Full text: St. Ingberter Anzeiger

der Bahnwart Michael Jödle auf seinem Posten 
auf der Strecke bei Kapsweyher von dem nach 11 
Uhr hier verkehrenden Güterzuge überfahren und 
blieb auf der Stelle todt. Wie das Unglück ge⸗ 
schehen, ist nicht bekannt. Der Verunglüdte hinter⸗ 
jäßt eine Wittwe und vier unmündige Kinder. 
— Landau, 9. Sept. (CL. A.) Zufolge 
einer höchsten Ministerialentschließung vom 28. v. 
Mis. wurde den Gerichtsvollziehern in der Pfalz 
gestatiet, die Bordereaux zur Einschreibung richter⸗ 
icher Unterpfandsrechte gegen eine Gebühr von 1 
Mark 50 Pf. anzufertigen. 
— Klingenmünster, 8. Sept. Das 
Anwesen des Maurers Häcker dahier brannte gestern 
Vormittag vollständig mieder. Die Nachbarhäuser 
konnten nur mit Mühe gerettet werden. Zur Hilfe⸗ 
leistung waren außer der hiefigen Feuerwehr die 
Löschmannschaften der Irrenanstalt und jene von 
Gleiszellen erschienen. — 
2Von der Haardt, 6. Sept. Der 
Versandt von Trauben hat im Bezirke von Dürk⸗ 
heim bereits Anfangs dieses Monats begonnen, 
auch in den übrigen Theilen der Haardt wirkt die 
schon seit einigen Wochen andauernde heiße Witter⸗ 
ung äußerst vortheilhaft auf die Traubenentwickel⸗ 
ung, so daß man durchweg eine sehr schöne Qua⸗ 
lität erwartet. Der quantilative Ertrag wird durch 
die Verheerungen des Sauerwurms leider stark 
bermindert. 
— Vom mittleren Haardtgebirge, 
8. Sept., schreibt man der „D. W.⸗Zig.“: Wenn 
nicht alle Anzeichen trügen, so haben wir heuer 
einen guten Qualitätsherbst zu erhoffen, der wenig⸗ 
stens einigermaßen unsere Weinproduzenten für 
den großen Aussall der Quantität entschädigen 
dürfte. Die Trauben gehen fast in allen Lagen 
(besonders in den Sandboöden) schnell der Reife 
entgegen und namentlich die Oefterreicher sind 
durchschnittlich so weit, daß man fast überall schneiden 
kann. Wir hatten dieser Tage Gelegenheit mit 
einem urtheilsfähigen und in jeder Beziehung glaub⸗ 
würdigen Fachmann zu sprechen und versicherte uns 
selbiger, daß es auch mit der Quantität keineswegs 
gar so schlecht bestellt und zudem auch Ausficht auf 
hohe Marktpreise vorhanden sei. Geschäftlich scheint 
es jetzt etwas reger zu werden. Es werden öfters 
Verkaͤufe gemeldet, jedoch handelt es sich dabei 
meistens um nicht sehr große Posten. So wurden 
dieser Tage in Wachenheim mehrere Partieen 1884er 
zum Durchschnittspreise von Mk. 950 - 1800 ver⸗ 
kauft. Weitere Verkäͤufe von diesem Jahrgange 
find in der Schwebe, jedoch ist der Vorrath davon 
in letzter Zeit sehr zusummen geschmolzen und nur 
noch in wenigen Privatkellern kann man solchen 
finden. Auch 1888er sind öfter gesucht und beträgi 
die Forderung hierfür Mk. 600 - 700 pro 1000 
Liter. Die in nächster Zeit in unserer Gegend 
stattfindenen Weinauttionen dürften wohl auch noch 
etwas mehr Leben in den freihändigen Verkauf 
bringen. 
— Meckenheim, 6. Sept. Heute Morgen 
wurden auf einem Haferacker, auf der Grenze 
zwischen hier und Ruppertsberg, gegen 30 Schritte 
don der dahin führenden Straße biegend, Ueberreste 
einer Kindesleiche, in ein Leintuch und Wattrod 
eingewickelt, aufgefunden. Die vorderen Schädel—⸗ 
nochen waren zersplittert und außer diesem nichts 
zu bemerken, als der obere Theil des Gerippes. 
Merkwürdigerweise will man schon vor drei Wochen 
die Leiche an der Stelle gesehen haben, ohne daß 
Anzeige erfolgte. Die Polizei nahm an Ort und 
Stelle den Thatbestand auf, wird aber schwerlich 
dem hier vorliegenden Morde (7) auf die Spur 
kommen, da äußere Anhaltspunkte absolut fehlen. 
Pf. 3.) 
— Wachenheim, 6. Sept. Das hiesige 
Spital, eine Schenkung der Familien Wolf und 
Hauber, steht fertig da, allein es kann nicht eröff⸗ 
net werden, weil man sich über den Namen dieses 
gemeinnützigen Instituts nicht schlüssig machen kann 
Bekanntlich hat Herr Joh. Ludwig Wolf bezw. 
dessen Rechtsnachfolger Herr Dr. Bürklin eine sehr 
anfehnliche Summe Geld sowie den Grund und 
Boden dazu hergegeben, mährend das Ehepaar 
Hauber den Bau ausführen ließ. Ein Theil des 
hiesigen Stadtrathes hat das Spital zu Ehren der Frau 
Hauber „Carolinenstift“ getauft und diesen Namen 
an dem Gebäude einmeißeln lassen, während der 
andere Theil nicht zugeben will, daß auf diese 
Weise der Name des Herrn J. L. Wolf verdrängi 
werde. Eine Einigung unter den Schenkgebern 
konnte bisher nicht erzielt werden, obwohl Herr Dr. 
Bürklin seine Zustimmung zur Eröffnung unter der 
Voraussetzung, daß ein neutraler Name gewählt 
werde, bereits ertheilt hat. 
— Frankenthal, 7. Sept. Vor der 
Strafkammer des kgl. Landgerichts kam heute der 
og. „rothe Rosen Prozeß“ zur Verhandlung. Be— 
tanntlich waren die Sozialdemokraten Ehrhardt 
Mosbacher und Ley in Anklage gesetzt, weil sie 
zleich vielen Anderen bei einem Begräbniß eines 
Parteigenossen rothe Blumen im Knopfloch trugen. 
VBor dem Schöffengerichte hier waren alle freige⸗ 
prochen worden, worauf der königl. Amtsanwali 
Berufung einlegte. Die beiden ersten Angeklagten 
wurden auch heute freigesprochen, Leh wegen be—⸗ 
onders auffälligen Benehmens zur 3 Tagen Ge— 
ängniß verurtheilt. — Ferner wurde ein gewisser 
Wagner aus Schifferstadt, welcher hier verschiedene 
freche Einbruchsdiebstähle verübte, zu acht Jahren 
Zuchthaus verurtheilt. 
AXRXL 
FStraßburg, 8. Sept. Der Großherzog 
hon Baden hat heute Nachmittag Straßburg ver— 
sassen und sich nach Baden ⸗Baden begeben, woselbfl 
norgen dessen Geburtstag gefeiert wird. Am 
Freilag den 10. Sept. wird der Großherzog mii 
dem Kaiser wieder hier eintreffen. 
fRüdesheim, 8. Sept. Auf den Zahn⸗ 
adbahnen wurden im August befördert von Rüdes⸗ 
heim nach dem Niederwald 23,255, vom Nieder— 
wald nach Rüdesheim 26,663, von Aßmannshausen 
nach dem Jagdschloß 5845 und vom Jagdschloß 
nach Aßmannshausen 3261, im ganzen auf beiben 
bahnen 59,024 Personen. 
F Düssel dorf, 8. Sept. Die 40. Haupi- 
dersammlung des Gustav⸗Adolf⸗Vereins sandte an 
den Kaiser folgendes Telegramm: „Zum erster 
Male auf rheinischem Boden tagend. an Deutsch 
ands Strom, aber nicht an Deuischlands Grenze 
aßt nach Gebet und Gottesdienst die vierzigst 
)auptvetsammlung des Gustavb⸗Adolf⸗Vereins ihr 
kẽrstes sein, im Gotteshause selbst dem erhabenen 
Protektot des Vereins, dem Vater seines ganzen, 
zurch ihn gesegneten Volkes ohne Unterschied der 
donfession, unserem allverehrten und geliebten 
daiser die ehrerbietigsten Gebetswünsche zum ferneren 
Frieden und Segen zum Heile unseres ganzen 
volkes einmüthig darzubringen.“ 
Niederflörsheim, 7. Sept. Bei 
inem heutigen dahier niedergegangenen Gewitter 
chlug der Blitz in das Schützenhaus, woselbst 6 
Personen Schutz gegen das Unwetter gesucht hatten. 
Das Gebäude wurde total zertrümmert; die Leute 
wurden unter dem Schutz gegen das Unwetter ge 
jucht hatten. Das Gebäude wurde total zertrüm 
mert; die Leute wurden unter dem Schutt desselben 
hegraben. Drei davon wurden sofort tödtlich ge— 
roffen, darunter der Jägdler Herr Louis Geil. 
Die beiden anderen Erschlagenen, ein Mann und 
eine Frau, hatten auf dem Felde gearbeitet. Dit 
übrigen Drei waren von dem Schlage nur betäub 
und wird deren Leben erhalten werden koͤnnen. 
F In Worms vergiftete sich ein Chemiker 
aus Darmstadt, namens Laue. Derselbe hat fich 
erst vor drei Wochen verheirathet und litt an der 
firen Idee, seine Frau nicht ernähren zu können. 
F Worms, 8. Sept. Seit gestern fährt die 
Lokomotive zum ersten Male auf der Sekundärbahn 
bon der Frankenthaler Chaussee ab bis Horchheim 
Das Geleise ist nämlich bis Horchheim fertig ge⸗ 
stellt. Es werden den Tag über Züge mit Kies 
Schienen und Schwellen befördert. Die Arbeiten wur⸗ 
den mit der größten Rührigkeit betrieben, so daß die 
Bahn Anfangs November d. J. dem Verkehr über⸗ 
geben werden kann. Soeben ist man auch mil 
dem Durchbrechen des Andreasviadukts beschäftigt 
um die Einfahrt im hiesigen Bahnhof herzuftellen. 
—7Oppenheim, 7. Sept. Wie vorsichtig 
nan im Gebrauch von Schießwaffen sein soll, be— 
weist wieder nachfolgender Vorfall, der sich hier 
zugetragen hat. Am verflossenen Sonntag kam ein 
sunger Mann Namens J. Braun in die Eisen⸗ 
hjandlung des Herrn Michel, um scharfe Patronen 
zu kaufen. Da aber diese nicht ganz passend 
cchienen, so wollte Herr Michel dieselben in den 
dauf drücken. Während er nun damit herumhan ⸗ 
sirte, ging plötzlich die Waffe los, und der ganze 
Schuß ging dem in der Nähe stehenden B. in den 
Anterleib. Die sofort zur Stelle geeilten Aerzte 
onnten leider nicht mehr helfen, sondern nur eine 
tödtliche Verwundung konstatiren. B. starb gesterr 
Abend unter den schrecklichsten Schmerzen. Hert 
M. aber soll sich, wie gerüchtweise verlautet n 
gestern Abend dem Gericht in Mainz freiwilli od 
flellt haben. g ge— 
F Wiesbaden, 9. Sept. Der achtzeh 
deutsche Juristentag wurde heute Vormilic 3 
eroffnet. Professor Dr. Gneist-Berlin wurde 
Vorsitzenden gewählt. zum 
. Eine Romanscene aus dem Lebe 
erzͤhlt das „Frankf. Int.Bl.“. Am — 
lehtte eine junge Frau, die ihrem Gatten vor 
dier Wochen durchgegangen und bedeutende 8* 
mittel mitgenommen hatte, hierher zurück. Die dg 
hatte während ihrer Abwesenheit nur etwas * 
500 Mark gebraucht und brachte den Rest — 
mitgenommenen Geldes zurüt. Nach einer großet 
Versöhnungsscene behändigte die Frau ihrem Gatter 
das zurückgebrachte Geld. Kaum fühlte der Mann 
ich in dessen Besitz, da zog er andere Saiten ai 
und erklärte, die Frau könne nun gehen, wohin se 
wolle; er verbiete ihr das fernere Betreten seine 
Wohnung. In Verzweiflung eilte die Frau nag 
hrem Zimmer, kleidete sich reisefertig an, flecu 
einen Revolver zu sich, von dem ihr Gatte wußi⸗ 
daß er geladen war, begab sich wieder hinaben 
das Arbeitszimmer ihres Mannes und hielt ihn 
mit den Worten: „Entwweder mein Geld da 
Dein und mein Leben“ die Waffe vor die Bruf 
Zitternd öffnete der Bedrohte seinen Schrank und 
Jab seiner Gattin das Geld zurück, ja sogar cu 
Anfordern derselben noch einige Hundert Mart 
mehr. Hierauf schloß die Frau ihren Gatten i 
sein Schreibzimmer ein und eilte rasch davon 
Nach mehreren Stunden wurde ein Dienstmädcher 
auf die Lage ihres Herrn aufmerksam und hef 
das Zimmer durch einen Schlofsser öffnen. Zu 
Einholung der Frau war es bereits zu späat. Sie 
var mit dem nächsten Zuge in der Richtung nach 
ftöln abgereisft. 
F* Palling, 5. Sept. Am 27. v. M 
wurde das 14 Wochen alte Knäbchen der verheir 
Taglöhnerin Lösch von Freutsmoos, angeblich an 
Fraisen verstorben, beerdigt. Alsbald wurde unte! 
der Bevölkerung der Verdacht rege, daß das Kind 
keines natürlichen Todes verstorben ist, da auf— 
fallender Weise bereits sechs eheliche Kinder der 
Lösch im nämlichen Alter angeblich an dieser Krank 
heit gestorben sfind, während drei außereheliche Kin— 
der noch leben. Bei der vorgenommenen Leichen 
schau wurden Spuren von Eindrücken an Nas 
und Mund konstatirt. Die Kindesmörderin wurd⸗ 
verhaftet. 
F München, 7. Sept. Glutige Säbel— 
affaire, Am Sonntag Abends fand, wie die ‚M. 
Nachr.“ berichten, in der an der äußern Nymphen 
burgerstraße gelegenen Wasserburger Brauerei wit 
an allen Sonn⸗ und Feiertagen Tanzmusik statt. 
Der Saal war stark besucht von Mililär wie Civil 
und alles war fröhlich und guter Dinge, bis sich 
gegen 11.Uhr Nachts wegen einiger dort anwesen 
den Dirnen eine Streiterei entspann. Die Streiten 
den wurden zwar von der Gendarmerie getrenn! 
und aus dem Lokale gewiesen, setzten jedoch ihren 
Streit auf der Straße bis in die Nähe der Wirth 
jchaft zum Batzenhäusl fort. Dort stießen dit 
Raufenden auf zwei ruhig aus der Stadt kommend 
Soldaten des 2. Infanterie⸗Regiments und einer 
des 1. Infanterie⸗Reqiments, auf welche es nun 
obgleich dieselben am Streite vollkommen unbethei 
ligt waren, unter dem Rufe „Haut's nur zu!“ 
losging. Trotz der Versicherung der Angegriffenen 
gar nichts zu wollen, und trotz ihrer Hilferufe, zog 
ein Artillerist seinen Säbel und versetzte einem der 
Infanteristen von rückwärts einen Stich, so daß 
der Säbel wieder zur Brust herausdrang; außet 
diesem Stich brachte er ihm noch mehrere Verleß 
ungen mit der Waffe bei und fiel dann über den 
zweiten Infanteristen her, dem ec ebenfalls mehrert 
lebensgefaͤhrliche Stiche versetzte. Die schwer Ver— 
wundelen, weiche sich in die Festl'sche Wirthschaf 
geflüchtet hatten, wurden von da sofort ins Mili⸗ 
därlazareth verbracht. Zwei der Hauptattentäten 
sind dereils verhaftet. Die Namen der schwer Ver 
wundeten sind Georg Goldbrunner, der drei Stiche, 
und Johann Filfter, der zwei Stiche erhielt, beide 
Soldaten von der dritten Kompagnie des 2. In⸗ 
tanteries Regiments, und Anton Buchwieser, de 
einen Stich erhielt, Soldat der fünften Kompagni 
1. Infanterie⸗Regiments. 
F Das diesjährige Okt oberfest auf der 
Terefienwiese in Müsnsch en währt vom 8—. bi 
10. Oktober. Sonntag den 3. Oktober findet ein 
Flachrennen, und Sonntag den 10. Oktober ein