Full text: St. Ingberter Anzeiger

Bsfinanzlage! 
—*8 
wischen Preußen ane 
Bahern lattgefunden, woßach 
Preußen dem Gri nt Vayhern's, daß jede über den Prager Frie— 
den hinausgehende Abmachung zwischen dem nordoeeutschen Bund 
und den süddentschen Staaten der Zustimmung Oesterreichs bedürfe, 
beipflichtet. (7) 
— Das „Fremdenblatt? moldete: .,Der preußische Gesandte 
haron Werther ist nach Paris abgereist. J —W — 
— Die österreichische Flotten-Esscadre hat Ordre erhalten, 
sich in die Gewässer der Levante zu begeben, um Angesichts des 
sampfes zwischen den Türken und den Candioten die Intexressen 
Oesterreichs wahrzunehmen. 8—534 
Pesth, 3. Sept. „Pesni Naplo“ schreibdb: Die Quote Un— 
garnus soll von den Deputationen blos für ein Jahr festgestellt 
werden, ebenso der Betrag zu der Staatsschulden-gZinsenlast. Der 
ungarische Landtag wird Gelegenheit erhalten, sich überdie Staas⸗ 
chulden eingehend auszusprechen und vielleicht eine weitergehende 
Vollmacht der Deputation zu ertheilen, damit künftiges Jahr die 
Feststellung der Quote und die Vertragsabschlüsse für längere Zeit 
erfolgen können. — le Etdeade gent un thase 
nd neeeFraukreich. 
Die „Liberte“ zieht hente fehr scharf gegen das zwrite Kai⸗ 
erreich zu Felde. Sie nimmt zwei scharf getrennte Perioden für 
dasselbe an: die Aktionsperiode bis zum Dekret vom 24. Novem 
ber 1860 und die vratorische Periode von da an bis heute. Die 
Bilgnz der letzteren wird folgendermaßen aufgestellt: Polen gezüch— 
tigt/ Dänemark erdrückt, Einsturz des mexicanischen Kaiserreichs 
Bründung des deutschen Kaiserreichs, 950 baare Millionen in der 
Bank, industrielle und kommerzielle Krisen finanzielle Unglücksfälle, 
Schlappe indet luxemburgischen Affaire, Zurückziehung des Adreß 
rechtes. Der ersten Periode gehört Sebaftopol, der zweiten Sa— 
dowa an; in der ersten wurde Ruhm erworben, in der zweiten 
wnrden Fehler begangen die erste“ bietet einen heitern Himmel. 
Aie zweite schwarze Punkte dar; die erste heißt Solferino, die zweite 
Queretarobe 1866 ist· das Jahr der Entäuschungen, 1867 
nus Jahr der Dementis. Dementi in Berlin, in Haag und in 
ondon. *57 
»VParis, 8.Sept! Gestern war in den Tuilerien Diner 
zur Ehren der Königin von Württemberg. — Aus Madrid wird 
zemeldet, daß alle beurlaubten Soldaten einberufen worden sind 
Die von Wien gemeldete Nachricht, daß die sterblichen Ueber— 
resie des Herzogs von Reichsstadt nach Paris gebracht werden foll⸗ 
den, ist vollständig unrichtig. — Die „Patrie“ dementirt die von 
den Journalen gebrachte Nachricht von einer spanischen Depesche, 
die von dem spanischen Gesandten Mon dem französischen Minister 
Lavulettel vorgelesen worden sei, um sich über? das Verhalten den 
französischen Grenzbehörden gegenüber dem neuesten Aufstande zu 
beschweren. — Graf: v. d.n Goltz ist hier angekommen uu 
Baris, 4. Sept. Der „Abend⸗Moniteur“ zeigh an, daß 
der mexicanische Gefandte Dano mit seinem ganzen Gesandschafis⸗ 
personal von Newyort nach Frankreich reist. — Die Patrie“ mel⸗ 
det, daß am Montag: 800 Mann der preußischen Garnison Lu— 
remburg verlassen haben. Der Platzcommandant reist heut 
»der morgen ab, der Rest der preußischen Garnison nächsten Montaq 
J Belaien. 
Die gegen die Antwerpener. Auswanderungs-Agenter 
An Strauß ü. Co: erhobenen Beschuldigungen scheußlicher Be— 
handlung der Auswanderer haben fich als vollständig begründe' 
hetausgestelli. — Hoffentlich wird der Seelenverkäuferei dieser acht 
ungswerthen Firma ein jähes Ende gemacht werden. 
ιι Spanien. ezee 
Rach der „Patrie“ ist der Marschall Prim von einigen seiner 
Leute denunicirt worden, und die spanischen Behörden sind ihm aus 
der Spur; Narvaez soll Befehl egeben haben, ihn sofort zu er⸗ 
schießen. Ueber die wahre Lage der Dinge in Spanien verlautet 
nichtz her ih unbekannt;, was. aus La Torre, den übri— 
gen Chefss und ihren, Banden geworden ist. 
auu nunn Italien. 2 αια 
.Wals chie Diplomatie nicht dermochte das vermag die Cholera. 
Die Francenmeldet; daß Ex⸗König“? Franz nun wirküich auf dem 
Buntte steht Rom zu vorlafsen, und zwar à cause du choléra.⸗ 
nu Die Perseveranzawsagt in: einem Artikel über die politische 
Lage Europas, daß Kaiser Napoleon die Errichtung eines Staais 
im Mittelpunkte Europas wünscht, 'der eine bestimmte Gruppe zwi⸗ 
schon den,deutschen und den slavischen Mächten, bilde.“ Sie zieht 
die Schlußfolgerung, daß ein zwischen Oefterreich und Frankreich 
hergestelltes gutas Vernehmen eher geeignet sein dürfte, den, Frie 
en 33Gaxantiren: als den HKrieg hervorzurufen. —8 
fen c Garibaldi, Sictor — und 
hier ein. 
dopenyas ptbr. —Ver Landgraf von Hessen⸗ 
dassel GVater der Königin) ist bedeutend erkrankt, sein Zustand 
hoffnungslos. 
mm ix Am erika. 27 
Newyork. 24. August. Mit dem Dampfer „City of Pa· 
ris.) Der an Stelle des Kriegsministers Stanton getretene Ge— 
neral Grant hat viele höhere Beamten des Kriegsminifteriums, 
entlassen,Der New⸗ York Herald'“ fordert den Prafidenten auf, 
eine Amuestie zu erlassen und ein vollig neuses Cabinet zu bilden. 
In Wajhington, Cicnnati und anderen Orien bilden sich Clubs 
zum Behuf einer Agitation für: Wiederwählung Johnsons. 
98 J V 3 —4 1 
3 — Louis Napoleon in Pesth. 
Im Jahre 1881 iauchte in der Waitznergafse in Pesth im 
ogenannten; Kronen⸗Kaffeehause, welches damnals der Lieblings⸗ 
aufenthalt der Juraten war, ein Fremder auf, der von dem 
Bedienungspersonale „Herr Graf'!“ titulirt wurde. Dieser Graf 
mochte beiläufig zwanzig bis zweiundzwanzig Jahre: zählen, obzwar 
ihn sein ernstes „Gschau'“, wie der Wiener sagen würde, und sein 
verschlossenes Wesen älter erscheinen ließen. —— Sein Geficht war 
nach der Art der Ausländer, vollständig rasirt und die knapp an⸗ 
iegenden Kleider nach englischem Schnitte stachen aus dieser all⸗ 
jemeinen Attila- und Dolmany⸗Welt fast in demjelben Maße 
ib, wie sein finsterschweigsames Benehmen: und die beobach⸗ 
ende Miene dieses Einzelnen — in der Slärmenden leichtblü⸗ 
igen Gesellschaft. —yEr saß in der Negel in der Ecke nächst der 
rhöhten Loge der Kassierin und sah von hier aus den Billard— 
pielern zu.Unter den Juraten war dawals xin berühmter Bile 
ardspieler, der, wenn ich micht irre, Rékasy hieß.—Er schlug jeden 
n der Kegelparthie, der es mit ihm aufnehmen wollte, selbst die 
Marqueure und obgleich Alle es versuchten, wermochte doch Nie⸗ 
mand ihm beizukommen. Der fremde Graf sah ihm dort 'oft zu, 
und er war der Einzige, der sich noch nicht angeboten hatte, mit 
ihm zu spielen. Eines Tages verspürte Rékasjy nicht übel Lust, 
mit dem schweigsamen Fremden anzubinden.“„Wären Sie nicht 
geneigt, drei Partien Pyramide mit mir zu spielen?“ sprach er 
ihn an. Der Unbekannte verneigte sich suumm und- erhob sich 
„Einen Dukaten die Parthie ?“ frug Rékasy wieder, der inzwischen 
den Queue ergriffen hatte. Der Graf billigte das und gab Ac— 
quit.“ Der Fremde spielte ganz eigenthümlich. Nachdem er vorerst 
eden Schub bemessen und berechnet hatte, maß er auch die Di— 
tanz der Ballen, bezeichnete sich seine Kombinationen durch Punkte 
ind zielte sehr lange — Idann war er aber auch eines jeden Schu⸗ 
ves ficher, fehlte nie, wenn er den Billardstock in Die Hand nahm, 
o kam sein Gegner entschieden nicht mehr zum Stoß. Seine 
Artzu: qpielen, mag Manchem sehr langweilig erschienen sein, man 
nußte ꝛaber zugeben, daß seine Methode sehrenrichtig warr — ner 
hehielt Recht. Rékasy verlor fortwährend und verdoppelte den 
Satz immer. — Bis Mittag hatten sie sechzehn Partien gemacht 
und Röékasy blieb hängen? mit zweiunddreißigtausend fiebenhum 
dert und achtundsechzig Dukaten — eine Summe, welche seit die 
Welt steht, allerdings noch nie ein Jurat beisammen gehabt. Rö— 
tasy bat seinen Partner, seinen Gewinust einstweilen in. seiner 
Hrieftasche zu notiren, fie wollten am nächsten Tag den Kampf 
„auf doppelt oder nichts“ fortsetzen, sollte der Graf es jedoch vor⸗ 
iehen, einstweilen einen Wechsel über den Betrag zu empfangen, 
o fände er Rékash auch hiezu bereit. Am nächsten Tage wurde 
das Billard⸗Turnier fortgesetzt „doppelt oder nichts.“ Bis Mittag 
jatte Rékasy das ganze Pesther Komitat nebst einigen umliegen⸗ 
»en Bezirken verspielt. „Na, der morgige Tag wirds entschei⸗ 
den,“* meinte der Jurat. Am dritten Tage wurde wieder gespielt: 
Der Graf nahin wieder seine Vermessungen mit der Genauigkeit 
eines Ingenieurs vor und war wieder unbesiegbar.n: Rékasy aber 
hatte nicht nur ganz Europa, sondern auch mit China Brasilien 
und den Silberbergwerlen Perus wäre seine Schuld noch nicht ge⸗ 
deckt gewesen. Der vierte Tag vereinigte die Kämpfer wieder; 
wieder wurde Idoppelt· oder nichts“gespielt⸗da haite zunser 
Jurat drei goldene Globen, jeder von einem solchen Umfange, wie 
der,auf dem wir leben — verspielt. Der fremde Graf war der 
Begenstand allgemeinen Staunens. Am fünften Tage erschien der 
Fremde nicht auf dem gewohnten Pläthchen, denm sein Stühl in der 
Rähe der Kassierin war leer geblieben, dagegen ließen sich einige 
erdächtige Gesichter blicken, die ab unde zugingen, unter einanderd 
ischelten, daun den Kaffeetier bei Seite riefen zund da mit ihnt 
zeimlich flüstern.Der Kaffeetier schüttelte verwundert das Haupt, 
ils er erfuhr; daß der Graf in der Nacht abgereist sei. Erst nach 
Verlauf mehrerar Wochen theilte der-Kaffeetier einigen vertrauens⸗