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Amtliches Organ des königl. Amisgerichts St. Ingbert.
der ‚St⸗ Iugberter Auzeiger erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗Blatt und Mittwocht und Samstags mi
Niaia Beilagen. 55 Blatt kostet dierteljahrlich 1.4M 60 4 einschließlich Tragerlohn; durch die Posßt bezogen 1478 4, einschließlih 40 4 ee ee Die
rüctungsgebühr fur die Agespaltene Sarmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraien aus der Pfalz 10 —, bei außerpfalzischen und solchen auf welche die Erpedilion
Auslunft ertheilt, Ib ⸗, Neklamen 30 3. Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet.
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Deutsches Reich.
Berlin, 10. April. Von dem Beschluß der
reichs · Beschwerde-Commission, welche das Verbot
ez Erscheinens der Volkszeitung! aufhebt,
hutde noch während des gestrigen Abends der
zaiser und der Reichskanzler in Kenntniß gesetzt.
die „Volkszeitung“ ist heute Abend erschienen.
ihr Leitartikel ist maßvoll gehalten und betont nur,
aß das Blatt seinem früheren Programm treu
leiben wolle. Das gegen die beiden Redakteure
er „Volkszeitung“, Holdheim und Ledebour, ein⸗
eleitete Zeugnißzwangsberfahren ist von der Staats⸗
n waltschaft eingestellt worden.
Einer Londoner Meldung zufolge bezweifelt
aan in Newyork, ob Fürst Bismarck den am eri⸗
anischen Delegierjen Bates empfangen werde,
deil derselbe nach seiner Ernennung im Aprilheft
es „Century Magazine“ einen Artikel veröffent-
icht hat, worin Deutschland und das Verhalten
einer Vertreter in Samoa scharf angegriffen
perden. Bates ist unter den drei für die Berliner
Fonferenz bestimmten Vertretern Amerikas derjenige,
er den Jingo⸗Standpunkt in erklärtester Weise
ertritt.
Berlin, 11. April. Reichstag.) Rickert
antragt, den 8 18 und folgende der Alters- und
zuwaliditätsvorlage zur nochmaligen schriftlichen
zerichterstattung an die Commission zurückzuver⸗
oeisen. Der Antrag wird von Buhl, v. Manteuffel,
Helldorff, Hahn und v. Bennigsen belämpft,
„on Hitze, Windthorst und Schrader befürwortet.
dach langerer Debatte wird der Antrag gegen die
ztimmen der Freisinnigen und einiger Mitglieder
er Nationalliberalen und des Centrums abgelehnt.
die g8 88, 86 und 88 werden debattelos geneh⸗
nigt, nachdem der Präsident vorgeschlagen hat, den
z87 auszusetzen, da Minister v. Boetlicher verhin⸗
eert sei, der heutigen Sitzung beizuwohnen. 889
vird mit dem Zusatzantraäge, auf den Quittungs⸗
arten die Strafbestimmungen anzubringen, und 890
nch dem Commissionsbeschlusse genehmigt. Bei 8
»gaa wendet sich der inzwischen eingetretene Mi—
istet d. Boetticher dagegen, daß mit den Quittungs⸗
atten in ihrer neuen Form Unfug und Mißbrauch
itens der Unternehmer getrieben werden könne.
dieser Paragraph fowie 89aaa werden schließlich
ach den Commisfionsbeschlüssen angenommen, ebenso
9b. Die 88 90, 914 und aa, 92, 920 und 93
oerden nach dem Commissionsbeschlusse, 91 mit
mem Antrage Stumm (wonach Abzug der gezahl⸗
n Beiträge für die letzten beiden Lohnperioden
ulafsig) angenommen. Der zurückgesteilte 8 87
Ard nach längerer Debatte mit einem Antrage
yatfeldt genehmigt, wonach die Postanstalten neben
en Versicherungsanstalten mit dem Vertriebe der
Rarken zu belrauen seien. Die folgenden Para⸗
taphen bis einschließlich 100 werden nach
en Commissionsbeschlüssen angenommen. Morgen
UUhr Fortsetzung. Es verlautet, der Reichslag
ettage sich morgen bis zum 7. Mai.
Ausland
Brüssel, 11. April. Somz6, Veranftalter
aetzten großen Ausstellung, haite gestern ohne
dissen der übrigen Gäste zu einer Abendgesellschaft
uch den General Boulanger geladen.Nls
ulanger erschien, verließen der Minister des
leußern, Fürsb. Chimay, der Kriegsminister Ge⸗
talmajor Pontus, der Ackerbauminister de Bruyn,
ie Mitglieder des diplomatischen Corps, mit Aus—
ahme des Attachss der franzosischen Gesandischeft,
en Saal. Die übrigen Geladenen. darunter quch
Freitag, 21. April 1889.
der türkische Vertreter, ließen sich vorstellen. In
»er Gesellschaft herrschte lebhafte Erregung. Die
damen stiegen auf die Bänke, um den neuen Sa⸗
onlowen zu bewundern.
Brüfsel, 11. April. Der hiesige franzöͤsische
HBesandte Bourée soll wegen Hinneigung zu
Boulanger abberufen werden.
Luremburg, 11. April. Von mehreren
döfen liefen noch gestern Abend Glückwunschtele-
jramme ein. — Bei Empfang des Praäsidiums
er Kammenr begrüßte der Präsident Servais den
derzog Adolph mit einer herzlichen Ansprache, in
velcher er der Zuversicht Ausdruck gab, daß der
derzog bei der Bevölkerung die Gefühle und Zu—
neigung finden möge, welche demselben den Aufent⸗
zalt in dem Großherzogthum angenehm machen
vürden. Herzog Adolph erwiderte: er danke herz⸗
lich für die ausgesprochenen Gefühle; seine ganze
Sorge werde auf das Glück des Landes und der
Bewohner desselben gerichtet sein. Alle gewechsel⸗
en Anreden und Antworten erfolgten in französischer
Sprache.
LEuxemburg, 11. April. Auf der Kammer⸗
hreppe wurden Herzog Adolph und Erbprinz Wil-
jelm von einer Adordnung unter Führung des
Vorsitzenden Simons empfangen, der den Herzog
ꝛinführte und anmeldete. Die Abgeordneten waren
im Frack mit nassau⸗oranischen Löwenorden erschie-
nen. Der Herzog ⸗Regent Adolph nahm Stellung
jor dem Thron, der Erbprinz daneben. Präsident
Servais nahte dem Throne, verlas eine Ansprache
und folgende Eidesformel, die der Herzog mit feier⸗
icher, lebhafter Stimme nachsprach: „Joe jure,
idelité au Roi-grandduc; je jure d'observer la
vonstitution et les lois du pays, ainsi disu me
zoit en aido.“ Danach trat Staatsminister Eyschen
sor und überreichte den Wortlaut der Ansprache.
Abgeordnete und Tribünen zeichneten die auch durch
Ton hervorgehobenen Stellen über „Treue gegen
Berfassung und Gesetze“, „ich bin wie Sie von
nun an Luxemburger, ich werde meine Pflicht er⸗
üllen wie ein Nassauer“ und schließlich die Devise
Je maintiondrai“ durch Beifallsrufe aus. Am
5chluß erscholl der allgemeine Ruf: „Vivo le roi,
/ive le regentl“ Die ganze feierliche Handlung
auerte 10 Minuten und vollzog fich ganz in fran⸗
ischer Sprache.
Bern, 10. April. Da sich bei der Beratung
des Ausschusses des Nationalrats für den Aus-
lieferungsvertrag mit Oesterreich Ungarn
S„chwierigkeiten ergeben haben, beschloß der Natio⸗
nalrat die Beratung des Vertrags bis zum Juni
u vertagen.
Rom, 11. April. Papst Leo XII. empfing
jeute Mittag die Cardinäle und Prälaten, die ihm
hre Glückwünsche zum Namenstage darbrachten.
Ansprachen wurden nicht gehalten.
Washington, 11. April. Deuischland,
Zroßbritannien und die Vereinigten Staaten von
stordamerika haben sich dahin geeinigt, daß von
edem Staate nur ein Kriegsschiff bei Samoa ver⸗
zleiben soll, bis die Berliner Conferenz ihre Be⸗
chlüsse gefaßt haben wird. Das Schiff „Alert“
vird Nordamerika, „Sophie“ Deutschland und
vahrscheinlich „Kallione“ England vertreten.
Lokale und pfäleilfche Nachrichten.
St. Ingbert, 12. April. Gestern verschied
zahier nach einem langen, schmerzvollen Leiden
derr Philipp Günther. Derselbe ein biederer, ge-
'ader Charakter, hatte 33 Jahre lang die Geschäfte
24. Jahrg.
ines Kirchenrechners der protestantischen Kultusge⸗
neinde geführt. Er wird der Gemeinde in ehren-
dem Andenken bleiben. Die Erde möge ihm leicht
ein.
* Die Zahl der diesjährigen Konfirmanden,
velche nächsten Sonntag in der protestantischen
dirche eingesegnet werden, beträgt 67, darunter 34
dnaben und 33 Mädchen.
* St. Ingbert, 12. April. Heute begin⸗
nien an der Lateinschule und der höheren Töchter⸗
chule die Osterferien, welche für die Töchterschule
ugleich den Schluß des Schuljahres bedeuten. Die⸗
elbe war im letzten Jahre von 25 Schäͤlerinnen
jesucht, von denen sich 9 auf die erste Klasse, 6
unuf die zweite und 9 auf die dritte Klafse verthei⸗
en. Ausgetreten sind während des Schuljahres 8
A
Wenn man bedenkt, aus wie geringen Anfäüngen
ich diese Anstalt im Laufe weniger Jahre entwickelt
hat, wird man den Bemühungen der Gründer und
der unablässigen, erfolgreichen Arbeit der fie leiten⸗
den und an ihr wirkenden Kräfte die höchste Acht⸗
ing zollen müssen.
Am 1. Mai nächsthin beginnt sie das neue Schul-
ahr. Bei der sich mehr und mehr ausbreitenden
krkenntniß ihrer rühmenswerthen Erfolge auf er⸗
iehlichem Gebiet und ihrer Vortheile, welche sie
ziesigen Eltern bietet durch die Möglichkeit, ihre
Töchter nicht sobald aus dem Hause geben zu
nüfsen, zweifeln wir nicht, daß die Anmeldungen
reuer Schülerinnen möglichst zahlreich einlaufen
verden.
* St. Ingbert, 12. April. Nachdem vor-
zestern im Theatre Variete keine Lorstellung
tattgefunden, hatte man gestern Abend wieder Ge—
egenheit die Produktionen der Gesellschaft Praiß
u bewundern. Denn wirklich staunenerregend sind
zieselben. Einige gelungene Zauberkünste bildeten
ine angenehme Unterhaltung, welche neuen Reiz
rhielt durch die Uebungen der Kinder Louis und
gertha Praiß am Doppeltrapez. Der Schlangen-
nensch zeigle eine Gelenkigkeit und Geschmeidig⸗
eit der Glieder, wie man sie gewöhnlich gar nicht
ür mönlich hält. Kraftproben, wie fie thatsächlich
außerordentlich genannt werden müssen, wurden
m Ring und Zahntrapez vorgenommen. Mit be—⸗—
'onderer Spannung verfolgte auch das Publikum
»ie Produktionen mit dem rollenden Globus auf
iner schiefen Ebene. Den Uebergang zu minder
jalsbrecherisch aussehenden Schaustellungen bildete
yer komische Tanz. Die zu Gehör gebrachten Leist-
ingen in der Bauchrednerkunst werden gewiß auf
Jeden überraschend wirken durch die Deutlichkeit
ind den schnellen Uebergang in die verschiedenen
Stimmlagen. Allgemeine Heiterkeit erzeugte zuletzt
toch das chinesische Fest, an dem das Personal
vom Größten bis wohl zum Kleinsten betheiligt
var. Der Besuch des Theaters war ein geringer,
och kargte das Publikum nicht mit Beifallsbezeug⸗
ingen. Die nächste Vorstellung wird morgen Abend
tatthaben.
*— Bayer. Veteranen⸗, Krieger—⸗
ind Kampfgenossen-Bund.) Dem Prä⸗—
idium lagen in seiner Sitzung am 8. ds. M.
178 im Monat Maärz eingelaufene Unterstützungs⸗
jesuche zur Verbescheidung vor. 243 derselben,
inter welchen 59 von Wittwen und Waisen, wurden
nit 3031 M. bedacht, 20 weil den in den Sta—
uten gegebenen Voraussetzungen nicht entsprechend,
bgewiesen, 8 behufs weiterer Erhebungen ausge⸗
tzt, zwei zurückgezogen, resp. ver zichtet. 110 Ge—