St. Ingberker Anzeiger.
Der „St. Ingberter Anzeigt er“ mit seinem Unterhaltungsblatte erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag
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Nro. 33 Donuerstag, den 26. Mäz
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dal für die Monate April, Mai und ZDuni. Wir
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neuern. Namentlich ersuchen wir diejenigen unserer Abonnenten,
welche das Blatt durch die Po st beziehen, für eine möglich st
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Deut schlans
München, 19. März. Vom köͤniglichen Staatsministerium
des Handels ꝛc. wurde genehmigt, daß die zu Controlversamm—
lungen und Uebungen einberufenen Wehrpflichtigen gegen Vorzeig-
ung des. Militärpasses auf den Staatseisenbahnen um die halbe
Fahrtarxe befordert werden, wobei jedoch die Taxe stets vor der
Beförderung von dem Einzelnen zu bezahlen ist.
München, 20. März. Der „Verein bayerischer
Patrioten“ hat sich definitiv constiturrt. In den Ausschuß
wurden gewählt: Staatsrath v. Neumayr, Reichsrath v. Bom⸗
hard, Magistratsrath Radspieler, Advocat Freytag, Graf Lerchen⸗
feld, Großhändler Steiner, Erzgießerei⸗-Inspector Miller, Privatier
Goͤttner, Reichrath v. Schrenk. Das Programm desselben laute
(nach dem B. K.) wie folgt: „Der Verein der bayerischen Pa—
rrioten soll aus Münnern jeder Berufsart, jeder socialen Stellung
und jedes Glaubensbekenntnisses bestehen. — Nicht die Gleichartig
leit äußerer Verhältnisse führt diese Männer zusammen, sondern
die gleiche innere Ueberzeugung; das Vand aber, das sie vereint,
ist das der Treue gegen König und Verfassung, das Band der
Liebe zu unserm theuern Vaterlande und die Sorge für dessen
geistige und materielle Fortbildung. — Sie wollen sich aber nicht
mit der Ueberzeugung begnügen, daß sie gute Ablichten hegen,
ondern sie werden mit aller straft ihres Geistes und Wilfens
hand an die Verbesserung unserer innern und äußeren Verhält⸗
nisse legen. — Sie wollen in Betreff unserer inneren Ver—
hältnisse zwar wohlbedachte zeitgemäße Reformen anstreben, da—
gegen entschieden kämpfen gegen einen sich überstürzenden Fort—⸗
schritt, mag er nun mit Absicht oder ohne Ueberlegung auftreten
— Sie wollen nach Kräften dahin zu wirken fuchen, daß der
Wohlstand des Landes befördert und in dem Staatshaushalt eine
weiße Sparsamkeit geübt werde. — Es wird demnach ihre Auf-⸗
zabe sein, dahin zu wirken, daß die Steuerkraft des Landes ge⸗
hdoben, und um dies bewerkstelligen zu können, jede übermäßige
Belastung des Volktes, möge sie im Entziehen von Geldmittelr
‚der in dem von Arbeitskräften bestehen, möglichst fern gehalter
werde. — Sie wollen, daß neue Gesetze vor Allem vom practi⸗
chen Standpunkte aus zu prüfen und den Bedürfnissen des Vol⸗
des anzupassen seien. Sie werden sich demnach entschieden gegen
alle Versuche mit doctrinen und ideellen Anschauungen erllären, welche
der Zeit vorauseilen. — Sie verlangen endlich eine starkle Me—
gierungsgewalt, die im Stande ist, dem Gesetze Achtung zu verschasfen
und sie werden sich daher mit Entschiedenheit dagegen aussprechen.
daß man von den Grundpfeilern der constitutionellen Monarchie
ein Stückchen nach dem andern abbröckle, bis die Monarchie halt⸗
os zusammenstürzen muß, — In Betreff derx äußexen Verhälinisse
Bayerns erklären sie sich dahin, daß die zu Recht bestehenden
Verträge redlich gehalten werden. — Bayern soll mit aller Kraft
eines tapfern Volkes an der Seite der übrigen deutschen Stämme
ämpfen, wenn es gilt, die Ehre oder die Integrität des Gesamm.⸗
aaterlandes zu vertheidigen, allein nur aus freier innerer Ueber⸗
eugung und mit dem freien Rechte der Selbstbestimmung,“ ohne
Zwang zu dulden, woher er auch kommen möge. — Sie werden
mnerschütterlich festhalten an der Selbständigkeii und Unabhängig⸗
keit Bayerns und ankämpfen gegen jedes Vasallenthum. — Sie
erstreben ein föderatives Verhältniß zwischen allen deutschen Stäm⸗
nen und demnach ein einiges Zusammengehen mit Oesterreich,
indem sie nur in einem solchen Schutz gegen alle Gefahren er⸗
blicken können. — Und so wollen si als redliche Männer festhal⸗
ten an Wahrheit, Treue und Recht und muthig den Kämpfen ent⸗
Jegensehen, die ihnen bei der Durchführung ihres Programmes
erwachsen werden.
Muünchen, 21. März. Die klerikale Partei wird in der
Abgeordnetenkammer eine Interpellation, die Einführung des all⸗
zemeinen Stimmrechtes betr., einbringen.
Muüunchen, 23. März. Die Abgeordneten zum Zollparla⸗
nent Schlör, Crämer, Feustel, Stauffenberg, Marquardi Barth,
Schneider. Soyer, Benzino, Völk. Kester, beschlossen die Bildung
eines Zollparlaments⸗Clubs, der in Berlin regeimäßige Zu sam—
menkünfte halten soll. 2
München, 28. März. Das Regierungsebl. Nro. 19 bringt
die durch Verloosuugen oder Kündungen bis 1. Januar 1867
zur Heimzahlung bestimmten, aber zur Zeit noch unerhobenen
Capitalien der bayerischen Staaisschuld zur allgemeinen Kenntniß
und macht die betheiligten Obligationenbesitzer auf die sofortige
Erhebung dieser schon lange außer Verzinfung gesetzten Capitals-
beträge aufmerksam. Die in diesem Verzeichnisse aufgeführten
uind bereits bis zum Jahre 1864 zur Heimzahlung bestimmten!
sind bei der k, Vank als einstweiliges Depositum bis zum Ein⸗
sritte ihrer gesetzlichen Verjährung verzinslich angelegt, und das⸗
selbe wird auh bezüglich jener Capitalsrückstände aus Verloosungen
des Jahres 1335 stattfiuden, welche bis zum 1. Dez. 1868
nicht erhoben werden, ohne daß jedoch durch diese nur im In⸗
eresse der Gläubiger zu treffende Verwaltungsmaßregel ein An⸗
pruch auf Verzinsung über den bestimmten Verzinsungstermin
eingeräumt wird. u.
Müncen, 25. März. Im Ausschuß wurden gestern die
ersten drei Artikel des Schulgesetzes erledigi. Die Bestimmungen,
vornach außer dem Religionsunterricht quch die Leitung des
religiös sittlichen Lebens den kirchlichen Oberbehörden zustehe,
vurde gestrichen.
München, 25. März. Morgen wird der Abg. Kolb
ꝛine Interpellation über die Behandiung bayerischer Staatsan-
jehöriger in Frankfurt einbringen. —
Karlsruhe, 20. März. In einer dem großh. Finanz⸗
Ministerium übereichten Eingabe aus Heidelberg wird berechnet, daß
das in Deutschland 1867 eingeführte und für Deutschland an den
Hauptimportplätzen noch lagernde Quantum Petroleum sich auf
1,7853,000 Centner belaufe und daß diese Einfuhr die Leuchtkraft
pon 7—8 Millionen Centner Oelsaat repräsentire, dessen Cultur.
dem wohlfeilen Eindringling gegenüber, mehr und mehr abnehme
und des Schutzes bedürfe, Nicht zufrieden mit den in Bertlin
porgeschlagenen 15 Sgr. verlangt die Heidelberger Eingabe zum
ẽquß des inlündischen Repsbaus einen Einfuhrzoll von 4 Thlrn.
— 7. für den Centner Petroleum. Es bedarf der Versicherung
nicht, daß die unserem Finanz-Ministerium zugemuthete Befürwor⸗
fung dieses Antrags abgelehnt werden wird,
Berhin, 28. März. Heute wurde der Reichstag des
NPorddeutschen Bundes durch Se. Mai, den König mit folgender
Thronrede eroͤffnet:
Geehrte Herren vom Reichsstage des norddeutschen Bundes!
Zum dritten Male begrüße ich Sie im Ramen der verbündeten
Regiernngen um in Gemeinschaft mit Ihnen den Ausbau der