetzte fach · und sachgemaße Uebung 
zie Muskelkraft ins Großartige steigern kann. Aber 
ruchin künstlerischer Bezrehung bietet 
der Meisterturner Bohlig mancherlei fesselnde Mo— 
nente. Der Direktor der königlichen atademischen 
»ochschule fürdie bildenden Ruͤnste zu Berlin, 
Antonv, Werner, bezeugt Bohlig. daß die 
Blaͤtte, Kuhe und Energie, Jeiner Bewegungen in 
den schwierigsten Produktionen mii außerordenilichen 
Bewichtsmassen, die straffe Altion der in der sei⸗ 
ensten Weise ausgebiideten Muskulator sowie seine 
ganze Erscheinung und Bewegung sowohl an fich 
wie im Vergleich mit antiken und andern Meister⸗ 
darstellungen kraftvoller Figuren auch in künstlerischer 
dinficht sehr anregend und von ganz ungewöhn⸗ 
lichem Interesse waren,“ “.—Wir find überzeugt, 
daß eine Vorstellung hier allerseits mit Freuden 
begrüßt würde. 
— Eine Entschließung der kgl. Regierung der 
pPfalz, Kammer der Finauzen vom 8. Maärz 1886 
„die Vorschriften über das Kataster-Um— 
schreibwesen betr.“, enthält u. a. folgende 
beachtenswerthe Punkte nümlich: 1) daß zur Ver⸗ 
neidung haufig vorkommender irriger Zuschreibungen 
nfolge der vielfach gleichlautenden Namensbezeich⸗ 
iung bei Beurkundungen von Immobiliarverträgen 
owohl der Veraäͤußerer als auch der Erwerber künf⸗ 
ighin seinen Katasterauszug dem betr. Notar in 
Vorlage zu bringen hat; 2) daß zur Umgehung 
zfterer Differenzen zwischen Privatmessungen und 
der spateren Offizialmefsung des Bezirksgeometers 
die nothwendigen Vermessungen vor der Beurkund- 
ung, und: zwar blos durch den Bezirksgeometer 
dornehmen zu lassen find. 
S Blieskastel, 29. August. In dem be⸗ 
nachbarten Webenheim brannte? am Samsiag in 
der Frühe das Wohnhaus und die Scheune des 
Ackerers Christian Reimauer ab. Wie das Feuer 
entstanden, weiß man nicht. Der Mann bat ver— 
sichert. W 
— Ueher die vorgestern erfolgte Verhaftung 
des Banquier Möser erhält die „Sp. Ztg.“ nock 
folgende Mittheilungen; Es war aus der Schweiz 
ein Brief in Speyer eingetroffen, welcher zufalliger 
Weise nicht an die gewünschte Adresse gelangie, 
ondern in Folge gleichlautenden Namens an Je⸗ 
nanden ·abgegeben wurde, der. selbsi seiner Zeit in 
Verlust durch den Bankerott gerathen war. Dieser 
Zrief, welcher das Eintreffen eines Werthftückes 
wisirte, wurde der Staatsanwaltschaft übergeben, 
vorauf dieselbe das inzwischen auf dem Zollamt 
ingetroffene Packet beschlagnahmte. Dasselbe ent⸗ 
sielt Werthpapiece im Nominalwerih von über 
Hno Mark und »ohräsentirie nach vom heufine 
er — * 
ehmen fortwährend an: die Postanstalten, die 
gJostboten, die Austräger und 
Die Erpedition. 
Beut. cs Reich. 
Darmstadt, 29. August. Die Nachricht, 
ah Zaukoff vom Vollke gelyncht 
vorden, wird in ꝛeiner hierher gelangten Buka⸗ 
ester Pribaimeldung als richtig bezeichnet. 
Jugenheim, 28. August. (Fr. J.) Der 
zürs von Bulgarien hat von Lemberg aus seinem 
jater soeben die Kunde zugehen lassen, daß er nach 
ren gepflogenen Unterhandlungen nach Bulgarien 
urüczukehren gewillt und gleichzeitig dorthin abge⸗ 
rist ist. * —— 
Jugenheim a. d. B., 29. August. Eine 
mr soeben offiziell zugegangene Meldung theilt mit: 
zürft Alexander von Bulgarien hat, nachdem 
t in Lemberg von der wirklichen Stimmung in ganz 
gzulgarien Kennmiß erhalten, die Rückreise nach 
kofia angetreten und wird moraen früh 
hort eintreffen. — 
Berlin, 27. August. Für die Freilassung 
es Fürsten von Bulgarien soll der deutsche Kaiser 
ich telegraphisch bei dem Zaren verwendet haben. 
Wenn Alexander von Bulgarien nächstens nach 
hjerlin kame, würde ihm die hiesige Bevölkerung 
ler Schichten spontane, herzliche Ovationen dar⸗ 
ringen und damit in kräftiger und ganz unzweifel⸗ 
after Form kund thun, daß der offiziöse Versuch 
laglich gescheitert ift, dem deutschen Volke eine 
iederträchtige Verschwörung als ein,erfreuliches 
ymptom des Friedens“ und die Ränke einer per⸗ 
den Diplomatie als weise Staatskunst aufzu⸗ 
hdwatzen. Ich untersuche heute nicht, ob die Be⸗ 
eisterung, die sich jetzt für den Battenberger kund⸗ 
idt, und die Abneigung gegen Rußland, die gleich⸗ 
itfig zu Tage tritt. nicht über das Ziel hinaus- 
dießen, ich konstatire nur die Thatsache; es ist 
nbestreitbar, daß die öͤffentliche Meinung ungetheilt 
unf Seiten des entihronten Fürsten steht. 
38Frkf. 8.x 
Berlin, 28. August. Die „Kreuzzeitung“ 
ift fich aus Bukarest melden, daß sich jetzt eher 
ine Annäherung zwischen dem Zaren und dem 
zürsten Alexander vollziehen würde. als es bisher 
er Fall gewesen. 
Berlin, 28. August. Am 15. und 16. 
dehptember wird in Berlin der Kongreß zur För⸗ 
erung überseeischer Interessen stattfinden. 
Berlin, 26. August. Der diesjährige Par⸗ 
ennag der nationalliberalen Partet für die Rhein⸗ 
— und Westphalen wird am Samstag, den 
Ollober, Abends 7 Uhr, und am Sountag, 
mn 3. Oktober, Morgens 11240 Uhr, in Köln 
bgehalten. Am Sanmstag Abend ireten die Mit— 
ieder des Centralkomites und die Delegirlen für 
Kheinprovinz und Westphalen zu einer Besprech⸗ 
ug zusammen, während die öffentliche Versamm ⸗ 
eng auf Sonntag Vormittag anberaumt ist. Am 
lachmitiag dereinigen fich die Parteifreunde zu 
mem solennen· Fesimahle.“ Ein Aufruf zum Be⸗ 
uche dieses Varseiinnes wirt feitene des onn. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert,“ 30. August. Wie wir 
jören, ist der Kraft⸗ und Musterturner Herr Ernst 
Bohlig heute hier angelommen. Hoffentlich gelingt 
unserem Turnverein, welcher heute Abend Zu⸗ 
ammenlunft und Besprechung hat, Herrn Bohlig 
ür einen Vortrag in hiesiger Stadt zu gewinnen. 
In mehreren pfälzischen Städten (Ludwigshafen, 
Zaiserslautern, Homburg, Zweibrücken ꝛ⁊c. hat Hr. 
Bohlig durch seine außergewöhnlichen Leistungen 
nuf dem Gebiete der Turnerei alles bisher Gesehene 
ief in den Schatten gerückt und Fachleute und 
zaien zur höchsten Bewunderung hingerissen. Die 
jerufendsten Stimmen haben sich voll uneingeschränk 
en Lobes über die ssaunenswerthen Leist— 
uingen und Erfolge des Hrn. Bohlig geäußert. 
So brachte die hochangesehene Leipziger Illustrirte 
Zeitung am 11. April 1885 nachstehenden Artilel: 
„Seit den Leistungen eines Simson, Herkules, 
Theseus, Siegfried u. a. sind starke Maͤnner zu 
illen Zeiten hoch geehrt und angestaunt worden. 
In Berlin richteten fich während der letzten 
Monate die Augen allet Turner und Sportsmen 
iuf ein Kraftgenie, dessen Erscheinung im Hinblick 
uf die von seiten des preußischen Kultusministers 
reuerdings gegebenen turnerischen Anregungen zu 
einem günstigecen Zeitpunkt stattfinden —* 
kErnst Bohlig, geboren /1846 in Mutterstadt 
Rheinpfalz)⸗ ist ein amerikanischer Bürger, der seine 
lpothekerwissenschaft seit einigen Jahren mit der 
Turntunst vertauscht hat. Er hat es im' volks⸗ 
hümlichen Turnen zu einer Höhe gebracht, 'die bis 
etzt unerreicht ist und es wohl für alle Zeiten 
leiben wird. Künstlerische, militärische, medizinische 
ind turnerische Korporationen erklären einftimmi⸗ 
die Leistungen Ernst Rohlaß als phmene