Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
der St Jugberter — erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗-VBlatt und Rittwochs a Samfiege mi 
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Uustanft ertheilt 164, Neklamen 30 A. Bei maliger Sinrn⸗nna wird nur dreimalige berechnet. 
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143. Montag, 23. Juni 1890. 25. Jahrg 
Deutsches Reich. 
München, 21. Juni. Der deuische Reichs⸗ 
ommissar in Deutsch⸗Ostafrika, Major Wiß⸗ 
nann, ist in Begleitung seines Adjutanten Dr. 
humiller heute Nachmittag hier eingetroffen. Er isi 
m Gasthof „Zu den vier Jahreszeiten“ abgestiegen. 
Ft reist morgen Abend wieder weiter; während er 
dn Kairo leidend gewesen, befindet er sich jetzt 
ler. 
wi lin, 21. Juni. Reichstag. Der Reichs⸗ 
ag sete die Beratung der Gewerbegerichts- 
»orlage fort und genehmigte die Paragraphen 
»b bis 83 und 38 bis 47 debattelos und 8 87 
leichfallz underändert. Es wurde beschlofsen, die 
hestinmung des Paragraphen 835 a, daß die in 
demaßheit dieses Paragraphen ergangenen Urteile 
ilz Versaäumnisurteile gelten, zu streichen und einen 
euen Paragraphen einzufügen, wonach der ausge- 
liebenen Partei gegen solche Urteile Einspruch zu- 
teht, wenn das Ausbleiben durch Naturereignis 
det andere unabwendbare Unfaͤlle herbeigeführt 
orden ist. Der Bundeskommifsar hatte fich damit 
inbersianden erkläͤrt. Paragraph 48 Michttheil⸗ 
ahme der Beifitzer am Termine) wird, nachdem 
ie Abgg. Hammacher und Miquel und 
Staatssekreiär v. Bötticher fich gegen die Kom⸗— 
nisfionsfassung geüußert haben, nach der Regierungs⸗ 
vorlage angenommen. Bei Paragraph 49 (Zu⸗ 
afsung der Berufung, wenn das Streitobjelt üder 
00 Mk. Wert hah) beantragen die Sozialisten die 
ztreichung. Die Beratung wird nach langerer De⸗ 
zatte, an oelcher die Abgg. Klemm E—achsen). 
stumm, Singer und Cunh teilnahmen, auf 
hontag 1 Uhr vertagt. Die Interpellation de— 
dbg. Thom sen betreffend die Viehausfuhr nach 
england wurde zurückgaezogen 
n. 
Auslaud. 
Helgoland, 21. Juni. Der gestern aus 
dondon heimlehrende Gouverneur wurde mit 
danonensalut und der Nationalhymne von der Be⸗ 
illerung empfangen. Schiffe und Häuser find be⸗ 
agat. Die Einwohnerschafi möchte am liedften 
1bstssändig bleiben. 
Paris, 21. Juni. In der Deputirten⸗ 
anmer stellt Dehonche seine Anfrage hinficht⸗ 
h der im neuen Vertrag zwischen Deutschland 
uind England vereinbarten Uebernahme der 
pcutzherrschaft seitens der englischen Krone. Et 
eilist dabei den Wortlaut der Erklärung“ von 
82, und führt dann aus: Frankreich hade nichts 
ethan, was zu der Annahme berechtigen konnie, 
njees gesonnen sei, auf die in jener Erklarung 
mthaltene Uebereinkunft zu derzichten. England 
dnne dieselbe unser solchen Umständen nicht ver⸗ 
hen und werde daher, ehe es seine Schußherrschaft 
—X einführe, jedenfalls vorher Frankreichs 
fimmung einholen. Der Minister des Aeußern 
uibot, erklärt: Die Berliner Konferenz verbinde 
de Nation welche in Afrila ein⸗ Schutzherrschaft 
intichten wolle, darüber den anderen Nationen Mit- 
Am⸗ zu machen. England werde sich dieser 
— umsoweniger entziehen, als es im 
n 1862 die Erklärung unterzeichnet habe, in 
der es sich verpflichtete, die Unabhängigkeit von 
nhe zu achten. Es könne sonach nichts unter⸗ 
— men, ohne vorher sich mit Frankreich verständigt 
nubm, Die französische Regierung hat bishber 
* ei Mitteilung von Englaud empfangen, mit 
* em wir unler volslftändiger Beharrung bei 
eten Rechten die been Beziehungen zu unter⸗ 
halten wünschen. Im übrigen kann man nicht durch 
krklarungen von der Tribüne herab den Verkehr 
nit einer Nation führen. (Sehr guth). Delonche 
pricht darauf dem Minister seinen Dank für die 
erhaltenen Erklärungen aus und die Sitzung wird 
alsdann aufgehoben. 
Konstantinopel, 21. Juni. Die „Agence 
de Constantinople“ erfährt aus bester Quelle, daß 
der russische Botschafter Nelidow in Beantwort⸗ 
ung der letzten Note der Pforte, welche die russische 
Regierung um Stundung der Kriegsentschädigung 
bis zum Spätherbst ersuchte und bei etwanigem 
Nichteingang der verpfändeten Zehnten die Zahlung 
aus den Schatzmitteln zufichert, heute der Pforte 
eine neue Note überreicht habe. In dieser Note 
bezeichnete Rußland die Antwort der Pforte 
als nicht befriedigend, verlangt eine schnelle Er⸗ 
üsllung seiner Forderungen und erklärt, im Ver⸗ 
neinungsfalle sich alles Weitere vorbehalten zu 
nüssen. 
Lokale und pfaälzische Nachrichten. 
* Sti. Ingbert, 23. Juni. Im Casé Becker 
Joh. Weirich) hier findet heute Nachmittag eine 
Verbaudsversammlung der Innungen der Bar— 
biere, Friseure und Heilgehlifen de— 
Saar⸗Mosel⸗Bezirkes statt. Dieselbe beginnt um 8 
Ahr unter Leitung des Oberaltesten Herrn Wallar 
uus St. Johann. 
*St. In gbert, 23 Juni. In der gestern 
nach dem Jahresfest des Gustab⸗Adolf⸗Zweig— 
vereins in Zweibrücken stattgehabten Versammlung 
der Vertreter der Ortsvereine wurden aus den ver—⸗ 
fügbaren Mitteln u. a. folgende protestantische 
Bemeinden bedacht: Blieskastel mit 200 Mk., Ens— 
heim und Neuhäusel mit je 100 Mk.; Erbach mit 
67 Mlk. und Elversberg mit 50 Ml. 
* St. Ingbert, 28. Juni. Den auswär⸗ 
tigen Dienstesstellen der pfälzischen Eisenbahnen 
ist eine Verfügung der Direktion zugegangen, laut 
welcher am nächsten Sonntag den 29. dss. M. 
die sonst übliche Fahrpreisermäßig für größere 
Gesellschaften, Vereine xc. nicht gestattet ist. 
*— Aus dem jenseitigen Bayern wird berichtet 
daß in diesem Jahre 54000 Landwirte sich bei der 
taailichen Hagelversicherungsanstalt versichert haben, 
20 000 mehr als im Vorjahre; freilich immer 
noch viel zu wenig. Wie steht es in der Pfalz!? 
Sollte nicht jeder Bauer fich so vor Hagelschaden 
hersichern ? 
— Zweibrücken, 21. Juni. In der 
zestrigen Stadtratssitzung wurde die Sparkassen⸗ 
ind die Gemeinderechnung für 1889 abgehoört. 
Das aktive Vermögen der Sparkasse beträgt 
322 205.71 Mk. Diese Summe gehoͤrt 874 Ein⸗ 
egern. Die Gesamteinnahme der Gemeinderechnung 
eträgt 181,733.39 Mk. die Gesamtausgab⸗ 
176,300.750 Mk., sohin ein Ueberschuß von 
5232.60 Mk. Unter großer Heiterkeit des Stadt 
zates gab der Vorsitzende den Erlös aus dem 
Fruchtmarkt für 1889 mit 51 Pfg. bekannt. So— 
dann erfolgte die Mittheilung des Vorsitzenden 
betreffs Ankaufs der Kaiserhalle für ein Waisenhaus 
Er habe dieselbe für den Betrag von 51,000 Mk 
unter Vorbehalt der Genehmigung des Herrn Hil— 
zard angekauft. Diese werde nicht ausbleiben. 
Rach einem ausgefertigten Beuplan wäre der Neu— 
hau des Waisenhauses an der Hofenfelsstraße auf 
105,000 Mark gekommen. Diese Summe wäre 
uch dem Herrn Hilgard zu hoch vorgekommen. 
— Landstuhl, 21. Juni. Heute Nacht 
12 Uhr wurde das Docf Mittelbrunn durch 
Feuersignal aus dem Schlafe geweckt, es brannte 
dem Feldhüter Daniel Huber sein ganzes Anwesen, 
Haus, Stall und Scheuer vollständig nieder. Wie 
das Feuer entstand, ist nicht bekannt. Huber hat 
versichert. 
— Kaiserslautern. Der Wohnungs⸗ 
ausschuß für das im August hier stattfindende 
Kreisturnfest des 10. Turnkreises hat be⸗ 
reits seine Thätigkeit begonnen. Die Herren er— 
ereuen sfich allerorts des liebenswürdigsten Entgegen⸗ 
kommens der Einwohnerschaft. Die Zahl der zur 
Verfügung gestellten Betten ist, soweit die Herren 
auf ihrem Rundgange gekommen, bedeutend, doch 
da die Zahl der Festbesucher vorausfichtlich sehr 
zroß sein wird, müssen noch viele Freiquartiere 
beschafft werden, um alle Festgäste unterbringen zu 
koͤnnen. 
— Kaiserslautern, 20. Juni. Die 17. 
Wanderversammlung des Verbands südweest⸗ 
deutscher Stenographen, der zur Zeit 
400 Vereins⸗ und 32 einzelnstehende Mitglieder 
zaͤhlt, findet Sonntag den 6. Juli im Cafsé Karls⸗ 
berg dahier statt. Mit dem Stienographentag 
soll bei genügender Betheiligung ein Wetischreiben 
abgehalten werden. 
— Bergzabern. Die Augspurger'sche Mühle 
mit Kurhaus ersteigerte Georg Augspurger für den 
Preis von 18,801 Mart. J 
— Otters heim. Laut testamentarischer Be⸗ 
dimmung hat der vor kurzem dahier verstorbene 
Dekonnm Ludwig Gensheimer der hiesigen 
protesftantischen Kicche die gewiß ansehn⸗ 
liche Summe von 1000 Me. vermacht. 
— Speyer, 21. Juni. Der k. Regierungs⸗ 
rath Herr Th. Sp äth hier ist nach gestern Nach⸗ 
mittag hier eingegangenem Telegramm zum Regier⸗ 
ungsdirektor in Regensburg befördert worden. 
— Speyer. Die Stelle des städtischen Bau⸗ 
schaffners kemmt durch den demnächstigen 
Weggang des Herrn Grebe in Erledigung. Unter 
den Bewerbern für die Nachfolge des Herrn Grebe 
wurde vom Stadtrathe Herr B. Bechelberger. zur 
Zeit in Würzburg, ausersehen. 
— Ludwigshafen, 21. Juni. Die Auf⸗ 
aahme eines Anlehens im Betrage von 2 
Millionen Mk. wird von der Finanzkommission vor⸗ 
geschlagen, damit mit der baulichen Ausführung 
des Krankenhauses, der Gasfabrik, des Realschul⸗ 
gebäudes und eines Volksschulgebdudes sowie einige 
als dringend bezeichnete notwendige Anlagen von 
stanälen und Straßen sobald als möglich begonnen 
werden koöͤnnten. Das Anlehen soll entweder zu 
823/0 od. 4 Prozent verzinst und in 40 Jahren 
wieder zurüchbbezahlt werden; dasselbe soll auf 
folgende Weise Verwendung finden: Für ein Volls- 
schulgebäude 894,600 Mk., Realschulgebäude Ml. 
107,300, Gaswerk 570,600 Mk., Krankenhaus 
358.500 Mk., Straßenbau 236,000 Mt., Kapali⸗ 
sation 160,.000 Mk. Auf Wunsch einiger Mit. 
glieder des Kollegiums wird sich der Stadtrath 
uüber diese Frage, die nochmals reiflich erwogen 
werden soll, in der nächsten Sitzung entscheiden. 
— Frankenthal. Unter den bei'm Reichs- 
jag eingegangenen Petitionen hefindet sich auch eine 
soiche des Herrn Maschinenfabrikanten H. Mün d⸗ 
ier hier um für einen Entwurf gesetzlicher Be⸗ 
stimmungen Sorge zu tragen, nach welchen neuen 
Fabrikationsmethoden undl neuen ge— 
werblichen Erzeugnissen Schutz ertheilt werde.