Full text: St. Ingberter Anzeiger

Tage aufzufchieben, und' sich in dieser Zwischenzeit mit den 
Hlaͤubigern zu einem zu treffenden Arrangement ins Benehmen 
ehe. — Eine weitere Generalversammlung soll spüter beru— 
en werden. 
— In Kaiserslautern werden am 18. Juli auf Anstehen 
„on Friedrich Carl Gottlieb zu Leipzig 1000 Stüch Actien der 
iIctiengesellschaft Leinen -Zwirnerei- und Weberei Otterberg“ 
wangsweise versteiget. 
F In Dürkheim ist das Project der Errichtung einer Wein⸗ 
zauschule daselbst auf getaucht. 
Ludwigshafen 10. Juni. Zur Erleichterung der 
Theilnahme an der Enthüllungsfeier des Lutherdenkmals in Worms 
im 24., 25. und 26. Juni hat die Direktion der pfälzischen Ei⸗ 
senbahnen folgende Fahrtaxermäßigung auf ihren Linien gewährt: 
J. au die Festbesucher wie an die eingeladenen Ehrengäste werden 
in den Tagen vom 24. bis 26. 1. M, bei sämmtlichen pfälzi⸗ 
schen Stationen einfache Fahrbillete nach Worms verausgabt. 
velche durch Aufdruck des Stationsstempels auf der Küchseite Gil⸗ 
igkeit zur freien Rückfahrt erlangen. Die von den Siationen 
zudwigshafen, Oggersheim, Frankenthal und Bobenheim veraus⸗ 
Jabten Billets besißen Itägige, jene der übrigen pfälzischen Sta⸗ 
sonen 2tägige Gilligkeit; die an die Ehrengäste und deren Fami⸗ 
ienglieder verausgabten Billete hingegen besitzen Giltigkeit vom 
24. bis 27, Juni. Da die Stadt Worms nicht genügende 
Quartiere zur Unterbringung der geladenen Ehrengäste und jhrer 
Familien darbietet, so haben sich die Nachbarstädte Frankenthal, 
Oggersheim und Ludwigshafen in freundnachbarlicher Weise zur 
Auͤfnahme eines Theils derselben bereit erllärt. Diesen Ehren⸗ 
züsien und ihren Familienangehörigen hat nun die Direktion der 
Ffälzischen Bahnen in liberaler Weise für die Fahrt nach ihren 
Quartieren zu Frankenthal, Oggersheim und Ludwigshafen an 
zen Abenden des 24., 25. und 26. sowie zur Rückfahrt mit den 
Pormittagszügen am 25., 26. und 27. Juni Tarfreiheit gewährt, 
venn dieselben mit Legitimationskarten versehen sind. Ebenso 
wvird den bei den Concerten Mitwirkenden, wenn dieselben mit Legi⸗ 
imationskarten versehen sind, Freifahrt bewilligt. 
f Landau—, 12. Jun. Gestern hat bei übherfülller Kirche 
Pater Roh, während des Abendgottesdienstes von 72 8 Uhr, sei⸗ 
jen ersten Vortrag gehalten und zwar gegen den „Materialis- 
nus.“ — In heutiger Juchtpolizeisitzung murde der Aufseher 
Schlegelmünch wegen Entführnng eines Mädchens unter 16 Jah⸗ 
ren und wegen weiterer Vergehen zu 8 Jahren Gefäugniß verur— 
heilt; die Staatsbehörde hatte 5 Jahre beantragt. Ueber die 
äheren Umstände der Entführung schreibt man der „Pf. Ztg.“: 
Schl. GBauaufseher) verheirathet, Familienvater und 44 Jahre 
ait, hatte vor einigen Wochen mit einem kaum vierzehnjähr igen 
Mädchen von hier das Weite gesucht, um sich jenseits des Oceans, 
vahrscheinlich im Musterstaate der vielbeweibten Mormonen, wo 
nan wenigstens von einer Anklage wegen Bigamie gesihert ist, 
ine neue Heimath zu gründen. Doch schon in Weißenburg, wo 
zie beiden Flüchtlinge als Graf Schwerin nebst Tochter sich im 
„Schwanen? einquartirten, erreichte sie des Schicksals Tücke. Die 
ioch allzu jugendliche Geliebte mußte mit ihren Angehörigen den 
stücweg antreten, und der verlassene Liebhaber wurde da er ohne 
degitimationspapiere war, über die Grenze gewiesen wo ihn sofort 
die Gendarmerie in Empfang nahm. Auf diese Weise erweckte 
ihn die unerbittliche Polizer aus dem süßen Traum, den er sich 
o schön ausgemalt hatte. 
f Die N. Nachr. berichten: Am letzten Sonntage kamen 
der Eisenbahn von Hohenschwangen 3wei Kistchen mit prachtvollen 
Alpenblumen hier an. Dieselben waren für die Frau Fürstin 
dohenlohe bestimmt und find von S. M. dem König mit 
ainer höchst freundlichen telegraphischen Depesche dem Hrn. Staats 
minister übersendet worden. 
4 Es sind und lommen außer Curs: Großh. Hess. Grund— 
tentenscheiue à 1, 5, 10, 85, 70 fll, am 30. Juni 1868. 
Schwarzburg⸗Sondershausener Cassenscheine vom 25. Dez. 1859 
im 31. Mai 1868. Fürstt. Reuß ä. L. 1 Thlr.Scheine vom 
15. Mai 1858. 
fSaarbrücken, 13. Juni. In dem Walde von Dif⸗ 
erten (Kreis Saarlouis) wurden in vorgestriger Nacht von dem 
xörster M. zwei Männer betroffen, welche bei dem Scheine einer 
Laterne Bohuengerten abschnitten. Von dem Beamten zur Rede 
gestellt, setzte sich, wie zu Protokoll gegeben worden sein soll, einer 
zer beiden Forstfrevler mit einem Beile zur Wehre, in Folge des⸗ 
en der Förster Gebrauch von seiner Schießwaffe machte und den 
Mann erschoß. Der Getroffene ist aus Differten und Vater von 
ünf Kindern. Der Förster machte sofort selbst Anzeige von dem 
Horgefallenen und es zeigte sich, daß dem Getödteten der Schuß 
in die Brust gedrungen war. Die Untersuchung ist eingeleitet. 
4 EEin despenstersehender Soldat.) Das Schwf. Tabl. läßt 
sich aus Würzburg schreiben, daß ein Soldat des 9. Infanterie- 
seg. auzs Furcht dor einer ihm Nachts zwischen 1112 Uhr am 
Festungsthor erschienenen schwarzen Katze das Gewehr wegwarf 
ind in die Stadt herunterfloh, wo er don einer Militärbatrouille 
rufgefangen und auf die Haupiwache eskoriirt wurde; mehrwdchent⸗ 
icher Arrest habe ihn von seiner Gespensterseherei zu kuriten 
»ersucht. . 
GHomo banditus.) Der Anklageschrift gegen den Grafen 
Fhorinsty entnehmen wir die Thatsache, welche den Angeklagten 
n eine Reihe mit den italienischen und sonstigen Banditen astellt, 
zaß man nämlich bei seiner Verhaftung und »Durchsuchung in 
Nuͤnchen einen Rosenkranz, mehrere Gebete und, wie die Ankla⸗ 
jeschrift sagt „andere Kleinigkeiten in seinen Taschen fand ⸗· 
In Wien stand vor einigen Tagen ein eigenthümlicher 
xẽ Delmann vor Gericht, Eduard Ehrenberg, Edler von Schwar⸗ 
enfeld. Er — war Hausknecht bei einem Comfortable⸗(Drosch⸗ 
en)stutschter und hatie seinem Herrn Geld gestohlen. Das Ge— 
icht verutheilte den, wie es scheint, letzten Repräsentanten der 
*7 ĩTlen von Schwarzenfeld zu sechs Monaten Kerker und zum 
Verluft des Adels““ * 
BSrieg. ⸗Am 7. d.! versuchte ein Schuhmacherlehrling 
ich in der Oder, nahe bei Garbendorf, der Warnung seines 
zehrherrn entgegen, zu baden. Da der Unglückliche unterzusinken 
egann, sprang sein Lehrherr ins Wasser, um jenen zu retten. 
Her Knabe klammerte sich aber dermaßen fest an den Reitenden, 
zaß dieser sich nicht über Wasser halten konnte und ebenfalls sank. 
zun stürzte sich auch noch ein Schumachergesell, der ein geschickter 
zchwimmer war, in die Fluth, um jenen Beiden Hilfe zu bringen. 
zeider wurde er aber von diesen so fest umtlammert, daß auch er 
ank und alle Drei unter dem Wasser verschwanden. Ihre Lei⸗ 
ind nach nicht gefunden worden. 
f UAm 3. ds. sind in Schweinitz (pr. Sachsen) 7 der Fa— 
nilie des Gastwirths Thomä angehorige Kinder und Verwandte 
zadurch ertrunken, daß der Wagen, auf dem fie sich befanden, um 
zie Pferde zu tränken in die Elster gefahren wurde, und plötzlich 
ammt Jusassen versant. ... . .... — 
Zum Gedächmisse der im Jahre 1866 gefallenen östervei⸗ 
hischen Krieger wurde auf dem Galgenberge bei Trautenau ein 
54 Fuß hoher Obelisk aufgestellt und eingeweiht. V 
In Illertissen nahm die: Tochter des Bezirksarztes, um 
hre Zähnschmerzen zu mildern, aus der Hausapotheke ihres Va⸗ 
ers ein Mitttel, an dem sie — sie hatte die Gläser verwechselt 
ind Strychnin erwischt — nach zwei Stunden starb. 
7 Eine Wette eigenthümlicher Art hat kürzlich in Ungarn 
wischen einigen Edelleuten stattgefunden. Die Wette bestand in 
er Behauptung von Seiten eines Herrn Michailowich gegen seine 
Hegner, daß die deutsche und franzöosische Gastfreundschaft ebenso 
zroß sei als die ungarische, und daß der wettende Parteimann, 
herr Michailowich, es unternehmen wolle, von Pesth nach Paris 
ediglich auf das Vertrauen der ihm zu gewährenden Gastfreund⸗ 
chaft zu reisen und weder für Unterhalt noch Reisekosten irgend 
ine Auslage machen müsse. Während der neunzehn Reisetage, 
velche Hr. Michailowich nun bereits zurückgelegt hat, ist es ihm 
oslsiändig gelungen, auf verschiedenen Edelhöfen, in Klöstern, bei 
Hutsbefitzern, Privaten und Militärs die freundlichste Arnfuahme 
ind Weiterbeförderung zu finden. Von Kehl wurde derselbe nach 
Zaverne und wie man weiter hörte, von dort bereits nach Nancyh 
zestens empfohlen, und so ist mit Gewißheit anzunehmen, daß der 
leine Rest des Weges bis Paris unter ähnlichen Verhältnissen 
nrückgelegt, die Wette für Hrn. Michailowich als gewonnen zu 
etrachten ist. Eigenthümlich und neu ist die Idee, von Pesth 
nach Paris unter ganz unbekannten fremden Personen freie Reise 
uuf Kosten der Gastfreundschaft zu finden; natürlich gehört dazu 
ruch die einnehmende Persönlichkeit des Wettenden; einem Jeden 
nöchten wir gleichen glücklichen Ausgang nicht in Aussicht 
tellen. 
f Die stehenden Heere verursachen den europäischen 
Poͤlkern jährlich eine directe Ausgabe von 500 Millionen Gulden. 
stechnet man dazu den Verlust an entzogener Arbeitskraft von 
50 Millionen, so kommt auf jede europäische Familie ein Capi-— 
alverlust von 225 fl. 
— Ein franzoͤsischer General ritt neulich mit sieben Oificieren 
en, alle in Civil, über die Kehler Brücke, sah sich um und kehrte 
urück. Die Sache hat weiter nichts auf sich, als daß sie ein 
gerede veranlaßt hat, es sei ein Proberitt gewesen. 
Der von Henry Rochefort in Paris herausgegebenen „Lan- 
erne“ wurde der Straßenverkauf wegen eines Artitels über den 
Tod des kaiserlichen Lieblings)undes Nero entzogen, und dadurch 
rst recht für die selbe Reklame gemacht. 
fLondon, 10. Juni. Eine fashionable gekleidete, interes⸗ 
ante junge Dame, Namens Annr Riczaby, erschien gestern vor 
»en Asissen im Central Criminalhofe, Rewgate, unter der Anklage 
der Poligamy. Sie hatte einen Arzt, Namens Blackmore, in 
Zouthampton, geheirathet, nachdem sie vorher mit drei verjchiede⸗ 
nen, dgegenwärtig noch am Leben hefindlichen Männern. Ebebündnifi⸗