St. Ingberler AAnzeiger.
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der St. Jug dert er Anzeigier“ mit deinem Unterhaltungsblatte erscheint wöchenilich dreimas: Ddienstag, Donnerst a
ind Samstage Abonnementsvreis vierteljährig 45 Krzr, obder 13 Sülbergr. Anzeigen werden mit 3 Krzr. die dreispaltige Zeil⸗
Blatischrist oder deren Raum berechuet.
Nro. 38 Eamstag· den 28. Maägzzzz 11868.
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—82 D Deutschlaud. ——
Manchen, 26. März.? Auf die Interpellation von Jörg
intwortete die Staatsregierung. daß sie die Absicht habe, das
zandtagswahlgesetz vor der Hand nicht zu audern; die Jnterpel⸗
ation von Kolb: daß die: bayerische Gesandtschaft iun Verlin an
gewiesen sei. gegen die⸗ von baherischen? Staatsangehörigen in
Frautfurt zu entrichtenden Permissionsgebühren: mid Cautionen
uu reclamiren. weie icn vugre
Munnheim. 19. März.“ Privatbriefe,r- dies unseren hie⸗
igen Kornhändlern iowohl aus Ungarüu als aus den nordöstlichen
däfen, Danzig ⁊c. zugehen ftellen? es außer Zweifen, daß die durch
Speculation aufgespeicherten Vorrathe an Getreide Millionen Cent⸗
ner bdeiragen. ι α
Es gibt in Wirklichkeit keine Brodnoth, sondern nur eine
Arbeitsnoih, der Hungertyphus sei nur eint Jölgen der Verdienst˖
osigkeit. ν ιι — ——
Man schätzt die Sum ne der eirculirenden Korn⸗Wechsel in
den Getreidemporien an det Nordsee auf mehrals 1000 Mil-
iouen Thaler. ν— . 755
Auch in Pesth und der Umgegend liegen noch mehr als 20
Milsionen Metzen Waizen und Gerste aufgespeichert
So lange die politiiche Lage Europa's zu Mißtrauen berech⸗
iget. so lange der Curs unserer Stagtspapiere auf die Wahrschein⸗
ichkeit eines Weltbrandes hindeutet, haben die Getreidehändler
gewonneues Spiel. 4
Doch läht sich mit Zuversicht voraussehzen, daß wenn das
Frühjahr nicht allzu ungünsfig, ein bedeutender Rücdhjchlag in den
Hreisen stattfinden wird, und trotz dem angeblichen Mangel wer⸗
den noch viele Millionen Centner Waizen auf den Speichern lie—⸗
gen, wenn die 1868er Ernte an die Scheunen anklopft. Viele
inserer Getreidewucherer fangen bereits an etwas ängstlich zu
perden und kommen in Conflict mit dem lieben Gott, daß er die
Wintersaat so herrlich heranwachsen lädft.
Darmstadt, 25. März. Der Vertrag über die ober⸗
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sowie der Vertrag mit der Ludwigsbahn, die Eisenbahnbauten in
Rheinhessen, Worms⸗Bensheim und die Odenwaldbahn betreffend
sijnd von der Abgeordnetenkammer mit den Modificationen des
Ausschusses durch immense Majoritat genehmigt worden.
Berlin, 24. März. Officiöse wollen wissen, die überaus
trockene, sozusagen lederne Thronrede habe „allseitig“ einen
zünstigen Eindrud gemacht; „Gerade die alles oratorischen Ge⸗
hränges entbehrende einfache Sprache dieser wesentlich geschäftlichen
Rede gilt als ein Zeugniß dafür. daß der Norddeutsche Bund
mehr und mehr in das Stadium einer ruhigen inneren Entwi—
kelung eingetreten ist. Daß der König die Ueberzeugung ausge⸗
prochen hat, dieser Entwickelung sei auch nach außen der Friede
gesichert, trägt besonders in deu Geschäftskreisen nicht wenig zur
Belehung deß Vertrauens beigg
Berlinn, 25. Marz.n In einer Vesprechuug pon Reichs
lagsmittgliederg (die als solche zugleich Mitgieder des Zolsparla⸗
ments sind) wurde Ministerpräsibent Fürst Hohenlohe als erster,
Herr v. Roggenbach als zweiter Vice⸗Präsident des Zollparlaments
n Aussicht genommen, Ueber die Candidatur fürdie erste Pra⸗
identenstelle ist noch nichts entschieden, S Veede
— Reichstag. Zum Präsidenten wird mit 158 von
171 Stimmen Hr. Simson wiedergewählt; die Wahl der Vice⸗
qräsidenten fiel ebenfalls auf die früheren; Herzog vou Ujest und
Kudoplh v. Bennigsen, Vorlagen: über Aufhebung der polizei⸗
lichen Ehebeschraͤnkungen; über die Verwaltung des vunderschut.
denwesens. Graf Bethush -Huc kündigt ei nen Antrag an, durch
dessen Annahme die gleichzeitige Einbexrufung des Reichstages
nin den Einzellaudtagen vermieden würde. Nachste Sitzuung
Samstag. 91
Berlain, 26. März. Die Gesandten Spaniens uud Por—
agals überreichten heute ihre Creditjve bei'm Norddeutschen Bund,
DieProp.⸗Corr.“ schreiht; In diesem Augenblicke gibt
es keine trübe Wolke am politischen Himmel. Auch die neulichen
Besorgniffe wegen des Orients, welche größere Bedeutung erlangi
hätten, wenn bei irgend einer Großmacht Neigung zu ernsten Ver⸗
wickelungen vorhanden wäre, sind durch die gemeinsame eurxopäaische
Friedensstimmung beseitigt. / i vis
Danuzig, 25.Maͤrz. Das Aeltesten⸗Collegium der hiesigen
daufmannschafi beschloß in heutiger Sitzung einstimmig den Aus—
ritt aus dem deutschen Handelstage. ⏑
Wien, 25. März.“. Die „N. Fr. Presse“ theilt die Grund;
üge des neuen Wehrgesetzentmurfs mit. Daxnach soll allgemeine
Wehrpflicht eingeführt werden und die Eintheilung der Krafte . der
„taaisweht in Linie, Landwehr und Landsturm stattfinden. Die
rinienreserve wird nach preußischem Musier eingerichtet, die Linie
uintersteht dem Reichskriegsministerium und die Landwehr den bei⸗
zerfeitigen Ministerien für Landesvertheidigung. 37
Wien, 26.. Wärzu Das Auterhaus stimmte den pom Hert;
renhaus beschlofsenen (unmesentlichen) Aenderungen am Ehegses
jentz zu und ermächtigte die Regierung zur Forterhehung. der
3 feuern bis Enden Junit ιν.
EinJubeltag Oestérreichs Unter der Ueberschrift
Der 21. März,“ berichtet die Wiener „N. ft. Pr.“. Seit8
Lagen hielt die Ehegesetzdebatte im Herrenhause die Bevöllerunzx
Piens in einer Aufregung, welche, man kann wohl sagen, von
ztunde zu Stunde wuchs, die Verhandliungen in der Herrengasse
anden ihr Echo auf den Straßen, in den öffentlichen Loealen,
a in den Familientreisen der Stadtz die überwiegende Majorität
der Bevölkerung stand hinter den Kämpfern für die miuisteriellt
Vorlage; die kernige Beweisführung des Majoritätsberichtes wurde
ausendfach widerholte.Je tiefgehender ein Wunsch die Seelen
zer Menschen erfaßt hat, desto leichter zieht bef ihnen der bange
Bedanke der Möglichkeit vergeblichen Hoffens ein/ und so war es
nuch dießinal. Mit dem heutigen Morgen kam der Tag der Ent⸗
cheidung heran. Auf aller Gesichtern lan gespannte Erwartung,
Lange vor 11 Uhr waren die zum Landhaus-Palais führenden
5traßen mit Schaaren von deen aus allen Ständen bedeckt.
Als die Vertreter des Ministeriums erschienen, wurden sie lautlos
war, aber ehrerbietig begrüßt. Mit derselben stummen, aber ver⸗
tändnißinnigen Demonstration wurden die liberalen Capacitäten
des Herrenhauses empfangen. Die überzeugungsfeste, siegessichere
Meinung, welche oben im übervollen Hause herrschte, spann sich
zurch den Vorsaal, die Treppe herab, durch den Hof wie ein ũber
Telegraphendrähte lanfender, elektrischer Funke fort und bald war:
Wir siegen?“ die Parole der Hoffenden und Hartenden. Jedes
Wort, das oben gesprochen wurde, wurde unten getreu reproduecirt
nan gedachte der rührenden Gestalt des greisen Dichters Gritl
parfer, der trotz seine Kränklichleit, auf den Stod gestützt, in
der Sitzung erschienen war, um aud diesmal seine Stimme zu
geben, für das, was gut und recht ist. Die ganze langeZeit
delche die Verhandlung währte (von Fbis halb 5 Uhr), war
der dof gedräugt voll. Endlich hieß es: der Berichterstatter hat
geendet, nun gehts an die Abstimmung. Athemlose Spannung;
der Verta ungsantrag fällt, der Minoritätsantrag mit glänzender
Majorität abgetehnt Welch ein Bild der aufrichtigsten Freude,
des 'unverfälschtesten Entzückens!“ Als der Reichskanzler den Sitz
ungssaal verlassen hatte und den Hof durchschritt, da stürzte ein
injcheinbarer Mann auf 'ihn zu, hastig fragend: „Wie steht unsere
Zache 7“ Gut!“ antworiete Baron Beust. „Ich danke!“ ent⸗
segnete der Mann, „Ich danke gleichfalls,“ erwiderte der Minister,
Zämmtliche Minister und liberale Reduer wurden, als sie die
Sitzung derließen, mit lautem Zuruf begrüßt, als die mißliebigen
Redner erschienen. wurden von Einzelnen Kundgebungen des Miß⸗
allens versucht, dieselben aber von der überwiegenden Mehrzahl
des Publikums mit dem Rufe; „Ruhe!“ zum Schweigen gebracht,
Minister Dr. Giskra, mit vielstimmigem „Hoch!“ empfangen,
var faum im Stande, sich durch die von allen Seiten sich au
hu herandrängenden Schaaren des begeisterten Publikums“ den
GWeg zu bahnen; halh getragen von der Menge passürte der dit
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