Full text: St. Ingberter Anzeiger

Dudweiler, 8. Maͤrz. Die gestern auf 
Bildstock stattgefundene Versammlung von Ver⸗ 
Anensmannetn des Rechtsschutzver⸗ 
zins war sehr stark besucht. Der Vorsitzende des 
Zereins, Herr Nikolaus Warken eröffenete die 
Zersammlung. Punkt 1 der Tagesordnung, be⸗ 
— Unterstützung von Mitgliedern, wurde 
usgefuhrt, daß eine Unterstützung von Mitgliedern 
anicherseits nicht zugegeben werde. Es wurde 
Fezhalb beschlossen, daß der Vorstand ermaͤchtigt 
ei, an in Noth gerathene Mitglieder Geschenke zu 
abfolgen. 2) Der jeweilige Vorsißende dee 
zereins erhält ein⸗ monatliche Remuneration von 
120 Mark, die zwei Beisitzer eine solche von 30 
Rark. (J tziger Vorfitzender Herr Warken wird 
on der Grude abgrhen und muß deshalb auf alle 
worbenen Kassnrechte verzichteu.) 83) Bezahlen 
Mitglieder innerhalb 4 Wochen ihre rückständigen 
Zeitraͤge nicht, so haden sie sich als ausgeschloffen 
ju betrachten. 4) Versammlungen mit Ausschuß 
sönnen nach Bidarf von dem Vorstande einberufen 
perden. 5) Jeder Vertrauensmann kann jederzeit 
hdom Vorstande aus kontrolirt werden. 6) Ver—⸗ 
Ammlungen des Rechtsschutzuereins müssen dem 
Botstande mit dem Gegenstande der Tagesordnung 
horher angezeigt werden. 7) Betreffs Saalbau 
wurden die Lissen zur Sammlung von Gaben für 
venselben üdergeben, den Vertrauensmännern je⸗ 
och aufgegeben, die Listen bei sich zu behalten 
ind nicht öffenttich auszulegen, bis die Erlaubniß 
der Regierung ertheilt sei. 8) Zur Konirolle des 
Vorstandes und Kontrolle der Kasse und Bücher 
wurden Alim y r⸗Püttlingen und Paul-⸗Buchen⸗ 
chachen gewaͤhlt. 99 8 25 wurde dahin abge⸗ 
ndert, daß bei Auflösung des Vereins, welche nur 
zei einem Bestande von 100 Mitgliedern erfolgen 
tann, 3000 Mark an den Vorsitzenden als Atqui⸗ 
valent gegen seine verlorenen Kassenansprüche aus—⸗ 
vezahlt und der Rest unter die Mitglieder vertheilt 
werde. 10) Jedes ausscheidende Mitglied des 
Kechtsschutzwereins muß dies dem Vorstande 
mittels eingeschriebenen Briefes und einliegender 
Freimarke anzeigen. 11) Grundung eines 
eigenen Vereinsorganes. Es wurden hierzu 8 
Betleger in Vorschlag gebracht. Unterkeller⸗ Dudweiler 
Wehber⸗Neunkirchen Schneidt ·Berlin. Nach Ab⸗ 
zimmung waren von 60 Vertrauensmännern über 
50 sür Dudweiler. Da j⸗edoch die Versammlung 
nicht eigenmächtig in dieser Sache beschließen 
wollte, ist den Vertrauensmännern aufgegeben 
worden, bei ihren Kameraden anzufragen, wie 
diele für Dudweiler und wie viele für Schneidt 
ibonniren wollen. Dieses Resultat soll dann dem 
Vorstande mitgetheilt werden, welcher das Weitere 
deranlossen wird. (Dudw. 3.) 
F Das kaiserl. Telegraphenamt in Saar⸗ 
drücken nahm bis zum 1. März neue Anmeld⸗ 
uingen betreffend den Anschluß an die Stadt— 
jernsprecheinrichtung in Saarbrücken-St. 
zohann an. Es sind laut „G. A.“ Anmeldungen 
von nachbezeichneten Firmen usw. eingegangen: 
derren Dingler, Karcher und Co. in St. Johann; 
Zerufsgenossenschaft, Bureauvorstand Herr Wurm⸗- 
dlich in Saarbrücken; St. Johann Soarbdrücker 
Dampfziegelei. Diese Einrichtung wird demnächst 
unuch auf die Stadt Malstatt⸗Burbach ausgedehnt. 
Von da find Anmeldungen wie folgt eingegangen; 
hurbacher⸗ Hütte, Burgermeisteramt Malstati-Burdach 
derr Buchdruckereibesitzer Spieß, Malstatt. 
7 Der kleine Marktflecken Zaud itz in Ober⸗ 
ichlefien, dicht bei Ratibor, hat eine besondere 
Merlwürdigleit aufzuweisen, deren Beschreibung im 
oxiigen — Grundbuche enthalten ist. Dort kann 
nan das klenste Rittergut der Welt ver— 
ichnet finden, ein Rittergut, das nur aus 26 
Norgen ÄAdec destebt und weder Wohnhaus, noch 
Scheuer, noch überhaupt ein Gebaude in sich schließt. 
dis vor wenigen Jahren gehörte es Baron 
Kathaniel von Rothschild in Wien. Derselbe mußte 
iber wohl keinen Gefallen an diesem Besitz finden, 
denn er verkaufte es für 5300 Mk. an den Schuh⸗ 
aqer Raida in Ruderswald. Dieser aber hatte 
eine Zeit, den Rittergutsbefitzer zu spielen, denn 
et veraußerte das Gut an seinen Gesellen Schwen⸗ 
Aer. welcher seinen Besitz noch nicht hat fahren 
assen. Leider aber darf er auf seinem Rittergute 
weder saen noch ernten, denn die Kreiskasse in 
Ratidor hat die Grundslück verpachtet, um aus der 
Pattsummne die bedeutenden Patronatslasten für 
irche und Schule zu decken. So bringt das be⸗ 
rühmte Rittergut Zauditz zwar einen hohen Ditel— 
aber leidet binen Veennia“K-id in Fhfur aka 
ruhen auf ihm höchst bedeutsame Rechte. Dem 
Inhaber steht nämlich das Besetzungsrecht der Zau⸗ 
ditzer Pfarrstelle und der vier Lehrerssellen in 
Zauditzz und Klein⸗Peterwitz zu. Der Schuhmacher⸗ 
geselle und Rittergutsbesitzer Schwenzer hat nun 
unterm 12. Februar sein ihm zustehendes Rech 
als Patron dee Schule zu Zauditz ausgeübt und 
den Lehrer Muschalek aus Ratibor zum Hauptlehrer 
nach Zaudiß berufen. 
F London, 3. März. Nach den letzten 
Nachrichten aus Brisbane sind bei dem Schiff⸗ 
bruch des Dampfeis „Quetta“ 164 Personen 
umgekommen, 116, darunter der Kapitän, ge⸗ 
rettet. 
, Holländisches Kunsimehl“. Die 
in Berlin erscheinende Bäckerz itung „Concordia“ 
varnt ihre Leser vor aus Holland angebotenen 
stunstmehlen, wopon ab Rotterdam 100 Kgr. nut 
8,50 Mk. kosten, also noch billiger wie Kleie sind 
— Die vorgenommene Untersuchung seitens eines 
Sachverständigen ergab das Resultat, daß nicht der 
geringste Werth für Etnährung in dem fraglichen 
Zunstprodutte vorhanden wur, denn die mikro 
skopische und chemische Prüfung ließ beide Muster 
des Kuustmehles (Nr. 1 und 2) in unzweideutiger 
Weise als ungeglühten schwefelsauren Kalk erkennen 
dem doch keine ernährende Kraft zugeschrieben 
werden kann. Von Roggenmehl oder einer 
inderen organischen Substanz war nichts darin zu 
eatdecken, die beiden Muster unterschieden fich nur 
in Betreff der Feinheit und Farbe. Kunstmehl 
170 ist sehr fein und schneeweiß und „Kunstmehl 
2* besitzt bei etwas gröberer Beschaffenheit einen 
zelblichen Schein. — Da nicht anzunehmen ist, 
daß sich die Mustersendungen von Kunstmehl nur 
auf einzelene Provinzen deutschen Reiches beschränken 
werden, so erscheint es rathsam, Bäcker, Müller 
und Fruchthändler zu warnen und bei Ankauf von 
„billigen Mehlen“ die nötige Vorsicht walten zu 
lassen. 
FWien. Johann Orth, der sich selbst 
entthront, oder vielmehr „enterzherzogt“ hat, scheint 
zu des bürgerlichen Lebens ernstem Fuühren noch 
einiges Kleingeld nötig zu haben. Er soll die 
Bmundener Sparkasse um ein Darlehn von eiwa 
500 000 Mk. auf seine Schloßbesitzung Orth er⸗ 
fucht haben. Besagte Sparkasse befindet aber 
daß das für das schöne Schloß viel zu viel 
Beld sei. 
fPetersburg, 8. März. Dem „Grash— 
zanin“ zufolge hat sich das Befinden des deutschen 
Militärbevollmächtigten Oberst v. Villaume 
oweit gebessert, daß die Aerzte eine Operation 
einstweilen für nicht erforderlich erachten. Der 
Kranke darf leichte Speisen eiunehmen. 
F Henry Villard (Silgard) macht nicht 
aur in Eisenbahnen und Eisenbahnaktien. Er hat 
in Minneapolis und St. Paul die Konzession zur 
Benutzung gewaltiger Wasserktäfte erhalten, und 
vird damit die Zwilligsstadte elektrisch beleuchten 
Neenstes nachrichten. 
Die protest. Pfarrstelle zu Mutterstadt wurde 
dem Pfarrer Spatz von Oderndorf und die 
protest. Pfarrstelle zu Wiesbach dem Kandidaten 
Hofmannn von Breunigweiler verliehen. 
Versetzt wurde der Lehrer Terdiche von Lem⸗ 
berg nach Bliesbrücken. 
Enthassen: Popp in Amorbach aut 
hem unterfränkischen Schulberbande wegen Ueber⸗ 
tritts in den pfälz. Schuldienst. 
Pfälz. Eisenbahnen. Pensionitt wird 
auf Ansuchen: Direktionsrath Franz Wessttbho ven 
in Ludwigshafena. Rh. Versetzt werden: Maschinen- 
meister Max Bruch von der Werkstätte Kaisers 
autern in gleicher Eigenschaft zur Direktion 
Diatar Johann Weber von der Direktionskanzle, 
zur Bahnhofverwaltung Kaiserslautern. 
Erledigte Stellen für Militäran— 
värter. Schreiber beim Bezirksamt Germersheim 
mit 1164 Mk. Gehalt. — Postbotenstellen ir 
Blieskastel und Kaiserslautern mit 400 Mt 
daution und 804 Mk. wiehalt; Gesuche an die 
Direktion der k. bdaher. Posten und Telegraphen in 
Munchen 
Imt Annachrichten. 
.Gestorben: In St. Johann aSaar Ig- 
aaz Uerlichs, 32 J. a.; ebendaselbst Witwe 
Juliaune Kühlwein, geb. Loch, 65 J. a.; in 
Zaarbrücken Georg Nopweiler, 46 J. a.; eben 
»aselbst Dr. Eduard Rudzinski von Rudno, 385 
J. a.; in Rodalben Babette Moses, geb. Hirsch 
Neußadt Anng Rarbara Sachs geh. Becfer 
53 J. a.; in Gimmeldingen Margaretha Bauer, 
geb. Lingenfelder, 70 J. »a.; in Frankenthal 
Lazarus Bär, 79 J. a. 
Drofestantischer Gottesdienft. 
Passionsgottesdienst, Mittwoch, den 8 R* 
nachmittags 1/.4 Uhr. Text: Luk. 23, 39 — 
—— — 
Reueite Rachrichten. 
Efsen, 3. März. In der gestrigen allge- 
meinen Bergarbeiter⸗Versammlung. 
welch? von etwa 700 -800 Arbeitern besucht war. 
erklärte die Mehrzahl der Redner sich gegen die 
Forderung des Verbandsvorstandes betreffend die 
allgemeine Lohnerhöhung um 50 pCt. Der 
„Rheinisch Westfälischen Zeitung“ zu Folge wurde 
der bereits in der Delegiriendersammlung vom 2. 
Februar beschloss nen Rsolution zugestimmt, wo⸗ 
nach der Verdienst der Hauer nicht unter 5 Mt. 
bettagen soll. Diese Forderung soll auf der nächsten 
Verbandaversammlung zum Beschluß ecrhoben 
werden. 
Berlin, 3. März. Das „Kleine Journol“ 
meldet, der Reichstag weide spätestens nach 
Ostern einberufen, die Thronrede werde überraschen 
und außer der Ankündigung eines Arbeiterschutzge⸗ 
setzes den Ablauf das Sozialistengesetzes aussprechen, 
wofüt aber nach österreichischem Vorbilde eia 
Anarchistengesetz gefordert werden oll 
Füc die Kedaknon vetaniwortlich F. X. Demetz. 
u 
Werfaälschte schwarze Seide. 
Man verbrenne ein Müsterchen des Stoffes, von dem 
man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort 
zu Tage: Aechte, rein gefärbte Seide kräuselt sofort 
znsammen, veridscht bald und hinterläßt wenig Asche 
don ganz hellbräunlicher Farbe. — Verfälschte Seide 
(die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, 
amentlich glimmen die, Schußfäden? weiter (wenn sehr mi⸗ 
Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkelbraune 
Asche, die sich im Gegensatz zur ächten Seide nicht 
kräuselt jondern krümmt. Zerdrückt man die Asche 
der ächten Seide, so zerstäubt sie, die der verfälschter 
nicht. Das Seidenfabrik ⸗Depot von G. Henneberg 
(K. u. K. Hoflief.) Zürich versendet gern Muster von. 
seinen ächten Seidenstoffen an Jedermann, und liefert 
einzelne Roben und ganze Stucke portos und zollfrei 
ins Haus. 
Die uns soeben zu Gesicht kommenden Nummern 
3 und 4« der ‚Neuen MusilZeitung“ GVerlag 
von Karl Grüninger ia Stuttgart) beweisen, 
daß es der Redaktion Ernst mit ihrem Versprechen 
ist, ihre Leser mit allen Vorkommnifsen auf mufi- 
kalischem Gebiete auf der Höhe der Zeit zu er⸗ 
halten und ihnen anregende Belehrung und ge— 
diegene Untechaltung zu bieten. Die mit vielem 
Beifall aufgenommene Pieisnovelle La Rosées 
„Die Macht der Töne“ geht ihrem Schluß ent⸗ 
gegen, während die humorvolle Erzählungn,Der 
Pensionsgott“ von Justinus die Spannung dets 
Lesers unausgesetzt rege erhält. Die III. und IV. 
Fortsetzung der Meisterarbeit Rob. Hamerliugs 
„Meine Lieblinge“ beschäftigt sich haupisaächlich 
mit einer Charakteristik Schumanns und Coopins. 
Eine interessante Parallele bietet der Extrakt 
aus dem Briefwechsel R. Wagners und Fr. Liszts 
für die Beurteilung der deiden Tonmeister als 
Menschen. La Mara veröffentlicht hö üAst wertvolle 
SEtinnerungen an Franz Schubert aus dem Nach—⸗ 
lasse seines Freundes Spaun. Hieran schließen sich 
eine Anzahl gediegener Aufsätze, Bücher⸗Besptech— 
ungen, Mitteilungen sowie werwolle Musitstücke und 
Fortsetzung von Dr. Svobodas Illustrierter Musik; 
geschichte. Und dirses alles wird für den Beitrag 
non vierteljährlich 30 Pfa. aeboten. 
„Blätter für Aquarien⸗ und Ter— 
rarienfreunde““ heißzt die mue Zeitschrift, 
welche vom 1. März 1890 ad im Verlage 
der Creutz'schen Buchhandlung in 
Magdeburg monaäilich 2 mal erscheinen wird. 
Die „Blätter“, welche unter Mitwirkung berufener 
—XEDV 
seits um den Zwicken und Zielen der vielen Lieb⸗ 
haber dieser Abtheilung der Naturkunde zu dienen, 
andrerseits aber auch noch weiteren Keeisen den 
Blick für das Schöne und Bewunderns?werthe 
dieser zumeist in argem Leumund stehenden Ge— 
schöpfe zu wecken und zu schärfen, stehen unter 
der Schriftleitung des bekannten und bewährten 
Naturkundigen Bruno Dürigen in Berlin. 
Der Abonnements Preis ist bei bester Ausstattung 
ein bescheidener, nämlich für das ganze Jahr (20 
Nen.) nur Mt. 8.—. Die Verlagshandlung stellt 
Probenummern allen Interessenten gern kostenlot 
und vostfrei zur Verfügung; Abonnements nimm 
zede Ruüchhandslung oder Moff Munstalt entgegen