Full text: St. Ingberter Anzeiger

azzi) darunter, welche vjolgendermaßen lauten: der,⸗Abgeordnete 
Erispi endet Ihnen folgendes Telegramm! Keinen Aufschub mehr, 
Befreien Sit Garibaldi. Ueberschreiten Sie die Brenze. Mau 
hesetz underzüglich Civita Vecchia und lasse Frankreich leine Vei 
azu * Die Ehre and das Wohl Jtaliens derlaͤngen es. Ihr Name 
Jeht auf dem Spielp * 
Paris, 8. Jan. In der heutigen Sitzung des gesetz- 
zebenden Körbers kam es gelegentlich der Verlefung des Protokolis 
qu Einem Zwischenfall,, der, eine ziemliche Bedentung -exlangte, 
C. Plcard brachte nämlich das wt so großer Schärfe gegen die 
meisten pariser Journale in Anwendung gebrachte Verbot einer 
elbstständigen Beurtheilung der Kammersitzungen zur Sprache. 
Das Discussionsrecht werde dadurch consiscirt. Rouher läßt 
rine solche Auffassung nicht gelten; es handle sich darum, ob neben 
den beiden officieller Kammerberichten noch ein willkürlich abge— 
jaßter. dritter Bericht in den Blättern erscheinen dürfe. Thiers 
aimmt das Necht in Anspruch, daß die Journale eine Kammer⸗ 
iihung diskutiren dürfen, so wie sie den einen oder den andern 
der officissen Berichte verdffentlicht haben. Jeder andere Staats- 
körper dürfe nach der Verfassung —J— werden, und darum 
dürfe man auch für den gesetzgebenden Körper kein Privileg der 
Unverletzlichkeit schaffen. Hr. Rouher fühlt sich leineswegs veran⸗ 
aßt, aus seiner Anschauung herauszugehen. Die Gerichie würden 
übrigens über die Frage entscheiden. Der Zwischenfall wird, so— 
gur gegen den Wunsch des Hrn. Thiers,als geschlossen erklärt. 
Bethmont meldet die Interpelation über die neuen Beschränkungen, 
welche den Journalen in Bezug auf Berichterstallung auferieg 
ei —2 
u 15 —— Eusgland. »352 
n Loudon,“s. Jan. In Irland sind, wie wiederholt be— 
richtet wird, neue bedrohliche Symptome bemerkt worden, welche 
darauf hinzudeuten scheinen, daß die Fenier sich daselbst nicht wei⸗ 
er. mit Ueberrumpelung vereinsamter, gelangeweilter Martelloihürme 
»egnügen, sondern eine ordentliche Campagne wie im vorigen 
Jahre versuchen wolles. Zwar ist die Jahreszeit solchen Unier— 
ehmungen nicht guͤnstig, denn in Irland gab es, wie in England 
während der letzten 24 Stunden tüchtige Schnecfälle, und man 
vird sich erinnetn. daß die vorjährige Wintercampagne der Fenier 
am Schnee und an der Kälte einen gefährlicheren Gegner als an 
den schweren englischen Dragonern halte; trotzdem macht sich der 
Oberstcommandirende daselbst, Lord Strathnairn (früher Sir Hugh 
Rose) auf das Aeußerste gefaßt, ist selbst gestern nach Cork ge— 
gangen, ließ die Garnison daselbst verstärken und befahl, sämmt— 
liche Pulvervorräthe aus den Martellothürmen in Sicherheit zu 
bringen. Aehnliche Vorsichtsmaßregeln sind in sämmtlichen Häfen 
getroffen, um die Schiffe vor Ueberfällen sicher zu stellen, und das 
danden verdächtiger Boote zu verhindern. Auf welche Anzeichen 
hin die Behörden einen weitgreifenden Ausbruch im Süden Irlands 
bdefürchten ist schwer zu ermitteln. Neue Verhaflungen von Be— 
dentung sind nicht zu mesden.“ — 
Italien. 
5 Der Winter scheint. auch in Italien sehr streng aufzutreten. 
Seit mehreren Tagen war die Post aus Frankreich wegen Schnee— 
talls ausgeblieben: In FJlorenz hat es geschneit, wie es nur zwei 
zis dreimal in einem Jahrhundert schneit. Leute von 40 Jahren 
zahen die Zeit ihres Lebens nichts Aehnliches gesehen, fast einen 
Fuß dick liegt der Schnee. Die Hälfte der Stadt geht nicht aus 
den Häusern.“ Die Fiaker und die Omnibus haben ihren Diensi 
zanz eingestellt. Fast sümmtliche Läden blieben während des 8. 
Januars geschlossen. — Die, Beamten der Ministerien waren zum 
Theil abwesend. Kurz, es war eine Art von Anfang des Endes 
zer Welt? für dies unschuldige Klima.. . 
Florenz, 9. Jan.Die Altersklasse von 1841 wird vom 
15. de. M. ab auf unbestimmten Urlaub entlassen. In Messina 
haben wegen Mangels an lleiner Scheidemünze kleine Unruhen 
stattgefunden z dieselben wurden aber schnell unterdrückt. 
Türkei. 
Sadik Pafcha (der Pole“ Tschaikowski) hat die Etlaubniß er⸗ 
hal en/ eine Legion ans lauter Polen zu bilden, die bestimmt 'st, 
iuf dem Balkan zu operiren. Es foll doch richlig sein, waß der 
„Courrier d'Orient gemeldet, daß“ in Vera eine geheime Gesell⸗ 
schaft existirb, die unter der Leitung einet Großmacht dahin arbei— 
net, gleichzeitig mit dem Aufstande in Bulgarien einen solchen in 
der Hauptstadt hervorzitrufen.cß 
Amerikaa. 
Aus Mexiko, 24. Nov., wird der K. Z.“ geschrieben: 
Am 1. d. Mis. schiffte sich Santa Anna auf dem englischen Post⸗ 
zampfer nach der Havannah ein, nach dem der zu seiner Verurtheilung 
niedergesetzte Militärgerichtshof ihn zu acht Jahren Landesverwen 
jung vexurtheilt hatte; Vierzehn Tage-nach seiner Abreise nahm 
der ganze Gerichtshof, der üheruden Jalten Diltator zu Gericht ge— 
essen hattie, seine Zellen in Fort An ma ach weil Be⸗ 
dechung nachgewiesen sei. Wenn“ sich Einer an * ande ver⸗ 
ündigt hat- so war es gewiß —2* Anna. F erdient den 
rluch des Volts in jeder Beziehung; er hat es demdralisirt, be— 
rogen, seine Institutignen mit Fußen getreten dine übermüthige 
SZoldateska großgezogen“ welche seiHwei Generationen fast alle 
Kevolutionen hervorrief. 
W Bermischtes. 
Speier; 8. Jan.' Das —neuestẽ“ Aintsblatt? enthall 
eine Regierungsverfügung, wornach die Einietlung zu! den Erneu— 
erungswahlen der Gemeinderäthe unverzüglich getroffen und läng⸗ 
stens bis zum 1. Juni d. J. die Vorschläge zur Besetung der 
Bürgermeisterei⸗ und Adjunctenstellen der Kreisregierung vorzulegen 
ind.“ Bekanntlich erfolgt von fünfezu fünf Jahren nur die half⸗ 
lige Erneuerung der Gemeinderäthe. 
f Darmstadt, 4. Jant? Ueber das Vorlommen falschen 
jessischen Papiergeldes kam ich Ihnen folgende intexessante Daten 
nittheilen. Einem Leipziger Hause und einex hiesigen Firma iß 
die Anfertigung, des hessischen Papiergeldes *überträgen worden. 
Bon der letzten Sendung wurde eine größere: Anzuhl Scheine als 
Ausschust zurückgestoßen und —unter Aufsicht eines Finanzbeamten 
in einer Papiermühle bei Großzimmern- cingestampft. Einem 
Arbeiter gelang es, ein Packet; von 8300 Scheinen mit 1IO-, 5. 
und lefl.“Scheinen rasch zu sich zu stecken. Die znoch fehlende — 
dlets geschriebene — Unterschrift des Controlbeamten wurde ge— 
fälscht und im Verein mit 2 Mitschuldigen in Wiesbaden gespielt. 
Die dortige Bank soll fich, —wie im Publikunt verlautet, im Be— 
sitze fast des ganzen entwendeten Pakets von 1500 -2000 fl. be— 
finden. An den grünen Tisch wurde durch die Wachsamkeit des 
üthmlichst bekannten Polizeiraths Leichtweiß von Mainz ein Spe⸗ 
er: verhaftet, der im Besitz bon falschen, noch des Trockenstempels 
entbehrenden Scheinen war, 3 weitere Complicen wurden, durch 
essische Gerichte hinter Schloß und Riegel gebracht. Die Unter— 
uchung ist in vollem Gange. . 
1 Die in Köln vor einigen Jahren gesammellen Flottengel 
der im Betrage von 38852 Thlr. wurden an den norddeutschen 
Buudeskanzler, Graf v. Bismarck, zur Verwendung für die nord⸗ 
deutsche Flotte eingesandt. 
.7 Bei Noidenburg (K.⸗B. Königsberg) wurde der israelitisch 
Handelsmann Rosenberg von. seiner Schwägerin (einer Christim) 
für einen Thaler, den seine Frau zu zahlen versprach, ermordet. 
FWiedenbrück, 4. Jan. Ein entseßliches Unglüc, 
welches sich am Abende vor Weihnachten in dem benachbarten 
Maftholte zugetragen hat, ist wieder eine eindringliche Mahnung 
zur Vorsicht im Umgehenmit Feuergewehren. Am genaunten 
Abende bemerkt der etwa 1Ijährige Viehhirt des Oekonoms H. 
'n der Küche ein Jägdgewehr stehen und jagte, er wolle mal 
»ben hineinblasen. Wahrend er dies thut, hat sich dus: ungefäht 
zleichalterige Söhnchen des H. an den Hahn des geladenen Ge⸗ 
wehrs gemacht — ein Knall, und das gerschmeiterte Gehirn ded 
unglücklichen Knaben fliegt in der Küche umher. Wenn dann der 
Vater beim Anblicke der Leiche in gewaltigem Zorne gegen seinen 
Sohn aufgebraust haben soll, wo war: wohl, moöchte man fragen, 
die groͤßere, wenn enicht die einzige. Schuld wauf Seiten des 
unwissenden Kindes oder derjenigen, welche; das Gewehr.an einen 
für Jeden zugänglichen Ort' setzten oder väselbst flehen ließen ? 
fa(Die Nothrin Ostpreußen)Justus von Liebig gibt 
in der „A. Z3.“ nachstehende beachtenswerthe Auftlärung: Im 
Angesicht der Bedrängniß der bedürftigen Bewohner Osipreußens 
t es vielleicht nicht ohne Nutzen, die Aufmertsamkeit darauf zu 
lenten, daß das Korn durch seine Verwandlung in Mehl an seinem 
Nährwerth verliert, das Roggenkorn 10 Procent, das Weizenkorn 
15 Procent. — Ein Getreidekorn ist ähnlich dem Ei gestaltet; 
so wie in diesem der fettreiche, eiweißarme Dotter umgeben ist von 
riner Schicht Eiweiß, so ist in dem Getreidekorn der stärkmehl⸗ 
reiche Keru eingehüllt in eine Schicht eines eiweißreichen Körpers, 
der beim Mahlen zum Theil in die Kleie übergeht; für die Blut⸗ 
bildung ist dieser am wichtigsten.— Durch Umgehung. der Gätz- 
rung in der Brodbereilung können ferner 2.bis 3 Precent Brod 
mehr gewonnen werden. — Wenu es sich um die Ernährung eu 
ner ganzen Bevölkerung handelt, so ist von der richtigen Verwen 
dung der zu ihrerer Erhal. ung erfoxderderlichen Mittel das: VLeben 
»on Tausenden abhängig, und die Beachtung wissenschaftlicher Grund— 
sätze wohl an ihrein Platze.“ Mit Brod und Getreideschrot können 
auf je 1000 Individuen einhundert und zwanzig mehr dor dem 
Hunger und seinen Folgen geschützzt werden, als mit Brod und 
Mehl. von welchem die Kleie-ubgesondert ist, bei gleichem Korn— 
verbrauch. Das ohne Gährung bereitete Kleienbrod (aus 2 Th. 
Roggen; und 1 Th. Weizenschrot) ist in meinem Hause tägtich 
Gebrauch, und wird don mir und meinen Angehsrigen und Gaͤncn 
nit Vorliebe gegessen. Weroes nicht kennt, der weiß nicht, welcher 
—AX