Full text: St. Ingberter Anzeiger

Mecklenburg selbst in Varis den Wunsch kundgegeben hat, wegen 
der Regelung seiner handelspolitischen Bezichungen zu Fraukreich 
in Verhandlungen zu tretem Diese sind bereits eürgeleitet. 5* 
BexdinzeFJum. Die heutigen* Morgenblätter mel⸗ 
den, daß der — Parisaus einen Besuch) in London 
machen werde. * * 
Berlin, 3. Juni. (Athentisch) Der Tag des Abmar⸗ 
sches der preußischen Garnison aus Luxemburg ist noch nicht be—⸗ 
timmt, jedoch festgesetzt, daß die Luxemburger Garnisonstruppen 
nach ihrem Abzug vorläufig nach Trier, Saarbrücden, Saarlouis, 
Mainz und Frankfurt dislocirt werden. — 
„Wien, 31. Mai.— Der Abendpost zufolge meldet eine De— 
pesche Der österreichischen Gesandtschaft in Washingtou? vom 80. 
MNai. Nachts, daselbst sei nur bekannt, daß nach Chambells Be— 
richten Escobedo am 15. Mai Queretaro eingenommen und daß 
dex, Kaiser von Mexico vohne, Bedingung capitulirt habe, — Das 
neue Fremdenhlatt veröffentlicht den Entwurf der dem Abgeord⸗ 
netenhaus vorzulegenden Adresse. Derselbe bezeichnet. u. A. eine 
zerfassungsmäßige Revision des Concordats als unabweislich 
und werspricht die gewissenhafteste, Erledigung. der Finanzvor— 
lagen. 34 . 
Pest h. 27. Mai. Großeg Aufsehen erregt ein offener Brief 
Kossuths an Deak, der am letzten Samstag in den Spalten des 
Magyaxr Ujsag“ veröffentlicht worden ist. In Folge dessen wurde 
das Blait an dem gengnuten Tage in 8000 Exemplaren perkaufit 
und in der zehnfachen Anzahl von Exemplaxen ist der Abdruch 
zes Briefes in die Comitate vexseudet, worden., Der Enthusias⸗ 
nus, welchen der Briefherporrufenn muß, wird nanrntlich auf 
»em Lande sich in außzerster Potenz, manifestiren, wwd Ludwig Kos⸗ 
suth noch immer wig ein Heilger perehrt jst und seiu Hild in 
eder Hütte hängt, Das Schreiben, welches gur. der Form nach 
die Adresse, Doaks frägt und in der That ein Manifest au das 
ungarische- Volk ist, enthält eine scharfe, Kritik, welche derx große 
Igitator ꝓou⸗ I849 gegen den Agitatog von 1861 xichtet. 
Pest ha 29. Mai. Heute wurde der Gesetzesentwurf. über 
die gemeinsamen- Angelegenheiten in der Deputirtemafel bei Ab⸗ 
vesenheif hon 83. Mitgliedern mit 208 gegen 88. Stimmen an—⸗ 
zonommentee Denk wird den Autrag stellen den Wiener Reichsrath 
um Kromnngsfest einzuladen. Heute Abend beginut der betreffende 
Ausschuß, zu dessen Mitgliedern auch Deak zählt, die Ausarbeitung 
zes Inauguraldiploms. Deak wird auf den Brief Kossuths nicht 
nuworten, aber in den Vlüttern erklären, Kossuth habe diesen 
Brief nicht ihm, sondern gegen ihn geschrieben; dex, Brief sei also 
in Zeitunggartikel, eine oͤffentliche Anklage, gegen. welche sich zu 
rechtfertigen er nicht füx noͤthig finde. Die, Gründe seiner Poli— 
ik liegen offenda in seinen Reden; ex, habe, den friedlichen 
Jusgleich für. heilsamer gehalten als eine Politik, die uns auf 
Zuwarten, und, weiteres Leiden anweist und, die Zukunft des 
Staates von zufälligen Ereignissen abhängig macht.Wer? kei⸗ 
nem Machtgebote gehorcht, wer nun das Wohil des Staates vor 
Augen hat, der trxage die Last der Verantwortlichteit leicht, Er 
dehe also für seine Ansicht ein. Diese habe er Niemanden auf⸗ 
gedrungen.„Die,; Majorität theile eben seine, Ueberzeugung und 
sedürfe sejner Rechtfertigung nicht.— ν nt re, 
ινιν FJrankreich, ι ιναν 
Patis,'81, MaiDie schönen Hoffnungen,welche“ man 
noch dieser Tagel auf kein kbetales Vorgehen von Seiten des 
Zaisers gesetzt hatte, scheinen nun gänzlich“ gescheiterb zu sein 
In der Umgebung des Kaisers stritten fich zwei verschiedene Strö⸗ 
nungen um den Vorrang. Die eine wuͤnjchte aufrichtiges Ein⸗ 
zehen in die Bahn des Liberalismus, während die andere unter 
Leitung des gegenwärtigen Ministeriums das Beharren auf dem 
alten regetionären Wege anrieth.r Für die erstere Eventualität 
väre Ernennung eines liberaleren Mannes zum Minister des 
Immern und die Auflösung des gesetzgebenden Korpers eine con- 
ditio sine qua non gewesen. Der Kaiser scheute aber im letzten 
Augenblicke den Schein der Nachgiebigkeit, der aus diesen Maß— 
regelnhätte entstehen können, und er fürchtete zugleich/ in. den 
neuen Maͤnnern, an welche er: sich hätte wenden müssen, keine 
hinreichend sichere Stütze zu finden. So hat et denn den Vor—⸗ 
chlägen des Herrn d. Lavallette sich angeschlossen.— Man giebt 
iich hier die groößte Mühe, den Kaiser Alexander zufriedenzustellen. 
So wird man ihn vom Nordbahnhofe nach dem Palais Elyse 
nuf Nebenwegen — durch die Rue Lafayheite ·—führen, damit 
er nicht den Boulevard Sebastopol zu passiren habe, welcher un 
weifelhaft traurige Erinnerungen in dem Herzen Sr. Majestät 
vachrufen würde. — Es wird wieder auf, das Bestimmteste vers 
ichert, daß der Kaiser Maximilian'sich in Queretaro auf 
Bnade und Ungnade ergeben habe. 
BParxis, J. Funi. Diesen Nachmittag don! halb 4 Uhr 
in war ganz Paris auf den Beinen, um den Einzug des Czaxen 
sun sehen. Die Vonlevards und Sträßen waren mit französischen 
und russischen Fahnen geflaggt und Abgesperrt. Um dem Czaren 
hdei den Parisern einen guten Empfang zu bereiten, haflen vor 
acht Tagen die Blätter die Nachricht gebracht, er habe · Auftrag 
gegeben, während seines zehntägigen Aufenthaltes hier die Sum 
me von'5 Millionen Franken zu verausgaben. Trotzdem war 
der Empfang nichts weniger als warm. Nach 4 Uhr war der 
aiser in einem Prachtwagen zu dem Nordbahnhof hinausgefahren 
gefolgt von den hier anwesenden Marschällen und den anderen 
zöchsten Militär« und Civilpersonen. Gegen 5 Uhr kamen sodann 
Barde⸗Uhlanen mit zwei kaiserlichen Piqueuren an der Spitze he⸗ 
angesprengt, dann folgten der Wagen, in welchem der Kaiser 
lapoleon, der Czar und dessen beide ältesten Söhne saßen, sodann 
vieder Garde Uhlanen und endlich die übrigen Wagen.; Einzelne 
Ztimmen riefen Vivo PPmpereur!“ — welcher Ruf jedoch nur 
venig Anklang fand, kaum daß die Zunächstehenden die Hüte ab— 
zogen. Das Publikum bestand freilich zu einem Theil aus Frem— 
den. Der Kaiser Napoleon sah gut und vergnügt aus. Eine 
Menge Stadtsergeanten und Garden von Paris war aufgeboten. 
Der bayerische Handelsmin ster v. Schlör, welcher seit sechs Ta— 
gen zur Besichtigung der Weltausstellung hier war, ist diesen Abend 
nach München zurückgereist. 
Paris, I. Juni. Der Moniteur meldet: Die Aus— 
vechslung der Ratificationen des Vertrags, welcher die 
Berhältnisse des Großherzogthums Luxemburg regelt, hat am 81. 
Mai in London stattgefunden. 
Paris; K. Junin“ In der Stimmung des hiefigen Publi— 
ums geht ein eher Umschwung vor sich. Vor noch sehr kurzer Zeit 
var das Mißtiuen allgemein und man' glaubte keineswegs an 
zie Aufrechthaltung des Friedens über den Herbst hinaus, jetzt 
aber hat man das Zuttauen, daß sogar in den nächfter Jahren 
überhaupt ein Krieg nicht mehr möglich sein werde. Verschiedene 
Umstände haben zu dieser plötzlichen Sinnesänderung beigetragen; 
uförderst die nun wirklich erfolgende Ankunft der europäischen 
Souveräne, der man die größte Tragweite zuschreibt, und dann 
jer Umstand, daß in ganz Europa die Friedensliebe viel stärker 
st, als man gedacht haben mochte, und daß, diese auch 'in der 
That diesmal die Kraft gehabt hat, sich geltend zu machen. Nun 
laubt man, daß es Europa jedesmal ebenso wie diesmak ge⸗ 
ingen werde seine friedlichen Wünsche durchzuführen. Außerdem 
äßt auch Preußens maßvolles Auftreten in der Luremburger, 
der schleswigschen und der süddeutschen Sache von dieser Seite 
eine Conflicte fürchten; ja es beginnen allmählig die Sympathieen 
vieder zu erwachen, welche ein Theil der französischen Nation 
ur Norddeutschland gehegt hat. — Graf Bismarck wird seinen 
donig nun doch nach Paris begleiten. 
zua .in: Je England. ——— 
Man erwartet binnen kuxzem die Antunft des ehe— 
mals süd staatbichen, Präsiedenten Jefferson Davis 
in England. — —— — 
F 27 Belgien. J 9— * 
Bxrüfsel, 2. Jun Dem. „Journ. de Brurxelles“ zufolge 
hat die Pforie einem neuen Vorschlag des Kaisers Napoleon, 
zur Prüfung der Beschwerden der Kandioten eine internationale 
Anter suchungscommission niederzusetzen, zug estimmt. 
Italien. ” 
Florenz, 1. Juni. In der Deputirtenkammer hat die 
herathung des Budgets begonnen. Die gersten ratificirte fi— 
ianzielle Uebereinkunft wird der Kammer nächsten Montag vorge—⸗ 
egt werden. — Garibaldi ist unpäßlich und kehrt heute nach 
Faprera zuruk. 
Ronstantinopel, 31. Mai. Der Levante Herald mel— 
et: Fuad Pascha hat neuerdings den Vertretern der Mächte eine 
Lircularnote übermittelt, welche die Beschwerden der Pforte gegen 
Briechenland recapitulirt und dieses für die Folgen seiner Hand— 
ungsweise verantwortlich macht. — — 
, 
—A — — Schwurgerichtssitzungen. 
e II, Quartal 1867. e — 
Eschluß der Verhandlung gegen Heinrich Weiß von Bellheim). 
Dem Vortrtage“ ber“E. Staatsbehörde entgegnete im Wesenilichen 
ie Vertheidigung, daß von vornherein Vorsicht nöthig sei, weil 
Borurtheil und Spick der Phantasie gegen den Angeklagten in 
Bellheim thätig gewesen und ulles Folgende beeinflußt habe. Man 
sabe einen anderen Thäter nicht zur Haud gehabt, sei daher auf 
Weiß gefallen und habe nun in phantasiereicher Weise die von 
ornherein auf einen Sturz deutenden Merkmale in der Art zu⸗ 
echtgelegt, duß sie auf den Angeklagten als Thäter paßten. Des⸗ 
alb aber sei er dies noch nicht; denn schon mancher Mord sei 
egangen und der Mörder nicht entdeckt worden. Daher habe