Full text: St. Ingberter Anzeiger

s1. Ingherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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21. Jahrg. 
vV 222. Dienstag, 16. November 1886. 
Politische Uebersicht. · 
Der hochoffiziösen „Politischen Korrespondenz“ 
Aud aus Berlin, mit Bezug auf die bulgarische 
Angelegenheit Folgendes geschrieben: 
Die hochbedeutende Kundgebung des Kaisers 
tanz Josef beim Zusammentritte der Delegationen 
in Berliner maßgebenden Kreisen einen ausge— 
schneten Eindruck gemacht. Auch hier wird die 
offnung festgehalten, daß es irotz der schwierigen 
age im Orient gelingen werde, Europa die Seg⸗ 
ungen des Friedens zu erhalten. Geschöpft wird 
vornehmlich aus den noiorisch friedlichen Ab⸗ 
hten der drei Kaiser und ihrer Regierungen, an 
enen zu zweifeln kein Grund vorliegt. Freilich 
ind die Verhälinisse in Bulgarien in diesem Augen⸗ 
licke beängstigend verwickelt; es liegt aber in der 
dalur orientalischer Fragen, daß fie, wenn einmal 
nusgetaucht, sofort eine Atmoiphäre voll Beunruhig— 
ing verbreiten, da sie in die verschiedensten Inte⸗ 
essenspharen übergreifen und eine sehr empfindliche 
Zeite der großmächtlichen Politik berühren. 
Die Nachrichten aus Bulgarien, wie die Art, 
ie sie von der gesammten Presse ausgelegt und 
usgebeutet werden, scheinen allerdings dieser Auf⸗ 
—XVDD Soweit 
ber diese Zeitungskundgebungen Deutschland be⸗ 
reffen, ist festzuhalten, daß sie in keiner Weise von 
aaßgebender Seite autorisirt oder gar veranlaßt 
nd. Es darf dies im besonderen von einem Ar⸗ 
kel der „Posi“ gesagt werden, der sich in scharfen 
usfällen gegen Rußland erging, dem Petersburger 
abinette den Vorwurf pyantastischer Polinik zu⸗ 
sleuderte ꝛc. Dieser Artikel wurde als Symptom 
nes Stimmungswechsels von der gesammten Presse 
produzirt. Ware er wirklich das wofür er ge⸗ 
Aten wird, dann wäre man sogar berechtigt zu 
agen, daß die deutsche Politik Oel ins Feuer zu 
ießen beflissen sei. Das gerade Gegentheil ist aber 
er Fall. Das Berliner Kabinet glaubt dem Fries 
en nicht besser dienen zu können, als indem es sich 
em ernsten und aufrichtigen Bestreben widmet, 
ivergirende Anschauungen auszugleichen, zwischen 
Rederstreitenden Interessen zu vermitteln und Miß⸗ 
erständnisse aus dem Wege zu räumen.“ 
Rebellen umzingeit, allein es gelang ihm dennoch. 
ieselben zu zersprengen und am nächsten Tage 
BZhuzni zu erreichen. Später rückte der General 
vieder aus, griff die Rebellen an und schlug sie, 
podei die Verluste so groß waren, daß er im 
Slande war, als Zeichen seines Sieges 10 Wagen⸗ 
adungen mit abgeschnittenen Köpfen nach Cabul 
u senden. 
Finnahme von 47,645 Mk. 81Pf. und einer Aus⸗ 
abe von 47,657 Mk. 64 Pf. so daß ein Ueber⸗ 
chuß von 88 Mk. 17 Pf. verbleibt. — Die 
desammtausgabe für Straßenunterhaltung betragen 
25,630 Mt. bei einer Länge von 79,948 Meter. 
— Der Zinsfuß des Subikriptions ⸗· Ankehens von 
1879/80 wurde von 412 ꝰso auf 4 80 herabgesetzt. — 
seuerer Bestimmung zufolge ist die Einfuhr von 
dartoffeln nach Frankreich nur dann gestattet, wenn 
dieselben von einem Attest der zuständigen Behoörde 
des Herrkunftsortes begleitet sind, welches bescheinigt, 
daß die Grundstücke, auf welchen die Kartoffeln 
zeerntet wurden, sowie das Ursprungsland über⸗ 
aupt von einer Karlioffelkrankheit nicht heimge⸗ 
sucht find. 
Im laufenden Jahre wurden in Pirma⸗ 
sens, 81 Neubauten ausgeführt, von den einige, 
porunter das neue große Schulhaus, noch nicpt 
ganz unter Dach find. Davon sind 83 Wohn⸗ 
haufer und 8 Nebengebäude. 
— Pirmasens, 15. Nop. (P. A.) Nach⸗ 
dem uns das originelle Schiffscaroussel kaum ver⸗ 
lassen, ist ein noch originelleres an dessen Stelle 
getreten, nämlich eines mit wirklichen, lebenden 
Pferden. In einer geräumigen, gegen schlechte 
Witterung gut geschützten und hübsch ausgestatteten 
Bude ist eine Reitbahn, wie im Circus, in welcher 
iich 8 schöne, gut gehaltene Pferde befinden. Die⸗ 
elben sind gut dressirt und sehr fromm, so daß 
rotz des gestrigen, gewaltigen Andranges kein 
Anfall vorkam. Der Zudrang war so außerordentlich, 
aß die dreifache Zahl von Pferden nicht ausgereicht 
zäite, um alle Reitlustigen zu befri edigen; hat es 
och auch einen ganz anderen Reiz, auf einem 
ebenden Pferde zu reiten, als auf einem hölzernen. 
Aber auch für den Zuschauer war das Schauspiel 
ehr anziehend, um so mehr, als gewöhnlich einer 
der der andere der Reitet bei diesem ungewohnten 
Sport eine gar komische Figur spielte. 
— Kaiserslautern, 14. Nov. Zum 
Fintritt in die landwirthschaftliche Kreiswinterschule, 
deren Unterrichtszeil vom November bis Ende März 
dauert, meldeten sich 41 Söhne pfälz. Landwirthe 
an. 
— Einen wenig beneidenswerthen Apetit ent⸗ 
wickelten kürzlich zwei Brüder Namens König in 
Insheim, welche eine am Milzbrand verendete 
ind infolge dessen eingescharrte Kuh Nachts holten 
ind sich daran gütlich thaten, bis ihnen der leckere 
Braten durch die Sicherheitsorgeane weggenommen 
vurde. Jeßt sehen dieselben strenger Strafe ent⸗ 
zegen, indem sie sich wegen Ausgrabung des Ka⸗ 
zaders zu verantworien haben. Das Schönste bei 
dieser Geschichte ist jedoch, daß die milzbrandige 
Zuh, nachdem dieselbe wieder vergraben, abermals 
von Feinschmeckern ausgescharrt wurde. 
—gKlingenmünster, 12. Nov. Gestern 
jand die bereits angekündigte Einweihung des 
Thurmes auf dem Treitelskopf statt, welche Feier 
ich zu einer recht würdigen geltaltete. 
— Ludwigshafen, 12. Nov. In der 
Maschienenfabrik der Herrn Gebr. Sulzer gerieth 
heuie Morgen kurz vor 12 Uhr ein Arbeiter mit 
der Iinken Hand in die Zahnräder einer Drehbank; 
außer saämtuͤchen Fingern wurde ihm noch ein Stück 
der Hand weggerissen. 
zutsches Reica. 
Berlin, 14. Nob. Der Schweine-Schmuggel 
in der preußisch russischen Grenze soll nach Mit⸗ 
heilungen der „Taägl. Rundsch.“ eine solche Aus⸗ 
ehnung angenommen haben, daß der, der dagegen 
orzugehen Miene macht, seines Lebens nicht mehr 
icher isti. So sei ein Rathsmann in Radostowk, 
Zreis Ortelsburg, Namens Kilian, der von den 
zurch sein Dorf gehenden Schweinetransporten 
einer vorgesetzten Behörde regelmaßig Anzeige 
nachte, von den Schmugglern ermordet worden. 
Es seien viele Verhaftungen vorgenommen und 
man seiden Schuldigen auf der Spur. Trotzdem 
sei durch diesen - entsetzlichen Vorfall das Uebel noch 
Jewachsen, da die Furcht vor der Rache det Schmug⸗ 
jer und ihrer Freunde nur lähmend wirke. 
Berlin, 14, Nov. Ueber den Gesundheits— 
ustand des Zaren sind in Berlin sehr ernste Nach⸗ 
aichten eingetroffen, deren Geheimhaltung sehr greif 
hat dafür spricht, daß sie begründet find. 
Weißenburg, 18. Novbbr. Der bisherige 
dreisditekior von Weißenburg, Herr v. Stichaner, 
oll zum Bezirkspräsidenten des Unter⸗Elsaß auser⸗ 
ehen sein. Herr v. Stichaner, ein Pfälzer, ist 
ner der dienstältesten Kreisdirektoren im Reichs— 
ande, hat seit nunmehr 15 Jahren im Unterelsaß 
newirkt. 
Ausland. 
Petersburg, 14. Nop. „Grashdanin“ 
neldei, ein russischer Kandidat für den bulgarischen 
Thron sei vom Zaren endgültig in Aussicht genom⸗ 
nen, der Name desselben wird nicht angegeben; in 
holitischen Kreisen werden wieder verschiedene Kan⸗ 
idaten genannt. 
— 
Der Reichsetatsentwurf 1887,88 schlägt eine An⸗ 
ihe im Betrage von 72 Millionen vor. Im Militär⸗ 
at wird wieder die Erhöhung der Haferrationen für 
lle Pferde und die Erhöhung der Commandozu⸗ 
agen für die Offiziere gefordert, was Beides im 
ßorjahre nur theilweise bewilligt wurde. 
— Der Fehlbetrag des Reichshaushalies pro 
887/88, der durch Matrikularumlagen zu decken ist, 
elaust sich um ca. 33,000,000 Mt. höher als 
m Vorjahre. Die Gesammischuldenlast des Reichs 
eträgt 600,000,000 Mk., wovon 450,000,000 
Nari mit 4 Pzt. vorzinslich sind. Neuerdings 
ibt das Reich bekanntlich zu 3*213 Prozent ver⸗ 
insliche Papiere aus. (Frkf. Journ.) 
— Die „Kreuzztg.“ reizt die Linke des Reichs⸗ 
ags zur Einbringung einer Interpellation betreffs 
er butgarischen Frage. Wie es scheint, würde 
ine solche im Auswärtigen Amt nicht ungern ge⸗ 
ehen werden. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
() St. Ingbert, 16. Novbr. Die am 
Sonntag im Oberhauser'schen Saale stattgehabte 
Anterhaluung des Vereins „Cafino“ war außerge⸗ 
vöhnlich stark besucht. Dieselbe lockte Mitglieder 
in, die quasi dem Vereine ganz fremd ge⸗ 
vorden waren, hoffend, endlich einmal in weiteren 
säumen ein Platzchen finden zu können. Und so 
am es, daß der Saal dicht besetzt war. Sämmt⸗ 
iche Rummern des gut gewählten Programms 
amen recht gelungen zum Vortrage. Das Theater⸗ 
zück „Lott ist tot', das über eine Stunde spielte, 
vurde durchweg glänzend durchgeführt und war so 
decht geeignet, die Lachmuskeln in steter Bewegung 
u erhalten. Auch die Soloscherze: COommis- 
royageur und Lied an Veronika“ versehllen ihre 
Wirkung nicht und wurden mit großem Beifalle 
jufgenommen. Erst gegen Mitternacht fand das 
Programm seinen Abschluß. Allgemein befriedigt 
erließen die Anwesenden, eingedenk der schön ver⸗ 
ebten Stunden den Saal. 
— Zweibrücken, 12. Nov. (3w. Ztg.) 
Jus der Distrikts⸗Ausschußsitzung ist Folgendes zu 
*rwähnen: Der Voranschlag schließt ab mit einer 
Bei der Unterdrückung des Ghilzain- Aufstan⸗ 
xsin Afghanistan wurde der afghanische 
zeneral Ghoͤlam Hyder Khan, als er zum Ersatz 
n Ghuzni vorrückte, im Shenidahan⸗Paß von den