Full text: St. Ingberter Anzeiger

Festessen im großen Saale des Gesellschaftshauses. 
Abends 8 Uhr: Festbanket im großen Saale des 
Kesellschaftshauses, eventuell im Garten daselbst. 
Mittwoch den 22. September: Seklionsvorträge 
im Turnsaale des Schulhauses (Aula). a. Morgens 
von 8 bis *229 Uhr: „Demonftrationen am 
reukonstruirten Riesentellurium und am Apparat 
iür mathematische Geographie.“ Referent: Herr 
Reallehrer Manz⸗Baden Baden. b. Morgens 129 
bis 13210 Uhr: „Das Kartenzeichnen in der 
Volksschule mit Demonstrationen.“ Referent: Herr 
dehrer Hilschmann⸗Ludwigshafen. Morgends 1510 
Uhr: Schifffahrt auf dem Rheine. »v 
Vermischtes. 
fF Kaiser Wilhelm trifft, wie schon er⸗ 
wähnt, am Freitag den 10. ds. M. in Straß⸗ 
burg ein ünd findet an diesem Tage eine Illu— 
mination des Münsters mit ungefähr 3000 Lämpchen 
ind bengalischen Flammen statt. Eine gleiche Be⸗ 
XXXREVL 
der Abreise des Kaisers nach Metz, veranstaltet. 
Für allenfallsige Besucher dieses großartigen Schau⸗ 
pieles aus der Pfalz sei bemerkt, daß die General⸗ 
hirektion der Eisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen den 
Reisenden, welche am 10. und 11. September 
Billete von Stationen dieser Bahnen nach Straß⸗ 
zurg lösen, freie Rückfahrt einräumt und die Gil⸗ 
tigkeit dieser Billete bis einschließlich 18. Sepibr. 
verlängert. Gleiche Vergünstigung ist für den 19. 
und 20. September für die Fahrt nach Metz ein⸗ 
zeräumt und die Giltigkeitsdauer dieser Billete bis 
einschließlich 21. September verlängert. Ob sich 
die Direktion der pfälzischen Bahnen diesem Vor— 
zehen anschließen wird, ist zur Zeit noch nicht 
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Mannheim, 83. Sept. Gestern am Spät⸗ 
sachmittag wurde an der sogenanten Rheinhafen⸗ 
spitze (Nähe des Mühlauer Schlößchens) eine männ⸗ 
liche Leiche gelündet die nicht weniger als fünf 
Stichwunden an der Brust auszuweisen hat. Alle 
Anzeichen lassen darauf schließen, daß der junge, 
ungefähr 18 bis 20 Jahre alte Mann das Opfer 
eines Mordes geworden ist. Wie der „N. B. L. 
Ztg.“ von zuverlässiger Quelle mitgetheilt wird, 
ind die Stichwunden von solcher Beschaffenheit, 
daß alle fünf geeignet waren, den Tod des Opfers 
herbeizuführen. Die Leiche war gut gekleidet und 
janden sich bei derselben noch eine silberne Cylinder⸗ 
uhr und ein Portemonnaie mit 10 Pfg. Inhalt 
yor. Nach diesen Anzeichen ist zu schließen, daß 
hier nicht ein Raubmord, sondern ein Mord aus 
irgend einem Grunde vorliegt. In der Leiche des 
Ermordeten wird ein seit einigen Tagen vermißter 
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fF Gießen, 4. Sept. Gestern Abend gegen 
3 Uhr wurde auf der Lollar⸗Wetzlarer Eisenbahn⸗ 
trecke, zwischen Kinzenbach und Dorlar ein auf dem 
Rüchwege nach Heuchelheim befindlicher, mit zwei 
tühen bespannter Wagen, dessen Infassen (eine 
Frau und deren Bube) auf den heranfahrenden 
Zug nicht geachtet hatten eben auf dem Uebergange 
des alten Rodheimer Weges (sog. Plattweges) über 
den Bahnkörper vom Zug erfaßt und zertrümmert. 
Die Frau war sofort todt, der Bube wurde an der 
Hand verletzt. Die Kühe, welche schon jenseits der 
Schienen waren, blieben unverletzt und schleppten, 
des gewohnten Heimwegs kundig, die Trümmer 
des Wagens nach Heuchelheim, während der Junge 
chreiend hinterdrein lief und dadurch auf das Ge⸗ 
chehene aufmerksam machte. Da die Uebergänge 
auf der bedachten Bahnstrecke nicht geschlossen werden 
Nebenbahnbetrieb), so ist Niemand für das Un⸗ 
zlück verantwortlich zu machen. (Oberh. Nachr.) 
FWiesbaden. Das Programm des 16. 
deutschen Protestanten⸗Tages besagt: Dienstag, 
den 12. Okt., Ausschußsitzung und Abends 5 Uhr 
Eröffnungsgottesdienst in der Hauptkirche auf dem 
Markt. Predigt: Z. Wirth, Pfarrer am Münster 
u Basel. Abends 8 Uhr: Begrüßung der aus⸗ 
wärtigen Gäste und gesellige Vereinigung im gro⸗ 
zen Saale der Victoria⸗Hotels. Mittwoch den 13. 
Okt., Vormittags 93 Uhr: Hauptverhandlung in 
der großen Halle des Kaisersaales. Tagesordnung: 
a. der deutsche Protestantismus in seinem Verhält⸗ 
niß zu Rom, Referent: Prediger Richter Mariendorf 
hei Verlin; b das Verhältniß des deutschen Prote⸗ 
stantismus zur Staatsgewalt. Refernt: Kammerge⸗ 
tichtsrath Schroeder⸗Berlin. Mittags 2 Utr Ge⸗ 
meinschaftliches Essen im VictoriaHotel. Abends 
71/4 Ußr: Oeffentliche Bersammelunga in der 
jroßen Halle des Kaisersaales; Ansprachen: Stadt⸗ 
farrer Hitzig Mannheim, Professor Dr. Pfleiderer⸗ 
Zerlin, Justizrath Goetting⸗Hildesheim, Pfarrer 
klapp⸗ Hamburg. Donnerstag, den 14. Okt., ge⸗ 
neinsame Fahrt noch Rüdesheim und dem Nieder⸗ 
valdDenkmal. 
f.Frankfurt a. M., 4. Sept. Der König 
»on Portugul und Gefolge ist heute Nachmittag 
zier eingetroffen. Derselbe wurde am Bahnhof 
on Herrn General⸗Konsul Baron Ludwig von Er— 
anger empfangen und nach dem „Russische Hof“ 
jeleitet. Der Konig, der bis Dienstag in Frank—⸗ 
urt zu bleiben gedenkt, besucht heute Abend die 
IRper. — Der Kaufmann und Musiklehrer August 
Wald ist durchgegangen. Er hat Frau und 
dinder hier gelassen, aber 135,000 M. mitgenommen. 
In Holland hat er sich als Kapellmeister für ein 
Infanterie⸗Regiment in Batavia anwerben lassen. 
fLeutkirch (Würti.) In Wurzach hat der 
hort sich aufhaltende Rechtsanwalt Riedle am 1. 
Sept. seine Mutter erschlagen. Er vollbrachte die 
That in einem Anfall von Geistesstörung und 
ourde zunüchst in einer Irrenzelle des hiesigen 
—„pitals untergebracht. 
München, 3. Sept. Sr. Kgl. Hoh. dem 
ßrinz Regenten Luitpold sind bei seinem jüngsten 
lufenthalte im Berchtesgadener Land großartige 
huldigungen zu Theil geworden; unter Anderem 
eranstaltete man eine feenhafte Stadt ˖ und Berg⸗ 
»eleuchtung. Es erinnern sich selbst Leute, welche 
die Beleuchtung von 1860, 1863 und jene zu 
xẽhhren des deutschen Kronprinzen 1878 gesehen 
jaben, nicht, eine solche Pracht bewundert zu haben. 
die Bergbeleuchtung war gerade zu einzig. Von 
illen umliegenden Höhen, selbst vom schwer zu⸗ 
jzänglichen kleinen Watzmann, leuchteten mächtige 
ßergfeuer herab. Den Glanzpunkt bildete der 
„chloßgarten, den Hofgarten⸗ Inspector Mohl mit 
illem von Herrenchiemsee zur Verfügung gestellten 
geleuchtungsmaterial feenhaft ausstatiete 
F München, 6. Sept. Gegen Mitternacht 
rach in dem von vielen Gefangenen besetzten Zuchi⸗ 
saus in Au ein erhebliches Feuer aus, wobei 
er Dachstuhl und die Anstaltskirche total verbrannten. 
Niemand verunglückte. Die Entstebungsursache ist 
inbekannt. 
F,Väter der Stadt.“ In der französi⸗ 
chen Stadt Berck (im Departement Pas de Calais) 
ildet der folgende Vorfall das Tagesgespräch: Bei 
inem Bankett im Grand Hotel warf der realtionäre 
deputirte von Pas de Calais, Herr Emil Delhomel, 
em Maire, Herrn A. Marquet, vor, daß er jaͤhrlich 
ünftausend Franks von dem Gemeindefonds unter. 
chlage. Als Marquet ihn hierauf kurz und bündig 
zer Lüge beschuldigte, gerieih Delhomel in Wuth 
ind schleuderte ihm einen Teller mit solcher Ge— 
valk ins Gesicht, daß dieser zerbrach. Hierauf 
nachte der Präsident des Banketts von seinem Rechte 
ßebrauch und ersuchte Herrn Delhomel, das Lokal 
u verlassen. J 
.Die Hochzeitsreise. Am 25. August 
ermählte fich in London der ehemalige Oberft 
Naclon mit dem reizenden sechzehnjahrigen Fraulein 
Mand Diklof. Beim Frühstück wurde, so erzählt 
nan sich in den Bekanntenkreisen der Jungvermahl⸗ 
en, über das Ziel der Hochzeitsreise gesprochen. 
Der Oberst schwärmte von Paris, die Braut er— 
lärte, dort sei es jetzt zu heiß, sie wolle bis zum 
herbste die Schweizer Seen besuchen. Man konnte 
ich nicht einigen. Da sagte der Neuvbermählte 
lötzlich: „Wir werden uns doch nicht streiten, mein 
derz. Dazu lieben wir uns zu sehr. Lasse Deinen 
caugenichts von Gatten Wochen in Paris herum⸗ 
ummeln, gehe Du mit Deiner Kammerjungfer in 
ie Schweiz, und im Oktober kommen wir wieder 
sier zusammen.“ Am Abend begleitete der Oberst 
eine junge Frau zum Bahnhof, reichte ihr galant 
iinen Blumenstrauß und eine Bonbonniere, sie warf 
ym vom Coupefenster Kußhaändchen zu und er rief 
einer davonfchrenden Frau noch zärtlich nach: 
Schreibe mir täglich, sonst verzweifle ich!“ 
F.Der Oxrkan, der am letzien Sonnabend 
die Straßen Petersburg s durchtobte, scheint 
uch den großen Franzosen Deroulede mit sottge⸗ 
veht zu haben. Gegen 6 Uhr Nachmittags — 
o melden ruffische Blätter — verlangte er im 
dotel d'Europe ganz unerwartet seine Rechnung 
ind erklärte, er werde mit dem Dampfer nach 
*toctholm abreisen. Dieser Dampfer geht aber 
räͤcise um 6 Uhr von Petersburg ab; als man 
)erouloͤde hierauf aufmerksam machte, sagte er, 
aahrscheinlich werde er den Dampfer wobl nicht 
nehr antreffen, er müsse aber fahren, weil er 
vartet“ werde. Man meint nun, daß den —8 
im 8 Uhr Abends mit der Finnländischen dn 
abn nach delsingfors gereist in un dn hen 
Dampfer einzuholen, und daß er vermuthlich d den 
außerhalb Rußlands ist. Etwaige Briet den 
nach Paris poste rostanto zu adreffiten * 
der „Pet. Listok“ ruft dem „theuren Gas u. 
gludiiche Reise“ nach und erinnert ihren n 
Lersprechen, im nächsten Jahre wiedetgulennn 
Die „Pet. Gaseta“ behauptet in ihrem —* 
die hiesigen Deutschen, der hier herrschende dn 
Beist“ hatten Deroulöde aus Petersburg —8 
Wohin er auch kam, überall stieß er auf dan 
Tigarren, deutsche Getränke, deutsche —E 
)eutsche Bäcker und Wurstmacher; in Arcadig 
auf Strauß' Zigeunerbaron“ und die Primo 
donna Fräulein Kestler, sowie den deutschen Ballet. 
neister Glasemann; im „Aquarium“ auf de⸗ 
»eutschen Kopellmeister Engel; im Zoologische 
Harten auf den deutschen Direktor Rosi —X 
ehrte Deroulode in sein Hotel zurück um * 
zier mußte er gleich etwas Deutsches erblicken, um 
war deutsches Ungeziefer, einen großen Carakan 
— „Prussaken!“ Da hielt Deroulde nichi 
anger aus, sondern ergriff die Flucht, inden a 
nusrief: „Ich begreife nicht, wie man inmilten s 
ieler Deutscher leben kann!“ — Glückliche Reis 
FEebendig begraben.) Aus der Ta⸗ 
tarensitadt Mezelinsk wird folgender Vorfall he⸗ 
richtet: In einer Nacht hielten die Talaren ühet 
inen der Ihrigen, einen Limonenhändler, ein Vollz. 
zericht ab, worauf sie ihn erdrosselten und dit 
deiche zwischen den Feldern oberflächlich in der 
Erde verscharrten. Am anderen Tage vernahmen 
russische Weiber, die zur Arbeit auf's Feld gingen 
ein leises Stöhnen und Wimmern aus der Erde 
serauftönen. Sie gruben nach, und nach einer 
Urbeit von einer Stunde gelang es ihnen, di 
Tataren auszugraben, den seine Landsleute Tagh 
vorher eingegraben hatkten. Der Unglückliche lebte 
noch und wurde an das nächste Spiilal abgegeben 
* Der „Herolde in Milwaukee, ein durch⸗ 
aus ernst zu nehmendes Blatt, das unter da 
deutsch⸗ amerilanischen Presse hohe Achtung genießt 
jat seine Leser mit Enthüllungen über Linen seil 
Jahren bestehenden, über mehrere Staalen der 
Inion verbreiteten, sich „a. A. B. B.“ (Ame— 
anischer Anti Bismarck⸗Bund) nennenden Geheim⸗ 
zund überrascht, dessen Endzwech auf eine Ver⸗ 
chwörung gegen das Leben des deutschen Reichs⸗ 
anzlers abzielt. Das Blatt ist in der Lage, daß 
vorgeschriebene Formular, welches vor der Aufnahme 
‚on neuen Mitgliedern unterzeichnet und ausgefüllt 
verden müßte, zu veröffentlichen. Dasselbe hat 
folgenden Wortlaut: „Ich, ... geb. ... am 
zu .. in Deutschland, seit dem Jahre .. Bürger 
der Vereinigten Staaten von Nordamerika, erlanbe 
mir hiermit, daß ich, bekannt mit den Tendenzen 
des A. A. B. B. Sekt. 37 zu stellen, mich in 
iese Verbindung au fnehmen zu wollen. Ich erklare 
ziermit, daß ich, bekannt mit den Tendenzen de⸗ 
A. A. B. B., mich bemühen werde, dieselben auf 
alle nur mögliche Weise zu heben und zu fordern. 
Ich erklare mich bereit, allem, was das Jnteresse de⸗ 
A. A. B. B. betrifft, mich ohne geringste Wider⸗ 
jetzlichkeit unterwerfen zu wollen, und erwarte da⸗ 
Jjegen den Schutz und Beistand in Nöthen, der mit 
ukommt. Dagegen verspreche ich ferner, über 
alles, was den A. A. B. B. betrifft, das tieffte 
Schweigen beachten zu wollen und bin mit der 
uuf Verath stehenden Strafe sehr wohl bekannt. 
Die hervorragendste Rolle spielien der Apotheket 
Ostar Gründeroth. welcher aus Merseburg gebürtig 
st und sein Provisor Reinhold Koch, welch letzteret 
ange Zeit Sekretär des „Bundes“ war. 
F(Richtiges Berliner Kind.) Gehe 
ch gestern am Tempelhofer Ufert entlang und 
ehe, wie ein Bengel von eiwa 9 Jahren hart au 
Rande des Kanals auf der Einfriedigung herum 
urnt. Ich rufe: „Junge, Du willst wohl inß 
Wasser fallen ?“ „Det möchten Se woll“, ant- 
vortet die Range — „damit Se fich 'ne Rettungß 
nedaille verdienen kͤnnen? Nee, is nich!“ 
Dienfeesnachrichten. 
Die prot. Pfarrstelle zu Quirn ba ch wurd⸗ 
)um Pfarramtskandidaten H. Barth aus Sveper 
zerliehen. 
Der Studienlehrer K. Michal in Zwer 
or ück en wurde an die Studienanstalt Nuͤrnbert 
und der Studienlebrer an der isol. Lateinschule zb