Amerika.
Wasshhington, 6. März. (Per Cabel.) Präsiden
Johnson ist auf den 13. März als Angeklagter vor den Senab
als Gerichtshof geladen. (Eine Dampfernachricht aus Rew⸗Yor⸗
dom 25. Febr., meldet: „Mehrere Heeresabtheilungen haben dem
Congresse ihre Unterstützung zugesagt für den Fall, daß Johnsor
seiner Drohung gemäß iu Gewälimitteln greifen sollte.“)
commissär sowohl als dem k. Untersuchungsrichter seine Mithilf
eingestanden, war auch außerdem überführt, weshalb er schuldig
erklürt und zu 4 Jahren Zuchthaus verurtheilt wurde.
Das Resultat der beendigten Session ist kurz folgendes: Im
Ganzen wurden abgeurtheilt 14 Persouen und zwar lauter männ⸗
liche; hievon wurden freigesprochen 2, zu Gefängniß verurtheilt
3, zu Zuchthaus 9 Personen (worunler“I die Strafe in einer
Festung erstehen darf.)
Dem Vernehmen nach hat bis jetzt keiner der Verurtheilten
Cassation nachgesucht.
Schwurgericht « fitzu ngen für die Pfalz.
J. Quartal 1868.
Zweibrücken, 2. März. Heute Vormittag wurden
4 Criminalsachen, in welchen die Ageklagten flüchtig sind, ab—
geurtheilt.
I. Sache. Carl Klein, 19 Jahre alt, Postbotengehilfe, Sohn
des Postboten Conrad Klein in Homburg, hat mach der Anklage
vom 28. Aug. v. Is. in Hombuͤrg zum Nachtheil der dortigen
. Posterpedition ein Geldpaket mit 3436 Fr. in Gold und Lin
weiteres Packet mit 200 Thlr. in Papiergeld gestohlen. Derselbe
wurde schuldig erklärt und in contumatium zu dier Jaͤhren Zucht
haus verurtheilt.
I. Sache. Philipp Klein, 18 Jahre alt, Maurer—
geselle, Sohn der Wittwe von Paul Klein von Edenkoben isi
angeklagt: am 2. Sept. v. Is. zu Edenkoben dem Wagnerge⸗
jellen Philipp Flach von da rechtswidrig und vorsätzlich mit ei⸗—
nem Kummetholzmodell den Unterschenkelknochen handbreit über
dem Fußgelenk schräg durchgeschlagen zu haben, was eine länger
als 60 Tage dauernde Arbeitsunfähigkeit zur Folge hatte.
Das Urtheil lautete auf 4 Jahren Zuchthaus.
III. Sache. Jakob Klink, 21 Jahre alt, Ackerbu rsche von
Qübelberg. Sohn des Zieglers Jakob Kliuk von da, soll am l.
und 2. Sept. v. Is. in der Wirthschaft von Martin Schmitt
allda dem Schuhmacher Johann Bröhmer von Bruchmühibach
mit einem nicht ganz leeren Schoppenglas aufs linke Auge ge—
worfen und dadurch die Sehkrafi dieses Auges zerstört haben.
Auch dieser wurde schuldig erklärt und zu vier Jahren
Zuchthaus verurtheilt.
IV. Sache. Wolf Isaac, 49 Jahre alt, gewesener Banquier
in Edenkoben, Sohn des längst verlebten Ische Isaac, eines sehr
angesehenen und reichen Mannes, stand selbst in günstigen Ver—
mögensverhältnissen und genoß das größte Zutrauen und einen
bedeutenden Credit. Es war daher Alles erstaunt, als am 20.
November 1866 seine am Tage zuvor ausgeführte Flucht bekannt
wurde, welchem Ereignisse bald die Falliterklürungen erfolgte, in
Folge deren sich bis heute 270,000 fl. Schulden und nur etwa
72,000 fll. Activa herausstellten. Wie es gewöhnlich bei solchen
Leuten geht, so ging es auch hier; nicht bloz Handelshäuser und
Capitalisten, sondern eine Menge unbemittelter Personen, Wingerts⸗
leute und Handwerker verlieren ihre sauer erworbenen Ersparnisse
wo konnte man sein Geld besser placiren, als bei dem reicher
Banquier, der in größter Achtung stand?
Wo kam aber sein Geld hin, da er kein Verschwender war
und nicht mehr als ein Kind hatte, sowie eine brave Frau, die
im letzten Herbste gestorben ist? Als Autwort auf diese Frage
gibt uns die Anklage Kenntniß, daß er unglücklich an der Börfe
gespielt hat und, staͤtt zu gehöriger Zeit aufzuhören, die Sache
forciren wollte.
Hierauf gründet sich die Anklage betrügerischen Bankerottes
Außerdem laulet sie auch auf Unterschlagung und Betruqg im Ver
brechensgrade.
In seinen Büchern suchte Isaac seinen schlechten Vermögens
stand zu verdecken, indem er namentlich im Hauptbuche große
Schuldposten ausließ und fingirte Guthaben eintrug, so daß er
ganz kühn einem Gläubiger im Frühjahr 1866 öfferirte, fein
Bücher einzusehen und das Inbenar machen zu helfen. wozu es
dann aber doch nicht kam.
Der Anklageact zählt zehn Fälle von Unterschlagungen und
Betrügereien auf, indem er Wechsel um sie angeblich umschreiben
zu lassen, sich verschaffte, ebenso Werthpapiere zu angeblich mo—
mentanem Gebrauche, oder um Zinscoupons erneuern zu lassen,
die er dann behieli, Gelder als angeblich Betheiligter oder Be—
vollmächtigter einnahm, angebliche Ausstände übertrug und sogar
die Zinsen davon bezahlte u. s. w.
Er wurde schuldig erklärt und zu 10 Jahren Zuchthaus
condemnirt.
V. Sache. Der gewesene Einnehmer Philipp Woff von
Oppau wurde am 30. tovember v. Is. wegen Amtsuntreue zu
3 Jahren Gefängniß (in einer Festung zu erstehen), vom Schwuc
gerichte verurtheilt. Dessen 20jähriger Sohn Ludwig Wolff.
welcher flüchtig ist und bis heute sich nicht gestellt hat, war der
thätigen Theilnahme an den berübten Unterschlagungen seines Va—
ters angeklagt.
Wie schon angeführt, hat Ludwig Wolff dem Visitations—
Vermischtens.
Zweibrücken, 8. März. Nachdem gestern Abend das
Resultat der hiesigen Stadrathswahl festgestellt war, die imns 6
neue Stadträthe gebracht hat, fand heute die Bürgermeister⸗ und
Adjunkten⸗Wahl statt. Renutner E. W. Schultz ist Bürgermeister,
der gewesene Bürgermeister Ph. Keller erser Adiunkt, und
J. Bruch bleibt zweiter Adjunkt.
FZweibrücken, F. März. Heute Vormittag 8 Uhr
hat der Nachrichter Heinrich Graul don Irheim auf dem Markt—
platze dahier zwei Schwurgerichts⸗Urtheile vom 2. d. M. gegen
die flüchtigen Angeklagten Karl Klein, Postbotengehilfen von Hom⸗
burg, wegen Diebstahls zu 4 Jahren Zuchthaus — und Jakob
Tlink von Kübelberg, wegen Körperverletzung zu gleicher Strafe
verurtheilt — auszugsweise an einen aufgerichteten Strafpfahl an—
jeheftet. Die Auszüge büeben 1 Stunde lang hängen.
F, Für Kunstschöpfungen hat König Ludwig J. vom October
825 bis März 1848 folgende Summen verausgabt: Glyptothet
Bau) 109,589 fl., für Malerei und Skulptur 195,136 fl.,
Walhalla (Bau) 1,832,385 fl., für Skulpturen 330,557 fl.
königsbau 1,832,8683 fl., fuͤr Mobel 331,565 fl., Saalbau
168, 176 fl., für Malereien 256,165 fl., für Möbel 280, 000 fl.
Allerheiligenkirche 437,392 fl., für Einrichtung 44,107 fli, Glas-
malerei (Au, Köln und Regensburg) 333,351 fl., Bouifazius,
lirche (bis zur Abdankung) 697,676 fl., Kunstausstellungsgebäude
682,578 fl., Isarthor 25,856 fl. Hofgartenbögen, 71,920 fl.
üußerer Hofgarten 21,877 fl., Feldherrnhalle 215,738 fl.. Mo⸗
nopteros 42,000 fl., bayerifche Ruhmeshalle (bis zur Abdankung)
294,709 fl., zwei Brunnen 174,434 fl., Bavaria (bis zur Ab⸗
dankang) nebst Skulpturen 294,709 fl. pompejanisches Haus (bis
zur Abdankung) 155,635 fl., Siegesthor (bis zur Abdankung)
205,732 fl., Befreiungshalle bei Kelheim (bis zur Abdankung)
337,937 fl., neue Pinakothek (bis zur Abdankung) 109,576 fl.,
Dom zu Speyer 76.01 1fl. Villa bei Edenkoben 154,384 fl.
VLandhaus bei Schwabing 83,155 fl., Max Jl. 64454 fl., Obelisk
99,721 fl. Summa 10,589,878 fl.
F Wie man erzählt moöchte der ehemalige Flügeladjutant des
Königs von-Bayern, Fürst Paul v. Thurn und Taris unter Ver⸗
zichtleistung auf seinen Namen den Namen v. Fels annehmen.
um seine bisherige Geliebte, Fräulein Nreutzer, heirathen zu
können.
Die bayerischen Bauernburschen sind seelengute Leute, wenn
sie nicht bös werden. In Reit hat einer seinem Kameraden, der
ihn im Spiele betrog, beide Ohren abgebissen. Er übergab sie
dem Wundarzte mit den Worten: er folle sie nur wieder hin—⸗
kuriren. IJ
F Auch in Frankfurt wurden 24 Fälle des Flecken— ¶ Ge⸗
ängniß⸗. Slovaken⸗) Fiebers und zwar ausschließlich im „heil.
Geistipital für Fremde“ qn Vagabunden, welche unordentlich und
unreinlich lebten, beobachtet.
F, In Sachsen (K. Oberwalden) wurden jüngst 16 Pesonen
durch Genuß von Lebkuchen vergiftet, zu deren Bereitung wahr⸗
scheinlich sogen. Turtmehl derwendet worden war.
Wie sinnige Betrachtungen man an zwei Thaler anknüp—
jen kann, zeigt Herr Glasbrenner in Berlin. „Einen dieser
preußischen Thaler (aus der vorannexionellen Periode von 1863
stammend) zeigte auf der Wapenfjeite einen herzlich mageren Adler
mit weitgeöffnetem Schnabel und einer wahrhaften Hunger⸗Physi⸗
ognomie. — Wie anders dagegen das Vild des Vogelkoͤnigs äuf
dem Geldstücke des 1867er Jahrgangs! Ganze Provinzen mit
Haut und Haar schienen in diesen Vogelbauche Platz gefunden
zu haben; aber auch die ganze übrige Erscheinung deuiet auf eine
Zustand angenehmer Sättigung und auf den Beginn eines con⸗
templativen Verdauungsprojesses. Der gierig aufgesperrte Schna⸗
bel ist nur noch leicht geöffnet, gleichsam wie zur gemüthlichen
Conversation über die geschehene Dinge, und die Krone, welche
auf dem ersten Revers ein wenig locker und gelüpft erscheint, sihzt
im zweiten fest und sicher, ja man kbonnte sagen etwas burschitkos
auf dem rechten Ohre!“
Auf dem Hafenquai von La Rochelle geriethen vor einigen
Tagen zwei Fischer von der Insel Groix in eine wüthende Schlä⸗
gerei. Während des Kampfes stürate einer derselben ins Wasser
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