Full text: St. Ingberter Anzeiger

war unter den axmen Einwohnern so groß, daß die meisten nur 
das nackte Leben retten konnten. und eine bisher ungelannte 
Anzahl von Pferden, Kühen und Schweinen verbrannten. Bis 
jetzi ist ermittelt, daß fiebzig Häufer und zweiundfünfzig Scheuern 
dis auf den Grunde ausbrannten, sa daß viele der Bewohner, 
pelche zu jener Stunde mit der Feldarbeit beschäftigt waren und 
ach eiligst zur Rettung nach Hause begaben, nichts ˖als rauchende 
Schutthaufen fanden. Der Schaden ist so, groß, daß allein an 
erbrannter Fechsung 80,000 Gulden zu Grunde gingen. 
n. Gas Empire) Aus Paris wird geschrieben Imn der 
dürzlich vollzogenen Ehe der Prinzessin von Mingrelien mit ˖ dem 
Prinzen Murat steigen bereits dichte Wollen auf. Geflern Abend 
hatten Beide im offenen Wagen in den elysäischen Felderneinen 
o heftigen Streit, daß die Vorübergehenden, Augen und Ohren 
zufrissen und der Scandah den höchsten Punlt exreichte · Im der 
Dochzeitsnacht selbst, die der Exliebhaber der Cora Pearl im Club 
dubrachte sosl ex 180,000 Fr. verloren haben.t 
4In Londo mibegann am 15. da. in den Rüumen des 
Sydenhammer Krystallpalastes das große Hänmdehb⸗Musfäkfest, 
bei welchem unter Betheiligung von 20,000 Besuchern, der 
„Wesfias“ zur Aufführung kam; datß Orchester- zählte allein 
120 Streichinstrumente. ι 36 
F London. In der Agrieultural Hall, wo nach Beendig⸗ 
ang der· Pferdeausstellung eine Menagerie ihren Wohnsitz aufger 
schlagen hatte, wurde es am AG6. d. Abends plößlichnlebendig, 
nochdem die Zuschauer schon längst nach Hause gegangen wavren. 
Ein Elephant hatte sich von seiner Kette loszumachen gewußt und 
taiteie seinen Nachbarn 4 Löwen, einen Besuch ab. Letztere schie⸗ 
nen mit dieser Fensterparede nicht ganz einperstanden zu sein, zu⸗ 
mal da sich der Rüssel des Besuchers vorwitzigerweise zwischen die 
Zäfiggitter drängte. Es entwidelte sich ein heftiger Kampf, den 
jelbst die herbeieilenden Wärter erst nach vielen vergeblichen An— 
trengungen, nach Verwundung eines Dienerg und dez Clephant.n 
selbsi. beizulegen im Stande waren . 
In Harley (Staffordshire) befindet sich eine Porzellanfabrik, 
deren Mauern seit einiger Zeit schadhaftaind starlrissig wurden. Man 
jorschte der Sache auf den Grund und fand, daß die unter den 
Fundamenten des Baues befindlichen Steinlohlenschichten durch die 
Defen der Fabrik in Brand gerathen waren. Vergeblich machte 
man alle moͤglichen Versuche, das Feuer zu ersticken, alles Ueber⸗ 
zießen mit Wafsfer erwies sich als fruchtlos. Man wird nun in 
der Tiefe den Herd des Feuers durch Mauern isolixen müssen, 
ahnlich wie es in den preußischen Gruben bei Duttweiler gesche⸗ 
hen, über denen sich der sogenannte .‚brennende Berg“ befindet. 
Auch hier brennt seit mehr als 100 Jahren die Kahle in Innerv 
des Berges, ohne daß man im Stande wäre, des Ferner za löschen. 
Die Vegetation an der Ober fläche ist üppiger als die der Umge⸗ 
dung und der Krater, der sich im Walde gebildet hat, war früher 
eine reiche Fundgrube von Sigillarienu. dergg. 
Am 17. ds. fand am Bord eines im Hafen zu Antwerpen 
zur Ausfahrt gerüsteten amerikanischen Schiffes ein Aufstand der 
Mannschaft stalt, der nur durch energisches Einschreiten des Com⸗ 
mandanten einer gleichfalls anwesenden amerikanischen Fregatte ge⸗ 
dümpft werden konnte. —8 
F Zu dem gegenwärtigen Momente, wo das tragische Ende des 
Fursten Michael von Serbien die politische Welt so sehr beschäf⸗ 
aͤgt, dürfte eine Statistik der in der letzten 20 Jahren auf regie⸗ 
tende Häupter verübten Attentate nicht ohne Interessen sein. Seit 
dem Jahre 1848 wurden 21. Attentate, die meisten ohnt 
den beabsichtigten Erfolg zu erreichen, unternommen. Am 26 
Rovember 1848 wurde auf den Herzog von Modena ein Mord- 
anfall versucht. — Am 12. Juni 1849 wurde ein Mordversuch 
zegen deun Prinzen von Preußen gemacht, als er sich in Minden 
Ingelheim aufhielt. — Am 22. Mai 1850 feuerte der Feuer⸗ 
werler Sefeloge einen Schuß auf den verstorbenen König von 
Preußen, traf ihn jedoch nur in den rechten Vorderarm. — Am 
28. Juni schlug der Erlieutenant Robert Pate mit einem schwe⸗ 
cen Stocke heftig nach der Köniain von England, ohne sie gefähr⸗ 
lich zu verlezen. — Am 24, September 1852 wurde in Mar—⸗ 
eille eine Höllenmaschine enideckt, welhe bei der (am 25. Sep- 
ember) erfohgten AnkunftNapoleon's Iil. verwendet werden 
sollte. — Am 18. Februar 1853 wurde der Kaiser Franz Jo 
seph auf einem Spaziergange von Johanu Libenyi mit einem 
Messerstiche in den Nacken verwundet. — In der Siztzung der 
talienischen Kammer zu Turin vom 16. April 1858 berichtete 
Graf Cavour über ein Attentat gegen Victor Emanuel U. — 
tm 5. Juli 1853 fand ein Attentat in Paris gegen Napo⸗ 
leon Ul. statt, als er eben in die Opéra eomique fuhr. — Am 
20 März 1854 schlitzte ein Unbekannter dem Herzoge Ferdinand 
Zarl Ul. in Parma mit einem Dolche den Bauch auf; 23 Stun— 
den später starb der Herzog unter den schrecklichsten Schmerzen. — 
Am 28. April 1855 feuerte Ivan Liverari auf der Chams-Ely⸗ 
ses zwei Pistolenschüsse nach Napoleon Ul. ab, ohne Erfolg. — 
Am 28. Mai 1856 wollte Rahmond Fuentes eben einen Pisto 
lenschuß anf die Königin von Spanien abfeuern, als ex von ei⸗ 
nem Polizeiagenten am Arme exgriffen und festgehalten wurde. 
Am 8. Dezember 1856 stach der Soldat Agesilaus Milano bei 
iner Reyue mit dem Bajonet, nach dem Fönige Ferdinand U. 
don Neapel: — Den 7. August 1857 wurden Bartolei, Tibaldi 
und Grille, die aus England nach Pacis gereißzt waren, um Na— 
»oleon Ul. zu tödten, verurtheilt. Am 14. Januar 1858 schleu⸗ 
)erten Orsini, Rudio, Pieri unde Gomez Bomben gegen, Napo⸗ 
leon Ul. in Paris; dieser wurde nicht getroffen, eind Menge an— 
derer Personen aber getödtet und verwundet? — Am 14. Juli 
1861 feuerte der Student Oskar Becker im Baden Badenauf 
den gegenwärtigen König von Preußen zwei Pistolenschüssen ohne 
hn zu treffen. — Am 18.. Deeember 18620 schoß der Student 
Aristides Drusios in: Athem einen Rebolver auf die Königin Ama⸗ 
lie hon Griechenland ab, ohne sser zu treffen. — Am 24. De⸗ 
ember 18683 wurden Greco, Trahueca, Imperatore und Scaglione 
n Paris verhaftet; sie maren von London dorthin gereist, um 
Napoleon Ul. zu tödten. — Am 14. April 18668 wurde der Prue 
ĩdent der Vereinigten Staaten, Abrah Lincoln, imn Theater zu 
Washington don Wilkes Booth getödtet. Am- 6. Upril 1866 
fand in Petersburg ein Uttentate auf den »Kaiser von Rußland 
zdurch Karakasoff statt; ferner am 6. Jum 1867 ein Mordver⸗ 
uch auf den Kaiser von Rußland in Paris durcht den Polen 
Bereczowstinmittelste eines. Pistolenschusses; endlich fand am 
O. dieses der Mordanfalle auf den; Fürsten Michaet von Ser⸗ 
dien statt..2, 
Aus der neueren Geschichte Serb i en 8 geben wir kurz 
oldende Daten? Der Mord des 8 Michael soll das Re⸗ 
ultat einer Verschwörung · ju Gunsten der Familie Georgivic sein. 
Die Rivalitäüt zwischen den Familien Obrenovie und Georgiepic 
zatirt schon aus den ersten Zeiten des serbischen Unabhängigkeits 
ampfes. Czerny Georg, ein. Sauhirt. und Milosch viyere 
rin Ochsenluecht, waren die Seelen ver Rebellion gegen die Tür ei 
u Anfang dieses Jahrhunderts. Ersterer schwang sich zum Herr⸗ 
cher eipot. 1818 mußte er auf osterreichisches Gebiet. flüqhten. 
Milosch bemächtigte sich bald darauf der Herrschaft und ließ sich, 
iachdem er. den zurüdgekehrten Czernh, aus dem Wege geräumt 
atte, zum erblichen Fürsten wählen. So wurde. die Dynastie 
Obrenodic gegründel. Milosch mußte 1839 von der Sktupischina 
ezwungen abdanken. Sein altester Sohn Milan regierte nur 
venige Wochen, dann der jeßt ermordete Michael bis 1842. Er 
ergriff vor einer Verschwdrung die Flucht. Der Sohn Czernys, 
Alexander Kara Georgiyic wurde auf den Thron berufen. Dieser 
nußte in Folge einer unter russischem Einfluß zu Stande gebrach— 
en Conspiration im Jahre 1858 flüchten. Milosch wurde von 
Neuem auf den Thron gesetzt, auf welchem er 1860 starb. Sein 
Rachfolger wurde sodann sein schon 1842 vertriebener Sohn Mi⸗ 
hael III. Obrenovic. So hat die Herrschaft seit länger als 50 
Jahren zwischen diesen beiden Dynastien gewechselt. 
Anm 19. d. Abends 8 Uhr fand in Tremald (der Vor⸗ 
tadt von Ybbs, welche von dem Brandunglücke am 17. ds. 
verschont geblieben war) ein erneuerter Brand statt. Das 
Unglück ist endlos. — — 
Am 13. d. wurde auf der Insel Rügen die 70jährige 
Feier der Einführung des Christenthums begangen. 
fMemel' 19. Juni. Zwischen einer Schmugglerbande 
ind russichen Grenzsoldaten ist es in der Gegend von Nimmersatt 
u einem ernsthaften Gefechte gekommen, wobei auf beiden Seiten 
mehrere schwer verwundet wurden. Die Schmuggler nahmen 
3 rusfische Soldaten gefangen, die sie auch, auf das preußische 
Vebiet zurückzeworfen, mit sich nahmen, dann aber freiließen. 
In Newyork bestehen noch 1017 Spielhäuscr und 168 
Pharobanken. n 
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Landwirt hschaftlicheeee. 
Ueber die Auflockerung des Untergrundes 
heilt uns Herr Rittergutsbesitzer Heinrich Ullmann in Rönig a. S. 
olgende Erfahrungen mit, die es verdienen, in den weitesten 
Kreisen bekannt zu werden. Ich gehörte, so sagte er uns, im 
Anfange der fünfziger Jahre zu denjenigen, welche die damals 
noch mit viel Mißtrauen angesehene Pulverdüngung, insbesondere 
dis Knochenmehl und seine Präparate mit bestem Erfolge anwen⸗ 
deten. Von Jahr zu Jahr wuchs meine Freude an den herr⸗ 
lichen Ernten, die meine Felder lieferten und die wirklich in mei— 
ner Gegend sprüchwörtlich geworden waren. Im Jahre 1857 
datte ich das Unglück, beide Beine derart zu brechen, daß eine 
»öllige Heilung nicht erzielt werden konnte; ich blieb so lahm, 
daß ich nur mit Hilfe einer strücke dann und wann einmal meine 
-Felder desuchen kounte. Ich mußte die Führunzg der Wirthschaft 
remden Leuten überlassen. In den Jahren 1838 und 1859 
iesen meine Ernten noch befriedigend aus, aber von 1860 an