Full text: St. Ingberter Anzeiger

ßostverträge mil Oesterreich und Holland vom Bundesrathe ein⸗ 
geleitet wer den. 
Italien. 
Wie die „Italie“ vom 19. d. M. meldet, hatte die Ouä⸗ 
int von Floren; Tags zuvor eine wichtige Verhaftung vorgenom⸗ 
ren, die des Grafen von E .. ehemaligen Obersten unter 
der Regierung der Bourbons, der jegt als geheimer Agent ver⸗ 
Lendet wurde. Er kam von Wien an und bbrachte Briefschaften 
sur den Erx-König Franz si. mt. Man fand in seinem Gürtel 
erborgen eine Summe von über 20,000 FIrs. 
Griechenland. 
Athen, 14. März. Unter den hier untergebrachten 
15,000 kretischen Flüchtlingen herrschen die Vlattern und 
der Typhus. 
Dänemark. J 
Zopenhagen, 24. März. Berlingste Tidende“de⸗ 
menkirt die Nachricht, daß Danemark die Intervention Oesterreichs 
ezüglich der Auseinandersetzung mit Preußen wegen Nordschles· 
vigs angerufen habe; Dänemark setze voraus, daß das gegen⸗ 
wartige Stadium der Verhandlungen über Nordschleawig keine 
nterbrechung derielben Seitens Preußens see. * 
Nußland. 
Bgeteraburg, 21. Maärz. Ein Befehl des Kaisers vom 
29. Febr. ordnet die Aufhebung der im Konigreich Polen beste⸗ 
enden Regierungscommissionen für innere Angelegenheiten und die 
Uaterordnung der Verwaltung derselben unter die detreffenden Be⸗ 
horden des Kaiserreichs an. Es wird hierdurch eine vollständige 
Zereinigung des polnischen Konigsreichs mit den übrigen Theilen 
Rußlands hergestellt. 
Amerika. 
Washington 23. Marz. Das Verhör in dem Processe 
zegen den Prasidenten hat heute begonnen. Die Antwort der 
Ivbotaten Johnsons bestreitet alle Änklagepunkte und verlangt 
dom Senate einen dreißigtägigen Aufschub, um das Material 
für die Vertheidigung zu sammeln und Vorbereitungen für das 
deitere Verhör zu treffen, welches Gesuch jedoch vom Senate 
mit 41 gegen 12 Stimmen) abgeschlagen wurde. 
Rermir—e — 
fIn deuischen Blättern cursirt jetzt folgende Anecdote: Das 
erste Ruhekissen des verstorbenen Königs Ludwig J. war sonder⸗ 
arer Natur. Der selige König wurde bekanntsich am 25. Au⸗ 
zust 1786 in Straßburg im Zweibrücker Hof“ geboren. Sein 
Jaler war der Prinz Maximilian von Zweib rücken, und der 
König Ludwig XVI. von Frankreich wollte selbst einer der Pa— 
hen des Sohnes des Prinzen Maximilian sein. Die überlebenden 
Zeitgenossen dieser Taufe erzählten in dieser Beziehung eine ori⸗ 
zinelle Anecdote, weiche Herr Piton in seinem Werke Strashourg 
Nuetret erwähnt. Als Prinz Maximilian einige Tage nach der 
Zeburt seines Sohnes sein Regiment musterte, war er sehr er⸗ 
faunt, die Grenadiere des Infanterie Regiments Elsaß ohne 
HZacen⸗ und Schnurrbärte zu sehen, welche die Zierde ihrer Ge⸗ 
ichter waren. Wer hatte denn, ohne Einwilligung des Prinzen 
Dbersten, eine solche Licenz zu ertheilen gewagt? Der Prinz 
gerieth in Aufregung wegen dieser Insubordination, als zwei Un⸗ 
Feroffiziere des Regiments vortraten und ihrem Oberst ein kleines 
issen überreichten, welches, anstatt mit Federn oder Roßhaaren, 
min den Schnurr⸗ und Badcenbärten der Grenadiere des Corps 
gepolstert wat. Der Prinz lachte sehr üder diese Huldigung, 
cherlich einzig in ihrer Art. So schlief denn Ludwig J. in seiner 
dindheit auf einem mit militärischen Schnurr · und Bacenbärten 
Jefüllien Kopflissen. Trozdem hat er nie eine rechte Neigung für 
zas Militär bekommen. 
7 In Heidelberg ist eine belannte Persoͤnlichteit vor einigen 
Tagen gestoörben — der Binsenbub.“ Derselbe hatte mit dem 
Binsenhandel begonnen, jputer ein Blumenstraußchen⸗Geschaft be⸗ 
rieben und braqhte es damit io weit, daß er seiner Wittwe ein 
nicht unbedeutendes Vermoͤgen hinterließ. 
Sturtgart, 21. März. Ueber das Eisenbahn⸗ 
Auglück auf der Geißlinger Sieige erhält die „A. Z.“ nähere 
Hetideilung. Es war der Güterzug Pr. 34, der, von Ulm her⸗ 
Iin ueub, sich in der Regel mit dem Vormittags 9 Uhr 40 Min. 
on hier, und um 12 Uhr 24 Min. von Geißlingen abgehenden 
Personenzug Nr. 9 etwa beim ersten Bah wärterhäuschen auf der 
Steige kreuzt, mit großer Schnelligkeit die Steige heruntergefahren 
m. als der Personenzug von Goppingen her eben in den Geiß⸗ 
linger Bahnhof einfuhr. Aber in demselben Moment wirbelte von 
den von Amsietten herab'ommenden Zug eine große Staubwolke 
nuf; man sah es mußte ein Unglüd geschehen sein — ein Krach, 
inb die Locomotive nebst Tender lam allein, nur noch das Vor⸗ 
ertheil eines zertrümmerten Güterwagens mit sich schleppend, zum 
Habuhof; dem entsetzten Locomotivfübhrer und Heizer stand der 
Lodes ichweiß auf der Stirn. Aues e gμιεν oö 
vo sich das jammerwürdigste Bild grauenhafter· Zerstörung dar⸗ 
Jot. Der ganze aus 23 —28 Wagen bestehende Guterzug lag, ein 
Thaos von Trümmern bildend, auf's Entsetzlichste zerschmettert 
nuf der gleichfalls weithin aufgewuhlten und zerflöͤrten Bahn; kein 
inziger Wagen war mehr ganz und haten sich in Haufen über⸗ 
ind durcheinander gethürmt. Der Zug bestand großtentheils aus 
Betreidewagen aus Ungarn nach Franireich; es waren aber auch 
Wagen mit Langholz, Hopfenstangen und Eisenbahnschienen ange⸗ 
zängt. und dies Alles lag jeßt zerschmettert wild durcheinander. 
Aber das Entsetzlichste war der Zustand der armen Bremser und 
Tonducteure, die den Zug begleileten und fich auf demselben be⸗ 
Inden Dem Sinen war ein Wagenrad über den Kopf gegangen 
ind hatie ihm den Schädel bis nach vorn und durch's ganze 
Hesicht herunter gespalten, er war auf der Stelle todt; ein Zweiter 
ag zwischen Trummer eingeklemmt, nur die zudende Hand em⸗ 
hocstcecend, auch er war todt, sowie ein Drititer, der elend zuge⸗ 
richtet war; aber sie gehörten verhältnißmaßig noch zu den Glück· 
ichen gegen einen Vierien, dem dicke Hopfenstangen von hinten 
zurch den Leib gegaugen waren und nach dorn die Rippen heraus⸗ 
jedruͤckt hatten, und der dennoch qualvoll am Leben war. Man 
nußle ihm buchstäblich die Hopfenstangen am Leibe absägen, um 
hn aus denselben herauszubringen, wahrend er vor Hollenschmerz 
nnnerdoll aufschrie, und, sofort ins Spital gebracht, unter der 
Dperation des Herausziehens des in seinem ceibe sieckenden Hol⸗ 
ses eines qualvoslen Todes starb. Ein Funfter liegt gleichfalls 
urchtbar zugerichtet fast hoffnungslos im Spitale. Einem Sechsten 
bar der Zeigefinger der linken Hand abgerissen, ein Siebenter 
gegen eine Holzbeunge geschleudert schwer am Kopfe verlegt; kurz, 
ie, mit Ausnahme des Locomotivführers und Heizers, so wie 
es Zugmeisters und eines Conducteurs, Adie mit dem Schreden 
habon hamen. sind mehr oder minder dverletzt, doch zum Glud 
außer den funf Hauptopfern keinet lebensgefaͤhrlich. Das schreck; 
liche Unglück war dadurch herbeigeführt worden, daß ein franzöoͤsi⸗ 
cher Guͤlerwagen, der dritie in der Reihe, unweit des letzten 
Vahnwarthäuschens kaum 1000 Schritte vom Geißlinger Bahn⸗ 
jof, gebrochen, wodurch die hinter ihm befindlichen Wagen des im 
ollen Laufe befindlichen Zugs über ihn hinsiürzten und alles 
iber und nuseinander rissen. Die Zerstörung an Wagen, Schie⸗ 
en, ja selbsi am Bahnkörper ift auf 500 Schritte weit furchtbar, 
ind es mußten sofort an 500 Leute von allen Seiten her requi⸗ 
irt werden, um mit größter Mühe und voller Nachtarbeit wenig⸗ 
zens die Bahn für ein Geleise fahrbar wieder herzustellen. Ein 
Froßes Glück noch, daß der Personenzug noch zurück und nicht 
hon auf der Steige war, er wäre sammt und sonders zur Seite 
ind in die Tiefe geschleudert worden. Es wird allgemein geklagt 
daß die französischen Güterwagen zu leicht und schlecht gebaut 
cien, daher auch schon in Oesterreich nur ungern verwendet wer⸗ 
en. Präfident von Dillenius fuhr sogieich an Ort Stelle, und unter 
eine r Leitung geschahen die Maßregeln zur moglichsten Revarir⸗ 
ung des Unglücks. 
In Grenoble stand türzlich ein Italiener, Constantin Ver⸗ 
doha, seines Gewerbes ein Maurer, wegen Meuchelmords versuch 
ind Diebstahl vor dem Assisenhofe und wurde auch zum Tode 
reruriheili. Er hatte eine Bauersfrau von 55 Jahren, die als 
Winwe allein wohnte, aufgefordert, ihr Geld herzugeben; auf ihre 
xrtlärung, sie habe keines, versetzte er ihr zuerst am rechten Auge 
inen Stich mit einem Dolche, dann noch 38 weitere Stiche, 
velche aber alle nicht tief eingedrungen waren; da fie wie todt 
da lag, durchsuchte er alle ihre Mobel. Sie war bei aller · Be⸗ 
innung und beobachtete Alles, stellte fich aber todt, wenn er 
näher hinsah, ob sie sich nicht rege. Sie hatte selbst die Faffung, 
is er sie ain Rücken ihrer Kleider pacte, in den Hof schleppte 
ind lopfüber in den Jiehbrunnen ftürzte, keinen Laut von fich 
u geben und keine Bewegung zu machen; suchte aber den Kopf 
der das Wasser herauszubringen und gelangte selbst in den 
Schopfeimer, nachdem ihr Moͤrder weggegangen war, aus dem fie 
ich sodann mit Hülfe nur eines unverlezten Armes an der Zieh⸗ 
e in die Hohe und aus dem Brunnen herausschaffte, einen 
—y antief und nun Hilie bekam. Ist das nicht eine wahre 
deldin 
Mannheim 24. März. Bei der heute dahier stattge⸗ 
undenen Ziehung der Pferdemarltsloose fiel der erste Preis (ein 
leganter Landauer mit Federmechanil und ein Paar Wagenpferd 
nit vollftaͤndigem Geschirr) auf Nr. 2941, der zweite Preis (ein 
leganter Victoriawagen und ein Paar Wagenpferde mit vollstän⸗ 
digem Geschirr) auf Nr. 33,260, der dritte Preis (ein elegantes 
Toupe mit einem Wagenpferd und vollstandigem Geschirr) auf Nr. 
2,069, der vierte Preis (ein elegantes Reitpferd nebst vollständigem 
uglischem Sattel · und Zaumzeug) auf Nr. 27,860 und der fünfte 
zreis (ein elegantes Reitpferd mit vollstandigem Sattel⸗ und 
Zaumzeug) auf Nr. 10,248. Der erste Preis ist dem Vernehmen 
duch Heilbronn, der zweite nach Kaiserslautern gekommen.