Hofprediger Koch machte hierzu dem Bericht⸗
erstaster bezüglich der Verschwörung noch folgende
Mintheilung: Der russische Oberst Zch a xo w, der
Hiluaratlache des russischen Generaltonsulats, hatte
schon vor 5 Monaten im Namen des Zaren einigen
Offizieren des Kriegsministeriums und der Junker⸗
schule, deren Kommandant er war die Zurückberuf⸗
ung der russischen Offiziere versprochen; wenn sie
den Fürsten verjagten und duldeten, daß die russi⸗
schen Offiziere wieder in die Armee eintreten. so
sollien die bulgarischen Offiziere mit ihrem bulga⸗
rischen Rang in die russische Armee übernommen.
die Brigade⸗Kommandanten aber pensioniert werden
Dieser Mann war also im Namen des Zaren der
tellektuelle Urheber der Revolution.
Brüssel, 29. August. Ein Telegramm Ka⸗
rawelloff's beruft alle in der belgischen Armee
dienenden bulgarischen Offiziere zurück. Dieselben
richteten eine ielegraphische Adresse an den Fürsten,
worin dieser als der Vefreier Bulgariens vom
Zaren⸗ Despotismus gepriesen wird
Paris, 29. Aug. Die in Paris studirenden
Bulgaren sandten dem Prinzen Alexander von Hessen
ein Telegramm, worin sie ihre Anhänglichkeit an
den Fürfien Alexander versichern und sich bereit
ertlären, ihr Leben für ihn zu lassen. J
Waris, 29. August. Das Journal offiziell
verdssentucht die Dekrele über die Ausstellung. Nach
denselben soll diese vom 5. Mai bis 831. Oktober
1889 dauern. Als letzter Annahmetermin ist der
I. April 1889 festgesetzt worden. (Da sich Deutsch⸗
land voraussichilich nicht an der Ausstellung be⸗
theiligen wird, so erscheint ein Abdruck der sehr
umfangreichen Einzelbestimmungen vorerst zwecklos.)
Petersburg, 28. August. Die deutsche
Petersburger Zeitung räth dem Fursten von Bul⸗
garien, die Regierung in Bulgarien nicht wieder
aufzunehmen. da, wie die Verhaltnisse jetzt lägen,
nur ein zweiter aber nachhaltigerer Sturz die Folge
sein würde.
Retersburg, 28. August. Der frühere
russische Militarbebollmächtigte in Berlin Fürst Dol⸗
goruki ist nach Bulgarien abgegangen, um über die
dezüglich der dortigen Zustände zu ergreifenden
Maßregeln Bericht abzustatten. Viele Politiker
glauben hier, daß eine Besetzung des Fürstenthums
Zulgarien durch russische Truppen in Aussicht stehe
doch ist dieser Annahme gegenüber Vorsicht geboten.
Giurgewo, 29. August. Ueber die gegen⸗
wärtige Situation Bulgariens hat Stambuloff einem
storrespondenten der „Agence Habas“ folgende
Aufllarung gegeben:
Es beständen zur Zeit zwei Regierungen im
Lande, eine in Sofia unter Leitung Karaweloff's,
die andere für das übrige Bulgarien und Rumelien
unter Vorsitz Stambuloff's. Letzterer habe sich von
Karaweloff getrennt, weil dieser der Absendunç
eines rusfischen Enquetecommissars zugestimmt habe,
während Stambuloff die Situation ohne Theilnahme
eines solchen wieder herstellen wolle. Demnach sei
die durch die gestrige Proklamation Stambuloff's
defignirte Regierung als wirkliche Regierung zu be⸗
trachten, welche mindestens bis zur Rüdkehr des
Fürsten nach Sofia von diesem als solche acceptirt
werden dürfte.
Major Grueff ist in Rahowa, mehrere andere
Offiziere sind in Widdin internirt. Zankoff befindet
sich noch, ohne verhaftet zu sein, in Sofia, wird
jedoch sireng überwacht. (Demnach wäre die nach
Darmstadt gelangte Bukarester Privatmeldung, daß
Zan koff'vom Volke gelyncht worden, nicht wahr.)
Adrianopel, 80. August. Das türkische
Heer wird miitaller Beschleunigung kriegsbe⸗
reit gemacht.
Lokale und pfaälzische Nachrichten.
GO St. Ingbert, 31. August. Heute
Nacht gegen 343 Uhr wurden die Bewohner hiesiger
Stadt durch Feueralarm aus dem Schlafe geweckt.
Es brannte in dem Wohnhause des Bergmannes
Ripplinger in der Elversbergerstraße. Durch das
auf dem Speicher aufgehäufte Heu hatte das Feuer
reichliche Nahrung. In kurzer Zeit war der ganze
Dachstuͤhl niedergebrannt. Doch konnten die Mo—
bilien sämmtlich geretiet werden. Dem raschen Ein—
greifen der Feuerwehr und der Bewohner, die zahl⸗
—XDD
auf seinen Herd zu beschränken. Ripplinger hat
verfichert. — Rühmlichsi sei noch das Fuhrwerk
der Gebrüder Becker erwähnt, welches, wie bei
jedem Brande, auch heute wieder mit einem großen
Wasserfasse auf der Brandstätte angefahren war.
GO St. In abert, 31. August. An den
hiesigen katholischen Schulen schloß unterm Heutigen
das Sommersemester, und beginnen die Ferien.
Diese dauern bis zum 16. Oktober. *
—ESt. Ingbert, 31. August. Zur Erin⸗
nerung an die Schlacht bei Sedan hält die Ge⸗
sellschaft Harmonie“ am Donnerstag, 2. Septbr.,
Abend eine Festkneipe ab. Ob die andern hiesigen
Vereine ähnliches veranstalten. ist bis jetzt nichts
bekannt.
— pirmasens. Der Stadtrath nahm die
von der Kegierung beantragte Aenderung des Octroi⸗
Tarifes an. Es wird danach Flaschenwein statt
mit 10 Pfg. pro Flasche, wie der Faßwein- mit
1 M. 20 Vfg. pro Hektoliter besteuert. Für Bier
soll durch den Malzaufschlag Einnehmet ein weiterer
Aufschlag von 1M. 20 Pfg. pro Heltoliter Malz
zu Gunsien der Stadt erhoben, dagegen für jeden
dektoliter ausgeführtes Bier 45 Pfg. zurückvergütet
werden. Brauntwwein und Baumaterialien bleiben
von der Besteuerung gänzlich befreiit.
dSausterbach, 20. August. Heute wurde
der an Blutvergiftung verstorbene königl. Förster
derr Reichert, zu Grabe getragen. Eine ganz un⸗
ʒedeutende Schnittwunde auf der Unterfläche des
Daumens der rechten Hand, mit welcher er vor
einigen Tagen die Spitze einer Cigarre abschnitt
wobei ohne Zweifel ein Giftstoff (ob von dem
Messer oder der Cigarre herrührend, kann nicht mit
Zessimmtheit angegeben werden) in die kleine Wunde
kam, hatte eine Entzundung zur Folge, aus welcher
der Verstorbene sich anfangs nichts machte. Die
zunehmenden Schmerzen und das zusends vermehrte
Anschwellen des Daumens und der Hand ließen
ihn aber nun doch erkennen, daß arztliche Hülfe
nothig sei. Leider konnte der Arzt troz Anwend⸗
ung der energischsten Mittel das Leben des guten
Mannes nicht retten; in kurzer Zeit war der ganze
Arm bis zur Schulter schrecklich angeschwollen und
vetgiftet. Der Tod trat bald ein.
Nach einer der „Sp. Z.“ aus Germhers⸗
heim zugegangenen Mittheilung sei der Musik des
2. bayer. Fuß⸗Artillerie⸗Regiments die Ehre zu
Theil geworden, beim Empfang des Kaisers in
Metz zu spielen. Der Stab dieses Regiments wird
qun doch vom 1. September an nach Meg verlegt,
die Musik dagegen hat bis zum 13. September
Urlaub nach Germersheim erhalten. J
— In Lu dwigshafen starb am Samstag
'm hohen Alter von 84 Jahren der pensionirte
Direttlionsralh der pfälzischen Eisenbahnen, Herr
Philipp Franz Schlinck. Der Verstorbene hat die
entstehung und öntwicklung der pfalz. Bahnen
miterlebt und denselben seine Dienste treu und eifrig
gewidmet. —
— Mutterstadt, 29. August. Heute
Mittag 2 Uhr wurde unser Ort in große Auf⸗
regung verseßt, indem sich die Kunde verbreitete,
der 18jährige Friedrich Handrich habe seinen Vater
erschossen. Leider beruͤhte diese Kunde auf Wahr⸗
heit und soll der Sachverhalt folgender sein: Der
hater, Johannes Handrich, Oekonom in sehr guten
Bermögensverhältnissen, zeigte oft eine sehr erregte
Ratur, in Folge dessen seine Ftau und Kinder
sehr Vieles von ihm zu erdulden hatten. Heute
Mittag nun soll er mit einem geladenen Revolver
auf seine Frau losgegangen sein, in der Absicht,
dieselbe zu erschießen. Sein Sohn, Schüler der
Realschule zu Speyer, riß in diesem gefährlichen
Augenblicke dem gereizten Vater die Schußwaffe
aus der Hand und ein unglücklicher Zufall wollte
es, daß der Rebolver losging und die Kugel in
die Brust des Vaters drang. Der Sohn zeigte sich
sofort nach vollbrachter That der Polizei als Mörder
seines Voaiers an. Das Weitere wird die Unter⸗
suchung ergeben. Pf. Volksz.)
Vermischtes.
fDudweiler, 29. August. Gestern Morgen
derunglückte auf hiefiger Grube der Bergmann Klein
aus Falscheid bei Lebach dadurch, daß sich Felsstücke
vsten und ihn erdrückten. Der Verunglückte, wel⸗
her sofort starb, ist verheirathet und Vater von
drei Kindern.
* Wie wir in Nr. 166 dieser Zeitung mit—
heilten, wurde der 12jähr. Sohn des Unternehmers
Zeitz in Mesz letzten Mittwoch durch den Huf⸗
schlag eines neuangekauften Pferdes an den Kopf
etroffen, daß er ohnmaͤchtig zusammenbrach. Wite
vir nun hören ist der junge Bursche Tags darauj
in Folge der durch den Schlag verursachten Gehirn⸗
erschütterung und Verletzung gestorben.
F Metz, 27. August. Ein Soldat deß
Deut garnisonirenden Kuͤrasfier · Regiments sin
diesen Morgen beim großen Exercieren auf
Manbverfelde bei Frescaty so unglücklich vom ps n
daß er das Genick brach und sofort todt inhent
F Metz, 27. August. Die Eisenbahnbis
aus Metz um Umgegend trafen nach ringeee
wesenheit aus Lourdes diesen Nachmittag iß J
wieder hier ein, um einige Reiseerinnerungen
reichert, im übrigen genau so wie fie forien
sind: Die Gesunden nicht kränker, die a
nicht gesünder, die Lahmen nicht gehend, die *
den nicht sehend, ein Wunder — wenn es
ders wäre.
t Trier 28. August. Man schreibt de
„Tr. Zig.“: „Seit zwei Tagen hat der Prig
von Wales, der englische Thronfolger, mit de
gleitung im strengsten Inkognito in unserer Sicd
berweilt und im „Rothen Hause“ Absteigequai
genommen. Nachdem er mit vielem Interesse d
Sehenswürdigkeiten Triet's besucht hat, ist er heu
Morgen mit dem Dampfschiff nach Coblenz abgeten
FGepaäcdbersicherung.) Von i—
großem Vortheil es ist, die der Bahn übergebene
—
einen Beweis, der kürzlich einem Barmer Muffe
hegegnete. Derselbe gab zwei Koffer zur Befoörde
ung von Barmen nach Düßsseldorf auf die Bahn
von denen der eine, in welchem sich für 8000 9
Musikalien befanden, wahrscheinlich gestohlen wurd
Jetzt hat die Bahnverwaltung dem Betzeffenden
als höchste Entschädigung 42 Mtk. ausbezahl. Het
der Auftraggeber vorher die Koffer gegen eine Ge
bühr von 10 Pf. versichert, so hätte die Bahnvder
waltung ihm vollen Schadenersatz leisten müsen.
r Die Tischler⸗JInnmaung in Mohrunge
hat beschlossen, streng darauf zu halten, daß ist
Lehrlinge auf der Straße keine Cigarre rauchen
daß fie sich stets anständig betragen und fich in
Sommer nicht nach 9 Uhr, im Winter nicht nae
7 Uhr abends auf den Straßen umhertummelr
Auch ist der Besuch von Schanklokalen untersagl
Zuwiderhandelnde sollen mit Verlängerung de—
Lehrzeit bis zu 83 Monaten bestraft werden.
FStuttgart, 29. August. Die Unglücz
fille in den Alpen wollen dieses Jahr gar nich
aufhören. Heute traf die Nachticht hier ein, da
der junge Herr Munz, Sohn des Direbtors de
Brauͤerei „Zum ennglischen Garten“, welcher mi
zwei Führern den Großgloctner besteigen woll
mit den Führern in ein Hohle abgestürzt ist. Trot
der umfassendsten Nachforschungen konnten, der
hierher gegp Nachrichten zu Folge, die Verun
glückten dis jetzt nicht aufgefunden werden. Munz
ist 28 Jahre alt und erst kurz verheirathet.
Die Bayerische Hypotheken⸗ un'
Wechselbank kündigt ihre Aprozentigen Pfard
briefe der Serien 8 bis 8 inclusive vom Jahr
1866 bis 1871 inclusive, welche zur Zeit noch mi
einem Gesammt⸗Nennwerthe von 16,800, 000 M
sich im Umlaufe befinden, den Juhabern zur Heim—
zahlung und Erhebung am 28. Februar 1887
Am 1 März 1887 treten die gekündigten Pfand
briefe außer Verzinsung. Auf die gelündige—
Pfandbriefe, welche bis zum 20. Sept. d. Is. ind
zum Umtansche gegen ihte Zisr · prozentigen Pfard
briefe eingereicht oder angemeldet werden, wird ein
Bomifikation eines vollen Monatszinses gewährh.
Wie die Munchener „N. N“ dernehmen
werden die Wasserwerke auf Herren wött!
im Chiemsee, die bisher nicht fertiggestellt warer
im Laufe des Mopats September in Betrieb gesch
Dieselben spielen in noch zu bestimmenden Stunde
an bier Tagen der Woche, an welchen die Erlaub
niß der Besichtigung des Schlosses gegen Erlag vo
3 Mark gestattet ist.
Vom Lande“ schreibt man dem Dr. En
schen „Vayer. Vaterl.“: „Durch die Blatle
geht die Naͤchricht. daß in Bayern zwei Husaren
RKegimenter errichtet werden sollen. Das mah
fich bei uns sehr leicht und ohne viele Kosten! Nu
braucht ja nur die patriotischen Preßhusaren
ganzen Tande zusammenfangen zu lassen und
amen Sad mit Brennnesseln zu siecken. Damita
wischt man zwei Fliegen auf einen Schlag. Nu
gibt dadurch dem Lande die langersehnie Ruhe —
den Frieden wieder und hat zugleich im ariegosel
eine Hufarengattung, vor der sobaid man sie au
dem Sacee schuttelt jeder wenn auch nur halbwes
übilisirte deind sofort Reißaus nimmt. Freuedu
„Bruder Regensburger“, kannst Husarenober
werden!“