Full text: St. Ingberter Anzeiger

— Speyer, 6. Okt. Am Sitz der kgl. 
Regierung (Forstabtheilung) fand in den letzten 
Tagen die letzte Prüfung für den mittleren 
Forstdienst statt, an welcher sich 10 Forstelebern 
detheiligten, die ihren zweijährigen Vorbereitungs⸗ 
dienst beendet hatten. Sammiliche Kandidaten 
haben die Prüfung mit Erfolg bestanden. Fü 
die Zukunft findet eine solche nicht mehr statt, da 
zum Eintritt in den mittleren Forstdienst der Be⸗ 
such und das erfolgreiche Bestehen der Waldbau⸗ 
schule erforderlich ist. 
— Haßloch, 7. Oklt. Heute Vormittiag um 
elf Uhr fand unter Vorsitz des Wahlkommissärs 
Herrn Rechtspraktikanten Lichtenberger aus Neustadt 
die Bürgermeister- und Adjunktenwahl statt. Als 
Burgermeister wurde Herr Adam Sau erbrunn 
mit 285, als erster Adjunkt Herr Philipp Groß mit 
23 und als zweiter Adjunkt Herr Heinrich Schmitt 
mit 21 Stimmen gewählt. 
— Die Privatlateinschule in Deides⸗ 
heim hat mit dem 1. Oktober wieder den Unter⸗ 
richt aufgenommen. Der Besuch beträgt im ganzen 
7 Schüler, welche sich in zwei Klassen scheiden. An 
Stelle des zurückgetretenen früheren Subreltors 
Herrn Dr. Lechleitner, ist Herr Dr. Knoll aus 
München getreten. 
— Dürkheim. Im dekorierten Stadthaus⸗ 
saal fand am Sonntag die vornehmlich auch von 
auswärts stark besuchte Festsitzung zur Feier der 
50. Jahres-Versammlung der Pol— 
lichia“ statt. Es waren, dem „D. A.“ zufolge, 
erschienen die Herrn: Landtagsabgeordneter Dr. E. 
Buhl, Professor Dr. Delffs Heidelberg, Bürgermeister 
Dr. Groß, Schulinspektor Dr. G.istbeck⸗Ludwigs⸗ 
hafen, Oberbergdirektor Professor v. Gümbel⸗ 
München, Kreismedizinalrat Dr. Karsch⸗Speier, Dr. 
Leppla⸗Berlin, Direktor Professor Lepsius-Darmstadt, 
Inspektor Mathéus-Erpolzheim. Dr. Medicus⸗sai⸗ 
serslautern, Admiralitätsrat Direktor Neumayer⸗ 
Hamburg (Frankenthal) Rektor Ohlenschlager⸗ 
Speier ꝛc. — Zu Ehrenmitgliedern wurden die 
Herren H. Cuny⸗Ungftein, Dr. Löchner (welcher 
allein noch von den Mitgliedern dec „Pollichia“ 
am Leben weilt) und Dr. Medicus⸗Kaiserslautern 
ernanut. 
— Infolge besonderen Wunsches des Prinz⸗ 
regenten, Pfalz-Trauben zu erhalten, wurde 
laut „D. A.“ das Obst; und Trauben⸗Versandt- 
geschäft Jean Hauer, vorm. Geschwister Wagner zu 
Durkheim mit dem Auftrage betraut, für die 
Königl. Hoftafel Dürkheimer Tafeltrauben zu senden. 
— Ruppertsberg, 6. Okt. Durch Ge⸗ 
meinderathsbeschluß wurde festgesetzt, daß fuür 
Privatland, das irgendwie in das neugeregelte 
Gemeindealignement fällt, pro Quadratmeter 4 
Mk. und bei Grenzverlusf an Wohnhäusern 8 
Mk. an die Asbtretungspflichtigen seitens der 
Gemeinde als Enitchädigung geleistet wird. 
(Pf. Kur.) 
— Ludwigshafen, 5. Okt. In der 
gestrigen Monatsversammlung des Geflügelzuchtver⸗ 
eins führte Herr Esselborn, dem „Pf. K.“ zufolge, 
eine sehr interessante Seltenheit in einem Exem— 
plar des jetzt fast ausgestorbenen Pfälzerhuhns 
vor. Die vorgezeigte Henne, ein Prachtexemplar, 
gehört dem Hühnerhofe des Mitgliedes Tobias Heini 
hier an. Es wurde der Wunsch ausgesprochen, es 
möchte überall Umschau gehalten werden, um viel⸗ 
leichl einen vollständigen, gleichen Stamm dieses 
seinerzeit so beliebt gewesenen alten Pfälzer Land⸗ 
huhnes für den Verein erwerben zu können. 
— Ludwigshafen, 6. Okt. Der Namet 
der weiblichen Person, welche in voriger Woche 
Abends 9 Uhr unter Zurücklassung mehrerer 
Kleidungsstücke von der Rheinbrücke aus in den 
Strom sprang und ihren Tod in den Fluthen 
fand, ist Barbara Wärz burgerr. Die Selbst 
moͤrderin war 46 Jahre alt, ledig, gewerblos und 
von Mapnheim gebürtig. 
— Frankenthal, 6. Okt. Herr königl 
Oberlandesgerichts-⸗Präsident v. Zöller, lebens⸗ 
lünglicher Reichsrath der Krone Bayern, ist in 
amtlichen Geschäften hier anwesend. 
— Frankenthal, 7. Okt. Infolge Ein⸗ 
ladung fanden sich gestern Abend etwa 20 junge 
Kaufleute im Fritz Cloßmann'schen Lokale am 
Bahnof ein um über Gründung eines kauf⸗ 
mannischen Vereins bezw. über den Bei⸗ 
ritt zum Verband deutscher Handlungsgehilfen zu 
beraten. Herr Vögele Komptoirist hielt einen interes 
santen Vorttag, worin er das Aneinanderschließen der 
deutschen kausmännischen Beamten befürwortete und 
zamit vollste Anerkennung errang. Nach lebhhafter 
Debatten wurde beschlossen, die weitere Klarlegung 
der Sache einer fünfgliediigen Kommission zu über⸗ 
dragen. welche in einer demnächstigen Zusammen⸗ 
kunft Bericht erstatten soll. 
— Kirchheimbolanden, 7. Olt. 
Gestern fand eine Stadtrathfitzung statt, in welcher 
u. A. Folgendes zur Berathung und Beschluß⸗ 
fassung gelangte: Errichtung einer fakultativen ge⸗ 
werblichen Fortbil dungsschule in Kirch⸗ 
heimbolanden. Der Gewerbeverein richtete zum Zwedh 
der Errichtung einer solchen Schule ein Gesuch an 
das kal. Bezirksamt, das dann nebst Beilagen und 
Lehrplan dem Stadtrathe zu einer etwaigen Er⸗ 
innerung übergeben wurde. Nach Verlesung der 
Beilagen und des Lehrplanes beschließt der Stadt⸗ 
rath sodann, daß gegen die Errichtung der Schule 
nichts zu erinnern sei. Der Unterricht an der ge⸗ 
werblichen Fortbildungsschule findet an Wochen⸗ 
jagen Nachmittags und Sonntags von 11- 1 Uhr 
tatt, die Schüler find vom Besuche der Sonntaqs⸗ 
chule entbunden. 
— Aus der Pfalz. In dem Bericht der 
Fabrikinspektoren heißt es, dem „Pf. K.“ 
jufolge: Der Beamte für die Pfalz hörte Klagen 
ber Geschäftsrückgang, Mangel an Absatz gegen 
das Vorjahr nur in einzelnen Fällen, dagegen 
häufiger über geringen Gewinn infolge der im 
Preise gestiegenen Rohmaterialien bei gleichgebliebenen 
zder nicht in gleichen Verhältnissen gestiegenen 
Warenpreisen. 
SÆSsShZ 
Vermischtes. 
F Dudweiler, 7. Oklt. Wie aus einer Anzeig 
in der „Zeitung“ erfichtlich, beabsichtigt Herr Haupt— 
lehrer Minder aus Scheidt das Oratorium 
bon Löwe: „Die Auferstehung des Lazarus“ ein— 
zuüben. Der aufführende Chor unter dem Namer 
„Verein für klassische Kirchenmusik“ soll neu gebilde 
werden. 
4St. Johann, 6. Oklt. Schon mehrmals 
fiel es einem hiesigen Gärtner auf, daß in seinem 
Farten das beste Gemuünse zur Nachtzeit abge— 
schnitten und weggeschleppt wurde; er nahm 
fich vor, dem Dieb nachzuspüren. Als der Gärtner 
gestern frühmorgens die Mainzerstraße passirte, fiel 
hmeein 15jähriger Bursche auf, der ein mit 
Kappus beladenes Wägelchen zog, er hielt ihn an 
and erhielt seine auf Fragen von dem Jungen keine 
Auskunft. Zur Polizei geführt, gestand der Knabe 
ein, 34 Stack Kappus in einem Garten an der 
Mainzerstraße gestohlen zu haben, er wohne in 
St. Ingbert. Der jugendliche Dieb wurde nach 
Saarbrücken in das Gefängniß geführt. 
F Vier junge Leute von St. Johann 
fuhren am Sonntag Nachmittag in einem offenen 
Wagen von hier nach dem Ort Ritterstraße, wo— 
elbst ein neuer Tanzsaal eingeweiht wurde. Anf 
der Rückfahrt, auf dem Wege von Ritterstraße 
nach Volklingen, pasfirten die jungen Leute eine 
Waldstrecke, wo an einer Wegebiegung eine schräg— 
ibfallende Stelle ist; das Pferd verlor den Halt, 
lief mit dem Kopfe gegen einen Baumstamm und 
türzte nieder. Der Wagen schlug um, ein Insasse, 
in einem hiesigen Geschäfte ihätig, wurde mit dem 
Zopfe gegen einen Baumstamm geschleudert und 
rlitt eine so schwere Gehirnerschütterung, daß er 
»ald nach dem Vorkommniß starb; von den 
ibrigen drei aus dem Wagen Geschleuderten wurde 
iner erheblich verletzt. Die so froh unternomment 
Fahrt hatte einen sehr traurigen Ausgang. 
(G. A.) 
F Wiesbaden, 4. Okt. Gestern Abend 
passirte in der Turnhalle des Männerturnvereins 
ein schwerer Unfall. Mechaniker Herr Paul 
Weimer, der beste Turner Wiesbadens und des 
üdnassauischen Gaues, stürzte bei Ausführung der 
hohen Welle vom Reck und fiel bewußtlos zu 
Boden, wähtend sofort sich Blut aus Ohr und 
Rase ergoß. Der hinzugerufene Arzt konstatirte 
rine Gehirnerschütterung komplicirt mit einem Bruch 
des Schädelgrundes und des Felsenbeins. Hoffent⸗ 
lich gelingt es der kräftigen Konstitution des 
allbeliebten jungen Mannes, die Krankheit zu 
liberwinden. 
F Der Nor dostsee⸗Kanal und Bayern. 
An der Ausführung dieses großen Werkes hat, 
wie die „Munch. N. N.“ schreiben, unser engeres 
Vaterland Bayern einen größeren Antheil, als ge⸗ 
meinhin bekannt sein dürfie. Zunächst wird für 
die Eingangschleuse von der Nordsee — an der 
ẽelbemündung bei Brunsbüttelhafen —, welche die 
Großzunternehmerfirma Vering in Hamburg a 
führt, nur bayerischer Granit von der in 
schaft Blauberg in Blauberg mit über 2000 —* 
gons verwendel. In Grünthal, wo —RMD 
die groͤßten Erdmassen des ganzen Kanauitg 
13 Millionen Kubikmeter zu lockern und zu * 
portiren sind, wo der Höhenunterschied der —XR 
fohle gegenüber der darüberführenden Cisen 
32 Meter beträgt, arbeitet unser rastloser 8 
mann Baurath und Generalbauunternehmer Saher 
mit einem Aufwand von Maschinen und Arbeiiz. 
kräften, wie solche wohl noch nirgends gesehen 
worden. Um nur annähernd einen Begriff hier⸗ 
don zu geben, führen wir an, daß — — 
stanalstrecke von 12 Kilometer eine Geleislänge don 
15 Kilometer hergestellt wurde, auf der 17 — 
strauß'jche Lokomotiven und über 600 Sandwegen 
»ewegt werden. Die Arbeiterzahl ist verhaͤltß 
naßzig gering, 1100 Personen, well die Erdloͤn. 
ing und Ladung fast ausschließlich durch 8 soge 
nannte Trockenbagger geschieht. Unter Wasser sim 
3— 10 Meter Kanaltiefe durch 8 Schwimmbaghn 
und 2 Elebatoren herzustellen. Eine solche Bagher 
naschine foͤrdert täglich bis 1800 Kubikmelet. 
Wenn diese Arbeit durch Menschen hergestellt wer— 
den sollte, so wären hiefür noch weitere 60006 
Arbeiter nothig. Außerdem find noch 3 Dampf 
boote zur Hilfeleistung bei den Baggerungen unte 
Wasser in Thätigkeit. Die Betriebseinrichtungen 
sowohl als auch der mit denselben erzielte Bau— 
'ortschritt läßzt ein rechtzeitiges Vollenden dieser 
stiesenarbeit erhoffen. Interefsant dürfte es ferner 
noch sein, daß das kaiserl. Kanalbauamt V. wel- 
hem diese Kanalstrecke unterstellt ist, gleichfalls bon 
zinem bayrischen Landsmann, dem in Fachkreisen 
als sehr füchtig und energisch bekannteu und darum 
auch zu einem solchen Vertrauensposten herufenen 
Herrn Reverdy, k. bayerischer Bauamtmann, al— 
Vorstand geleitet wird. 
fF Auf dem deutschen Frauentag ir 
Mäünchen, welcher dort vorgestern eröffnet wurde 
hielt die Vorsitzende Frau Schepeler⸗Lette zunäch 
die Eröffnungsansprache. Herr Bürgermeister Dr. 
v. Widenmayer hieß die Versammlung im Namen 
der Stadt herzlich willkommen. Die edle und schön⸗ 
Aufgabe und die vertrauenswürdige Vergangenhei— 
der Vereine unter dem Schutz einer erhabenen 
kaiserlichen Frau ficherten den Damen, wie übetall 
so auch hier, einen herzlichen Empfang. Redne! 
warf einen Blick auf die Thätigkeit der Frauen 
vereine, welche der reinsten Menschen- und Nächsten 
liebe entspringe und fügte den Wunsch bei, di⸗ 
Frauen moöchten hier neuen Mut und neue Kraf! 
hei ihren Verhandlungen schöpfen. Hierauf hiel 
Frau Dr. Naue (Munchen) einen Vortrag über 
„Gründung von Arbeiterinnenheim mit Hilfskassen 
und Speiseanstalten.“ Ausgehend von der schlimmer 
Lage der weiblichen Bevölkerung besonders in den 
Großstädten schilderte Rednerin die Thätigkeit der 
Frauenvereine zur Besserung dieser Zustände und 
gab eine eingehende Schilderung des Münchener 
Arbeiterinnenheims und feiner guten Erfolge. Mif 
einem warmen Appel an die deuitschen Frauen 
schloß der interessante Vortrag. Frau Bieber⸗Böhm 
childerte die Zustaͤnde in großen Städten als ge— 
'ahrdrohend fur die Sitien des weiblichen Geschlechts. 
Frau Loper⸗Honusselle (Inspringen) besprach dit 
Lehrerinnen⸗Frage. 
4 Die Ziehung der Giesinger Kirchen⸗ 
bau⸗Lotterie ist auf Dienftag den 18. Novbem⸗ 
ber verschoben worden. 8 
Die Oberammergauer „Alktores find 
zumteil aus ihren Heimatsorten abgereist, um der 
Einladung von Bewunderern und Bewunderinnen 
— 
olgem Ueber die materiellen Ergebni 
der Passion und die Rollenfragen der Zukunft wird 
dem „Fremdenblatt“ aus Ammergau, also von 
emgier Seile, geschtieben: Wahrend der deß 
pieijaison hai Burgermeister Joh. Lang allein uber 
30,000 Briefe und Telegramme erhalten. Bei i 
Vorflellung waren etwa 5.—8000 Menschen unte 
zubringen und za verpflegen. Daß die ew 
fassa dabei nicht zu kurz kam, ist selbstredend. 
Gesamteinnahme am Spielhonorar durfte sich 
nahezu 700,000 Mark belaufen, also doppelt p 
diel wie vor 10 Jahren. Gleichwohl sind 
„Gagen“ der mitwirkenden Kunstler, deren 80 
sich auf etwa 700 belauft, verhälinismäßig — 
So erhält der Christusdarsteller Mayer vn 
wie doc 10 Jahren, seine 1000 Mark, die — 
uhrer und Kaiphas je 800 Mark, Pettus