Full text: St. Ingberter Anzeiger

als 30 Mitglieder beiwohnten und die bid nach 10 ülhr währte. 
Zur Dedatte quf Brundlage der Zeifungsnachrichten über den In⸗ 
Jalt der Tarifreforin standen die Eisenzölle, alsv e 
krmätigung des Roheisenzolles von Nia Sgrewuf 5 Egr. 
Als Referenten füngirien die Abdg. v. Unruh, Dr. Strousberg, 
d. Blankenburg und Dr. Becker (Dortmund). Die ganze Sitzung 
vurde mit der Generaldebatte ausgefüllt und es wurde nament⸗ 
don den Abgg. Lesse, v. Hennig, v. Hoverbeck, Roß und Meier 
Brenmien) die Ausicht ausgesprocheir, daß eine iveitere Reduction 
des Roheisenzolls in Auüssicht genommen und nñnudestens der Zeit⸗ 
zunkt festgesetzt werden müßte, zu welchem der Roheifenzoll ganz 
aufzuhören hak. Dabei wurde die Ansicht bekämpft, daß die Herqb⸗ 
etzung des Waarentarifs eine Vorbedingung für die Herabfetzung 
des Zolles sein müsse, und ans einem wreichhaltigen Material nach⸗ 
jewiesen, wie günstig der Zustand der deutschen Eisenindustrie sei 
aind wie wenig diefeibe die Herabsetzung des Zolles zu befürchten 
habe. Donnerstug Abend soll die Specialditzeussion stattfinden. 
u Beirlim, 70 Mui. Die „Kreuzzertung beröffentlicht ihr zu⸗ 
jegungene und uls zuverlässig' bezeichnete Correfpondenzen aus Pa⸗ 
aͤs und Wien, woraus die wohlwollenden Gesinnungen, welche in 
vortigen Regierungskreisen für das Zollparlament herrschen, her⸗ 
porgehen und wodurch die Pariser Zeitungsgerüchte widerlegt wer⸗ 
en. Fuürft Lichuvrwsty ist bei einem Spazierritt vomn Pfetde 
zeftürzt und hat den Axm igebrochen — 
VLecuAp zig, 7. Mal. Eine gestetn Ddahier übgehaltene Ver⸗ 
ammlung von Fabrikankin trat einer hon 18 Firmen vorge⸗. 
egten Petition an den norddeutschen nde und den Reichs⸗ 
ag bei, in welcher die Verwandelung dez Paplergeldez det Ein⸗ 
eistaaten in Bundespapiergeld beantragt und weitet verlgugt wird, 
zaß die“ Privätbunken verpflichltet wetden, in Berlin, Leipzig und 
Frantfurt d. M. Einwechse uumgsste len zu halten. 
Wien, 6. Mai. FJil der Stadt sind beunruhigende Ge— 
ruchte über rine plötzliche ernste Erkrunkung des Reichskanzlers v. 
Beuͤst verbreitet. An competenter Stelle versichert man, daß das 
Anwohlsein einen ünbedenklichen Charakter habee.“ 
Wiuren,G. Mai. Frhr.v. Beisst befindet sich involler 
Besserung. Die heutige „Abendpost“ meldet über das nwohl⸗ 
sein Folgendes: Frhr. b. Beust wurde gestern Nachmittag von 
inem heftigen Anfall von Darmtolik mit Gallerbrechuugen be⸗ 
roffen; um Mitternacht krat einee wesentliche Erleichterung ein. 
Heute haben wir die beruhigende Gewißheit, daß das Unwohl⸗ 
sein keine etnste Bedeutung hä.... 
—58 — e Fraukreich. A 
Aus Pa riis AMal, wird? geschrieben: Fuͤrst Met 
nernich'ist gestern in Folge delegräphischer Einladimg sofört nuch 
Wien obgereiftftft. 
Pardks 8. Mal. Die Ahreise des Hen. b. Metlernich nach 
Wien giebt natuͤrlich Stoff zur ällerlei Vernluthungen. Die Ei⸗— 
nen hehaupten, der Fürst werde nicht wieder zurückkommen, da 
er init Hrn. v. Beiist auf übelein Fuͤße stehe, die Andereit, er sei 
inre zum Behif jpecieller Instructionseinhotnimn bezüglich der 
schwebenden europäischen Fragen niach Wien degangen. Schon 
»eshalb — fügen diese hinzu — werde der Fürst wieder zuxück— 
iehren, weil Hert. v. Beuft für den Fall, daß in Oesterreich die 
Reactivn wieder an's Ruder komme, sich selbst den Posten in Pa— 
is anfbewahre. Für dicse Abficht kounte eiujeßt eintretender 
Wechsel nur störend wirken. J 9 
..Aus dem Orient lommenfriedliche Rachrichten, Der Fuͤrs 
don VSerbien geht den Sommer wieder in ein westeuropsisches 
Bad, denkt also nicht an ernste Händel. Rußland hält, sich im 
Augenblick ganz in der Reserve; die Bewegung gegen, die oxtho— 
doxe Kirche in Bulgarien nimmt.iinmer mehr überhand z. und 
chließlich hat die Pforte ihre Truppen südlich der Donau in letz- 
erx Zeit vortrefflich ausgerüstet und außerdem die dortigen musel⸗ 
nännischen Grundbesitzer bewaffnet ünd zu einer Art uobiler Na— 
sionalgarde ausgebildet. Auch auf Kreta wird die Ruhe bald 
dergessellt sien. 
Paris, 6. Mai. Gegenüber den preußischen Beürlaubungen 
aimnit, der „Armeemoniteur“ ein Ptioritatsrecht für Frankreich 
in Anspruch: dieses habe schog Ende März 14,000 Manu ent⸗ 
lassen; Preußenn utit 12,000 Rann jci also jpäter gekommen. — 
—— 
Legion in Frankreich eine Aumestie erlaffen, die sichr jedoch nicht 
uuj die Militärpersonen bezieht, welche gus denr aetzven Dienste 
esextirt sind, noch auf die vormaligen hannover'jchen Officiere und 
Uuterosficiere, welche sich an zim Auslande organißrtenunilitäri⸗ 
— 
Paris, 6. Mai. Die —59 — von (30) Millionen) soll 
zunz uund gar unzureichend srinn 
Im Mongt. April hat das Haudelsgericht des⸗Seinedepar⸗ 
ements 144 Falliments-Erklärungen ausgesprochen. 
DIrtalien. * F 
Msem, 6. Mai. DerPapst weihle gestern zwei aus don Ver— 
nigten Staaten und Barcetona geschenkle Fahnen, Abergab die⸗ 
elben den Truppen und hielt dabei eine Rede worin es sich ener⸗ 
zisch für die Aufrechthaliung der meltlichen Herrijchaft 
aussprach. 
Florenz, 5. Mai. Der Kronprinz von Preußen ver⸗ 
ängert seinen Aufenthalt in Italien, um das neuvermählte Paar 
aach Neapel zu begleiten z auf der Rückkehr wird er die Arbeiten 
am' Tuunel des Mont⸗Cenis besichtigen. Der fraͤnzösische 
Besandte Maularet geht demnächst, man weiß nicht 
— nach Paris. * 
Die Atalienische Regierung ist einer über das thunze! Vand 
erbreiteten Verschwörung auf die Spur gekommen, welche zum 
Z3weck hat, die Gesellschaften zur gegenseitigen Unterstützung und 
die Arbeitervereine für die tepublikanische Partei zu gewinnen; es 
st ihr eine Art Procurn Mazzini“s in die Hünde gefallen, wo⸗ 
in er Personen, denen er vertraut, ermaͤchtigt, ihn zu vertreten, 
im die Gesellschuft, der sie argehören, für die Grundsätze und 
ziele der ullgemneinen republikanischen? Gesellschaft zu gewinnen 
Ddaß letztere über bedeutende Fonds disponirt, ist aizer Zweifel; 
ie verwendet dieselben zur Unterstützung! republicanischet Zeitungen 
und zu Striktes um der Revolution vorzuarbeiten und wird dubei 
on den Bourbonisten, Pupisten undn anderen“dteactionären mit 
eichen Geldmitteln unterstützt.nnn 
124 2 * 4 ni i s ¶6 te ñ. ν * 
Frankfurt a. MRaEin Vierteldes weilen Franb 
urter Hauptgewinnes von 50,000 Gulden ist nach Alt⸗Damm 
Ponmern) gelomnten, der Gewinn von 110.000 Gulden 
iach Trier. , — 
4 7. Linz, 6. Mai. Das hiesige Dampfschiff⸗Bureau telegra⸗ 
»hirt: Ein mit 4000 Centner Weizen- beladenes Schleppschiff 
cheiterte bei Passirung der Donaubrücke,“ Zwei Brückenjoche 
vurden rasirt. Menschenverlust moch unbekannt, nach der Allge⸗ 
neiuen Meinung sind zwei-Personen zu Grund gegangen. — Eine 
indere Nachricht lautet Ein von dem Donaudampfer Thetis“ 
us Schlepptau genommenes Schiffriß gestern bei der Bergfahrt 
or Regensburg los, stieß gegen die Brücke und versank mit allen 
vßersonen. Die Brücke stürzte ein, wobei ebenfalls mehrere Per⸗ 
onen das Leben verloren.. I 
T Steinfurt Kr. Friedberg. Das sogenannte„dicke 
dind“, Tochterchen des Bäckers Falk dahier, besindet sich mit 
einen Eltern auf der Leipziger Messe, um dort zur Besichtigung 
nusgestellt zu werden. Das Kind ist jetzt sieben FJahre alt und 
viegt beilaufig 180 Pfund. —0 p. 
a Passau-, 27. April. In einem Walde bei Schwaiberg, 
edg. Passau. wurde eine förmliche Diebshöhle entdeckt. Als uder 
. Forstwart H. mit; neuen Baumpflanzungen; in⸗ndieser Gegend 
eschüftigt war und bei dieser Gelegenheit much bei den früheren 
Fflanzungen nachfah, fiel ihm auf, daß: einige junge: Bämuchen 
»exdorrt waren. Er untersuchte sie und fand, daß siennur- ein« 
jesteckt und ohue Wurzeln waren. Bei näherer Unterfuchung bemerki 
er ein breites oam Boden liegendes Brett, hob es in die Höhe und sah 
nter demselden eiue Vertiefiuig und mehrete blecherne Milchkannen. 
er rief zwei in der. Mähe: hefindtiche Arbeiterinnen herbei, dis 
elbe heraussehmen sollten. Ats diese Hand anlegen wollten, er⸗ 
onte von der Hohle herauf eine kröftige Stimme: „Zurück vder 
ch jchieß Euch zujammen.“ Bis der alte Forstwart aber miit 
ilfsmanuschaft zurückkam, war der ntetirdische Bewohner ent⸗ 
lohen und uan furde nur noch in der Höhle 82 10 blecherne 
Nilchkennen, mehrere Stücke Blahen, ein Pulverhorn, Schlvefel. 
Zleikugeln eine feine Säge, nein Buude Schlüssel, Diettiche, 
Sechlusselabdrücke in Blei, Homgfladen, eine Heinzeibank, Hacken, 
Hrechwerkzeuge, Erdäpfel und einen Blechofen, dessen Kamin-bis 
m die Oherfläche der Erdet ging,Ob, diese dHöhle, dier oben 
orgfältig mit Erde und Westräuch bedeckt war, ine vder mehrere 
per onen bewohnten, fannnicht angegeben. werden, mirsonvdiel 
»ermuthet waa. daß schon Jahre lang darin Zein. Diebsgesindel 
auste, und sich die seit einiger Zeit iu hiesiger Umgebung“ vor⸗ 
omnienden Diebstähle an Schweinen, Schafen, Bioncukörben We 
rklären lassen. nuene 
St. Wendel, 4. ·Mai. Gesiern: Somitag, den8. Mañ 
dachmittags nach 3: Uhr, fuhr der Personenzug, polt Bingen 
danmendo, im Bahnhof Türkismühle ein, wonige Minulen spater 
vurde der: Guterzug von St. Wendel, karnrnend, sichtbar,“ umd 
ntgleiste die Maschine in einer Eutseruunge Von rirca 250 
Schritten (mit vielen schwer befrachteten Güttrwagen) d voin“ deui 
Jersonenzuge. Im Momenteerjcholl der Rufe rettei Ench! rettet 
Euch!“n Ein furchtbares Geschrei und: Durcheinauder rutstand in 
den Waggons und Alles sprang zunn demtiniedern Feitfterne: des 
uhig dasteheuden Persmenzuges hincurse. Glircklicherweiste brachte 
der Führer des Güterzuges die Lokomotide circa 50 Schritte vor 
—Xx