— Speyer, 18. Jan. Die hiesige Stadt,
velche bisher 1800 Mk. Maximalgehalt, außerdem
orrekturgeld und Enischädigung für Abhaltung der
Sonntagsschule zahlte, hat mit Beginn des neuen
Jahres die Lehrergehalte dahier namhast aufgebesseet.
— Kirchheim a. E., 16. Jan. Heute
machte der Stückwerker Theodor Fries durch Er—
hängen seinem Leben ein Ende.
— Götlheim, 16. Jan. Heute wurde
stonrad Heßler von hier erhängt aufgefunden.
— Ludwigshafen, 15. Jan. Bierbrauer
Julius Lang in Mannheim mischte unter 8000 Ltr.
BZier die Kleinigkeit von 2800 Liter Wasser. Da
er das Bier ausführte, so lies er sich auch für das
Wasser noch die Biersteuer zurückvergüten. Es lam
aber an den Tag und gestern wurde er zur Rück
erstattung der Biersteuer im Betrag von 65 Mk.,
dann zu 190 Mk. Geldstrafe eventuell 19 Tage
Befängniß und in die Kosten, die sich auf mehrere
hundert Mark beziffern, verurtheilt. (Pf. Vzig.)
Vermischtes.
f Munchen, 17. Jan. Aus der Landes⸗
Unterstützungs⸗ Kasse für die freiwilligen Feuerwehren
in Bayern, d. d. Rh. wurden für die Verletzungs⸗
und Erktrankungsfälle Entschädiguugen bewilligt:
Dberbayern an 11 Feuerwehrmänner mit 741 Mk.
35 Pf.; Niederbahyern an 12 Feuerwehrmänner
mit 755 Mk. 45 Pf.; Oberpfalz an 12 Feuer⸗
wehrmänner mit 557 Mtk.; Oberfranken an 26
Feuerwehrmänner mit 911 Mtk. 55 Pf. — Der
Bayer. Landes - Feuerwehr⸗Verband hat Zugang
im Stande der Feuerwehren: Gundelsdorf (Aichach),
Echenzell (Ingoiftadt), Hohenegglkofen (Landshut),
Erlau (Bamgerg II), Schwobthal Etaffelstein),
Grimmschwinden und Haundorf (Feuchtwangen),
Dbererlbaͤch (Gunzenhausen), Wechterswinkel (Mell ˖
richstadt), Rohrbach (Neuburg a. D.), Wörnigost⸗
heim (Rordlingen), Grünenbaindt (Zuhmarshausen).
Reicher Kindersegen. Eine Frau in
Nempten, welche 5 Jahre hintereinander jedes Jahr
ihren Ehegatten mit Zwillingen beschenkt hatte,
versttzte denselben vorige Woche abermals — also
zum sechsten Mole innerhalb sechs Jahren! —
durch die Geburt von Zwillingen in eine freudige
Stimmung. Von den 12 Kindern find acht am
Leben.
FSchierling (Miederbayern), 15. Januar.
Den höchsten Tresser in der Veteranen Lotterie ge⸗
wann der Schmied Grau in Unterlaichling. Er
kaufte das Loos von dem hiesigen Postboten
Schmidbauer. Interessant ist es, auf welche Weise
dem Schmied Grau Mittheilung von seinem Glück
gegeben worden. Am Freitag Abend noch begab
sich der Postbote Schmidbauer nach Unterlaichling.
Im Wirthshause befanden sich Schmied Grau und
mehrere Bauern. Der Postbote siellte im Scherz
die Frage, was für ein Trinkgeld ihm wobl Der⸗
jenige bezahlen würde, der den höchsten Treffer aus
der Veteranen⸗VLotterie gemacht hätte. Es fielen
mehrfache Angebote von Seiten der Bauern, welche
jim Befitze von Loosen waren. „Und ich würde
Dir gleich 5000 Mk. geben“, sprach Grau. Der
Postorte lirk sich dieses Versprechen wiederholen
und sagte alsdaun gelassen: „Nun, Schmied,
dann gratulir' ich Dir; den Hauptreffer zu 25. 000
Mk. haäst Du gemacht!“ Der glücdliche Gewinner
hält sein Vecsprechen bezüglich des Trinkgeldes.
Aus Bayern. In dem Pfarrdorf
Weißenbrunn bei Kronach sind bei den jüngsten
Wahlen in die Gemeinde-Vertretung und Kirchen⸗
Verwaltung nur Sozialdemokraten gewählt worden.
fEin hubsches Jagdstüchchen. Eine
Frau, so wird aus der Taubergegend erzählt, hatte
deim Schlittenfahren ihren neuen Muff aus See⸗
zundspelz verloren. Ein eifriger Nimrod sah das
räthselhafte Ding, dessen Quasten vom Winde be⸗
vegt wurden, feuerte auf das „Raubthier“ mit
Schrot, daß der Muff wie ein Sieb durchlöchert
wurde.
Düsseldorf, 15. Jan. Ein „Schweines
tricke“ ist, det „Rh. Westf. Ztg.“ zufolge, hier
aüsgebrochen. Seit dem 1. Januar ist hier die
Trichinenschau obligatorisch geworden und die amtlich
besteilten Trichinenbeschauer erhalten für das Schwein,
welches sie untersuchen, 1 Mk. Es war nun ein
Streit darüber ausgebrochen, wer diese Mark zahlen
jollte, der Käufer oder Metzger oder der Verkäufer.
Die Metzger haben nun jetzt beschlossen, diese
Mark nicht zu zahlen und solche den Verkäufer
zahlen zu lassen. Infolge dessen hat ssch eine An—⸗
Jahl Verkäufer bezw. Händler zusammengethan und
fich dahin geeinigt. keine Schweine mehr hierher zu
iefern, bis die Metzger die Mark zahlen. Diese
zändler veranlassen die Landwirthe, das Gleiche zu
hun und kaufen nöthigenfalls die Schweine an.
Das arme Düsseldorf wird nun bald kein Schwein
nehr haben.
Darmstadt, 18. Jan Der Großher—
og hat unierm heutigen der Vereinigung der Land-
Jemeinde Bessungen mit Darmstadt mit Wirkung
som 1. Aprit 1888 die Genehmigung erheilt.
FBessungen, 18. Jan. Eine Auzahl
jiesiger Einwohner hat sich zu dem Zweck zu⸗
ammengethanu, nur solche Wirthschaften zu besuchen,
wo sozialistischen Tendenzen in keiner Weise
Porschub geleistet wird.
Köln, 18. Jan. Da der Rhein mit
xis geht, wurde die Schifffahrt neuerdings ge⸗
chlossen und die Schiffbrücke abgefahren.
FBingen, 17. Jan. Ein mit Kohlen be⸗
adener eiserner Schleppkahn (von Dortelmann in
stuhrori) fuhr am Sonntag infolge unkundiger
Zteuerung ouf dem großen Mühlwerk zwischen hier
und Kempten auf, erhielt mehrsach Leckage und ist
infolge dessen gesunken.
FVölklingshofenb. Colmar, 17. Jan.
Ein Pächter eines der zahlreichen hiesigen Stein⸗
zrüche, der in dem Gasthaus zur „Stadt Colmar“
wvohnte, hatte gestern gegen alle Regeln der Vorsicht
Ddynamitpatronen auf dem Ofen der Wirths—
ube zu erwärmen gesucht, weil Dynamit in ge⸗
rorenem Zustande nicht brauchhar ist. Die Pa-—
ronen erplodirten aber plötzlich, zerstörten einen
zroßen Theil des Hauses, schlugen dem Urheber
des Unglücks, dem Pächter Rummeny einen Arm
ib und verletzten die Wirthin und deren Kinder.
fFLuxemburg, 17. Jan. Bei der heut.
endgültigen Versteigerung des Hüttenwerkes Ru—
nelingen erwarben die Banque de Bruxelles, der
Fredit und die Banque Liszeoise das Hüttenwerk
um Preise von 3 Mill. 305 550 Fr.
f Mühlhausen, 17. Jan. Am Samstag
eierte die Familie des Herrn Aug. Dollfus ein
rohes Fest, nämlich die Hochzeit der altesten
dochter, Fcäulein Elisabeth Dollfus, die sich mit
inem Schweizer, dem Baron v. Muralt aus Bern,
erheirathete. Das Hochzeitsfest fand, wie die neue
Mülhauser Zeitung meldet, im Börsensaale flatt,
er zu dieser Gelegenheit mit Blumen und Grun
uuf das geschmackvollste und prächtigste geschmückt
var. Bei dem eigens faür das Fest eingerichteten
lektrischen Licht nahm sich der Saal mit den vielen
eichgeschmückten Gästen prachwoll aus.
7 Mutzig, 17. Jan. Hier wurde heute der
gierbrauereibesitzer Wagner wegen Verdachte des
dandesberraths verhaftet und nach Straßburg trans⸗
zortirt.
F Herr Geheimrath Stumm, der mit 13 gegen
11 Stimmen, welche auf Herrn Commercienrath
töchling fielen, als Abgenrdneter der Großgrund⸗
esitzer zum Saarbrücker Kreistage gewählt worden
var, hat die Wahl abgelehnt.
— Einer englischen Gesellschaft ist, nach der
Saar; u. Bl.⸗Ztg.“, das Gesuch, in verschiedenen
ßruben versuchsweise tragbare elektrische
Zdampen zu verwenden, genehmigt worden. Diese
zampen dürften, da deren Leuchtkraft auf 12
„tunden Dauer berechnet ist, don außerorden ilicher
zedeutung für den Bergbau sein, Vor mehreren
zahren ist der Plan, tragbare elektische Lampen in
en Gruben zu verwenden, an der absolut unzu⸗
eichenden Leuchikraft derselben gescheitert.
F Wie die Sror. Ztg. hört, ist das Vergnüg⸗
mgslokal „Tivoli“ in St. Johann mit Re—⸗
zaurationscäumlichkeiten, Sälen und dem Garten
um jahrlichen Preise von 8000 Mk. auf die Dauer
on 6 Jahren an Herrn Oskar Neufang
Neufang'sche Brauerei) daselbst verpachtet worden.
4 Seit Montag i in Saarbrücken — in
der Bleichstraße, im Dansauer'schen Hause — eine
zolts⸗Kaffeeküche eingerichtet worden. Die⸗
elbe ist Morgens von 5—9 und Nachmittags von
— 8 Uhr geöffnet. Die Tasse auten Milchkaffees
'ostet 4 Pfg.
Berlin, 10. Jan. Nach den hier ein
zetroffenen Nachrichtenn aus Sansibar ist die
rrrichtung eines deut schen Hospitals da⸗
elbst gesichert. Das Gebäude und das Grund-
tück hierzu wurde am 1. Januar erworben. Man
rwariet, daß das Hospital Mitte nächsten Monats
eine Thätigkeit beginnen wird.
Berlin. Einem dreisten Schwindel, durch
velchen besonders Gasthofsbesitzer in den Provinzen
»rheblich geschädigt worden sind, ist man kürzlich
nuf die Spur gekommen. Anläßlich emes
Insterburg vorgekommenen Falles berichtet
darübet der Tilsiter Zeitung: Der —*
R. in Insterburg erhielt in den —2
tagen aus Berlin eine Karte mit „Dr. Em—.
Rechtsanwalt“ unterzeichnet, etwa folgenden —*
„Auf meiner Reise werde ich in den ersten Toh an
»es Januar in Insterburg eintreffen und in Igch
dotel Wohnung nehmen. Sollte ein —R
zrief, den ich mir dorthin habe senden lassen mise
vor mir dort eintreffen, so ditte ich, denselben —*
zulösen und für mich aufzubewahren.“ Der —8
naahmebrief traf auch sehr bald ein und wurde v
Mi. 17.20 und 90 Pfg. Porio eingelöst. M
iber nicht erschien, war ber erwartete Rechisanm
Wie nunmehr festgestellt ist, hat ein Schwimdir
dei den verschiedenen Postämtern Berlins etwa Un
Nachnahmesendungen an Hoielbesitzer in vorerwähsf
ser Weise aufgegeben und sich dadurch eine —
deutende Summe Geldes erschwindelt. Bei Me
hebung einzelner Beträge wurde der Schwindel we
den Postbehörden entdeckt. Der Schwindler ist dh
jaftet und sieht seiner Bestrafung wegen Bettun
in eiwa 200 Fällen entgegen.
Stade, 18. Jan. Der frühere hannoberhh,
Staateminister v. Hodenberg ist soeben wenng
Odajestatsbeleidigung zu 83 Wochen Gefängniß vng
artheilt; beantragt worden waren 6 Monate.
Mons, 18. Jan. Die Grubenarbeiter d
nehreren Kohlenbergwerken im Paturagegebiet habsch
Jeute die Arbeit eingestellt. Dieselben verlangg
dohnerhöhung.
F Der durch die letzten Ueberschwemmungen n
der Prodinz Mal aga angerichtete Schaden wih
zuf fünf Millionen Pesetas geschätzt. J
Rom. Der im Vatican bedienstete Kammebj
diener Poolo Verdez wurde in Anklagestand versthiri
veil er überwiesen ist, das Porzellangeschitt, aupr
velchem der Papst am Jubiläumstage gespeist, zuin
rümnmert zu haben, um die Scherben an Glaͤubin
um enormen Preis zuu verkaufen. Die Anklanie
zeht noch weiter und behauptet, daß die Maßo
on Scherben das in Gebrauch gewesene Geschnei
»edeutend übersteige und das Verdez, um seinche
Zunden zu genügen, noch mehrere Stücke zerschlagt,
ie am bewußten Tage nicht in Gebrauch gewesahe
Bei einer Hausdurchsuchung fand man dei Verdpo
der entschieden ohne Vermögen gewesen, 26.06.
Lire.
Rom, 17. Jan. In einer der nächt
Zammersitzungen dürfte vom Gerichte die Aud
ijeferung von Ricciotti Garibaldi verlangt werden
um gegen ihn wegen Wechselfälschung vorzugehm
Auch Menotti Garibaldi soll in dieser Affaire im
wickelt sein.
— Die italienische Regierung hat in Philado
ohia eine pneumatische Dynamitkanor
ür die Flottenstation in Spezzia bestellt. Daß
Zanone soll eine 600 Pfund Dynamit enthaltende
Brangaie vier englische Meilen weit abfeuern. de
FDie englische Gewehrprüfungga
kommission hat endlich ein Modell gewahde
mit welchem die gesammte englische Armee don js
ab bewaffnet werden soll. Es ist dies ein Repegi
Jewehr nach dem System Metford. si
fNew⸗-PYork, 12. Jan. Ein schrecliger
Ende fanden gestern etwa 200 Auswanderer, —
enen mindestens 100 aus Böhmen und Oberungutn
ein dürften, auf der Fahrt nach dem Westen. N
kmigranten wurden, wie dies in Amerika üblichd
einem eigenen Waggon des Trains nach Kaliforni
intergebracht und dieser Wagen als letzter —
Zuge angehängt. Unweit von Summer in —X
ornien trennte sich dieser Emigrantenwaggon vu
dem Zuge, lief eine Weile fort und die Insast
nerkten es gar nicht, daß sie verlassen seien. V
iner scharfen Kurbe kippte der Waggon plogn
im und tollerte, sich mehrmals überschlagend, d
Higig Fuß hohen Damm dinab. Ver Waghu
zer mit Oefen versehen war, gerieth in —8
ind von den zweihundert Insassen blieb kein ein
iger unverletzt. Eine große Anzahl blieb auf
Sielle todt, von den üdbrigen erlitien die meis
heiis durch den Stiurz derartige gefäͤhrliche Ve
vundungen, daß wohl nur eine winzige An'
nit dem Leben davon kommen dürfte. H
am sehr spät und nicht in genügend ausgiedid
MNaße.
New-York, 16. Jan. 35 mit
Dampfer „Leerdam“ angekommenen Passagi
vurde die Landung nicht gestattet und mußte
Dampfer sie wieder nach Europa zurückbeförd