Full text: St. Ingberter Anzeiger

— Landau, 4. Dec. Einer hierher gelangten 
Privatnachricht zu folge hat sich gestern ein zum 
hzayerischen 8. Infanterie ⸗Regiment in Meßt einge⸗ 
ogener Rekrut von dem Walle des FortsMan 
euͤffel heruntergestürzt und dabei den gesuchten Tod 
gefünden. Unbezwingbare Sehnsucht nach der 
Heimath soll das Motiv zu dieser traurigen ˖ That 
gewesen sein. 
Vermischtes. 
4 Auf Grube von der Heidt wird die elek⸗ 
rische Beleuchtung der Bureaus, Weikstätten und der 
onstigen über Tag stehenden Bauten Lingeführt. 
'Neunkirchen, 4. Dez. Das Resultat 
der von dem koniglichen Oberförster Herrn Zoch 
bewerkstelligten zweitägigen Treibjagd bestand in 
79 Hasen und 2. Füchsen. Gestern fiel dieselbe 
wegen des dichten Schneeanhangs sehr ungünstig 
aus, indem nur, wie die „Saar-u. Bl.⸗ Ztg.“ 
meldet, 21 Hasen erlegr wurden; dagegen kamen 
heute 58 Hasen und 2 Fuchse zur Strecke. 
j Mannheim, 4. Dez. Ein NMord und 
Selbstmord hat heute wieder einmal unsere Stadt 
—D 
unstmühle beschäftigter Arbeiter, Namens Bech— 
hoid, hat seine seitherige Geliebte, Hottensia Matt, 
die das Verhältniß zu ihm gelöst hatte, tödtlich 
derwundet und sich selbst entleibt. 
eFrankfurt, 3. Dez. Ein hiefiger Bürger 
ist nach nicht ganz einjähriger Ehe mit seiner noch 
jugendlichen Schwiegermutter durchgegangen. Es 
dürfte dies jedenfalls sehr selten vorkommen. 
Nürnberg, 4. Dez. Das von einem 
Kassenboten der Reschsbank verlorene Werthpapaket 
mit 15,000 Mark ist von einem Knaben gefunden 
worden, der es seinem Vater, einem Hopfen Arbeiter, 
überbrachte, welcher den Fund der Reichsbanck zurüch 
erstattete. 
F Ueber das Duell mit tödtlichem Ausgang in 
Berlin, über das wir in Nr. 235 dss. Blattes 
meldeten, wird untern 4. Dezember aus Berlin 
berichtet: Der Herausforderer war ein hiesiger 
höherer Offizier, sein Gegner der Amtsrichter H. 
aus Düsseldorf. Die Forderung lautete auf Pi- 
stolen unter sehr schweren Bedingungen. Amts⸗ 
richter H. erhielt einen Schuß in dea Unterleib 
und wurde, da die Verletzung sich als eine lebens— 
gefährliche erwies, noch an demselben Tage nach 
dem königlichen Klinikum in der Ziegelstraße ge— 
bracht, wo er vorgestern verschied. Die militärge⸗ 
richtliche Untersuchung soll bereits eingeleitet sein; 
über die Ursache des Duells verlautet nur, daß 
der betreffende Offizier sich ducrch Briefe des Amts⸗ 
richters, die in seine Hände gefallen waren, schwer 
verletzt gefühlt hade. Von anderer Seite erhielt 
das „Berl. Tagbl.“ die folgende allem Anschein 
nach mit der vorigen in Verbindung stehende Nach⸗ 
richt: „Vorgestern starb hier der auf einer Reise 
befindliche Amtsrichter Emil Hartwich aus 
Düsseldorf im 44. Lebensjahre. Durch seine Be⸗ 
fürwortung des Turnens der Jugendspiele u. s. w. 
hat er sich in den letzten Jahren in der Oeffent— 
lichkeit sehr bekannt gemacht. — Zu diesem Duell 
berichtet man der „Rhein.Westf. Ztg.“ aus Tüs—⸗ 
seldorf unter dem 2. Dezember: Heute ist die 
Nachricht hier eingetroffen, daß Herr Amisrichter 
Hartwich seiner Wunde erlegen. Der Fall hat in 
— 
rufen, da auch der Gegner des nunmehr Verstor⸗ 
benen, Baron von Ardenne von den hiesigen 
Husaren, der zur Zeit Adjutant des Kriegsministers, 
in derselben wohlbekannt ist und hier auch zahl⸗ 
reiche Verbindungen besitzt. Die Motive zu dem 
Zweikampfe sollen ähnliche sein, wie zu dem jüngst 
in Mannheim stattgehabten Duell. Seitens des 
Ueberlebenden erging die Forderung. 
. Warum Bismarch keinen Krieg mehr will 
erklärt uns eine jüngst erschienene italienische Bro— 
schüre, aus welcher die „W. Allg. Ztg.“ folgenden 
amüsanten von südlicher Phantasie zeugenden Aus— 
zug gibt: Während des Karolinenstreites saßen im 
kaiserl. Schlosse zu Berlin vier Personen, der 
Kaiser, der Kronprinz, Moltke und Bismarck. Die 
ersten Drei wollten den Krieg, Bismarck ist dagegen 
und läßt sich endlich herbei, den Grund seines 
Widerstandes mitzuteilen. Er erzühlt, indem er auf 
den Anfang seiner politischen Laufbahn zurückgreift, 
Folgendes: In der Nacht, welche meiner Wahl 
zum Abgeordneten folgte, hatte ich einen Traum. 
Ein riesengroßer und schöner germanischer Krieger 
aus der Römerzeit erschien mir, lächelte und sagte: 
Wir werden uns wiedersehen!“ Daun verschwand 
er, ohne mir Zeit zu lassen, ihn nach seinem 
Namen zu fragen. Bald vergaß ich diesen Traum, 
aber im Jahre 1851, als ich in Pommern reiste 
und zum Bevollmächtigten beim Bundestage ernannt 
wurde, erschien mir derselbe Krieger in der darauf⸗ 
folgenden Nacht wieder. „Oito“ sagte er mir, 
„noch einen Schritt und wir werden ans Werk 
chreiten“. Diese zweite Erscheinung machte auf 
mich mehr Eindruck als die erste. Aber der Krieger 
fam noch ein drittesmal in der Nacht nach dem 
Tage, als mich Ihre Majestät nach Paris berufen 
hatte, um mir die Ministerprasidentschaft anzuver 
ktrauen. Der germanische Krieger sagte mir folgen⸗ 
des: „Jetzt können wir an die Arbeit gehn. Kom⸗ 
me, ich erwarte Dich im Teutoburger Walde!“ 
Dieser Traum sagte mir, wer die Erscheinung war, 
zeren Besuch ich empfangen hatte: Hermann selbst 
var es, der Besieger des Varus. Es folgt nun in 
dem Buche eine Szene, welche bei allem Aufwande 
don Phantasie etwas langweilig ist. Bismarck begibt 
ich in den Teutoburger Wald, findet dort der Geist 
des Hermann von zahlreichen Kriegern umgeben und 
erfaährt von ihm, daß er ausersehen ist, die deutsch 
Finheit zu verwirklichen. „Du bist es, Bismarck, 
velchen Gott für dieses Werk gewählt hat wegen 
Deiner Liebe zum Vaterlande und wegen der Kraft 
ind der Unerschüttertichkeit Deines Genius. Doch 
aur dreimal erlaubte Gott, das Schwert zu ziehen, 
in viertes Mal wäre es verhängnisvoll für Dein 
dand Benütze also diese drei kostbaren Gelegenheiten 
zann kannst Du für die Größe Deutschlands thun, 
vas Dir beliebt; habe immer das Schwert in der 
Scheide und den Oelzweig in der Hand.“ Hierauj 
rührte Hermann, um seinem Schüler eine dauernde 
rrinnerung zu hinterlassen, dessen Kopf mit den 
Fingern und ließ ihm nur drei Haate. „Diese 
rei Haare.“ sagte er, „werden allen wiederstehen 
ind werden Dir bis zu Deinem letzten Tage die 
Warnung zurückrufen, die ich Dir im Namen Got⸗ 
ses für das Heil Deutschlands gebe. Jetzt schreite 
ains Werk, gehe gerade auf das Ziel los und lasse 
Dich durch nichts zurückschrecken!“ Der Kaiser hatte 
dieser Erzühlung schweigend zugehört. „Aber“ rieh 
der Kronprinz, „und was wird die Welt sagen, 
venn sie uns den Drohungen Spaniens weichen 
ieht?“ „Was sie von einem Löwen sagen würde,“ 
ꝛrwiderte der Kanzler, „der das Bellen eines 
kleinen Hundes verachtet.“ 
Ger Pariser Hungerkünstler Merr⸗ 
lauti) wird sein Erperiment, 50 Tage zu fasten, 
wahrscheinlich mit dem Leben bezahlen. Nach Aus 
sage der Aerzte zeigen fich bei ihm Spuren der 
glutwergiftung, ferner eine immer deutlicher auf 
treiende Zersetzung des Magens. Merlatti hat den 
33 Fasttag erreicht. Er beißt oft die Zähne krampf⸗ 
haft zusammen und erklärt, daß er unmöglich so 
lange und so schwer gelitten haben könne, um sein 
Vorhaben jetzt in die Brüche gehen zu sehen. 
Ueber eine raffinirte Flucht aus 
dem Gefängnis wird aus Paris,. 2. d. M. 
geschrieben: Ein gewisser Altmayer, welcher unter 
jer Anklage des Betrugs im Untersuchungsgefäng 
aisse Mazas war, ließ sich gestern durch folgenden 
ꝛniff ir Freiheit setzen. Er hatte sich, als er das 
borletzte Mal zum Untersuchungsrichter nach dem 
Justizpalast geführt worden war, in einem unbe· 
vachten Augenblick das Siegel des Untersuchungs⸗ 
richters auf ein weißes Blatt Papier gedrückt, dann 
n seiner Zelle auf dieses Blatt unter Nachahmung 
der ihm wohlbekannten Handschrift des Untersuchungs⸗ 
ichters einen mit der nachgemachten Unterschrift 
des Letzteren versehenen Freilassungsbesehl ge— 
chrieben. Als er nun gestern wiederum bei dem 
Untersuchungsrichter gewesen war, übergab er beim 
Verlassen des Untersuchungszimmers dem auf ihn 
m Gange wartenden Geleitsmanne das zuvor in 
inen gleichfalls gestempelten Umschlag gesteckte 
Schreiben und sagte in gleichgiltigem Tone: “Dies 
rollen Sie, sagt der Richter, dem Gefängnißdirek ˖ 
ror bringen.“ In Mazas angelangt, übergab der 
Wächter gewissenhaft sein Schreiben — und fünf 
Minuten später überschritt Altmayer stillvergnügt 
das Thor von Mazas. Man sucht ihn seitdem 
dergeblich. 
— Selbstmord aus Gewissensbissen. Vor einigen 
Tagen erschoß sich der Professor der medizinisch- 
hirurgischen Akademie in Petersburg, Kolom⸗ 
nin, aus Gewissensbissen darüber, daß er au einer 
ungen Frau, auf deren Wunsch er eine Operation 
vollzogen hatte, die nach wenigen Taren den Tod 
der Operirten herbeifühtrte. Professor Kolomnin 
wurde durch das Mislingen der Operation derart 
erschüttert, daß er mehrere Tage wie abwesend n 
herging. Er klagte sich fortwahrend an, daß er 
Ursache des Todes der Dame sei, daß er figee 
der Operation nicht hätte einverstanden —* 
sollen, und sich nicht stark genug fühlend, * 
Vorwürfe zu ertragen und fsich von den ihn pia 
genden Gedanken zu befreien, machte er durch enn 
Revolverschuß seinem Leben ein Ende. 
(In der Nahe des Baku-Sees) in 
Eeypten wurden neue und angeblich reiche Pel 
roleumlager entdeckt, so daß man glaubt, die eng⸗ 
lische Regierung werde die kostspieligen Bohrungen 
in Gebel⸗-Zeĩt aufgeben. 
Newyork, 2. Dez. Der hier heute von 
Antiwerpen angekommene Dampfer „Westernland 
von der Red Star Linie meldet, daß er am 27 
November in 4309 57 westlicher Länge einen furcht 
baren Orkan aus West⸗Nord-West zu bestehen haute 
Eine riesige Woge zertrümmerte seinen „turtle-haek 
wodurch 4 Matrosen und zwei Zwischendeck⸗Passo 
giere Namens Livadiri und Max Frank, getödtet 
und 15 andere Seeleute und Passagiere mehr oder 
weniger erheblich verletzt wurden. 
Schiffsbericht der Red Star Line. 
Mitgetheilt von Jean Peters, Haupt⸗Agem 
Nin St. Ingbert. 
Auntwerpen, 1. Dezember; der Vostdampfer Zeeland 
Capt. Desmet, ist nach Philadelphia abgegangen. 
Phila delphia, 1. Dezember; der Postdampfer Swizer 
land, Capt. Buschmann, ist nach Antwerpen abgegangen 
Antwerpen, 2. Dezember; der Postdampfer Noord. 
land, Capt. Nickels, ist von New⸗York angekommen. 
New⸗York, 2. Dezember; der Postdampfer Western 
land, Capt. Randle, in von Antwerpen angekommen. 
us3u j 
aus den Standes⸗Registern des Standesamts Ens 
heim vom 15. Okt. bis 15. November l. J. 
a. Geborene: 
Den 17. Oktbr. Johann Nikol. S. v. Johann 
Wollenschneider, Fabrikarbeiter in Ensheim. 
Den 18,. Okt. Barbara, Tochter v. Peter Pewr 
Stuhlmacher in Ensheim. 
Den 20. Ott. Andreas, S. v. Peter Rebmann 
Tagner von Alichbach. 
Den 21. Okt. Karolina, Tochter von Anton 
Schwarz, Wirth in Eschringen. 
Den 25. Okt. Maria Margaretha, Tochter von 
Franz Walle, Schlosser in Ensheim. 
Den 29. Okt. Katharina, T. v. Jakob Munß 
Tagner in Ensheim. 
Den 3. Nob. Johann Franz, S. v. Fram 
Jungfleisch, Fabrikarbeiter in Ensheim. 
Den 3. Nov. Katharina Regina, T. v. Job 
Nik. Feix, Fabrikarbeiter in Ensheim. 
Den 8. Novb. Pauline, T. v. Andr. Vogelgesang 
Klempner in Ensheim. 
b. Verheirathete. 
Den 22. Okt. Jakob Strobel, Sandformer au— 
Altstadt und Luise Quien aus Ensheim. 
Den 13. Nov. Valentin Priester, Fabrikarbeite 
und Elisabetha Görlinger, beide von Ensheim. 
c. Gestorbene. 
Den 21. Okt. Kaspar Roth, 79 Jahre ab 
Wittwer der verl. Anna Mohr in Eschringen. 
Den 8. Nov. Johann Nikolaus Schmitt, Fe— 
brikarbeiter, 31 Jahre alt, Ehegatte von Margarethe 
geb. Schilsung in Ensheim. 
Den 11. „iov. Robert Breyer, 8 J. 59 
alt, Sobn von Michael Breyer, Fabrikarbeiter 
Eschringen. 
Ensheim, 3. Dez. 1886. 
Das Bürgermeisteramt 
Fur die Redaktion verantwortlich: F. XR. Demeßz 
Der Vetter vom Rhein, Kalender ju 
1887. Preis 30Pf. Verlag von Chr. Schömpetle 
in Lahr. 
Unter den Volkskalendern hat sich auch „De 
Better vom Rhein“ eine günstige Aufnahme gesicher 
Der künftige Jahrgang bietet wieder gediegene El 
zählungen, Gedichte, Ernstes und Heiteres und Nüh 
liches für jedernann. Die Ausstattung und Bild 
sind gut. (Kölnische Zeitung 
Preußische Central· Voden Creo ey yvc 
Ifandbriefe von 1872, 1874, 1875 und 1877 
Serie J. Die nächste Ziehung findet Anfan 
Dezember statt. Gegen den Coursderlust von 
194 p&t. bei der Ausloosung übernimmt 
Bankhaus Carl Neuburger, Berlin, Fran— 
sische Straße 13, die Versicherung für eine Prän 
von 4 Ppf. pro 100 Mark.